Buchrezension: 100 Meter in 8 Sekunden? von John Brenkus

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Buchrezension: 100 Meter in 8 Sekunden? von John Brenkus

Von Valentin Schuhmann |

100 Meter in 8 Sekunden?! Eine geradezu utopisch, reißerische Aussage, doch nun stellt sich eigentlich die Frage, ist das (oder etwas Annäherndes) jemals durch Menschenhand (oder in dem Fall eher Menschenfuß) erreichbar? So viel sei vorweggenommen … ist es nicht. Wer jetzt wissen möchte, wo denn nun genau die Grenze der menschlichen Sprintfähigkeit und weiterer Sportarten liegt, dem ist dieses Buch wärmstens zu empfehlen.

Der Autor John Brenkus gibt in seinem Buch eine systematische Annäherung an die Frage der maximalen Leistungsfähigkeit von Spitzenathleten diverser Sportarten und versucht Schritt für Schritt die Grenzen menschlicher Leistungsfähigkeit auszuloten. Allein die saloppe Formulierung „100 Meter in 8 Sekunden“ machte mich als Sportstudierenden aufmerksam auf dieses Buch. Ich habe mich selbst schon des Öfteren gefragt, ob es denn so etwas wie einen Deckeneffekt bei sportlichen Leistungen gibt, und wenn ja, wo dieser denn liegen würde.

Buchrezension: 100 Meter in 8 Sekunden? von John Brenkus

Steckbrief: 100 Meter in 8 Sekunden

  • Deutscher Titel: 100 Meter in 8 Sekunden: Wie Wissenschaftler die Grenzen sportlicher Leistung vorhersagenBuchrezension: 100 Meter in 8 Sekunden? von John Brenkus
  • Buchautor: John Brenkus
  • Verlag: riva Verlag
  • Genre: Laufsport & Leichtathletik
  • ISBN: 3868831622
  • Sprache: Deutsch
  • Bewertung: 5 von 5 Sternen (Amazon)
  • Preis: 16,99 € (Taschenbuch
  • Amazon Link: Klick

100 Meter in 8 Sekunden? | Zum Buch

Das Buch kam bei mir im handlichen Taschenbuchformat und entstammt der Presse des Verlags riva. Es umfasst 256 Seiten und lässt sich sehr gut an einem Wochenende durchlesen. Für 16,99€ ist es für jedermann (und natürlich jederfrau) bei Amazon käuflich zu erwerben, was für den Gegenwert an Inhalt auch durchaus ein akkurater Preis ist.

Das Cover ist relativ schlicht gehalten, es wird verziert von einem Sprinter, der im Moment des Starts abgebildet ist.

John Brenkus | Zum Autor

John Brenkus stammt aus Amerika und ist bekannt geworden als Produzent einiger Shows für den amerikanischen TV-Sportsender ESPN. Er beschäftigt sich seit Jahren mit Leistungsmerkmalen weltweiter Spitzenathleten. Für das Buch hat der Autor mit verschiedenen Wissenschaftlern und Athleten zusammengearbeitet und es trotzdem geschafft, die Thematik nicht zu verkomplizieren und sie auch für einen Laien auf dem Gebiet der Wissenschaft verständlich zu vermitteln.

Ursprünglich ist das Buch im Jahr 2010 unter dem Titel „The Perfection Point. Sport Science Predicts the Fastest Man, the Highest Jump, and the Limits of Athletic Performance” erschienen.  

100 Meter in 8 Sekunden | Inhaltsverzeichnis

  • Einführung: Die Suche nach den Grenzen
  • Kapitel 1: Das absolute Tempo: Wie schnell kann ein Mensch laufen?
  • Kapitel 2: Höchstlast erreicht: Die Grenzen reiner Muskelkraft
  • Kapitel 3: Schwimmen: Wie schnell kann man die 50 Meter Freistil schwimmen?
  • Kapitel 4: Leistungsfördernde Mittel: Ein Exkurs
  • Kapitel 5: Der maximale Drive: Wie weit kann man einen Golfball schlagen?
  • Kapitel 6: Hang Time – in der Luft hängen: Wie hoch kann ein Basketballer springen?
  • Kapitel 7: Atemübungen: Wie lange kann man den Atem anhalten?
  • Kapitel 8: Der letzte Homerun: Wie weit kann man einen Baseball schlagen?
  • Kapitel 9: Marathon und Meile: Was ist möglich bei den legendären Laufdisziplinen?
  • Epilog: Sind die Perfektionspunkte erreichbar?
  • Danksagung

100 Meter in 8 Sekunden | Zum Inhalt

Wie bereits angedeutet, versucht der Autor in diesem Buch für verschiedene Sportdisziplinen die jeweiligen Perfektionspunkte zu bestimmen. Er geht dabei empirisch vor und berücksichtigt die bereits vollbrachten Leistung. Von diesen und den in jeder Sportart eigenen physikalischen Gesetzmäßigkeiten extrapoliert er auf die maximal möglichen menschlichen Höchstleistungen.

So nimmt er direkt im Einführungskapitel vorweg, dass ein Anstieg menschlicher Spitzensportleistungen nicht linear bis ins unendliche möglich ist, sondern einem Sättigungseffekt unterliegen. Diesen Grenzwert oder Perfektionspunkt (wie ihn Brenkus nennt) möchte er wissenschaftlich ermitteln und zieht dafür die Meinungen von diversen Wissenschaftlern und Athleten zu Rate.

Im ersten Kapitel widmet er sich direkt dem Titel des Buchs: Sind 100 Meter in 8 Sekunden jemals möglich? Um dies herauszufinden, konstruiert er ein fiktives Szenario, in welchem alle zuvor unter Berücksichtigung vergangener Leistungen und Daten ermittelnden Variablen in optimaler Ausprägung enthalten sind. Er skizziert als den Optimal-Zustand in dem die vorher berechnete Leistung nur abzurufen ist.

Es sei vorweggenommen, der Perfektionspunkt im 100m-Sprint liegt laut Brenkus bei 8,99 Sekunden liegt. Für alldiejenigen, die jetzt neugierig sind, wie genau dieser Wert zustande kommt und welche Faktoren dabei mitberücksichtigt werden müssen, empfiehlt sich das Lesen dieses Buchs.

Das zweite Kapitel richtet sich an die Eisensportfreunde unter uns, denn es folgt nach der Bestimmung des Perfektionspunkts für den Sprint, eine Bestimmung der Grenzen reiner Muskelkraft am Beispiel des Bankdrückens.

Erwähnenswert ist, dass Scott Mendelson (bekannt durch mehrere Weltrekorde im Bankdrücken) bei der Ermittlung des Wertes mitgeholfen hat und so ein noch realistischerer und authentischer Wert ermittelt werden konnte.

Es folgt das dritte Kapitel, welches dem Schwimmen gewidmet ist, genauer gesagt der Sprintdistanz dieser Sportart – 50 Metern Freistil. Auch hier wird auf Basis bereits erbrachter Leistungen und der biomechanischen Gesetzmäßigkeiten, die im Schwimmen gelten, mittels Formel und fiktiv konstruierter Optimal-Situation der Perfektionspunkt ermittelt.

Spitzensport wäre nicht da, wo er heute ist, ohne die Existenz diverser leistungsfördernder Substanzen. Brenkus ist sich des enormen Potentials und Stellenwert von Doping im Sport, insbesondere für das Erreichen der Perfektionspunkte bewusst, und räumt diesem Thema im vierten Kapitel Platz ein.

Durch den Einsatz von leistungsfördernden Substanzen im Sport, kommt es folglich zu einer Verwaschung der echten Perfektionspunkte. Es stellt sich die Frage welche bereits erbrachten Leistungen sind „echte“ Leistungen? Die Frage ist sehr schwer zu beantworten, da selbst bei denen, die vermeintlich nicht unter dem Einsatz von Doping erreicht wurden, nicht mit 100%iger Gewissheit davon ausgegangen werden kann, da unklar bleibt, ob das auch wirklich stimmt. Es gilt das Gesetz „in dubio pro reo“, du bist solange nicht gedopt, solange du nicht erwischt wirst oder es selbst zugibst… Brenkus geht in diesem Kapitel auch auf die Mentalität von Spitzensportlern ein und deren Bereitschaft für ihre Sportart nahezu alles zu tun, ließe sich dadurch eine Leistungssteigerung mit der Folge das aktuelle Weltniveau zu übersteigen, realisieren.

Das fünfte Kapitel ist dem Golf gewidmet, so soll hier der Perfektionspunkt für den weitesten Schlag eines Golfballs bestimmt werden. Nach einer Bestimmung der ausschlaggebenden Faktoren für einen zuverlässig langen Schlag, und der Beschaffung des Platzes und des Balles ergibt sich ein extrapolierter Wert von ca.500 Metern (!).

Angeschlossen an das Golfen wird im sechsten Kapitel, der höchstmögliche Dunk im Basketball bestimmt. Brenkus erklärt in diesem Kapitel wie die Illusion einer Hang-Time (dem wahrgenommenen Schweben eines Basketballers am Gipfelpunkt seiner Bewegung) zustande kommt. Auch macht er auf die Probleme eines Sensationssportes, wie Basketball, aufmerksam und stellt plausible Vermutungen auf, warum der Korb wohl vorerst nicht höher gesetzt werden wird.

Vom Basketballcourt geht es dann wieder ins Wasser. Das siebte Kapitel nimmt sich der Frage an, wie lange ein Mensch maximal die Luft anhalten kann. Er zeigt hier zuerst die Voraussetzungen auf, die ein Apnoetaucher mit sich bringen muss und klärt ebenfalls welcher mentalen Tricks sich Apnoetaucher bedienen, um den Punkt des Auftauchens solange wie möglich hinauszuzögern. Abschließend erfolgt, wie in jedem Kapitel eine genaue Bestimmung des Perfektionspunkt durch ein fiktives Szenario, in dem alle Faktoren optimal aufeinander abgestimmt sind und somit die bestmögliche Leistung realisiert werden kann.

Im achten Kapitel wird der Nationalsport der Amerikaner genauer unter die Lupe genommen. Hier wird der Frage auf den Grund gegangen: Wie weit kann man einen Baseball schlagen? Brenkus geht auch hier wieder kurz auf die physikalischen Gesetzmäßigkeiten ein, die relevant für die Bestimmung des Perfektionspunktes sind und betrachtet anschließend die Entwicklung der geschlagenen Homeruns pro Spiel in der Major League sehr kritisch. Er skizziert abschließend das Dilemma, in dem sich das Profibaseball befindet und macht so deutlich, warum der errechnete Perfektionspunkt wohl niemals in der Praxis erreicht werden wird.

Die letzte behandelte Sportart stellen die beiden berühmtesten Laufdisziplinen dar, die Marathondistanz und der Meilenlauf. Das neunte Kapitel ist so aufgebaut, dass der Autor zuerst die relevanten Stoffwechsel- und Energiegewinnungswege aufzeigt, die für die entsprechende Laufdisziplin leistungsbestimmend sind und räumt ein, dass eine reibungslose Analyse für den Marathonlauf ein viel zu komplexes Unterfangen darstellt. Es existieren zu viele Faktoren, die unmöglich alle miterhoben werden können. So nähert er sich der Beantwortung dieser Frage auf rein statistischer Ebene (Anmerkung meinerseits: Der hier berechnete Wert kann wohl niemals erreicht werden, da ein lediglich theoretisch ermittelter statistischer Wert nur sehr schwierig 1:1 in der Praxis auf den Menschen transferiert werden kann) an. Sein Rechenmodell ergibt einen Perfektionspunkt im Marathon von 1:57:58 Stunden.

Nach der Klärung des historischen Hintergrunds und der Entstehung des Meilenlaufs, zeigt er am Beispiel des Durchbrechens der 4 Minuten-Schallmauer von Roger Bannister, dass im Sport stets etwas bahnbrechendes Unerwartetes passieren kann. Die Bestimmung des Meilen-Perfektionspunktes erfolgt erneut rein rechnerisch und beläuft sich auf eine Zeit von 3:18,87 Minuten. Er räumt hier allerdings selbst ein, dass dieser Wert lediglich eine „obere Schranke“ darstellt und nur die Aussage zulässt, dass niemand jemals diese Schranke unterschreiten wird.

Im Epilog versucht Brenkus eine Antwort darauf zu geben, ob die bestimmten Perfektionspunkte realistisch zu erreichbar sind und nennt hier auch wieder den elementaren Begriff für Leistungen im Sport, sie verlaufen asymptotisch und es bleibt spannend zu sehen, wo die Asymptote denn liegt und der Weg hierhin vielmehr als Ziel angesehen werden kann, als die Asymptote selbst.

100 Meter in 8 Sekunden | Fazit zum Buch

Persönlich kann ich das Buch jedem sportinteressierten Menschen stark ans Herzen legen. Auch Menschen, die kein statistisches Basiswissen besitzen, können beruhigt bei dem Buch zugreifen,

Brenkus schreibt sehr verständlich und macht die Herleitung für seine Perfektionspunkte auf eingängige Weise stringent deutlich. Es ist faszinierend zu sehen, wohin einen Menschen systematisch und langfristig betriebenes Training in Kombination mit herausragendem Talent und optimalen genetischen Anlagen führen können. Besonders für Personen, die selbst eine der hier im Buch behandelten Sportarten ausüben, ist dieses Buch sehr empfehlenswert. So wird umso deutlicher, wie exzellent diese Perfektionspunkte tatsächlich sind.

Ich bin selbst passionierter Kraftdreikämpfer und Schwimmer und betrachte es mit Staunen, besser gesagt mit Ehrfurcht, welche (aktuell) unvorstellbaren menschlichen Leistungen im Sport möglich sein können.

Das Buch „100 Meter in 8 Sekunden“ kannst du hier über Amazon erwerben

Buchrezension: 100 Meter in 8 Sekunden? von John Brenkus


          


         

Bildquelle Titelbild: Amazon.de


Über

Ich bin ein großer Liebhaber des Eisensports und ambitionierter Leser, jetzt Autor, von AesirSports.de. Zurzeit studiere ich Sportwissenschaft und Philosophie, getreu des Mottos „mens sana in corpore sano“.
Das Training diverser Sportarten war schon immer großer Bestandteil meines Lebens, bis ich mich dann zunehmend auf die beiden Sportarten Kraftdreikampf und Schwimmen festgelegt habe.

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