Buchrezension: Leider geil, fett & faul von Christian Zippel

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Von Damian Minichowski | Benötigte Lesezeit: 13 Minuten |


Lange Zeit davor gedrückt und nun sitze ich doch hier an diesem lauen Freitagabend und versuche die richtigen Worte für Christian Zippels „Leider geil, fett & faul“ (kurz: LGFF) zu finden – Okay! Ich habs´ ihm ja auch versprochen! ;-)

Danke Christian! Ich lass krachen!

Danke Christian! Ich lass krachen – hoffe du auch!

Zu meiner Verteidigung kann ich nur sagen, dass es bisher daran gescheitert ist, weil ich den knapp 400 Seiten schweren Wälzer zum einen erst sacken lassen musste (er liegt mir immer noch im Magen!) und zum anderen hegte ich die Befürchtung, dass jedwedes Review diesem Monumentalwerk nicht gerecht werden würde. Aber ein Buch rezensiert sich nun einmal nicht von alleine! Nun kennen wir den guten Christian als jemanden, der sich gerne selbst neu erfindet, revolutioniert und wie aus heiterem Himmel mal eben die Fahrtrichtung wechselt. Mit seiner Abkehr vom klassischen Kraftsport/Bodybuilding, der Veräußerung sämtlichen Hab und Gutes und einem Leben als Neuzeit-Nomade, hat er dies mehr als anschaulich bewiesen.

Dies sollte einen aber nicht verwundern, denn wer sein Weltbild kontinuierlich hinterfragt und sich weiterentwickelt, der streift nun einmal alte Denkmuster und Verhaltensweisen ab, weil sie nicht länger seine Überzeugung widerspiegeln. Im Angesicht der persönlichen Weiterentwicklung wäre es also weitaus überraschender, wenn der aktuelle Christian Zippel in seiner weltlichen und geistigen Anschauung dem Christian Zippel von vor einigen Jahren gleichen würde. Die Natur steht nicht still.

Geblieben ist aber seine blumige Sprachakrobatik und ein gesellschaftskritischer Tonfall, der alles und jeden in Frage stellt und den Leser über mehrere hundert Seiten (und drei Hauptsektionen) hinweg begleitet. Wen man an seine vorherigen Bücher für einen Moment zurückdenkt, kommt man unweigerlich zu dem Entschluss, dass man es hier mit einem reiferen, aber immer noch kompromisslosen, Christian Zippel zu tun hat, der das Spiel mit den Worten zu spielen vermag, wie kein anderer.

Spielend einfach dem Ende entgegen

Ja, jetzt weiß ich ganz genau, warum ich mir so viel Zeit mit der Rezension zu LGFF gelassen habe. Dieses Buch ist nicht dafür geschaffen, um innerhalb weniger Stunden von vorne bis hinten durchgewälzt zu werden, so als ob es sich um eine leidige Schullektüre handeln würde, die man aus purer Faulheit und Unlust bis zum letzten Tag nicht angerührt hat, nur um dann festzustellen, dass die Buchbesprechung schon am nächsten Tag auf einen lauert, wie ein Schläger in der dunkeln Gasse (auch wenn es sicherlich genug Leute gibt, die das Buch mit Lesezeichen und Deckel innerhalb weniger Tage verschlungen haben).

Dennoch: Mit Unlust und Faulheit hat LGFF sehr viel zu tun, denn es geht um nichts anderes, als das schonungslose Triebverhalten der menschlichen Spezies – und wieso es viele von uns auf der Straße des Lebens ins Straucheln bringt.

Buchrezension: Leider geil, fett & faul von Christian Zippel

Züchtigung der Triebe und Disziplinierung des Körpers sind Christian nicht fremd. Das Training und die Meditationen gehörten zum Schaffensprozess von Leider geil, fett & faul genauso dazu, wie hedonistische Eskapaden und Genuss. Extreme sind ihm daher nicht fremd, wie er selbst offen und ehrlich zugibt.

Dieses triebgesteuerte Gebaren – faulenzen, fressen und ficken (O-Ton!) – das sich in der archaischen Zeit als sehr nützlich und vorteilhaft erwiesen hat, ist heutzutage leider mit einigen unschönen Konsequenzen verbunden. Der Wunsch nach einem leichteren und unbeschwerten Leben, war – und ist – seit jeher ein Ansporn für die technologische Weiterentwicklung. Ohne diesen Ehrgeiz und Erfindergeist würden wir heute keine Kühlschränke haben, wir würden keine Autos fahren und wir würden mit Sicherheit nicht jeden Tag gemütlich im Bürostuhl sitzen und bei der morgendlichen Durchsicht unserer e-Mails einen zucker- und fettgeschwängerten Milchkaffee genießen.

Es ist schon eine Ironie des Schicksals, dass die Dinge, die uns das Alltagleben erleichtern, uns auch im Grunde genommen langsam aber stetig zu Grunde richten. Multi-Milliardär Bill Gates sagte einst:

„I choose a lazy person to do a hard job. Because a lazy person will find an easy way to do it.”

Schön und gut. Der Faule findet die einfachste und/oder effizienteste Methode, um eine Aufgabe zu erledigen. Das Problem: Nach heutigen Maßstäben wird die diese Person leider vermutlich auch übergewichtig sein, an hohem Blutdruck leiden, ein schlechtes Blutfettprofil vorweisen, eine schlechte Haltung (und damit einen kaputten Rücken) sowie Diabetes haben – und damit sind wir eigentlich noch nicht am Ende des „Zivilisationskrankheiten-Spektrums.“

Mach Platz, Bello!

Christian Zippels Werk zeigt sehr anschaulich, wer eigentlich das Kommando im Team „Mensch“ besitzt und weshalb der innere Schweinehund und das Streben nach maximalem Genuss letztendlich dafür sorgen, dass wir uns in unseren eigenen Körpern nicht mehr wohl und zufrieden fühlen. Es liefert aber auch gleichzeitig die Erklärung, warum wir trotz Unwohlsein nichts dagegen tun!

Aber – und das ist vermutlich viel wichtiger – es zeigt auch auf, welche Wege und Möglichkeiten es gibt, um aus diesem Teufelskreislauf auszubrechen, wie man den Schweinehund zum Schoßhund erzieht und endlich die Kontrolle über das eigene Leben erlangt.

Buchrezension: Leider geil, fett & faul von Christian Zippel

Zum Buch – Leider geil, fett und faul

Buchrezension: Leider geil, fett & faul von Christian ZippelIch muss zugeben, dass ich (positiv) überrascht war, als ich das Buch in meinem Briefkasten vorfand. Tatsächlich habe ich erst nach dem Auspacken festgestellt, dass es sich um das besagte Werk handelt, welches mir Christian (sogar mit Widmung) zugeschickt hat. Das Gewicht und die Größe waren doch ein wenig anders als das, was ich sonst gewohnt war.

Die Hardcover-Version ist ein wenig größer als ein DIN-A3-Blatt und sehr widerstandsfähig. Das Buch hat mich mittlerweile auf zahlreichen Bahnfahrten, im Rucksack und am Mann, begleitet und es sieht immer noch aus wie neu; gelitten haben lediglich die Kanten, aber das ist der normale Verschleiß – die meisten Bücher sehen dann meist schon so aus, als wären sie bereits einige Jahrzehnte alt. Da ich eigentlich zur Taschenbuchausgabe greife, kann ich in diesem Fall über die edlere Aufmachung also überhaupt nicht meckern.

Das Cover mit seinem gelben Schriftzug bleibt etwas hinter meinen Erwartungen zurück, wenn ich ehrlich bin. Wer so schonungslos die Gesellschaft beschreibt, der hätte bei dem Titel auch ruhig die ungeschönte Wahrheit darstellen können. Stattdessen ziert ein weiblicher Blondschopf die Front, bei dem man aber den Körper (vermutlich bewusst) außen vor gelassen hat, um den potenziellen Kunden nicht abzuschrecken. Tja, man sollte ein Buch eben nicht nach dem Umschlag beurteilen, denn auch der ahnungslose Käufer kriegt in diesem Fall die volle Packung Zippel ab. Hauptsache der Inhalt stimmt!

Die gebundene Ausgabe schlägt bei Amazon mit einem Preis von 18,84 € „zu Buche,“ was auf den ersten Blick ein wenig überdurchschnittlich anmutet. Nach dem Lesen des Buches gebe ich euch aber Brief und Siegel dafür, dass in diesem Fall das Preis-/Leistungsverhältnis voll und ganz stimmt. Bei einem solchen Format, einer relativ kleinen Schriftgröße und knapp 400 Seiten kann man echt nicht meckern – da habe ich schon sehr viel mehr für sehr viel weniger bezahlt. Es handelt sich auch um eines der wenigen Bücher, wo ich die Lesedauer massiv unterschätzt habe. Hoppla!

Abzüge gibt es dagegen bei der eBook Version: Mit 14,95€ ist diese bei Amazon nur minimal günstiger, als das physische Pendant. Ganz ehrlich? Das kann ich nicht nachvollziehen, immerhin sind die Produktionskosten (und Vervielfältigungskosten) bei einem derartigen Format verschwindend gering. Da kann man auch ruhig die 3 € drauflegen und sich das echte Buch kaufen. (Ist ohnehin besser, wenn man mal wieder was nachschlagen möchte!)

Grob gesprochen umfasst das Buch knapp 50 Kapitel, welche sich in drei Hauptteile unterteilen lassen. Zwar hätte man meiner Meinung nach hätte die lateinischen Kapitelnamen weglassen können, weil das Buch selbst bereits ein ganzer Zitatenschatz ist, aber das ist sicherlich eine Frage des persönlichen Geschmacks.

Zum Autor: Christian Zippel

Buchrezension: Leider geil, fett & faul von Christian Zippel

Christian Zippel: Neuzeitphilosoph, Lebenskünstler, Weltenbummler, Autor. Der Gesichter hat er viele, doch in der Fitness-Szene kennt man ihn als kompromisslosen Minimalisten.

Ihr verlangt von mir allen Ernstes, dass ich euch Dr. Christian Zippel vorstelle? Falls ja, dann habt ihr unseren Blog vermutlich noch nicht so lange verfolgt oder einfach nicht genau gelesen, denn mittlerweile haben wir zahlreiche inspirierende und wachrüttelnde Artikel aus Christians Feder, die wir alle unter der Rubrik „Der Wille zur Kraftwiederveröffentlicht haben. Warum wiederveröffentlicht?

Ganz einfach: Bekannt geworden ist Christian Zippel vor wenigen Jahren durch seinen Kraftsport- und Bodybuilding-Blog Der Wille zur Kraft.

Im Verlauf dieser Zeit hat Christian nicht nur viele interessante Artikel rund um die Körperkultur verfasst, sondern auch eine ziemlich große Fanbasis aufgebaut. Mit seiner schriftstellerischen Tätigkeit folgten auch die ersten Veröffentlichungen in Buchform, darunter das gleichnamige Bodybuilding-Leitwerk „Der Wille zur Kraft: Die 10 Gebote kompromissloser Leistungssteigerung in Bodybuilding & Kraftsport,“ (auch heute noch ein Klassiker!) „HFT – Hochfrequenztraining & Auto-Regulation,“ „rosenrot – oder die Illusion der Wirklichkeit“ sowie das kürzlich erschienene „80/20-Fitness: Weniger investieren, viel erreichen.“

Neben einer Promotion im Bereich der Philosophie wurde Christian durch seine Polarität, Kompromisslosigkeit und Wandlungsfähigkeit bekannt und berühmt-berüchtigt. In einem Moment predigt er noch voller Leidenschaft die Bedeutung schwerer Gewichte beim Training und schon im nächsten Moment interessiert ihn das gar nicht mehr, weil die Funktionalität des Körpers in den Vordergrund gerückt ist. Man mag von ihm halten, was man will, aber eines ist Christian auf keinen Fall: kompromissbereit. Hat er erst seinen Kurs gesetzt, dann wird mit Volldampf voraus gesegelt.

Wie ich initial bereits geschildert habe, handelt es sich um einen sehr wissbegierigen progressiv-denkenden Menschen, der vom Leben einfach nicht genug kriegen kann. Doch wer wahrhaft leben möchte, der muss bereit sein an seine Grenzen zu stoßen (und sie auch durchzusstoßen) – und das kann kein anderer besser als Christian Zippel.

Er hat nicht nur alle Zelte abgebrochen und sein Hab und Gut auf das Nötigste reduziert, sondern obendrein auch seinen, über die Jahre gewachsenen, Blog eingestampft. (Erfreulicherweise erteilte er uns die Erlaubnis, seine alten Werke für die Nachwelt zu konservieren – daher findet ihr bei uns eben jene Kategorie „Der Wille zur Kraft,“ die ein Tribut an Christian Zippel darstellt, ohne den es – nebenbei gesagt – auch kein Aesir Sports geben würde, da seine Seite eine große Inspirationsquelle für mein eigenes Schaffen war.

Heute ist Christian auf der ganzen Welt zu Hause. Große Teile des vorliegenden Buches wurden daher – was nicht weiter erstaunen dürfte – an sehr unterschiedlichen Orten verfasst (darunter auch Fernost). So kann man seine Werke natürlich auch schreiben. ;)

Leider geil, fett & faul

“Wir brettern in die Zukunft gesteuert von einem uralten, blinden Hund. Er ist die Kraft, die Leben will, doch Krankes schafft. Statt das Steuer zu übernehmen, lassen wir das Tier bestimmen. Leider macht das geil, fett und faul.

Ich spucke in den gleichen Abgrund wie Nietzsche; den Abgrund zwischen Tier und Übermensch, über dem der Mensch als Seil hängt. Es ist gut, den Übermenschen zu lehren. Er ist nichts anderes, als der weise Mensch das Ziel dieses Buches, die Bestimmung unseres Wesens, der Name unserer Spezies Homo sapiens.” – Quelle

Inhaltsverzeichnis | Leider geil, fett und faul

Ab imo pectore – Aus tiefer Brust

Repetitio est mater studiorum – Wiederholung ist die Mutter des Studierens

Spiritus rector – Der leitende Geist

Cui bono – Wem nützt es?

O tempora, o mores – O Zeiten, o Sitten

I.Cogito ergo dumm: Warum uns der Körper auf den Geist geht, Kunst und Ficken

  • Ea est natura hominum – Das ist die Natur des Menschen
  • Rex regnat, sed non gubernat – Der König regiert, aber er herrscht nicht
  • Individuum – Einheit von Körper und Geist
  • Corruptio optimi pessima – Die Entartung des Besten führt zum Schlimmsten
  • Cave canem – Vorsicht vor dem Hund
  • Terra incognita – Unbekanntes Land
  • Operibus credite et non verbis – Glaube Taten und nicht Worten
  • Vigilia pretium libertatis – Wachsamkeit ist der Preis der Freiheit
  • Exercitatio artem parat – Übung macht die Kunst
  • Hic et nunc – Hier und jetzt
  • Cogito ergo sum – Ich denke, also bin ich
  • Natura non facit saltus – Die Natur macht keine Sprünge
  • Sublimare – Erheben
  • Verba docent, exempla trahunt – Worte lehren, Beispiele bekehren
  • Sex, Natur und Kultur – Die stecken alle unter einer Decke
  • Aliena vitia in oculis habemus – Die Fehler der anderen haben wir vor Augen
  • Clare et distincte – Klar und deutlich
  • Homo sapiens & Philosophie – Der weise Mensch und die Liebe zur Weisheit
  • Alea iacta est – Der Würfel ist geworfen
  • Carpe diem – Nutze den Tag
  • Divide et impera – Teile und herrsche
  • Mens fortis in corpore forti – Ein starker Geist in einem starken Körper

II. Die ruhige Seite der Kraft – Körperbeherrschung und wie man sie trainiert

  • Einleitung
  • 1. Aufrichten
  • 2. Atmen
  • 3. Fokussieren
  • 4. Stabilisieren
  • 4.1 Frontstütz
  • 4.2 Rückstütz
  • 4.3 Seitstütz
  • 4.4 Stand
  • 4.5 Hocke
  • 4.6 Handstand
  • 5. Versenken
  • Schluss

III. Vom Schweinehund zum Schosshund – Triebe kultivieren, Herrchen werden

  • Wir sind vom Kopf bis Fuß auf Triebe eingestellt
  • Den Hund an die Leine legen
  • Kennen Sie Dexter?
  • Sublimationstraining Numero Uno: Vom Kotzen und Fasten
  • Mein Kampf
  • Einmal Hungern bitte
  • Numero Due: Schluss mit Unzucht
  • Dominanz über Hans
  • Numero Tre: Bete und Arbeite
  • Arbeit macht das Leben aus
  • Wie verdient man „richtig“ Geld?
  • Numero Quattro: Körperkultur
  • Der Schatten des Wohlstands
  • Numero Cinque: Fuck die Komfort-Zone
  • Kampf der Gemütlichkeit
  • Numero Sei: Kleine, knackige Komfort-Killer
  • Numero Siette: Herrchen werden
  • Der Tod ist für uns alle da

Summa summarum – Die Summe der Summen

Wenn Sie…

Literatur

Bilder

Zum Inhalt | Leider geil, fett und faul

Buchrezension: Leider geil, fett & faul von Christian Zippel

Friedrich Nietzsche – Kaum ein Mensch hat Christian Zippel in seinem Denken so inspiriert wie er. Sein Einfluss zieht sich durch das gesamte Werk

Kommen wir zum SCHWIERIGSTEN Teil, nämlich dem kläglichen Versuch euch einen umfassenden Einblick in Leider geil, fett & faul zu liefern, ohne dabei allzu viel vorweg zu nehmen, euch den Lesespaß zu verderben oder essenzielle Punkte rauszulassen.

Wie ich bereits geschrieben habe, lässt sich das Buch in drei Hauptteile gliedern. (Die Einleitung mal außen vorgelassen) Müsste man das Buch mit einem Satz darstellen oder erklären, würde man bei folgender Beschreibung landen: „Was ist YOLO, wieso ist eine solche Lebensphilosophie schlecht und wie kann man ihr entkommen?“ (Und wenn ihr jetzt nicht wisst, was YOLO heißt, dann schmeiß` ich gleich mit dem virtuellen Schuh nach euch!)

Würden wir Maßhaltung praktizieren, würden wir vermutlich leichter durchs Leben kommen (auch wenn wir uns damit die Exzellenz versagen würden). Wir bewegen uns zu wenig, wir fressen zu viel, wir saufen zu viel und wir huren rum. Neben dem geregelten Arbeitsalltag hangeln wir uns von Wochenende zu Wochenende. Erlaubt ist alles, was der sofortigen Belohnung und Befriedigung der Sinne zuträglich ist. Dies bleibt langfristig natürlich nicht ohne Folgen, denn am Ende führt es zum Kontrollverlust. Der Spieler wird zum Spielball seines eigenen Verhaltens. Kontrollverlust über das eigene Leben, Kontrollverlust über den eigenen Körper, Kontrollverlust über die eigenen Triebe: Wenn der innere Schweinehund erst obsiegt, dann wird es mit zunehmendem Zeitverlauf immer schwieriger sich seinem Willen zu entziehen. Statt Herrchen zu sein, werden wir dann von unserem Verlangen dominiert.

Hierzu sollte man sich bewusst werden, dass LGFF kein typisches Buch ist. Der Autor schöpft aus den Vollen seines Philosophiestudiums und so erhält auch LGFF einen zutiefst philosophischen Charakter, reich gespickt mit erinnerungswürdigen Zitaten, was dafür Sorge trägt, dass man nach dem Lesen eines Kapitels erst einmal über das Gesagte nachdenken – reflektieren – muss.

Im ersten Hauptteil „Cogito Ergo Dumm“ schildert der Autor die grundlegende Problematik, die aus der unmittelbaren Lustbefriedigung resultiert. Hierbei skizziert er sehr anschaulich die Entwicklung und Mentalität der menschlichen Gesellschaft nach. Es wird deutlich, dass der Weg aus der Misere zumindest zum Teil über die Disziplinierung des eigenen Körpers führt.

Dies ist ein Schlüsselaspekt, impliziert er doch, dass Körper und Geist in einer gewissen Interdependenz zueinander stehen und nicht, wie uns viele Experten heute weißzumachen versuchen, unabhängig voneinander existieren (können). Mens fortis in corpore forti – Ein starker Geist in einem starken Körper.

Bewegungsarmut und die fehlende Beanspruchung unseres Bewegungsapparates führen nicht nur zu einer körperlichen Degeneration, sondern manifestieren sich auch auf kognitiver Ebene. Entfernt man die Variable Widerstand aus der Gesamtgleichung des Lebens, werden wir nicht nur bequem, sondern auch lethargisch und büßen auf allen Ebenen an Leistungsfähigkeit ein. Mit einem satten Falken jagt es sich eben nicht gut.

Der zweite Hauptteil widmet sich der körperlichen Seite – oder konkret: Der Körperbeherrschung, die mittels Meditations-, Atem- und Körpergewichtsübungen geschult werden soll. Das Training und die Beanspruchung des Körpers sollen nicht nur die Wahrnehmung stärken, sondern auch für die fleischlichen Aspekte der eigenen Hülle sensibilisieren. Da sich die Körpergewichtsübungen auch vom Schwierigkeitsgrad variieren lassen, findet selbst der trainierte Athlet seinen Meister, so dass sich die vorgeschlagenen Übungen zumindest für Sportfanatiker als Ergänzungstraining eignen. (Und manches davon hat es echt insich!)

Buchrezension: Leider geil, fett & faul von Christian Zippel

Christian hängt gerne mal ab und dann auch meist an exotischten Orten. Bei “Leider geil, fett & faul” handelt es sich de facto um ein internationales Werk, denn es wurde an unterschiedlichen Orten der Welt geschrieben.

Das Gute an den hier vorgeschlagenen Praktiken: Sie lassen sich nahezu jederzeit und überall durchführen und beanspruchen im Idealfall nur wenig Zeit, was sie auch für vielbeschäftigte Personen geeignet macht.

Schließlich geht es im dritten Hauptteil um die Wurzel allen Übels – und wie man sie ausreißt! Die „Wurzel“ ist in dem Fall der innere Schweinehund, der uns an allen Ecken des Lebens begegnet und zur unmittelbaren Lustbefriedigung anstiftet, sei es bei unserem Job, der Liebe oder der Körperkultur. Hier wird das Thema Komfortzone noch einmal ganz von hinten aufgerollt und am Ende gibt es ein sattes Pfund in Form von „kleinen, knackigen Komfort-Killern“ gratis dazu!

Wer jetzt noch überzeugt ist, dem präsentiere ich die Einleitung von Seite 8:

„Dies ist ein Buch zum Hassen und Lieben; ein subjektives Buch, wie jedes lebendige Buch. Den Funken der Be-Geisterung vermag nur entzünden, was selbst brennt.

Das Ziel des Buches: Es will begeistern, doch nicht Ihren Geist. Warum füllen, was überfüllt ist? Widmen wir uns dem geistigen Brachland unserer Gesellschaft: unserem Körper, wie er leibt und getrieben wird, unter Kleidung versteckt und vernachlässigt wird.

Das Buch ist in der Sprache des Körpers verfasst, für Ihren Körper, von meinem Körper – emotional, irrational, offen und widersprüchlich, mal klar und reißend, mal trüb, drückend und kreisend, aber immer mit ganzem Herzen und frei von Verstand. Tauchen Sie ein, lassen Sie sich treiben, lernen Sie zu verstehen, ohne zu denken; damit ihr Geist lernt, tiefer zu gehen als nur bis zum Hals.

Dort unten, unter dem Kloß, wo noch Platz ist, der Schweinehund sein Un-Wesen treibt und sabotiert, was der Geist wünscht, wartet nichts als die Erfüllung.

Steigen Sie herab, kämpfen Sie und begeistern Sie nicht nur das Dachstübchen, sondern das ganze Haus und den Garten Ihres Lebens gleich mit. In-Karnation ist nicht nur Weg der Götter, es ist auch der für Menschen – wenn sie welche werden wollen.“ – Christian Zippel, Leider geil, fett & faul, S.8.

Glaubt mir – es wird ein langer (aber lohnenswerter) Abstieg! Auf, auf!

Fazit | Leider geil, fett & faul

Buchrezension: Leider geil, fett & faul von Christian ZippelLeider geil, fett & faul hat mich begeistert und hat sich einen festen Platz in meinen All-Time-Favorites erobert. Was mich immer wieder daran fasziniert, ist die Tatsache, dass es sich hierbei um ein deutschsprachiges Buch handelt, welches nicht nur eine interessante Geschichte erzählt, sondern auch sehr bildlich und farbenfroh geschrieben ist – so als würde es beinahe lebendig werden. Es ist herausfordernd, ehrlich, ungeschönt – aber es besticht vor allem durch seine philosophische Ader, welche den Leser auf eine Reise mitnimmt, die nicht nur die Emotio, sondern auch die Ratio anspricht.

Das Werk von Christian Zippel behandelt ein Thema, mit dem wir uns tagtäglich konfrontiert sehen. Ein Thema, welches ein wahres und reales Problem darstellt, dass viele von uns instinktiv wahrnehmen – es hat sich bisher nur keiner getraut es so offen und direkt anzusprechen. Es ist die Dissonanz zwischen dem Leben, dem wir uns wünschen und dem, was wir tatsächlich leben – und das nur, weil wir uns in den meisten Fällen selbst im Weg stehen und die sofortige Belohnung des Triebs gegenüber den Dingen, die wir wirklich wollen und die uns gut tun, bevorzugen.

Herr Zippel, ich ziehe meinen Hut vor Ihnen! Dieses Buch wird nur schwer zu toppen sein! Absolute Kaufempfehlung von meiner Seite!

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Über

Damian N. „Furor Germanicus“ Minichowski ist der Gründer und Kopf hinter dem Kraftsport- und Ernährungsmagazin AesirSports.de. Neben zahlreichen Gastautorenschaften schreibt Damian in regelmäßigen Abständen für bekannte Online-Kraftsport und Fitnessmagazine, wo er bereits mehr als 200 Fachartikel zu Themen Kraftsport, Training, Trainingsphilosophie, Ernährung, Gesundheit und Supplementation geschrieben hat.

Zu seinen Spezialgebieten gehört das wissenschaftlich-orientierte Schreiben von Fachartikeln rund um seine Passion – Training, Ernährung, Supplementation und Gesundheit.

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