Von Damian Minichowski | Benötigte Lesezeit: 11 Minuten |
Schnallt euch an, holt die Tüte Chips (oder eher Gemüsesticks) hervor und nehmt euch ‘n Stuhl. Warum? Easy: Es wird Zeit für ein Review – eine Buchrezension wohlgemerkt!
Das Buch, welches ich euch heute präsentieren möchte, ist aus zweierlei Gründen ein ganz besonderes Schmankerl. Zum ersten kenne ich den Autor mehr oder weniger persönlich – oder jedenfalls so persönlich, wie man über etwaige Social Media eben werden kann. Der zweite Grund zum frohlocken stellt die Tatsache dar, dass es sich bei diesem Werk wohl um ein Unikat handelt – das erste, deutschsprachige Buch, welches sich mit dem Konzept des Intermittent Fasting – auf einer sporttechnischen Basis – auseinandersetzt. Selbst auf dem englischen Buchmarkt kann man die Literatur zu dieser Thematik an der Hand abzählen.
Freunde, ich rede natürlich von Philipp “Philo” Rauscher, dem Autor des “Logisch-Ernähren-Body-System”-Buches, welches ich bereits vor einiger Zeit hier auf Aesir Sports präsentiert habe und welches mich schon seinerzeit vom Setup schwer begeistert hat. Sein neustes Werk “Get F.I.T. – Think Lean. Intermittent Fasting, Powerlifting & Conditioning.” ist die logische Konsequenz der Entwicklung, die dieser Mann durchlaufen hat und die ich selbst mit eigenen Augen im Verlauf der Monate indirekt erleben durfte.
Aber bevor wir uns mit der unikaten Lektüre auseinandersetzen, lasst mich noch einige Worte zum Autor selbst verlieren.
Artikelinhalte
Buchrezension: Get F.I.T. – Think Lean. Intermittent Fasting, Powerlifting & Conditioning von Philipp Rauscher
Über den Autor | Philipp Rauscher
Als Natural-Bodybuilder mit Wettkampferfahrung ist Philo keine unbekannte Größe in der deutschen Fitnesslandschaft. Einige dürften ihn bereits über Team-Andro kennen- und schätzen gelernt haben. 2009 war ein gutes Jahr für den Deutschen Meister bzw. Vize-Weltmeister des WFF, in dem auch sein erstes Buch, das LEB-System publiziert wurde. Aus erster Hand, nämlich durch ihn selbst (Interview soon to come), weiß ich, dass seine kürzliche Abkehr vom klassischen Bodybuilding nicht nur mit der Liebe zum Kampfsport, sondern mit einem grundsätzlichen Einstellungswandel – auch was die Herangehensweise in Sache Ernährung betrifft – zu tun hat.
Man könnte daher wirklich mit Fug und Recht behaupten: der Mann hat sich entwickelt. Weiterentwickelt! Als Personal Fitnesstrainer und Coach managed er nicht nur Leistungssportler, mit denen er sein neues “F.I.T”-Konzept am Objekt erprobt hat, sondern absolviert derzeit auch seinen Master in Sachen Gesundheitsmanagement mit Schwerpunkt Sportpsychologie.
Man muss zugeben: die Synthese aus Praktik und Theorie ist Philipp gut gelungen und allein deswegen darf man bereits gespannt sein, was die Zukunft noch so für ihn bringt. Für weitere Informationen kann ich nur mit Nachdruck auf seinen Blog verweisen, der neben zahlreichen, lesenswerten Artikeln auch ein eigenes Coaching-Programm für Interessenten bereithält.
Seid ihr also bereit F.I.T. zu werden? Dann lest weiter!
Das Buch |Get F.I.T. Think Lean
Mit seinem schlichten, aber dennoch Interesse weckendem Cover, kommt F.I.T. – Think Lean in einer edlen, schwarzen Optik daher. Der rote, leicht schiefe Schriftzug sticht einem sofort ins Auge (und ich könnte mir vorstellen, dass das Buch in einer Buchhandlung gerade deswegen die Aufmerksamkeit der Kunden auf sich ziehen würde). Gut gewählt! Dabei ist das Taschenbuch nicht einmal sonderlich dick: knapp 165, mit gar nicht mal so kleinen Buchstabden, bedruckte Seiten ist F.I.T “stark” – dafür ist der Preis mit 24,90 € ganz schön stattlich, wenn ich mir so manchen Briefbeschwerer, wie Hatfields “Hardcore Bodybuilding”, ins Gedächtnis rufe.
Dennoch, vergessen darf man nicht: der gute Phil hat alles in Eigenregie gestemmt, insofern gestaltet sich die Publikation um einiges schwieriger (wer sich mit Print-on-Demand auskennt, weiß, was ich meine). Angesichts der Thematik, dem Intermittent Fasting, drücke ich hier nochmal ein Auge zu, denn eines wusste ich bereits schon, nachdem ich von Phil’s Werk Wind bekommen hatte:
Ich MUSS dieses Buch haben. Und ich habs… (dafür nochmals Dank an dich!)
Der Inhalt | Get F.I.T. Think Lean
So, was also hat dieses kleine Blackbook an Weisheit zu bieten, die man ihm durch eine kleine Opfergabe in Form von Zeit entlocken kann? Nun, sofern ihr meine Ausgabe habt, dürfte dies zu allererst eine Widmung des Autors an mich sein – schonmal sehr geil. Alsbald geht es auch schon gleich zur Sache mit der ersten Seite, die ein paar grundlegende Fakten zum Herausgeber (=Autor), einen Haftungsausschluss sowie eine Anmerkung zur Bibliographie (darauf kommen wir noch später) enthält. Die Seiten sind verdammt weiß und der Schriftsatz irgendwie … anders. Es ist schwer zu beschreiben, aber man merkt beim erstmaligen Durchblättern, dass dieses Buch unter ganz besonderen Auflagen veröffentlich wurde und dass da nur sehr wenig, ich nenne es jetzt mal einfach so, “Kommerz” hinter steckt.
Das ist nicht schlecht, aber es ist ungewöhnlich. Und schon prangt uns das Inhaltsverzeichnis entgegen:
Inhaltsverzeichnis | Get F.I.T. Think Lean
Vorwort
Teil 1: Intermittent Fasting
- Was ist Intermittent Fasting?
- Intermittent Fasting und akute Stoffwechselanpassungen
- Intermittent Fasting und Stoffwechselreaktionen
- Intermittent Fasting und Training
- Intermittent Fasting und Nährstoff-Timing
- If It Fits Your Macros (IIFYM)
- Intermittent Fasting und hartnäckiges Fettgewebe
- Intermittent Fasting und “Bodyrecomposition”
- Intermittent Fasting und Fettabbau
- Intermittent Fasting und Muskelaufbau
- Intermittent Fasting in der praktischen Anwendung
- Intermittent Fasting und Nährstoff-Cycling
- Intermittent Fasting, Leptin und Hungerhormone
- Intermittent Fasting und weitere hormonelle Reaktionen
- Intermittent Fasting und Suppelements
Teil 2: Hybrid Training
- Mit Hybrid-Training fit werden!
- Erfolgsfaktor 1: Powerlifting-Training
- Erfolgsfaktor 2: Conditioning
- Erfolgsfaktor 3: Non-Exercise-Physical-Activity (NEPA)
- Optionaler Erfolgsfaktor: Zusätzliches Training
- Die Wochentrainingspläne
Teil 3: Die pragmatische Umsetzung
- Das F.I.T.-Proframm in der Praxis
- Die individuelle Einstufung
- Programm: Gruppe A
- Programm: Gruppe B
- Programm: Gruppe C
- Proteine und Fette für die Programme
- 16/8 vs 24
- Nahrungsmittelauswahl und Menge
- Spezialvariante: Die F.I.T.-DIET
- Abschließende Worte
Online Zugangsdaten
Literaturverzeichnis
Das Vorwort – der Appetizer eines jeden Buches. Um Philo einmal zu zitieren: “[…] darum soll es im folgenden Werk auch gehen – nicht nur fit aussehen, sondern auch fit sein.” Das Buch ist die pragmatische Entwicklung der angewandten Praxis, die der Autor nach eigenen Angaben mit Hilfe von Amateur-Kampfsportlern ausgearbeitet und live getestet hat. Und jeder, der einmal Kampfsport gemacht hat, der weiß, dass es da nicht nur um große Sprüche geht. Da gibts auf die Fresse! Leistungseinbußen oder Mangelernährung kann sich ein kampferprobter Körper nicht leisten, wenn es heisst: Kämpfen oder untergehen. Hier bezieht sich Philo auf das Intermittent Fasting in Kombination mit einem funktionalen Training.
Das Buch ist, wie man aus dem Inhaltsverzeichnis entnehmen kann, in drei wesentliche Teile aufgesplittet. Die Ernährung wird gleich im ersten Teil angesprochen, während Part II sich mit der trainingsspezifischen Komponente des “F.I.T.-Konzeptes” auseinandersetzt. Die Kombination beider Teile mündet im letzen Abschnitt, der pragmatischen Umsetzung mit Unterscheidung nach Zielsetzung, sowie einer kleinen Corner hinsichtlich der richtigen Nahrungsmittelwahl in Form und Menge.
Klingt wie ein stimmiges Paket, oder? Ist es auch.
“Oh du Fastende…!” Was ist Intermittent Fasting? Gleich das erste Kapitel verortet den Begriff des Intermittent Fasting. Es wird erläutert, was man unter dieser Ernährungsweise versteht, wie der grobe Aufbau ist (”Undereating”- & “Overeating”-Phase) und was es mit anabolen und katabolen Prozessen auf sich hat. Dem Kenner des IF wird gleich deutlich, welches Verständnis der Autor selbst von dem Konzept hat: Strukturen aus Ori’s Warrior Diet (”The Warrior Diet”) sind nicht zu übersehen.
Was mir an dieser Stelle einwenig Kopfzerbrechen bereitet ist die “easy readability” – Fachtermini hier und da tauchen aus dem Nichts auf und können für Personen, die sich bisher noch nicht derart stark mit ihrer Ernährung auseinandergesetzt haben, ein kleines Hindernis darstellen. Zwar werden die signifikanten Begriffe erläutert, doch auch bei Begriffen wie “Kohlenhydratspeicher” bzw. “glykogenabbauende Phase” könnten einige Leser schon ins Grübeln kommen. Dieses Phänomen der auftauchenden Fachbegriffe ist mir während des gesamten Lesezeitraumes im Hinterkopf geblieben – und dies führt mit letzendlich auch zu der Feststellung: Hier müssen Hausaufgaben in Form der Basics gemacht werden – was letztlich darin resultiert, dass das Buch als “intermediate”-Kost einzustufen ist, aber darauf komme ich noch im abschließenden Fazit zu sprechen.
Mir gefällt die prinzipielle Herangehensweise, um das Konzept zu erläutern. Das biochemische Wechselspiel zwischen anabolen und katabolen Prozessen, sowie die Macht des IF als kraftvolles Tool zur Rekomposition. Stichwort: Autozylinder (siehe “Ride the Cortisol Wave”). Wer Spaß daran hat zu lernen, wie der Körper funktioniert, der kommt garantiert auf seine Kosten (ich tat es jedenfalls). Philo erläutert die Rolle des zyklischen Adenosin- und des Guaninmonophosphates, die Wirkung von Glukagon und Katecholaminen (Adrenalin, Nor-Adrenalin) im Kampf gegen lästiges Körperfett. Wo kein Licht, da kein Schatten!
Das nachfolgende Kapitel kombiniert “IF mit Stoffwechselanpassungen”. Fragen wie “Schläft der Stoffwechsel durch das Fasten nicht ein?” (mit wissenschaftlichem Background!) und “Wie steht es mit der Mahlzeitenfrequenz bei Sportlern?” werden ausführlich thematisiert und es wird erklärt, wieso mehr Mahlzeiten am Tag nicht unbedingt der Weisheit letzter Schuss sind, wenn es um den Aufbau von fettfreier Körpermasse geht. Hier schließt auch das dritte Kapitel “IF und Stoffwechselreaktionen” an. Wie definiert man das Fasten überhaupt? Gibt es “Fastenphasen”? Und wenn ja: was passiert in den einzelnen Zeitabschnitten der Nahrungsaufnahme, des Verdauungszeitraumes und dem Zeitpunkt der Nahrungskarenz? Wie siehts eigentlich mit dem Proteinstoffwechsel aus und was hat es mit den Glykogenspeichern auf sich? Elementare Fragen zu stoffwechselreaktiven Prozessen im Kontext des Intermittent Fasting stehen hier auf der Agenda.
Wo sich die ersten Kapitel noch fernab der körperlichen Ertüchtigung abspielten, kommt in Kapitel 4 das Training als weitere Komponente hinzu (”IF und Training”). Wie ist das Fasten überhaupt mit einem fordernden Training und mit Leistung zu vereinbaren? Ist das Training im Fastenzustand nicht katabol as fuck? Geht nicht sämtliche, schwer erarbeitete Magermasse flöten, wenn man dem Körper nicht im stundentakt proteinreiche Kost zuführt? Der Schlüsselbegriff in diesem Chapter ist auch hier wieder: die Glykogenspeicher, “Kohlenhydrattanks,” die eine puffernde Funktion inne haben und sowie der Fettstoffwechsel als zusätzlichen Energiekanal, der im Zuge niedriger Insulinspiegel weitaus effizienter seinen Part beisteuern kann, als bei einem permanenten Nährstoffbombardement.
Aber wer wäre der Autor schon, wenn er nur bloße Behauptungen aufstellen würde? Auch hier gibt es den Bezug zu aktuellen, relevanten Studien. Ein Manko was ich ansprechen muss: es gibt keine Fußnoten, keine Verweise. Das Nachschlagen und zuordnen im bibliographischen Teil am Ende des Buches erfolgt mühsam und zäh. My bad, Philo! Aber das gibt Abzüge in der B-Note. ;)
Eine Komponente, die auch angesprochen wird, ist die Supplementierung bei nüchternem Training und Modifikation im Protokoll. Philo empfiehlt BCAAs vor hochintensivem Training – hier muss ich ihm widersprechen. Der Workaround mag im Zuge weiterer “Amino-Shots” vielleicht funktionieren, aber in meinen Augen wäre es optimaler hier mit EAAs zu suppen. BCAA-Produkte bestehen zu großen Teilen aus der essenziellen Aminosäure “L-Leucin,” die in Feldversuchen eindeutig gezeigt hat, dass die Proteinsynthese in starkem Ausmaße angefacht wird. Problematisch ist dies nur, wenn man beispielsweise morgens trainiert, aber erst Abends das Fastenfenster bricht. Das Ankurbeln der Synthese, ohne danach über einen längeren Zeitraum Protein nachzuladen, könnte zu einer verstärkten Proteolyse führen und damit dem Katabolismus von Körpereiweiß Vorschub leisten – es ist wie wenn man Öl in ein Feuer gießen würde, ohne dabei Holz nachzulegen.
“Intermittent Fasting und Nährstoff-Timing” greift den Gedanken seines ersten Buches, dem “LEBS” auf – und das ist auch das Thema des Chapters: das ideale Abtimmen der Ernährung nach der jeweiligen Situation. Hier gefällt mir insbesondere gleich die stichpunkartige Zusammenfassung wann was am besten konsumiert werden sollte. Eigentlich hätte ich mir sogar für jedes Kapitel eine stichwortartige Zusammenfassung am Ende gewünscht (wie bei CBL). Wer LEBS gelesen hat, der wird einiges wiedererkennen. Neu ist das Konzept des “If It Fits Your Macros,” dem Philo sogar ein eigenes Kapitel widmet. Cheaten? Wenn ja: wie? Und in welchem Ausmaß? IIFYM, wie es abgekürzt heisst, ist ebenfalls einer dieser Avantgarde-Trends, der seinen Weg über den großen Ozean ins provinzielle Europa gefunden hat. Auch hier ein Konzept, welches viele Dinge, die vorher von “Forum-Bodybuildern” verkompliziert wurden, wieder in natürlichere Bahnen lenkt (lenken soll, Stichwort “Thunfisch-Reis-Diät”). IIFYM heisst nicht Pizza Hut und Burger King, sondern Lifestyle und gesunder Menschenverstand. Und das meine ich Ernst – das ist Balsam für die Seele! Wie der Autor richtig erkennt: “gute” und “böse” Lebensmittel gibt es per definitionem gar nicht, aber fragt mal euren Körper!
Mit dem Kapitel “IF und hartnäckiges Fettgewebe” habe ich hier wohl mein Lieblingspart ausfindig gemacht und ich behaupte mal, dass der Erkenntniszuwachs an dieser Stelle auch am Größten war. Schonmal eine hardcore Diät bis zum Schluss durchgezogen und trotzdem die letzten Problemzonen nicht in den Griff bekommen? Wer kennts nicht? An den Armen, den Schultern, dem Rücken – alles wird weniger, aber am Bauchgürtel (Mann) und an den Schenkeln/Hüften (Frau) will sich partout nichts bewegen lassen. Der “Schlüssel” (wortwörtlich!): das Wissen um die einzelnen Rezeptoren der Fettzellen, namentlich in Form von Alpha- und Betarezeptoren. Das Intermittent Fasting scheint eine natürliche Prädisposition für begünstigende Faktoren zu haben, die das “öffnen der Fettschleusen” begünstigen.
Der hier gewählte Ansatz, formuliert in einem Fünf-Punkte-Programm, zeigt auf, wie man diesen unliebsamen Polstern zu Leibe rücken kann.
Was gibts noch zu erzählen? Ach ja, “Intermittent Fasting und `Bodyrecomposition`” führt den Gedanken aus dem vorherigen Kapitel fort. Stichwort: Rekomposition des Körpers. Was ist darunter zu verstehen? Simpel formuliert handelt es sich um das Abbauen von Körperfett bei gleichzeitigem Aufbau von solider Magermasse. Ein Phänomen, welches vorwiegend noch als “Anfängerbonus” bezeichnet wird, scheint mit einer IF/CBL basierenden Ernährung – von einem empirschen Standpunkt heraus betrachtet – durchaus möglich.
Mir gefällt die gepredigte Mentalität des “Six Weeks Out,” die Philo hier anspricht. Die Tatsache, dass man das ganze Jahr über in einer passablen Form (ohne wirklich Masse- und Diätphasen) ist und sich innerhalb von 6 Wochen mit minimaler Mühe in Hochform bringen kann, bringt das gelebte Konzept der Funktionalität und des Fit-seins auf den Punkt. 6 Wochen. Nicht mehr, nicht weniger.
Hinsichtlich der Rekomposition und des Fettabbaus bzw. des Kohlenhydratgehaltes in der Ernährung, wird darüber hinaus auch nochmal in “Intermittent Fasting und Fettabbau” eingegangen. Es geht um Refeeds und es geht um Leptin, das Sättigungshormon schlechthin. Wer dagegen eher den Muskelaufbau als Ziel auserkoren hat, für den dürfte das nachfolgende Kapitel von Interesse sein. Je nach Trainingszeitpunkt führt der Autor Protokollmodifikaktionendurch, die schließlich auch im “Amino-Pulse-Feeding” enden. Also der zyklischen Gabe von Protein in der Fastenphase (z.B. bei morgendlichem Training)
Die praktische Anwendung des Intermittent Fasting mündet in einer Vorstellung der gängisten IF-Protokolle, die da sind: ADF, Eat Stop Eat, die Warrior Diet, sowie das Leangains. Für Sportler relevant sind nach Meinung des Autors die letzten beiden, wobei auch das ESE-Prinzip einige Trainingsaspekte mit einbezieht (aber vielleicht nicht gerade für Peak-Pferformance gemacht ist). Weitere Aspekte der Pragmatik: Nüchterntraining – wie und wann. Pre-Workout & Post-Workout-Planung (mit Beispiel-Setup) sowie zur Mahlzeitenfrequenz innerhalb des Essefensters.
Worauf sollte man beim Nährstoff-Cycling achten? Wie lässt sich der körpereigene Leptinspiegel so manipulieren, dass man seinen Stoffwechsel oben und die Hungergelüste unten hält? Apropos Hunger: darum geht es auch bei “IF, Leptin & Hungerhormone” – ihr seht also, die Übergänge sind hier fließend, so dass man nicht gleich vom Fleck weg zugebombt wird. Natürlich alles im Kontext des intermittierenden Fastens. Hier gilt es dann auch sich selbst für physischen Hunger und hedonistischen Appetit zu sensibilisieren.
Es dürfte mittlerweile klar sein, dass eine IF-lastige Ernährung einen ganzen Haufen von Reaktionen im Körper hervorrufen, die einen völlig anderen Zustand herbeiführen, als bei der klassischen Ernährung oder gar der Ernährung nach “Bodybuilder”-Art. Auch das wird angesprochen und es wird auch thematisiert, wie man innerhalb dieser Ernährungsform am besten supplementieren kann. Wie auch Kiefer, empfiehlt Philo einige Basics, auf die man nicht verzichten sollte: EAAs, Creatin, Koffein, Fischöl – und als Zusatz ein Grüntee-Extrakt (Substanz: EGCG).
Das war der Intermittent Fasting Teil – das sind knapp 2/3 des Buches vollgepackt mit Infos zu IF und den Prozessen, die dadurch in Gang gesetzt werden (können). Schon allein, weil dieser Kontent in Buchform einmalig im deutschen Sprachraum ist, ist es eine ideale Empfehlung für all jene, die komprimiert und ohne viel Suchen etwas zum Thema wissen wollen.
Im zweiten Teil, dem Hybrid-Training erläutert Philo – nachdem man seine Ernährung optimalerweise derart optimiert hat – wie es mit der Planung und Durchführung der körperlichen Ertüchtigung aussieht, um sich selbst auf ein neues Fitness-Niveau zu erheben. Ich will diesen Teil jetzt nicht zu weit ausführen, aber zentrale Elemente des F.I.T.-Konzeptes lassen sich in drei Formen ausmachen:
Dem Powerlifting, d.h. schweres Krafttraining für Kraft und Hypertrophie (über Mehrgelenkübungen wie Kreuzheben, Kniebeugen, Bankdrücken). Conditioning und Intervall-Training zur Optimierung des kardiovaskulären Systems (Zirkeltraining). Und als dritter Faktor im Bunde der sogenannte “NEPA” – also (nicht-belastende) Aktivität in Form von Alltagsbewegung.
Zusammen mit der angesprochenen Periodisierung und der Absolvierung von wöchentlichen “Challenges,” wo es um das brechen persönlicher Rekorde geht, wird dem Trainingsprogramm ein stimmiger Feinschliff verpasst, der schlussendlich für einen guten Schuss Abwechslung – und damit Langzeitmotivation – sorgt.
Alles in allem wird das ganze Prinzip auf 30 Seiten ausgeführt.
Im letzten Abschnitt des Buches beschreibt der Autor, wie sich das F.I.T-Konzept im wahren Leben gestalten lässt, die sogenannte praktische Anwendung von Training und Ernährung (gestaffelt nach Zielsetzung in Programm A,B und C), Nährstoffaufteilung, Nahrungsmittelwahl. Inbesondere der Hinweis, wie man auch ohne großartiges Kalorienzählen zum Erfolg kommt, fällt mir an dieser Stelle positiv ins Auge – wer natürlich weiterhin abwiegend und zählen will, dem sei es ebenso gegönnt. Abschließend finden sich am Ende noch Online-Zugangsdaten für das Portal, wo man sich mit weitere Infos versorgen und sich mit dem Autor direkt in Verbindung setzen kann.
Das bibliographische Verzeichnis – als Anhang – rundet die Lektüre ab und lädt zum weiteren nachrecherchieren ein (6 Seiten mit Angaben zu den Studien, die im Buch erwähnt werden).
Fazit | Get F.I.T. Think Lean
Er hat es geschafft: das erste, offizielle Buch, welches sich mit einem wachsendem Trend – dem Intermittent Fasting – auseinandersetzt und dabei gleichzeitig selbst für Quereinsteiger eine hilfreiche Lektüre darstellt, die ansonsten stets gezwungen waren, sich durch den im Internet fabrizierten Wust an Informationen zu kämpfen. Das Ernährungskonzept wird von allein Seiten getackled: Ernährung, Training, Stoffwechsel, Hormonprofil, Muskelaufbau, Fettabbauch, Rekomposition – alles drin und mit interessanten Studien unterlegt.
F.I.T – Think Lean bildet eine geschlossene Einheit mit einem beispielhaften Trainingskonzept, welches nicht unbedingt den klassischen Bodybuilder als Zielgruppe im Auge hat, sondern all jene, die ihre Lebensqualität, ihre Gesundheit und ihre Fitness auf ein neues Niveau steigern möchten.
Man sollte aber immer im Hinterkopf behalten: diese Konzepte sind immernoch im Feld erprobt worden – bei Amateur-Kampfsportlern. Kein Schwein würde sich daran halten, wenn es nicht funktionieren würde und wenn wir mal ehrlich sind: fit und belastbar wie ein MMA-Fighter sowie ausgeglichen und fokkusiert wie ein Karateka zu sein – wer will das nicht? Wer will seinen Körper NICHT tunen und tweaken? Und dabei sogar noch was für seine Gesundheit tun? Ich glaube, es gibt nur wenige Leute, die hier mit einem “Ja, hier doch, ich!” antworten würden.
Das Buch ist nicht überladen, man muss sich nicht erst durch 500 Seiten kämpfen und man muss auch kein abgeschlossenes Studium in Biochemie und Ernährung vorweisen, um die Inhalte verstehen und begreifen zu können. Allerdings sollte man ein natürliches Interesse an körpereigenen Prozessen mitbringen, offen sein für neue Erkenntnisse und vielleicht auch einwenig experimentierfreudig sein.
Meine Mankos habe ich an gegebener Stelle zur Sprache gebracht: die vielen Fachtermini könnten abschreckend wirken und an manchen Stellen habe ich mir gerne eine Referenzquelle gewünscht, bei der ich mich nicht unbedingt erst durch das Literaturverzeichnis hätte wühlen müssen. Ferner hätte ich mir ein Stichwortverzeichnis zum schnellen Nachschlagen im Angang gewünscht. Aber sei es ihm gegönnt!
Für 24,90 € kriegt ihr einen interessanten Ansatz, eine Interpretation von IF die man klassischer Weise als Synthese der Warrior Diet, Leangains und einwenig Eat Stop Eat bezeichnen kann. Gerne hätte ich mir für das Geld noch ein paar Seiten mehr gewünscht, aber man muss zugeben, dass hier eine solide Leistung in einem Themenblock erbracht wurde, den man in einer so konzentrierter Form an anderer Stelle vergebens sucht.
Daher mein Fazit: Well done, Philipp. Ich freu mich schon auf das nächste Werk. Wie war das nochmal? Proteinstoffwechsel mit hardcore Biochemie? Ich bin dabei. ;)
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