Faszination Fitness: Das Geheimnis der Faszien

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Faszination Fitness: Das Geheimnis der Faszien – Teil 1

Von Alexander Thomas | Benötigte Lesezeit: 29 Minuten |


Der Begriff Faszie ist nicht neu – er wird nur neu verstanden!

Der Begriff Faszie ist kein sonderlich neuer Begriff. Wenn ich mich mit Physiotherapeuten unterhalten schütteln viele den Kopf und antworten „Wir behandeln Faszien schon seit Jahren, wenn nicht sogar Jahrzehnten“. Das bezweifelt sicherlich keiner. Tatsache ist aber, dass der Begriff Faszie in den letzten Jahren, vor allem auch im Bereich Sport immer mehr an Bedeutung gewonnen hat. Im Zuge dieser Entwicklung geht es nicht da rum etwas Altes neu aufblühen zu lassen oder dem Kind einen neuen Namen zu geben. Tatsächlich haben neue Erkenntnisse und neue Modelle zu einer neuen oder weiter differenzierenden Betrachtung geführt. Zu diesen Modellen gehört das Faszien-Distorsions-Modell (kurz FDM).

Die größte Kritik, welche vor allem schulmedizinisch geprägte und überzeugte über das Modell loswerden: Mangelnde wissenschaftliche Belege und Untersuchungen. Und trotzdem verzeichnen Therapeuten durch die Anwendung dieses Modells bei Patienten mit Einschränkungen und Problemen am Bewegungsapparat beeindruckende Erfolge.

Chronische Schmerzen sind binnen weniger Sitzungen, teilweise nach nur einer Sitzung obsolet. Steife Gelenke gewinnen wieder ihre Geschmeidigkeit. Was von Schulmedizinern als „Unheilbar“ diagnostiziert wurde – Achtung provokativer Vorwurf: Um die eigene Unwissenheit zu überspielen – und zu einer deutlichen Lebenseinschränkung geführt hat kann binnen weniger Sitzungen rehabilitiert werden und zu einer komplett neuen, verbesserten und überzeugenden Lebensqualität führen.

Nun soll und wird dieser Artikel aber kein reines Geschwafel und keine Abrechnung mit der Schulmedizin. Im Folgenden werde ich euch den Begriff Faszien definieren, die Funktionsweise von Faszien beschreiben, die wesentlichen Distorsionen (Störungen, hier 4 der insgesamt 6) am Fasziengewebe definieren und beschreiben und die Definition des Modells beleuchten.

An dieser Stelle mache ich noch einmal deutlich: Alle Erklärungen und Beschreibungen finden aus dem Blickwinkel des Modells statt. Dadurch ist es unvermeidlich, dass es zu Reibungspunkten zwischen den bis dato gelehrten Meinungen und der hier aufgezeigten Betrachtung kommt.

Faszination Fitness: Das Geheimnis der Faszien

Es gibt 3 differenzierbare Betrachtungen: die schulische, die osteopathische und die des Modells

Zu Beginn eines jeden Modells gehören Definitionen. Meist sind es Begriffsdefinitionen oder (in der Mathematik) die Definition von Variablen. Zum besseren Verständnis des Modells definiere ich euch den Begriff Faszie.

Google ist in unserem Zeitalter des wissbegierigen bester Freund. Wirfst du Google an und suchst nach einer Definition von Faszien, so findest du in erster Linie die gängigen Betrachtungsweisen:

Wikipedia bspw. bezeichnet Faszie als „Weichteil-Komponenten des Bindegewebes, die den ganzen Körper als ein umhüllendes und verbindendes Spannungsnetzwerk durchdringen.“ Geht man die List an Ergebnissen und schaut sich die Definition von DocCheck an, so wird Faszie als „eine derbe Hüllschicht aus Bindegewebe, die einzelne Muskeln, Muskelgruppen oder ganze Körperabschnitte umgeben kann“. Schnell fällt auf, dass das Web viele weitere Definitionen zur Verfügung stellt und sich viele nur in Nuancen unterscheiden.

Die Ursache zu diesen unterschiedlichen Definitionen ist recht einfach zu begründen. Faszien werden schlichtweg unterschiedlich verstanden.

Faszination Fitness: Das Geheimnis der Faszien – Teil 1

Aufbau der Muskulatur inklusive Abbildung der Faszie (“Fascia”). (Bildquelle: designua / Fotolia)

Die Schulmedizin betrachtet Faszie als bindegewebige Muskelhülle und schenkt ihr ansonsten keine weitere Aufmerksamkeit. Kurz gesagt: Sie ist vorhanden. Dem gegenüber ersteht die Osteopathie Faszien als Bindegewebshülle, was die Annahme begründet, dass Faszien Spannungskräfte und –zustände übertragen. Das hier vorgestellte Modell geht noch etwas weiter. Demnach sind Faszien straffes und weiches kollagenes Bindegewebe. Diese Betrachtung schließt u.a. Sehnen, Bänder, Kapsel als Faszie ein.Faszien stellen eine dreidimensionale Hülle des Körpers dar

Eine Gemeinsamkeit aller Betrachtungen ist die Tatsache, dass Faszien zumindest bindegewebige Verbindungen sind, welche kontinuierlich durch den Körper gehen und eine Art „dreidimensionale Hülle“ darstellen.

Das FDM differenziert in zwei Schichten von Faszien: Die Oberflächliche und die Tiefe. Oft wird eine dritte Schichte bestimmt, die viszerale Schicht. Im FDM wird die viszerale Schicht als Bestandteil der tiefen Schicht verstanden. Der Unterschied besteht darin, dass die oberflächliche Schicht unmittelbar unter der Haut liegt und Verbindungen zu Unterhautfettgewebe, Nerven, Arterien, Venen und Lymphgefäße hat. Die tiefe Schicht hingegen liegt um den Muskel herum, fixiert und hält diesen zusammen, sorgt für Beweglichkeit umhüllt und schützt damit Nerven, Organe, Knochen, Blut- und Lymphgefäße.

Innerhalb der Faszie selbst befinden sich freie Nervenendigungen. Dies – so die Annahme – ist der Grund, warum mechanische Reize über Faszien vermittelt werden können. Darin liegt die Ursache, warum Faszien für eine Behandlung solch eine enorme Bedeutung haben.

Die 5 Funktionen des Modells

Aus der Definition des Begriffs Faszie lassen sich unterschiedliche Funktionen von Faszien ableiten. Das Modell selbst definiert fünf – in meinen Augen faszinierende – Funktionen des Fasziengewebes:

  • Träger
  • dynamische Stabilität
  • Stoßdämpfung
  • Schutz und
  • Transport

Funktion #1: Faszien sorgen für Form und Kontur – Die Träger- und Übertragungsfunktion

Untersuchungen haben gezeigt, dass die am Muskelursprung gemessene Kraft nicht der am Muskelansatz gemessenen Kraft entspricht. Die Kraft muss irgendwo hin sein, sie verfliegt ja nicht ins Nirgendwo.

Da der Muskel ebenfalls von Faszien umgeben und durchflochten ist geht man davon aus, dass Faszien eine Kraftübertragungsfunktion haben. Diese Funktion ist maßgeblich von der Gleitfähigkeit (Verklebung) der Faszien Struktur abhängig. Eine erhöhte Verspannung der faszialen Struktur führt zu Verklebungen. Verklebungen schränken die Gleitfähigkeit der Faszie ein. Eine eingeschränkte Gleitfähigkeit führt zu einer reduzierten Kraftübertragungsfähigkeit. Die einwirkende Kraft wird sich aber nicht verändern und in der Folge muss der Muskel mehr Kraftleistung aufbringen.

Diese Mehrbelastung der Muskulatur führt zu Verspannungsschmerzen der Muskulatur. Spätestens wenn du das nächste Mal auf der Liege deines Physiotherapeuten liegst, dieser Gewebe triggert, dein BWS-Syndrom behandelt oder andere „diagnostizierte“ Verspannungen und du ein ausstrahlendes ziehen gefolgt von einem Gefühl der Entspannung bis in andere Extremitäten verspürst. Dann kannst du unter Berücksichtigung einer eingeschränkten Kraftübertragungsfunktion den Zusammenhang herstellen.

Die Träger- und Kraftübertragungsfunktion werden als eine Funktion zusammengefasst verstanden.

Funktion #2: Wie ein Baum im Wind – Die Funktion der dynamischen Stabilität

Betrachten wir einmal Bäume, Getreide oder Gräser. Wenn ein starker Wind geht bleiben jene trotzdem in ihrer Form bestehen – mit Ausnahmen. Man erkennt lediglich eine gewisse Nachgiebigkeit. Sobald es windstill ist nehmen sie ihre ursprüngliche Form wieder an. Es existiert eine gewisse Dynamik bei gleichzeitiger Stabilität.

Auch das Fasziengewebe weist diese Funktion auf: eine dynamische Stabilität. Wäre dem nicht so, so könnten wir vielen von außen einwirkenden Impulsen nicht standhalten und unser Leben würde nicht existieren. Wir würden bei jedem stärkeren Impuls schwerere Verletzungen davontragen.

Funktion #3: Warum wir Kraftimpulse überleben – die Stoßdämpferfunktion

Wer kennt die Geschichten von unglaublichen Stürzen, Sport- oder Autounfällen nicht. Man hört sie sich an, hat einen teilweise entsetzen Blick drauf und am Ende erfährt man, der Person selber ist nichts weiter passiert. Jeder denkt sich einfach nur: Wahnsinn! Mit einem Hauch von Sprachlosigkeit.

Bestimmt gibt es physikalische Erklärungen. Der richtige Kraftvektor zur richtigen Zeit im richtigen Verhältnis blablabla…. Keine Frage spielt das mit eine Rolle. Nicht zu übersehen ist die Fähigkeit der Faszien, Kraftimpulse mittels einer Stoßdämpfungsfunktion zu absorbieren. Der ganze Körper ist darauf ausgelegt, Impulse über eine Stoßdämpfung zu absorbieren.

Betrachten wir die Wirbelsäule welche in Verbindung mit den Bandscheiben tagtäglich Kräfte absorbiert. Wenn wir etwas aus der Luft fangen, keinen Ball, einen Menschen – beispielsweise kleine Kinder die wir in die Luft werden – wirkt ein Kraftimpuls auf den Körper. Durch die Verkettung und Vernetzung des Fasziengewebes durch den kompletten Körper sind wir in der Lage diese Kraftimpulse über den Körper zu verteilen und sogar bis in den Boden abzuleiten.

Funktion #4: Faszien opfern sich der Gesundheit wegen – die Schutzfunktion

Natürlich ist diese Funktion nicht perfekt. Das zeigt sich immer wieder bei teilweise banalen Unfällen oder Stürzen wo es zu Prellungen oder einer Bewegungseinschränkung kommt. Trotzdem ist auch dies einer Funktion des Fasziengewebes zuzuschreiben.

Ist der Kraftimpuls für die Stoßdämpfungsfähigkeit zu groß, reist Fasziengewebe oder es kommt zu besagter Prellung/Stauchung. Dafür ist das Fasziengewebe vorgesehen. Bevor Knochengewebe oder Organe durch einen Kraftimpuls eine Verletzung davon tragen reist zunächst die Faszie oder trägt in irgendeiner Art eine Störung/Verletzung davon.

Warum mal stärkere, mal schwächere Impulse ausreichen, um eine Verletzung herbeizuführen das hängt von vielen Faktoren ab: Liegt bereits eine Störung der Faszie vor? Wie war die Gelenksstellung? Welcher Kraftvektor ist bei welcher Gelenkstellung aufgekommen usw. Vor allem aber die Vorbelastung der Faszien Struktur bzw. störungsfreie Funktion spielt eine wesentliche Rolle. Davon ist abhängig, ob ein stärkerer oder schwächerer Impuls benötigt wird um eine weitere Störung herbeizuführen.

Das Modell geht sogar noch einen Schritt weiter. Da Faszien nicht nur Organe umhüllen, sondern diese auch durchdringen und segmentieren, geht man davon aus, das Faszien bei einem Befall von Viren oder Bakterien den befallenen Bereich segmental „versiegeln“ und so eine Ausbreitung verhindert werden soll.

Funktion #5: Nicht nur Schützer, sondern auch Versorger – Die Transportfunktion

Die letzte aber nicht weniger wichtige Funktion zeigt sich im Transport von Abbau- und Aufbaustoffen wieder, weshalb sie den passenden Namen Transportfunktion erhält. Zwischen Faszien wird (Lymph)Flüssigkeit transportiert wodurch die Versorgung von Abbau- und Aufbaustoffen sichergestellt wird.

Diese Versorgung ist absolut notwendig um eine maximale Leistungsfähigkeit zu gewährleisten. Die Logik zwingt einem regelrecht auf, dass eine Störung dieser Funktion – bspw. durch Verklebungen/Verspannungen – zu einer Reduzierung der maximalen Leistungsfähigkeit führt. Ähnlich wir im Produktionssektor der Industrie: Beim Ausbleiben von Ressourcen, findet keine Produktion statt.

Faszination Fitness: Das Geheimnis der Faszien

Faszien übernehmen wichtige Funktionen – sie übernehmen eine Trägerfunktion, sie ermöglichen eine dynamische Stabilität, sie wirken als Stoßdämpfer, bewahren die Gesundheit und fördern den Transport von Auf- und abbaustoffen. (Bildquelle: Fotolia / printemps)

Kurz zusammengefasst: Faszien sind mehr als nur eine Hülle

Zu Beginn habe ich den Begriff Faszien definiert. Nach diesem Modell sind Faszien weit mehr als nur eine Hülle. Es sind bindegewebige Verbindungen die sich als Netzwerk durch den kompletten Körper erstrecken, Muskeln, Organe, Nerven, Venen, Arterien und vieles mehr umgeben und eine Art dreidimensionale Hülle darstellen.

Neben den „Hüllen“ geht das Modell davon aus, dass auch Sehnen, Bänder, Gelenkskapseln etc. als Faszien Struktur zu verstehen sind. Aus dieser Betrachtung heraus ergeben sich fünf wesentliche Funktionen, welche diese Struktur in unserem Körper übernimmt. Dazu gehören: die Träger- und Kraftübertragungsfunktion, die Funktion der dynamischen Stabilität, die Stoßdämpfungsfunktion, die Schutzfunktion und die Transportfunktion.

Alle Funktionen sind wesentlicher Bestandteil für das Funktionieren unseres Körpers. Eine Störung der Struktur führt zu einer Störung und zumindest nicht einwandfreien Ausübung der aufgezeigten Funktionen. Dies führt zu vielerlei Beschwerden am Bewegungsapparat wobei die Beschwerden selbst meist nur das Symptom darstellen und die Ursache in einer Störung der Faszien Struktur besteht. Damit gewinnt die Faszien Struktur, entgegen der schulmedizinischen Betrachtung „Sie sind da“, eine essenzielle Bedeutung.

Weitere Begriffsdefinitionen des Modells

Im folgenden Abschnitt werden einige letzte Definitionen aufgezeigt bzw. erkläre ich ein paar letzte Begrifflichkeiten. Diese Begrifflichkeiten beziehen sich zu einem Großteil auf die Diagnostik des Modells. Es wird sich zeigen, dass die Diagnostik mit nur wenigen, kostengünstigen Instrumenten einen sehr großen Mehrwert bietet und die Ursache vieler Bewegungseinschränkungen sehr schnell identifiziert werden kann.

Die ausschlaggebende Stärke des Modells: Körpersprache

Stephen Typaldos, ein US-amerikanischer Mediziner und Osteopath, hat dieses Modell begründet und federführend „entwickelt“. Bereits 1991 hat er das erste Triggerband für sich entdeckt. Für diese „Entdeckung“ hat er keine bildgebende Diagnostik angewendet oder an Körpern rum geschnitten. Lediglich ist ihm aufgefallen, dass seine Patienten zur Schmerzdarstellung die gleiche Körpersprache verwendeten, während sie in der verbalen Beschreibung durchaus unterschiedliche Begrifflichkeiten nutzten.

Viel mehr steckt auch gar nicht in der großen Stärke dieses Modells, doch ist diese Stärke ein ganz wesentlicher Unterschied zu vielen anderen Behandlungsansätzen: Die Analyse der Körpersprache während der Schmerzbeschreibung.

Neben dem Triggerband hat Typaldos fünf weitere Distorsionen identifiziert:

  • Die Continuum Distorsion
  • Den Hernierten Triggerpunkt
  • Die Zylinder-Distorsion
  • Die Faltdistorsion und
  • Die tektonische Fixation

Die einzelnen Distorsionen werde ich im späteren Verlauf erläutern, ebenso wie ich die Diagnostik noch einmal aufgreife. Zuvor aber gehe ich auf die an dem Modell verübte Kritik ein.

Das Modell baut auf keinen wissenschaftlichen Belegen auf

Die wohl größte Schwäche des Modells – zumindest aus Sicht der gängigen Kritiker – sind mangelnde wissenschaftliche Belege. Würde das Modell von sich behaupten es wäre vollkommen, so könnte ich diese Kritik auch zu 100% nachvollziehen. Doch sind sich die gängigen Vertreter des Modells darüber im Klaren, dass das Modell nicht vollkommen ist.

Faszia: Lat. Das Bündel, medizinisch Bindegewebe

Distorsion: Verdrehung, allgemein im Sinne des Modells als Störung verstanden

Modell: zweckmäßige Betrachtung der Wirklichkeit

Im Gegenteil. Das Modell stellt lediglich eine zweckmäßige Betrachtung der Wirklichkeit dar. Es erhebt damit keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit oder Wahrheit. Es wäre auch ziemlich naiv das zu tun. Auf jeden Fall ist an der Kompetenz jener Person zu zweifeln, die diese Aussage tätigt denn die Vergangenheit und neusten Erkenntnisse aus der Gegenwart zeigen immer wieder: Wir wissen nicht alles und woher können wir wissen, dass wir tatsächlich alles wissen?

In diesem Zusammenhang finde ich es interessant, dass Kritiker einem Modell mangelnde wissenschaftliche Belege vorwerfen, obwohl dieses Modell auf Beobachtungen aufbaut. Nur weil es keine metrische Studie gibt, welcher irgendwelche Variablen, Standardabweichung, Varianz usw. zugrunde liegen kann ich nicht behaupten, dass etwas nicht belegt ist. Auch die Beobachtung ist durchaus eine in der Wissenschaftstheorie bekannte Methode.

Und, zugegebenermaßen jetzt mache ich es mir einfach aber deswegen ist es nicht verwerflich: Bisher konnte noch keiner beweisen, dass dieses Modell falsch ist. Gerne kann wissenschaftlich darüber diskutiert werden, dann aber bitte mit Tatsachen oder „Beweisen“, welche Aussagen des Modells tatsächlich entkräften.

Der Erfolg gibt einem Recht und das Modell erzielt beeindruckende Erfolge

Tatsache ist das passende Stichwort. Eine Tatsache die unanfechtbar ist: Während viele Schulmediziner (v.a. aufbauend auf meinen eigenen Erfahrungswerten) kopfkratzend vor chronischen Beschwerden stehen, keine zielführende Therapie kennen um die Lebensqualität wiederherzustellen und keinerlei zielführende Therapien für so genannte „frozen shoulders“ haben, zeigen Therapieansätze nach diesem Modell in genau diesen Fällen beeindruckende Erfolge.

So kann der Bewegungsumfang einer „frozen shoulder“ binnen weniger Minuten wiederhergestellt werden oder diagnostizierte chronische Schmerzen mittels weniger Handgriffe oder nur ein paar Sitzungen komplett rehabilitiert werden. Mir bleibt nur zu sagen: Der Erfolg gibt dem Modell Recht.

Die Drei-Säulen-Diagnostik: Klinisch, Köpersprache, Palpation

Ich komme zurück auf den größten Mehrwert zu sprechen: Die Körpersprache. Allgemein werde ich im Folgenden die Wege der Diagnostik beschreiben. Diese umfasst drei Säulen. Die Körpersprache ist eine dieser Säulen. Ergänzend wird eine klinische Betrachtung vorgenommen und die dritte Säule stellt die Palpation dar.

Säule #1: Die Körpersprache

Das Modell versteht die Körpersprache als Versuch sich selbst zu behandeln. Wenn wir an jede Ecke unseres Körpers kämen und überall den gleichen maximalen Druck aufbringen könnten, wäre die Sache schon erledigt – zumindest was die Beschwerden am Bewegungsapparat betreffen.

Doch die Anatomie unseres Körpers schränkt uns ein. Des Weiteren haben wir einen eigenen Schutzmechanismus was Schmerz betrifft. Die Masse von uns kann – aufgrund des Schutzmechanismus – nicht den notwendigen Druck aufbringen, weil mit dem notwendigen Druck ein Mindestmaß an Schmerz verbunden ist.

Dieser Druck ist notwendig um einen Behandlungserfolg herbeizuführen. Gleichzeitig ist dies aber auch ein Problem, weshalb viele vielleicht niemals von ihren Leiden befreit werden können. Der Grund liegt in der individuellen Schwelle der Schmerztoleranz. Bei manchen ist diese so niedrig, dass ein Behandlungserfolg ausbleiben wird.

Die Körpersprache ist nicht manipuliert, sie ist natürlich.

Für mich gibt es einen weiteren Mehrwert der Körpersprache und diese hat mit Sozialisierung und Erziehung zu tun. Während wir im Rahmen unserer Erziehung Begrifflichkeiten erlernen und diese mit Bedeutung hinterlegen, diese Bedeutungen sehr stark gesellschaftlich abhängig sind und teilweise sogar innerhalb einer Gesellschaft noch einmal unterschiedlich verstanden werden, ist die Körpersprache zur Schmerzdarstellung eine naturgegebene intuitive Gestik, welche uns keiner beigebracht hat. Sie wurde auch nicht durch dritte Konditioniert. Aus diesem Grund ist anzunehmen, dass die gleiche Körpersprache bei unterschiedlichen Patienten die gleiche Ursache beschreibt.

Würde man die Bedeutung der drei Säulen bildlich darstellen, so wird die Körpersprache wohl durch die breiteste Säule dargestellt um zu verdeutlichen, dass dies der wichtigste Schritt der Diagnose hin zu einer zielführenden Behandlung ist.

Faszination Fitness: Das Geheimnis der Faszien – Teil 1

Abbildung 1: Säulenmodell der Diagnostik (Bildquelle: Alexander Thomas)

Säule #2: Die klinische Betrachtung

Die klinische Betrachtung bedient sich vor allem der schulmedizinischen Betrachtung. Dabei erklärt der Patient den Unfallhergang, aufgrund welchem der Therapeut bereits erste Rückschlüsse ziehen und einige Distorsionen ausschließen oder einschließen kann. Hier gilt: Je detailreicher die Schilderung des Unfallhergangs, desto besser die Anamnese.

Säule #3: Die Palpation

Die Palpation ist ebenfalls eine bereits gängige Methode. Sie beschreibt die Diagnose durch Betasten des Körpers. Spätestens daran lässt sich – meiner Meinung nach – sowohl ein guter Arzt als auch ein guter Therapeut erkennen.

Dennoch spricht das Modell dieser Säule eine eher untergeordnete Rolle zu. Die größte Herausforderung bei dieser Säule ist die Erfahrung und das Fingerspitzengefühl. Es bedarf viel Übung die richtigen Rückschlüsse zu erzielen und nicht jeder wird dazu in der Lage sein. Das ist ähnlich wie mit dem Taktgefühl: Manche haben es und können gut tanzen, andere nicht.

Das bisher geschrieben kurz zusammengefasst…

Damit komme ich an das Ende des ersten Teils. Der nächste Teil behandelt eine ausgiebige Erklärung der Distorsionen selbst, den dazugehörigen Diagnosen und die Merkmale der Körpersprache.

Zuvor fasse ich die wichtigsten Punkte noch einmal stichpunktartig zusammen.

  • Das Faszien-Distrosions-Modell nach Typaldos entstammt der Osteopathie.
  • Faszien sind bindegewebige Verbindungen und stellen eine „dreidimensionale Hülle“ dar.
  • Es wird in oberflächliche und tiefe Schichten unterschieden
  • Es bestehen Verbindungen, ein Netzwerk zu sämtlichen Bestand- und Einzelteilen unseres Körpers (Muskeln, Arterien, Venen, Nerven, Organen, Knochen, Blutgefäße etc.)
  • Faszien übernehmen 5 essenzielle Funktionen in unserem Körper: Die Träger-, Kraftübertragungs-, Stoßdämpfung-, Schutz-, Transportfunktion und die Funktion der dynamischen Stabilität
  • Eine Störung der Gleitfähigkeit der Faszien führt zu einer Störung der zu übernehmenden Funktion der Faszien. Punktuelle Muskelverhärtungen können (haben meist) ihre Ursache in einer Funktionsstörung des Fasziensystems.
  • Das Modell geht von sechs Störungen aus: Triggerband, Continuum Distorsion, Hernierter Triggerpunkt, Zylinder-Distorsion, Faltdistorsion und tektonische Fixation.
  • Als Modell hebt es keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Wahrheit.
  • Die Diagnostik baut auf den drei Säulen der Körpersprache, der klinischen Betrachtung und der Palpation auf.

Die tatsächliche Ursache für chronische Schmerzen und wie du sie loswerden kannst: Triggerbänder

Das Modell unterscheidet Triggerbänder in 3 unterschiedliche Arten:

  • Das verdrehte Faszienband
  • Die Aufspaltung einer Faszie und
  • Die Einlagerung von Kalzium entlang einer Stresslinie

Zwar sind alles drei Triggerbänder, doch der Grund zur Entstehung der Distorsion ist bei allen drei Arten unterschiedlicher Natur.

Das verdrehte Faszienband

Dem Begriff des Bandes ist der Hauptgrund bereits zu entnehmen. Rotationskräfte führen in erster Linie zu einem verdrehen des Bandes. Sehr starke Schmerzen sind mit einem solchen Triggerband verbunden.

Das Modell geht davon aus, dass Verletzungsmuster welche wir bisher als Prellungen oder Muskelfaserrisse verstanden haben ihre Ursache in verdrehten Triggerbänder haben.

Die aufgespaltete Faszie

Auch in diesem Fall liegen ungünstige Scherkräfte als Ursache vor. Die Aufspaltung der Faszie dient dabei als Schutz und entspricht der Schutzfunktion von Faszien. Sind die auf den Bewegungsapparat einwirkende Kräfte zu stark und besteht die Gefahr einer weitreichenden Verletzung reißt zuerst das Fasziengewebe „bewusst“ auf. So sollen weitreichendere Verletzungen bspw. an Organen oder Knochen vermieden werden.

Stelle dir vor du hättest zwei Blätter Papier mit flüssigem Kleber verklebt. Der Kleber ist nicht trocken (und wir gehen davon aus, dass er auch nicht trocken). Sobald ihr die Blätter minimal voneinander trennt, entstehen lauter kleine Fäden. Bringst du nun die Blätter zu weit auseinander, dann verschwinden diese Fäden. Diese fehlenden Verbindungen entsprechen einer aufgespalteten Faszie.

Einlagerung von Kalzium entlang einer Stresslinie

Das Fasziengewebe ist ein sehr anpassungsfähiges Gewebe. Unterstrichen wird dies durch die Annahme, dass bspw. Knochen als Faszien verstanden werden, welche sich lediglich in einem anderen Aggregatszustand befinden (vgl. Wasser und Eis). Die zusätzliche Einlagerung von Kalzium macht Fasziengewebe fester und damit stabiler. Dies wird problematisch, wenn das Gewebe in seiner ursprünglichen Funktion flexibel sein muss.

Zu einer Reaktion der Einlagerung von Kalzium kommt es, wenn eine Faszie permanent unter Zug bzw. unter Stress steht. Schmerzen bei solch einem Triggerband treten meist dann auf, wenn eine Bewegung eine erhöhte Flexibilität erfordert.

Triggerbänder entstehen durch Traumata oder banale Kleinigkeiten

Allen drei Triggerbändern geht meist ein Trauma oder eine Trauma-ähnliche Belastung voraus. Dabei ist zu berücksichtigen, dass der medizinische Begriff Trauma als eine Verletzung durch einen starken Schlag oder Stoß gegen ein Körperteil verstanden wird.

Der Begriff stark ist dabei genauer zu betrachten. Meist verbinden wir mit stark einen Schlag mit der Faust gegen den Kopf oder gegen ein anderes Körperteil, bei welchem aktiv starke Kräfte aufgebracht werden. Ebenso werden meist Autounfälle oder vergleichbares mit dem Begriff stark und Trauma in Verbindung gebracht.

Zur Herbeiführung einer Distorsion reichen aber auch weit geringere und scheinbar harmlosere Kräfte aus. Vor allem dann, wenn bereits Distorsionen im Gewebe oder – was wahrscheinlich auf 95% der Gesellschaft zutrifft – Bewegungseinschränkungen durch eine Bewegungsamnesie vorliegen. Kurz und verknappt aufgezeigt: Als Bewegungsamnesie ist in diesem Fall das Verlernen des vollen Bewegungsumfang der Gelenke zu verstehen.

Bewegung hält das Triggerband akut und sorgt für eine schnelle Heilung

Das Modell nimmt an, dass Triggerbänder auf 4 unterschiedliche Wege verheilen können. Dazu gehören:

  • Die Selbstheilung
  • Die Heilung durch die Triggerband Technik
  • Ein akutes Triggerband oder
  • Die Chronifizierung

Dabei ist zu unterscheiden, dass eine Heilung nicht gleich Heilung verspricht.

Die Selbstheilung

Jeder kennt es. Bewegungen waren schmerzhaft und ohne weiteren Grund auf einmal schmerzfrei. Natürlich ist das der wünschenswerte Verlauf. Meist führen dem Trauma nachempfundene Bewegungen zu einer Selbstheilung.

Voraussetzung für die Selbstheilung ist, dass das Triggerband „akut“ bleibt und die Voraussetzung dafür ist Bewegung. Auch eine Ruhigstellung kann zu einer Selbstheilung führen, doch meist zu einer von mir bezeichneten negativen Selbstheilung: Crosslinks. Was darunter zu verstehen ist habe ich erklärt. Man kann Crosslinks als Selbstheilung betrachten, weil Gewebe verwachsen ist, doch ist das Gewebe „falsch“ verwachsen.

Eine Ruhigstellung des Gewebes mit einer bestehenden Distorsion kann die Entstehung von Crosslinks begünstigen, was die Entstehung weiterer Distorsionen sowie einer Chronifizierung begünstigt.

Heilung durch die Triggerband Technik

Bei der Triggerband Technik geht der Therapeut das Triggerband mit dem Daumen entlang ab und erzeugt mit Kraft einen großen Druck. Dieser Druck ist für gewöhnlich sehr schmerzhaft aber notwendig. Ein zu geringer Druck würde das Gewebe nicht richtig „reponieren“.

Ich greife das Beispiel mit den Papierblättern im Falle des aufgespalteten Triggerbandes auf. Wenn du ein Blatt Papier faltest und willst, dass es so bleibt wird das ohne Kleber nicht funktionieren. Nun stell dir vor du hast es geklebt aber der Kleber hat etwas nachgelassen. Deine erste Reaktion: Du legst das Blatt so wie du es haben möchtest und streichst mit großem Druck über die Fläche, wo der Kleber ist. So, zumindest nach Vorstellung des Modells, funktioniert auch die Behandlung nach der Triggerband Technik.

Im Falle von Crosslinks muss ein Schritt weitergedacht werden. Wie aufgezeigt hat bei Crosslinks eine „negative“ Selbstheilung stattgefunden. Gewebe ist verwachsen. Bevor eine richtige Heilung stattfinden kann muss das Gewebe wieder „zerrissen“ werden. Auch dazu wird ein großer Druck benötigt.

Neben dem notwendigen Druck ist es wichtig, das Triggerband vollständig abzuziehen. Wird das nicht gemacht, wird ein „unbehandelter“ Teil überbleiben. Dieser kann zu erneuten Störungen und einem ständigen wiederkehren des Triggerbandes führen. Kommt ein Triggerband immer und immer wieder, muss es nicht bedeuten, dass es nicht richtig behandelt wurde. Es kann auch bedeuten, dass hartnäckige Crosslinks vorliegen, welche einfach mehr als nur 1 oder 2 Behandlungen benötigen, bis diese vollständig gelöst wurden.

Das akute Triggerband

Dieses Triggerband bietet die besten Voraussetzungen für eine schnelle und unkomplizierte Selbstheilung. Es wird angenommen, dass zerrissene Faszienstrukturen vorliegen. So lange diese Strukturen zerrissen bleiben, wird von einem akuten Zustand gesprochen. Ein solches Triggerband hat immer die Möglichkeit durch eine zufällige Bewegung selbst zu heilen. Ebenso bestehen gute Chancen, dass ein Therapeut in sehr kurzer Behandlungszeit und unter geringen Schmerzbedingungen die Distorsion beheben kann.

Die Chronifizierung

Die Wortähnlichkeit zu chronischen Schmerzen ist nicht zufällig gewählt. Das Modell nimmt an, dass chronischen Schmerzen ein nicht, nur ungenügend behandeltes oder falsch verheiltes Triggerband zugrunde liegt. In letzterem Fall spricht man von Crosslinks. Im deutschen kann man dies als Querverbindungen verstehen.

Die Fasern der Faszien sind nicht in ihrer ursprünglichen Form „zusammengewachsen“, sondern haben sich gekreuzt. Dies führt zu Verklebungen (Adhäsionen) im Gewebe und reduziert die Geschmeidigkeit. Die fehlende Geschmeidigkeit schränkt die Funktion der Faszien ein, was zu Schmerzen führt.

Oftmals werden solche Verklebungen auch erkannt und behandelt. Doch meist bleibt bei einer solchen Behandlung die Behandlung des Triggerbandes und des lösen der Crosslinks aus. Es kommt immer wieder zu Adhäsionen und schon sind wir bei chronischen Schmerzen angekommen, denn bei einer genaueren Betrachtung des Begriffs chronisch stellt sich heraus, dass chronisch in der Medizin nichts Anderes als „dauerhaft“ bedeutet.

Bist du ein Weichei, wirst du keine Heilung genießen

Trotz des Potentials der bestehenden Techniken, um Bewegungsumfänge wiederherzustellen oder chronische Schmerzen anzugehen können Behandlungserfolge ausbleiben. Auch wenn es provokativ geschrieben ist, ist Weichei nicht unbedingt der passende Begriff. Es gibt immer Menschen, die nur durch ein leichtes berühren von schmerzgeplagten Bereichen aufschreien und den Therapeuten zwingen weit weniger Kraft und Druck aufzubringen.

Wie aufgezeigt sind ein hoher Druck und die damit verbundenen Schmerzen wichtig für den Heilungsprozess. Eine zu geringe Schmerztoleranz kann der Grund dafür sein, dass das Leiden niemals nachhaltig verschwindet.

Die Kritik an der Triggerband Technik ist falsch verstandene Aggressivität

Eine häufige Kritik, welcher sich das Modell konfrontiert sehen muss, ist der Vorwurf, dass die Behandlungsmethoden zu aggressiv seien und Gewebe zerstören. Wesentlicher Aufhänger ist die „Reisverschlusstechnik“, welche vom Modell zur Verdeutlichung der Triggerband Technik genutzt wird.

Entgegen der Annahme, dass Gewebe wie bei einem Reisverschluss aufgerissen wird dient diese Metapher zur Verdeutlichung, dass Druck benötigt wird um das Gewebe wieder zusammenzuführen. Ausnahme stellen die Crosslinks dar. Doch wurde aufgezeigt, dass es notwendig ist Gewebestrukturen welche als Crosslinks verheilt sind, wieder zu zerreißen um eine gesunde Heilung herbeiführen zu können.

Die Diagnose: Streichen entlang einer Linie

Ein Triggerband erkennt man daran, dass der Patient zur Schmerzdarstellung entlang einer Linie streicht. Kann der Schmerz und der Verlauf – ohne Schmerzprovozierung – nur schwer identifiziert werden bieten einfache Tests die Möglichkeit diesen Verlauf nachzuvollziehen. So werden Extremitäten in verschiedene Stellungen gebracht, bis der Punkt der Bewegungseinschränkung vorliegt. Das ist meist der Punkt der den Schmerz provoziert und dass vereinfacht der Betroffenen Person die Darstellung. Beschrieben wird der Schmerz als brennend, ziehend. Damit einhergehend liegt eine passive und aktive Bewegungseinschränkung vor. 

Palpatorisch wird davon ausgegangen, dass das Gewebe deutlich verhärtet ist. Die eigene Erfahrung zeigt, dass es sehr viel Fingerspitzengefühl bedarf, den tatsächlichen Verlauf der Triggerbandes in Form dieser Gewebeverhärtungen zu ertasten. Oder es kommt vor, dass man nichts ertasten kann. Vor allem in diesem Fall gilt: Die Körpersprache zeigt zuverlässig den Verlauf. Alles andere bringt die Erfahrung des Therapeuten mit sich.

Wenn Faszien zu Knochen und Knochen zu Faszien werden: Die Continuum Distorsion

Knochen, Faszien, Muskeln, alles das gleiche nur der Aggregatzustand verändert sich. Die theoretische Grundlage dazu rufe ich noch einmal ins Gedächtnis. Aus Sicht des Modells bestehen Faszien aus bindegewebigen Verbindungen. Ebenso geht das Modell davon aus, dass auch Sehnen, Knochen, Kapseln etc. als Fasziengewebe zu verstehen sind, lediglich einen anderen Aggregatzustand aufweist.

Spätesten im Zuge der Vorstellung des Triggerbandes ist klargeworden, dass fasziales Gewebe ein sehr anpassungsfähiges Gewebe ist. Aus dieser Sicht heraus lässt sich – zumindest theoretisch – ableiten, dass flexibles, leichtes Fasziengewebe zu Knochengewebe wird und Knochengewebe wiederum zu flexiblen, leichten Fasziengewebe werden kann.

An dieser Stelle verweise ich noch einmal auf den Hintergrund der Annahme, dass Knochen, Faszien und Muskeln das Gleiche sind nur unterschiedliche Aggregatzustände aufweisen. Alles drei entsteht aus dem Mesoderm. Das Mesoderm ist eine Zelle, welche beim Menschen in der dritten Entwicklungswoche entsteht. Da sozusagen der gleiche „Rohstoff“ für die Entwicklung dieser Zellen genutzt wird, geht das Modell davon aus, dass sich alle drei nur in ihrem Aggregatszustand unterscheiden.

Stabilität versus Flexibilität und der Bluescreen

Doch zurück zum eigentlichen Thema: Distorsion. Der Körper hat flüssige Übergänge zwischen ‚reinem‘ Fasziengewebe und Knochen. Diese Übergänge sind nicht nur flüssig sondern auch hochflexibel. Sie passen sich den konfrontierten Belastungen an. Bei einer Belastung die mehr Stabilität erfordert nehmen diese Übergänge eine Knochenmatrix an. Bei einer Belastung die mehr Flexibilität erfordert nehmen diese Übergänge die Eigenschaften von Fasziengewebe an.

Auch diese Übergänge können störungsanfällig sein. Die Folgende Abbildung soll diese Distorsion verdeutlichen. Aufgrund eines Traumas oder einer Fehlbelastung ist die physiologische Eigenschaft des Übergangsbereichs „abgestürzt“, d.h. er ist nicht mehr in der Lage sich in Knochenmatrix für mehr Stabilität oder Fasziengewebe für mehr Flexibilität zu verändern. Das Modell nennt diesen Absturz Continuum Distorsion.

Faszination Fitness: Das Geheimnis der Faszien – Teil 3

Wenn Faszien zu Knochen werden … das Continuum Distorsion. (Bildquelle: Thomsannutrition)

Stell dir vor (als Windows-Nutzer der älteren Generation kennst du das sicher), du hast wieder einmal einen Bluescreen. Nichts geht mehr, nicht mal mehr der Affengriff Strg+Alt+Entf. Du hast nur noch die Möglichkeit den Reset-Knopf zu drücken.

Die Distorsion selbst wird in invertiert und evertiert unterschieden. Liegt eine Distorsion vor, bei der Fasziengewebe in die Knochenmatrix ragt, spricht das Modell von einer invertierten Distorsion. Ragt Knochenmatrix in das Fasziengewebe spricht das Modell von einer evertierten Distorsion. Für die Behandlung selbst ist das zunächst unerheblich.

Nicht behandelt begünstig eine Continuum Distorsion weitere lästige Distorsionen

Eine Selbstheilung findet nur sehr selten statt, ähnlich wie bei all den anderen Distorsionen des Modells. Lediglich das Triggerband verfügt über eine recht große Wahrscheinlichkeit der Selbstheilung.

Viel wahrscheinlicher ist es, dass die Beschwerden deutlich zunehmen, weil eine nicht behandelte Continuum Distorsion die Entstehung weiterer Distorsionen begünstigt. Nur bei der Entstehung weiterer Distorsionen kann es einen Unterschied machen, ob eine invertierte oder evertierte Distorsion vorliegt. Zumindest ist es bei einer evertierten Continuum Distorsion wahrscheinlicher, dass Triggerbänder als aufgespaltete Faszie entstehen, weil das Fasziengewebe durch die rausragende Knochenmatrix bereits geschwächt ist.

Stele dir vor, ein Seil reibt von links nach rechts die ganze Zeit an einer sehr spitzen Kante. Das Gewebe wird dadurch immer anfälliger bis es durch deutlich schwächere Kraftimpulse zum Reißen gebracht wird.

Für gewöhnlich beschreibt der Patient solche Distorsionen als einen punktuell stechenden Schmerz, welcher unter Belastung zunimmt. Aufgrund des Verlustes der sensomotorischen Informationsübertragung gehen meist ein Koordinationsverlust und ein vermindertes Feingefühl einher.

Bei andauernder Fehlbelastung wird die Übergangszone weiter in die Distorsion verlagert, was eine Zunahme der Beschwerden zufolge hat. Bei der Anwendung von Bewegungstests fällt auf, dass passive Bewegungen schmerzfrei sind und aktive Bewegungen den Schmerz reproduzieren.

Aus Sicht der Körpersprache wird die Distorsion punktuell mit Mittel- oder Zeigefinger gezeigt.

Entgegen dem Triggerband spielt die Palpation in diesem Fall eine deutlich wichtigere Rolle. Eine evertierte Distorsion ist als Reiskorngroße Veränderung zu ertasten. Dieses Reiskorn stellt den „Knochenvorsprung“ dar, welcher in das Fasziengewebe rein ragt. Bei einer invertierten Distorsion kann eine leichte Delle am Knochen ertastet werden.

Richtig lokalisiert hilft nur das „Alles oder Nichts“-Prinzip zur Reponierung

Ist die Distorsion lokalisiert worden, hilft nichts Anderes als das „Alles oder Nichts“-Prinzip. Wird der Punkt richtig reponiert, genügend Kraft und Druck aufgebracht, kann ein langsames Auflösen des Reiskorns gespürt werden und der schmerzgeplagte spürt wie der Schmerz langsam nachlässt.

Es gilt so lange auf dem Punkt zu bleiben, bis sich die Distorsion aufgelöst hat. Allerdings kann es sein, dass neu angesetzt werden muss, weil durch leichte Veränderungen der Daumenposition der richtige Punkt verloren wurde.

Die Erfahrungen des Modells empfehlen folgende Behandlungsreihenfolge: Zunächst die Behandlung möglicher Triggerbänder, im Anschluss die Reponierung der Continuum Distorsion, erneut das abziehen möglicher Triggerbänder und zum Abschluss (vor allem vorbeugend) das Abstreichen zur Behandlung von Zylinderdistorsionen, welche aufgrund der Triggerband Technik entstanden sein können. Die Zylinderdistorsion wird im späteren Verlauf erklärt.

Die Wahrheit hinter Gelenksblockaden: Faltdistorsionen

Wer schon mal bei einem Chiropraktiker war kennt das. Einmal verdreht, knacks, der Körper fühlt sich wieder frei und gut an. Ein unglaubliches Gefühl. Umgangssprachlich wird das als Gelenksblockade bezeichnet.

Die Arbeit des Chiropraktikers besteht darin, dass er Zug auf das Zielgelenk bringt, dieses quasi „auseinander“ zieht und dann einen kurzen Impuls setzt. Dadurch wird die vermeintliche Blockade gelöst. Der Chiropraktiker erzielt in vielen Fällen gute bis sehr gute Erfolge.

Manchmal aber hilft die Chiropraktik null. Der Patient sitzt trotzdem da, hat Beschwerden und während der Behandlung durch den Chiropraktiker ist sogar ein deutlicher Schmerz verspürt worden. In diesen Fällen hat eine so genannte Einfaltdistorsion vorgelegen. Zwar behandelt er mit seiner Technik von der Sache her Faltdistorsionen, doch warum er bei den einen erfolgreich ist und bei den anderen nicht, muss eine differenziertere Betrachtung erfolgen.

Nicht eine Verhakung der Facettengelenke, sondern eine Verdrehung der Faszien sind Ursachen für „Gelenksblockaden“

Entgegen der allgemeinen Auffassung, dass Gelenksblockaden (insbesondere im Bereich der Wirbelsäule) durch eine Verhakung der Facettengelenke entstehen, geht das Faszien-Distorsions-Modell davon aus, dass es sich dabei um eine Störung des Fasziengewebes handelt. Dem liegt die Annahme zugrunde, dass Faszien in verschiedenen Falten um die Gelenke gelegt sind. Dies soll dem Gelenk eine maximale, verschleißfreie Beweglichkeit garantieren. Gleichzeitig wird dadurch eine Pufferwirkung ermöglicht um auf die Gelenkkapsel einwirkende Kräfte zu reduzieren. Dies dient dem Schutz der Kapsel und spricht für die Schutz- und Stoßdämpfungsfunktion von Faszien.

Eine Störung dieser in Falten um das Gelenk gelegten Faszien wird allgemein als Faltdistorsion bezeichnet. Allerdings sind diese Faltdistorsionen noch einmal in Ein- und Entfaltdistorsionen zu unterscheiden.

Von der Sache her liegt beiden Störungen ein zu starker Druck zugrunde. Die Richtung ist dabei der wesentliche Unterschied. Bei der Einfaltdistorsion ist ein zu starker Kompressionsdruck aufgetreten. Bei einer Entfaltdistorsion ist ein zu starker Traktionsdruck aufgetreten. Diese Unterscheidung ist der wesentliche Grund, warum die Chiropraktik manchmal Erfolge und manchmal keine Erfolge mit sich bringt. Dazu im späteren Verlauf mehr.

Faltdistorsionen entstehen meist im Zusammenhang mit einem plötzlich aufgetretenen Trauma, bspw. einem Sturz. In der Theorie (ob Druck – Kompression oder Zug – Traktion) wird das Gelenk in seiner natürlichen „Position“ kurzzeitig verändert bei gleichzeitiger Rotation, wodurch eine Verdrehung der Faszie stattfindet.

Diese Verdrehung ist die eigentliche Ursache von Störungen. Eine Behandlung dieser Distorsion ist wichtig. Unbehandelt können sie viele weitere Distorsionen provozieren – bspw. chronifizierte Triggerbänder.

Der Zustand, der zur Störung geführt hat wird vom Patienten als angenehm empfunden

Bei der Behandlung ist es wichtig, den Unfallhergang nachzuempfinden. Bei einer Einfaltdistorsion, die aufgrund eines Kompressionsdrucks stattgefunden hat, muss bspw. ein erneuter Kompressionsdruck auf das Gelenk erzeugt werden – idealerweise die gleiche Gelenkstellung und gleiche Stärke – damit sich die Faszie in ihren Ursprungszustand zurückdrehen kann.

Daraus ergibt sich, dass entgegen der anderen Distorsionen bei einer Faltdistorsion die klinische Anamnese besonders wichtig ist. Je genauer die Schilderung des Unfallhergangs ist, desto zielführender kann die Behandlung angesetzt werden und desto erfolgversprechender ist die angesetzte Behandlung.

In jeden Fall lässt sich aufgrund der Schilderung des Unfallhergangs ein Rückschluss ziehen, ob es sich tendenziell um eine Einfalt- oder Entfaltdistorsion handelt. Das ist wesentlich denn aufgrund der Körpersprache kann nicht unterschieden werden ob Einfalt oder Entfalt.

Zusätzlich wird meist von einem Schmerz und Instabilitätsgefühl innerhalb des Gelenks gesprochen. Am Ende des Bewegungsumfangs liegt eine Bewegungseinschränkung vor, ansonsten kann das Gelenk frei genutzt werden. Auch Schlüsselwörter wie „damals, seit her“ bieten Indikatoren für eine Faltdistorsion. Bei der Körpersprache werden oft eine Kugel um das Gelenk oder aber mehrere Punkte am Gelenk gezeigt.

Um herauszufinden, um welche Art der Störung es sich handelt, muss mit Provokationstests gearbeitet werden. Dabei gilt: Annähernd der Zustand, der zur Störung geführt hat, wird vom Patienten als angenehm empfunden.

Das bedeutet im Falle einer vorliegenden Einfaltdistorsion wird ein Kompressionsdruck auf dem Gelenk als angenehm empfunden. Dem gegenüber wird ein Traktionsdruck als schmerzhaft und unangenehm empfunden. Das ist wesentlich zu berücksichtigen. Der Einsatz eines Manipulationsthrusts trotz Schmerzen kann zu weiteren Schädigungen, zu weiteren Störungen führen und die bereits vorhandenen Einschränkungen verschlimmern.

Der Manipulationsthrust: Es ist eine zusätzlich wirkende Kraft die aufgebracht wird, wenn sich das Gelenk in seiner möglichen Endstellung befindet, um aufgetretene Kraft zur Auslösung einer Faltdistorsion nachzuahmen und die Faltdistorsion zu lösen. Die größte Herausforderung stellt sich dabei, dass der Thrust nicht zu früh eingesetzt wird. Wird er zu früh eingesetzt, besteht die Gefahr das der potentielle Schmerzpunkt durch Schwung übergangen und eine Verletzung provoziert wird.

Die Behandlung einer Faltdistorsion ist wohl mit die schwierigste. Es bedarf viel Fingerspitzengefühl und Erfahrung, denn Voraussetzung für die Anwendung des Manipulationsthrust ist es, das Gelenk in die maximale Stellung zu bringen.

Da beginnt die erste Herausforderung: Das erspüren, ob es sich tatsächlich um die maximale Stellung des Gelenkes handelt. Ist das Gelenk nicht in jener Stellung, so kann – wie oben beschrieben – der Schmerzpunkt durch Schwung übergangen werden, was im Zweifel weitere Störungen provoziert.

Beim korrekten setzen des Thrusts wird für gewöhnlich ein Ploppgeräusch bei einer Entfaltdistorsion und ein Klickgeräusch bei einer Einfaltdistorsion wahrgenommen.

Die Propriozeption der Haut erklärt, warum Tapes funktionieren

Faszien stellen wohl – neben der Haut – das größte Sinnesorgan unseres Körpers dar. Eine Distorsion, insbesondere eine Faltdistorsion hat eine Störung der Spannungsverhältnisse zur Folge. Dies (kann) führt zu einer falschen Informationsübertragung, meist zu einer verspäteten Informationsübertragung.

Die (zeitlich) korrekte Informationsübertragung wiederum ist wesentlich für die rechtzeitige Ansteuerung der Muskulatur durch das Gehirn. Im Falle einer Störung kommt es zu einer verspäteten Reaktion aufgrund einer verspäteten Ansteuerung. Dies erklärt das Instabilitätsgefühl in Gelenken, welches mit einer Faltdistorsion einhergeht.

Die Propriozeption bietet eine Erklärung, warum ein Tape auf der Haut eine zusätzliche Stabilität bietet. Während die Informationsübertragung über das fasziale System gestört ist, funktioniert diese über die Haut ohne Verzögerung.

Das Tape zieht an der Haut. Diese Informationen überträgt die Haut an das Gehirn. Da diese Information am Gehirn schneller ankommt, kommt es zu einer zeitgerechten Ansteuerung und zu einer scheinbar besseren Stabilität. Dies ist der Grund warum aus Sicht FDM Tapes zu meiden sind: Sie gaukeln eine Stabilität nur vor.

Wenn starker Husten, Pressatmung oder falsche Körperhaltung zu einer Bewegungseinschränkung führen

Das Web bietet zur Definition des Begriffs Triggerpunkt einige Auswahlmöglichkeiten. In erster Linie wird die mit der Triggerpunkttherapie verbundene Betrachtungsweise herangezogen. Diese Definition nach handelt es sich bei einem myofaszialen Triggerpunkt um lokal begrenzte Muskelverhärtungen in der Skelettmuskulatur. Diese können ausstrahlende Schmerzerscheinungen verursachen.

Das FDM definiert nur einen einzigen Triggerpunkt: Den hernierten. Dieser Triggerpunkt unterscheidet sich deutlich von der herkömmlichen Definition.

Ein Triggerpunkt stellt in erster Linie eine Gewebsprotrusion dar. Unter Protrusion ist dabei das Vorschieben/Fortstoßen zu verstehen. In diesem Sinne ist Gewebe aus tieferen Schichten durch kleinere Öffnungen der darüber liegenden Schichten durchgestoßen.

Ursache für dieses Vorschieben ist meist ein zu hoher Druck, bspw. im Bereich des Thorax (Brustkorb) bei gleichzeitiger Bewegung. Die Pressatmung ist dafür ein ganz klassisches Beispiel. Aber auch zu starker Husten, eine dauerhafte falsche Körperhaltung oder falsches Training können zu dieser Störung führen.

Dieses vorgeschobene Gewebe stellt dabei nicht immer ein Problem dar. Das Modell geht davon aus, dass die Öffnungen, durch welche sich das Gewebe schiebt, eine Schutzfunktion haben und das Vorschieben des Gewebes ebenfalls unter die Schutzfunktion fällt – um einen Druckausgleich im Falle eines zu großen Drucks durchführen zu können.

Ich erinnere daran: Primäres Ziel des Körpers ist es nicht die Faszienstrukturen vor „Schäden“ zu bewahren, sondern mit Hilfe der faszialen Struktur die überlebenswichtigen Organe des Körpers vor einwirkenden Kräften zu schützen.

Zurück zum Thema: Das Vorgeschobene Gewebe sorgt also erst dann für Probleme, wenn es eingeklemmt wurde und nicht selbstständig zurück gleiten kann. Dieses fehlende zurück fließen führt oftmals zu einer schmerzbehafteten Bewegungseinschränkung.

Zu den Symptomen gehören Allerlei bekannte „Probleme“: Extreme Kopfschmerzen, Hexenschuss, nächtliches Einschlafen der Hände, eine Kiefergelenksdysfunktion und weitere.

Der Körper versteht diese Protrusion von Gewebe nicht als Verletzung oder Wunde, weshalb eine Selbstheilung für gewöhnlich ausbleibt. Ich wiederhole: Das Modell geht davon aus, dass diese „Bruchpforten“ als eine Art „Ventil“ dienen, um sicherzustellen, dass intraabdominal kein zu großer Druck entsteht. Ein erhöhter Druck kann Organe verletzen und dies gilt es für den Körper immer zu vermeiden. Eine weitere, naturgeschaffene Schutzfunktion.

Er fühlt sich an wie eine Murmel

Eine typische Körpersprache ist das Kneten oder Greifen bspw. der Nackenmuskulatur oder aber es wird mit mehreren Fingern auf ein Bereich gezeigt. Zusätzlich wird von einem dumpfen Schmerz gesprochen.

Klinisch wird von einem Schmerz in der Tiefe mit Bewegungseinschränkungen im Umfeld gesprochen. Aber auch ein ständig wiederkehrender Tinnitus und ein Schwindelgefühl können ein Indikator für einen hernierten Triggerpunkt sein.

Bei der Untersuchung lässt sich eine tiefliegende, schmerzhafte Gewebsprotrusion ertasten. Diese fühlt sich an wie eine gelartige Murmel.

Wird Druck auf diesen Punkt ausgeübt kann es zu neurologischen Erscheinungen wie bspw. Kribbeln oder Ameisenlaufen kommen. Außerdem ist sowohl eine passive als auch aktive Bewegungseinschränkung festzustellen.

Die wohl schmerzhafteste Behandlung – Die erfolgreiche Reponierung setzt eine hohe Schmerztolleranz voraus

Zur Reponierung dieser Störung wird ein großer Druck benötigt. Es kann notwendig sein, dass der Punkt zur Reponierung mehrmals neu angesetzt werden muss. Bei ausreichendem Druck am richtigen Punkt wird eine Art Aufschmelzen bzw. ein Nachlassen des Drucks verspürt. Sowohl derjenige der die Beschwerden hat als auch derjenige der die Behandlung durchführt spürt dies.

Die eigene Erfahrung zeigt aber auch, dass die Behandlung eines hernierten Triggerpunktes die wohl schmerzhafteste ist. Daher ist eine hohe Schmerztolleranz zwingend um eine Reponierung erfolgreich herbeizuführen.

Eine solche Behandlung kann einen selbst 2 bis 3 Tage außer Gefecht setzen. Die Auswirkungen können bis zu 24 Stunden verzögert eintreten. Dazu können Erbrechen, Schüttelfrost und vollkommene Plätte gehören.

Stelle dir vor jemand hat bei deinem vegetativen Nervensystem einmal den Reset-Knopf gedrückt. Diese „Auswirkungen“ haben aber keinen negativen, anhaltenden Nebeneffekt. Lediglich wenige Tage braucht der Körper, bis er wieder „hochgefahren“ ist. Danach ist alles wie verflogen und man strotzt nur so vor Energie.

Faszination Fitness: Das Geheimnis der Faszien

Fazien: Faltdistorsionen sind u.a. die Ursache für Gelenkblockaden. (Bildfquelle: Fotolia / printemps)

Zwei sich in der Körpersprache sehr ähnelnde Distorsionen: Die Zylinderdistorsion und die Tektonische Fixierung

Eine recht häufig auftretende Störung ist die Zylinderdistorsion. Bisher wurden die Beschwerden im Zusammenhang mit dieser Distorsion als nervale Ursache deklariert. Sie zeichnet sich in Form von Kribbeln, Missempfinden, Krämpfe, Taubheit, Ameisenlaufen etc. aus.

Typaldos Sichtweise über Faszien hat eine weitere Möglichkeit der Ursache hinzugefügt als es bisher immer angenommen wurde. So geht man in diesem Modell davon aus, dass eine Fehlspannung innerhalb der Faszie durch welche Nerven und Blutgefäße laufen, diese Symptome hervorrufen.

Der Ursprung einer Zylinderdistorsion scheint meist willkürlicher Natur zu sein

Der Verlauf einer solchen Störung ist meist willkürlich. Bisher konnte keine Ursache identifiziert werden, wieso es zu einer solchen Störung kommt. Es scheint als sei sie einfach da, wenn sie da ist. Gerade springende Schmerzen sprechen für eine Zylinderdistorsion. Es gibt Phasen, die sind schmerzfrei und diesen folgt eine sehr starke Schmerzperiode.

Die Diagnose der Körpersprache gestaltet sich als sehr schwierig, da das Anzeigen einer solchen Störung sehr unterschiedlich und vielfältig ist. Am häufigsten wurde das Streichen mit der flachen Hand über die Stelle der Störung erkannt.

Die individuelle Schmerztoleranz entscheidet über den Verlauf der Behandlung der ZD

So vielfältig wie die Körpersprache und die Symptome dieser der Distorsion sind, so vielfältig sind auch die Behandlungsmöglichkeiten. Gerade bei dieser Distorsionen bieten sicher diverse Hilfsmittel an. Dazu gehören Kleiderbürsten, Schröpfgläser, Akupunkturmatten usw. Aber auch ohne Hilfsmittel gibt es Möglichkeiten wie bspw. die Brennnessel-Technik eine solche Störung zu behandeln.

Zu beachten gilt es, dass die Beschwerden während der Behandlung schlimmer werden können. In diesem Zusammenhang entscheidet die individuelle Schmerztoleranz ob und wie intensiv die Behandlung fortgesetzt wird.

Eine völlig schmerzfreie Bewegungseinschränkung sind die Charakteristika einer tektonischen Fixierung

Abschließend gilt es noch die tektonische Fixierung zu betrachten. Diese zeichnet sich darin aus, dass eine Bewegungseinschränkung vorliegt, diese aber völlig schmerzfrei ist. Daraus ergibt sich, dass Patienten oftmals nicht zum Arzt gehen, weil sie keine Schmerzen haben. Noch schwerwiegender ist es, wenn eine solche Einschränkung in dem Bereich vorliegt, welcher im Alltag nur sehr selten genutzt wird.

Ursache ist meist eine Phase längerer Ruhigstellung

Ursprung einer tektonischen Fixierung ist der Verlust der Gleitfähigkeit einer Faszienfläche. Der Verlust der Gleitfähigkeit wiederum ist ein sehr langsam anlaufender Prozess. Ihm liegen meist Phasen langer Ruhigstellungen zugrunde, bspw. Schienen, Verbände oder Bandagieren oder aber in Folge anderer, nicht behandelter Distorsionen.

Insbesondere wenn weitere Distorsionen vorliegen gilt es zunächst diese zu behandeln. Sind diese erfolgreich behandelt ermöglicht dies dem Patienten selbst eine Mobilisierung vorzunehmen und gegen eine Tektonische Fixierung anzugehen.

Zur Verdeutlichung: Zwei Glasplatten werden aufeinander gelegt mit Flüssigkeit dazwischen. Diese beiden Glasplatten können problemlos bewegt werden. Die Glasplatten entsprechen den Faszienflächen und die Flüssigkeit dazwischen der interzellulären Flüssigkeit. Wird zu starker Druck auf die Platten ausgeübt oder aber die Platten lange nicht mehr bewegt wandelt sich die Flüssigkeit. Im Falle des Körpers findet eine Umwandlung von Fibrinogen zu Fibrin statt und sorgt dadurch für eine Verklebung der Faszie. Alles in allem kann eine solche Störung bis hin zu einer Degeneration der Gelenkfläche führen, welche durch eine Minderversorgung des Knorpels zu begründen ist.

Zur Behandlung gilt grundsätzlich Bewegung!

Entgegen der sonstigen Empfehlung auf Wärme zu verzichten, wird im Falle einer tektonischen Fixierung mit Wärme behandelt. Allerdings gilt es zu berücksichtigen, dass die Behandlung mit Wärme nur in Kombination mit Bewegung stattfindet.

Die Körpersprache entspricht in etwa annähernd so wie die der Faltdistorsion. Zusätzlich wird versucht das Gelenk bzw. die betroffene Extremität kraftvoll zu mobilisieren. Klinisch gesehen wird weder bei aktiven noch bei passiven Bewegungen ein Schmerz verspürt. Auch die Palpation ist unauffällig.

Zur Behandlung bieten sich Techniken aus der manuellen Therapie sehr gut an. Ziel muss es sein, das Gelenk zu mobilisieren, damit die Gelenkschmiere wieder ihren Weg an ihren vorgesehenen Platz findet.

Zusammenfassend gilt über Faszien zu sagen

Faszination Fitness: Das Geheimnis der Faszien – Teil 3

Buchempfehlung zur Vertiefung des Wissens: Faszien Fitness von Robert Schleip

Dieses Modell bietet mir die Möglichkeit einen alternativen Blickwinkel um Beschwerden am Bewegungsapparat zu verstehen. Gerade die in 6 Distorsionen zusammengefassten allgemeinen Beschwerdebilder fassen viele Probleme am Bewegungsapparat unserer Gesellschaft zusammen. Auch die eigene Erfahrung zeigt, dass dieses Modell sehr mächtig ist und scheinbar unverständliche Bewegungseinschränkungen sehr schnell wieder rehabilitiert.

Schlussendlich zeigt dieses Modell aber auch einen weiteren wesentlichen Punkt auf, welchen die Prävention von Bewegungseinschränkungen betrifft. Bewegung! Der Tod der Funktionsweise unserer Faszienstrukturen ist Bewegungsarmut.

Wir können dem zusätzlich entnehmen, dass es nicht nur allgemein um Bewegung geht, sondern auch um Bewegung im Sinne der Multifunktionalität. Aus meiner Überzeugung lässt sich daraus die Überflüssigkeit von Isolationsübungen ableiten. Das will ich an dieser Stelle aber nicht weiter ausführen.

Und als letzten wesentlichen Punkt: Wenn eine Bewegungseinschränkung vorliegt, welche faszialer Natur ist gilt es nicht, sich dieser Bewegungseinschränkung zu unterwerfen und Bewegungen zu vermeiden. Ganz im Gegenteil. Wie es der Abschnitt über das Triggerband zeigt, gilt es nun erst Recht die Bewegung aufrecht zu halten um eine Verschlimmerung der Beschwerden zu vermeiden.

Abschließende Empfehlung

Wenn du Probleme am Bewegungsapparat hast, dann suche dir einen Physiotherapeuten deines Vertrauens und lege nicht zu viel Wert auf die Aussage schulmedizinisch geprägter Ärzte.

So wie ich hier sitze erkenne ich die Kompetenz der Ärzte an, wenn es darum geht ernsthafte Krankheiten wie einen Virusinfekt oder der Erkrankung durch Bakterien zu behandeln. Und auch alles was damit zu tun hat, den Körper aufzuschneiden und irgendetwas in Ordnung zu bringen sind Ärzte die richtige Anlaufstelle. Wenn es sich aber lediglich um Einschränkungen und Beschwerden am Bewegungsapparat handelt gibt es fachkundiges Personal welches keinen weißen Kittel trägt und deutlich effizienter arbeitet.

Die eigene Erfahrung zeigt: In annähernd 99% meiner Probleme haben mir Physiotherapeuten mit alternativen Behandlungsansätzen erfolgreich zu einer Rehabilitierung verholfen während Ärzte teilweise die falschen Diagnosen gestellt haben bis hin zur Aussage „aus schulmedizinischer Sicht gibt es keine Ursache für ihre Beschwerden“.

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Bildquelle Titelbild: Fotolia / Sebastian Gauert


Über

Mein Name ist Alexander Thomas, ich bin 89er Baujahr und Ernährung ist eines meiner Steckenpferde.

Bereits im jungen Alter habe ich angefangen mich mit der Thematik der Ernährung auseinanderzusetzen. Den leistungsbeeinflussende und die optimierende Komponente Ernährung hat schon immer ein Stück weit fasziniert. Aus der Praxis für die Praxis, das ist meine Stärke. Mein Wissen basiert nicht nur auf theoretischen Grundlagen, sondern die theoretischen Grundlagen wurden in der Praxis auf die Probe gestellt und das nicht nur im gewöhnlichen Alltag.

In den Jahren 2011 und 2013 habe ich aktiv am Wettkampfbodybuilding teilgenommen und an insgesamt 3 Wettkampfphasen teilgenommen (Frühjahr + Herbst 2011 und Herbst 2013). In jeder Vorbereitung habe ich eine andere Ernährungsphilosophie verfolgt um annähernd an das ‚beste‘ leistungs- und fettreduzierend orientiertes Konzept heran zu kommen. Zu meinen Erfolgen gehört der Titel des deutschen Meister der DBFV Männerklasse 1 bis 70kg im Jahr 2013.

Falls du mehr von mir erfahren oder lesen möchtest, dann besuche mich auf meiner Seite, www.thomsanutrition.de.

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