Von Kurtis Frank | Benötigte Lesezeit: 12 Minuten |
Bei Zimt denken die meisten von uns wahrscheinlich an Weihnachten. In der kalten Jahrezeit gewinnt die Verwendung des fernöstlichen Gewürzes an Hochkonjunktur – so sehr, dass es für das Individuum sogar schwer wird, sich dessen zu entziehen. Die klassische Zimtstange wird nicht nur zu Dekorationszwecken verwendet, sondern auch in vielen leckeren weihnachtlichen Rezepten. Es gibt eine ganze Reihe von Süßspeisen (heisser Milchreis), Gebäcksorten (Zimtsterne) und Backwerke (Zimtschnecken oder als Apfel-Zimt-Kuchen), die man sich ohne die aromatisierende Rinde des Zimtbaumes gar nicht mehr vorstellen könnte.
Aber nur wie wenigsten unter uns wissen um die „andere Wirkung“ von Zimt. Tatsächlich handelt es sich bei Zimt nicht nur um ein simples Gewürz zur Verfeinerung von Speisen, sondern um ein aktives Supplement, welches in seinen üblichen Mengen bereits größere Auswirkungen auf unseren Körper hat. Inbesondere die Diabetiker unter den Lesern werden vermutlich schon das eine oder andere Mal über den „gemeinen Zimt“ gestolpert sein, wenn sie sich nach Methoden zur Linderung ihrer Symtpome und bezüglich der Kontrolle über den Blutzucker informiert haben.
Wie? Ja ihr habt richtig gelesen – Zimt kann noch viel mehr als nur einen einzigartigen Geschmack liefern. Klinische Studien zeigen, dass der Konsum von Zimt nicht nur in der Lage ist, den Blutzucker zu senken, sondern dass dieser auch Auswirkungen auf die Bluttfettwerte (Triglyceridkonzentration und Cholesterin) ausübt:
„The results of this study demonstrate that intake of 1, 3, or 6 g of cinnamon per day reduces serum glucose, triglyceride, LDL cholesterol, and total cholesterol in people with type 2 diabetes and suggest that the inclusion of cinnamon in the diet of people with type 2 diabetes will reduce risk factors associated with diabetes and cardiovascular diseases.“ (11)
Auch andere Studien weisen im Hinblick auf die Blutzuckerkontrolle in eine klare Richtung (12)(13)(14)(15) – womit man Zimt ganz in die Ecke der natürlichen Supplemente einordnen kann, die vielleicht einen näheren Blick wert wären.
Der heutige Artikel beschäftigt sich mit den Eigenschaften und dem Wirkungsmechanismus des Zimts, aber auch die Bedenken und die Probleme die mit einer möglichen Ergänzung (Stichwort: Kumarinbelastung) einhergehen. Abschließend folgen einige praktische Tipps für diejenigen unter euch, die damit gerne eigene Erfahrungen sammeln möchten.
Artikelinhalte
Zimt & Blutzucker – die Nahrungsdroge
Oh du köstliches, anti-diabetisches Zimt
Bei Zimt handelt es sich um eine unikate, sehr besondere Substanz. Es ist eines der wenigen Bestandteile in Nahrungsmitteln, welches in vielerlei Hinsicht als Supplement (im Sinne einer Ergänzung) vermarktet wird und das auch konsistente, nachweisbare physiologische Effekte zeigt – und das in der Menge, in der es üblicherweise auch in derartigen Rezepten verwendet wird. Das heisst konkreter Weise, dass der Zimkonsum mit gesundheitlichen Vorteilen einhergeht, für die man sonst zu Pharamaka greifen müsste.
Und es gab auch schon einige Unternehmen, die sich darüber gestritten haben ob man die zwei gängigen Zimtextrakte nun als „Droge“ oder als „Nahrungsmittelbestandteil“ deklarieren sollte. Warum? Wegen dem Potenzial, welches Zimt im lebenden Organismus entfaltet. Man muss wohl nicht extra erwähnen, dass es extrem selten ist dass eine Substanz, die in so einer Menge in unserer alltäglichen Ernährung vorkommt, von Seiten der Pharmaziehersteller und Pharmakologen auf eine derartig große Aufmerksamkeit genießt.
Der heutige Artikel wird sich mit den zwei prominenten Bestandteilen im Zimt beschäftigen (die gerne im Vorfeld als „der gute Cop“ und „der böse Cop“ betitelt werden). Wir werden uns ein wenig mit den Dosierempfehlungen, die für einen nenneswerten Effekt nötig sind, beschäftigen und diese auch in unseren Überlegungen entsprechend diskutieren. Am Ende folgen noch ein paar praktische Tipps zur Anwendung.
„Wasserlöslicher“ Zimt-Extrakt
Ich habe mir erlaubt die Überschrift mit Gänsefüsschen zu versehen, da man bis dato davon ausgegangen ist, dass die aktive Substanz im Zimt (und die daraus resultierenden gesundheitlichen Vorteile) auf das darin enthaltene β-hydroxymethylchalcone zurückzuführen ist. Heute nehmen wir an, dass die Gründe dafür eher in den noch relativ unbekannten (und unbenannten) Polyphenolen, die man als „einen Typus von doppelt-verbundenen oligomeren Procyanidine der Katechine/Epikatechine“ klassifiziert hat, zu finden sind (1).
Man nehme: Kochendes Wasser, eine oder mehrere Zimtstanden und lasse diese darin einweichen – das ist die leichteste Art und Weise um einen eigenen “Zimt Extrakt” herzustellen. (Bildquelle: Fotolia / Anntuan)
Da “Zimt-Extrakt” in diesem Kontext griffiger und leichter zu behalten ist, bleiben wir bei Zimt-Extrakt.
Und glaubt mir wenn ich sage, dass Zimt-Extrakt eine recht interessante Substanz darstellt, bei der sich ein nähere Betrachtung lohnt. Viele anekdotische Erfahrungen zeugen von seiner Effizienz. Auch die einschlägige Literatur konstatiert diverse Vorteile, etwa im Hinblick auf die Behandlung der Glukose-Toleranz und Insulinausschüttung bei Diabetikern des Typ II; ein allgemeingültiger Konsens herrscht jedoch nocht nicht. (Was anders ausgedrückt nur heisst, dass die Vorteile, die mit dem Konsum von Zimt-Extrakt einhergehen im Moment noch keine derartige Anerkennung geniessen, als dass sie vorherrschende und besser erforschte Methoden und Therapien ablösen könnten) (2)(3)(4).
Interessant anzumerken – und das unabhängig von der Relevanz – ist, dass es den Anschein macht, als würde Zimt-Extrakt die HbA1c-Level zwar nicht senken, jedoch verbessert es den Fastenblutzuckerspiegel und lindert die Symptome beim Diabetes mellitus. Dies ist deswegen so überaus interessant, weil die HbA1c-Level normalerweise als zuverlässiger Stand-By-Marker im Falle der Diabetesgesundheit angesehen werden (3).
Und der Weg auf dem der Zim-Extrakt wirkt, erfolgt auf zwei Arten. Einige Untersuchungen stützen die Annahme, dass er der Bauchspeicheldrüse (pankreas) bei der Insulin-Ausschüttung hilft. Die hauptsächliche Wirkung bezieht sich jedoch auf die Entledigung der Glukose und den Transport in die Zelle – durch eine Verbesserung der Effizienz des Insulins. Wie genau? Entweder in dem es auf die Signalproteine einwirkt oder in dem es die GLUT4-Aktivität und dessen Wirkung beeinflusst (Beides Wirkungsmechanismen, die es mit dem Insulin gemeinsam hat). Im Moment erscheint die Version der Beeinflussung der Signalproteine am wahrscheinlichsten (5)(6).
Empirisch hat sich gezeigt, dass der Zimt-Extrakt Diabetikern bei der Kontrolle des Blutzuckerspiegels behilflich sein kann – dies lässt sich zumindest sehr gut und sehr sicher nachverfolgen. Leider gibt es jedoch keine so zuverlässigen Daten, wenn wir auf die Wirkung des Extrakts bei gesunden Individuen schließen möchten. Aber dies könnte auch damit zusammenhängen, dass man die auffälligen Symptome nicht sehr gut kontrollieren und beobachten kann.
Eine Studie, die eine Zimt-Supplementation in gesunden Individuen untersucht hat, findet sich z.B. bei Solomon/Blannin (2009) (13) und Solomon/Blannin (2007) (14). Darin konnten die Probanden während dem Zeitraum der Einnahme ihren Blutzucker erfolgreich senken.
Von 2009:
“Cinnamon can improve fasting glucose in humans yet data on insulin sensitivity are limited and controversial. Eight male volunteers (aged 25 ± 1 years, body mass 76.5 ± 3.0 kg, BMI 24.0 ± 0.7 kg m−2; mean ± SEM) underwent two 14-day interventions involving cinnamon or placebo supplementation (3 g day−1). Placebo supplementation was continued for 5 days following this 14 day period. Oral glucose tolerance tests (OGTT) were performed on days 0, 1, 14, 16, 18, and 20. Cinnamon ingestion reduced the glucose response to OGTT on day 1 (−13.1 ± 6.3% vs. day 0; P < 0.05) and day 14 (−5.5 ± 8.1% vs. day 0; P = 0.09). Cinnamon ingestion also reduced insulin responses to OGTT on day 14 (−27.1 ± 6.2% vs. day 0; P < 0.05), as well as improving insulin sensitivity on day 14 (vs. day 0; P < 0.05). These effects were lost following cessation of cinnamon feeding. Cinnamon may improve glycaemic control and insulin sensitivity, but the effects are quickly reversed.” (13)
Sowie 2007:
“Results: Cinnamon ingestion reduced total plasma glucose responses (AUC) to oral glucose ingestion [−13% and −10% for OGTTcin (p < 0.05) and OGTTcin12hpre (p < 0.05), respectively], as well as improving insulin sensitivity as assessed by insulin sensitivity index measures based on Matsuda’s model in both OGTTcin (p < 0.05) and OGTTcin12hpre (p < 0.05) trials compared with OGTTcontrol.” (14)
Die Grafik zeigt die Messung der Plasma-Glukosekonzentration, die mit Hilfe des oralen Glukosetoleranztests ermittelt wurde. Bereits nach 30 Minuten zeigte sich eine signifikante Abweichung von der Kontrollgruppe (**p <0.01). Die Plasma-Glukose-Konzentrationen bei OGGTcin (mit oraler Glukosetest mit Zimt-Supplementation) und OGTTcin12hpre (oraler Glukosetest mit Zimt-Supplementation 12h vor der Messung) weichen in signifikantem Ausmaß von der Kontrollgruppe (keine Zimt-Supplementation) ab (p < 0.05). (Die Werte von OGTTcin und OGTTcin12pre unterschieden sich beide jedoch nicht signifikant von einander). Quelle: Solomon/Blannin (2007) (14).
Von einem theoretichen Standpunkt aus müsste die Hinzunahme von Zimt-Extrakt bezüglich des Muskelaufbaus – in einer kohlenhydratexzessiven Situation – positiv auswirken (beispielsweise durch ein gezieltes Timing um das Training herum, in Kombi mit einer kohlenhydratlastigen (Post-)Workoutnutrition oder einem CBL/[CHEAT-MODE]-Binge). Vernachlässigt man zunächst einmal, dass der Extrakt keinen Unterschied zwischen Fett- und Muskelzellen macht, lässt sich behaupten dass die Zufuhr von sogenannten “glucose disposable agents,” also Substanzen, die dabei behilfllich sind den Zucker aus dem Blut in die Zellen zu bringen, ein sehr gut studiertes Gebiet darstellt.
Wenn es um die Dosierung geht, so liegt das obere Limit von Zimt-Extrakt verdammt hoch. So hoch, dass eine Vergiftung beim Menschen nicht sehr wahrscheinlich ist sofern man sich das Zeug nicht gerade flaschenweise reinjubelt. Die aus der Supplementation resultierenden Vorteile scheinen indes auch dosis-anhängig zu sein, allerdings ist dieses Gebiet noch wenig erforscht. Nüchtern betrachtet handelt es sich also um das Traum-Supplement für Diabetiker, da man keiner Mengenbeschränkung unterliegt und sich keinerlei Sorgen im Bezug auf eine Überdosierung zu machen braucht (wie z.B. beim Spritzen von Insulin).
Klar sollte jedoch sein, dass sich der Kram in der Praxis nie so simpel darstellt, wie es die Theorie gerne glauben machen möchte. Enter “the bad guy.”
Kumarin
Bei Kumarin handelt es sich um den bereits zuvor angekündigten “bad guy” in “Zimt-Town.” Es handelt sich um einen fettlöslichen Bestandteil, der nur wenig bis garkeine Vorteile mit sich bringt. Im Gegenteil, denn in zu großer Menge kann Kumarin sogar für Leber- und Nierenschäden sorgen und es ist in höchstem Maße im Gewebe der Lebe aktiv (so wie übrigens alle sogenannten “Furocumarine,” die in irgendeiner Verbindung mit dem “Grapefruit-Juice”-Effekt stehen). Das heisst: Kumarin kann die Funktion der Leber beeinflussen und verändern.
Unterscheiden sollte man beim Zimt daher zwei Arten .* Den billigen Shit (Cassia-Zimt; “cinnamomum aromaticum”; auch bekannt als „cinnamomum cassia“) und den teuren/fancy Shit (Ceylon-Zimt ; “cinnamomum zeylanicum“; auch bekannt als „cinnamomum verum“). )Die billige Version, der Cassia-Zimt, hat üblicherweise einen hohen Kumaringehalt; die gute Version weist dagegen einen geringen Kumarinwert auf. In ihrer Ursprungsform, also als Zimtstange, lassen sich die beiden Arten recht gut unterscheiden, denn die Stange des Ceylon-Zimts besizt mehrere Lagen, die ineinander gerollt zu sein scheinen – ganz so wie der Querschnitt einer Zigarette. Die Cassia-Zimtstange besitzt nur minimale Lagen und ist im Querschnitt viel dicker. In der pulverisierten Version kann es sehr schwer bis unmöglich sein, zwischen beiden Substanzen zu unterscheiden, daher solltet ihr – wenn ihr Produkte mit Zimt kauft – erst einmal zur Schadensverhütung davon ausgehen, dass der Hersteller den (billigen) Cassia-Zimt verarbeitet hat (natürlich nur, wenn ihr darauf wert legt möglichst wenig Nahrungsgift mit eurer Ernährung aufzunehmen) (7).
*Achtung: Es gibt noch viele andere Zimtarten, aber die oben erwähnten zwei Sorten sind die gängigsten und am meisten verwendeten)
Hinsichtlich der Giftigkeit von Kumarin muss man an dieser Stelle anmerken: Es ist eine der wenigen Substanzen bei denen uns Rattenstudien nicht weiterbringen, wenn wir die tatsächliche Wirkung und Tragweite im Menschen studieren wollen. Es scheint ganz so, als ob der Rattenkörper das Kumarin zu einem weitaus tödlicheren Metabolit umwandelt, als es im menschlichen Stoffwechsel der Fall ist. Dies führt dazu dass ein Großteil der durchgeführten Studien (an Ratten) die Menge des benötigten Kumarins bis zum Eintritt einer Schadenswirkung überschätzt (8).
Der Kumaringehalt schwankt auch von Pflanze zu Pflanze (was eben natürlich ist). Eine grobe Schätzung des Kumaringehaltes im Falle des Cassia-Zimts liegt bei zirka 5.8-12.1 mg Kumarin pro 5g Teelöffel Zimt. (Nur um es klarzustellen: Diese Zahlen stammen zwar von Wikipedia, wurden aber durch die Primärquelle von meinem Kollegen T1-83 kontrolliert) (9)(10).
Sollten wir uns überhaupt um den Kumaringehalt kümmern/sorgen?
- wenn ihr euch ab und zu ein Produkt mit Zimt reinzieht, dann muss es euch nicht die Bohne stören. Die Dosierung ist viel zu gering, um nennenswerte Effekte hervorzurufen
- Wenn ihr täglich drei gestrichene Teelöffel Zimt einnehmt, um den wasserlöslichen Bestandteil zur Kontrolle eures Diabetes oder des Metabolischen Syndroms aufzunehmen, dann sollte es euch gefälligst “die Bohne stören”
Abgesehen davon das die LD50, die letale Dosis bei der die Hälfte der Versuchstiere stirbt, von Kumarin bei knapp 275mg/kg Körpergewicht liegt (was bedeutet, dass drei Teelöffel nicht einmal im Ansatz ausreichen, um an diese Werte heranzukommen), gibt es einige triftige Gründe weshalb ich bei bestimmten Personen zur äußerten Vorsicht rate, wenn es um die Handhabe dieser Substanz geht.
- Kumarin ist fettlöslich und der Wert für die LD50 stellt eine Meßkennziffer für den akut-eintretendend Tod dar; mittlerweile dürfte klar sein, dass bei derartigen Dosierungen niemand ernsthaft Gefahr läuft infolge des Kumarins einen akuten Tod zu sterben. Aber das heisst noch lange nicht, dass es keine chronischen und versteckten Langzeiteffekte gibt. Beispielsweise könnte es zu einer Anhäufung von Kumarin in der Leber kommen. Bis dato habe ich jedenfalls noch keine Studien in die Finger bekommen, die sich mit der Neutralisierung und Beseitigung von Kumarin in der Leber beschäftigen und es könnte durchaus sein, dass die Leber das Kumarin längerfristig speichert; bis wir mehr wissen lautet das Motto daher: “Vorsicht ist die Mutter der Prozellankiste.“
- Die Schadenswirkung des Kumarins manifestiert sich in der Leber und den Nieren. Das ist genau der Ort, wo jemand der ein superloading mit Zimt betreibt um seinen Diabetes oder das Metabolische Syndrom in den Griff zu kriegen, auf keinen Fall (noch weitere) Schäden anrichten möchte und sollte.
- Es gibt ein paar Berichte die von Personen berichten, die aufgrund ihrer genetischen Disposition bei weitaus geringeren Dosen mit Beeinträchtigungen zu rechnen haben.
Allerdings gibt es einge probate Methoden um dem im Zimt enthaltenen Kumarin aus dem Weg zu gehen, wenn man die gezielte Aufnahme der wasserlöslichen Bestandteile forcieren möchte.
Praktische Tipps zur Anwendung & Ergänzung
Part I
- Kauft euren Zimt-Extrakt in Kapselform (z.B. Swanson’s Cinnulin PF oder das GlucoActive Cinnulin PF aus den UK). Mittlerweile dürfte ein solches Supplement flächendeckend erhältlich sein. Achtet beim Kauf jedoch darauf, dass auf dem Etikett möglichst der Zustatz “Wasserlöslicher Zimt-Extrakt” statt einfach nur “Zimt-Extrakt” steht. Im letzteren Fall wäre nämlich nicht ganz sicher, ob das Kumarin herausgefiltert wurde oder nicht. Eine andere Alternative stellt das bereits oben erwähnte “Hydroxymethylchalcone” dar. (P.S.: Wenn ihr eine gute Quelle für ein derartiges Produkt in Deutschland findet, gebt mir bitte bescheid – dann binde ich es hier ein)
- Lasst euren Zimt in heissem Wasser ziehen – macht Zimt-Tee daraus. Die gewünschten, vorteilhaften Bestandteile des Zimts sind wasserlöslich und verbleiben auch zum größen Teil im Wasser. Das Kumarin dagegen bleibt am Zimt-Kladderadatsch am Grund der Tasse bappen. Wenn ihr den Zimt also im Wasser ziehen lasst, dann könnt ihr es sogar – nach dem Abgießen – in euren Shakes und Co. verwenden und kommt so in den Genuss der Vorteile, während ihr die nachteiligen Effekte außen vor lasst.
- Zieht euch den Zimt nicht pur rein. Googled in diesem Fall “Cinnamon Dragon” und schaut einmal, was passiert wenn ihr euch daran versucht. [Anmerk. F.G: Ich hab damit keine Probleme, aber ich bin ja auch unmenschlich… :> es gibt nicht umsonst die sog. “Zimt-Challenge”)
Part II
In seinem Buch „The 4-Hour Body,“ einem großen Sammelsurium an Experimenten am eigenen Körper, schildert Autor Timothy Ferriss auch seine persönlichen Erfahrungen mit dem Einsatz von Zimt zur Kontrolle des Blutzuckerspiegels. Das Lesen dieser Kapitel hat im Wesentlichen zu meinem eigenen Interesse bezüglich der „Nahrungsdroge Zimt“ beigetragen und zu eigenen Experimenten motiviert. Die wichtigsten Punkte daher in kurzer Form:
die von Ferriss empfohlene Dosis beträgt 4 Gramm pro Mahlzeit bis 6 Gramm pro Tag max.
- pro Teelöffel wiegt Zimt ~2.8 Gramm, d.h. 4 Gramm entsprechen 1.5 Teelöffel
- Ferriss hat 3 unterschiedliche Zimtsorten probiert: Ceylon-Zimt („cinnamomum zeylanicum“), Cassia-Zimt („cinnamomum aromaticum“) & Saigon-Zimt („cinnamomum loureiroi“)
- Ferriss gibt an, dass der Cassia-Zimt in Studien, wie auch aus eigener Erfahrung die größere Wirkung im Bezug au die Blutzuckersenkung entfaltet, bzw. konkrete Rangliste :
- Platz Saigon-Zimt
- Platz Cassia-Zimt
- Platz Ceyclon-Zimt (weiter abgeschlagen)
Die praktischen Tipps von Ferriss:
- Verwende frisch gemahlenen Zimt oder mahle ihn selbst (um möglichst viele Polyphenole und aktive Bestandteile zu erhalten, die mit der Zeit verloren gehen)
- Lerne die Gewürze zu unterscheiden (Cassia-Zimt rollt sich von beiden Seiten zusammen, wie z.B. eine Schriftrolle und ist in Pulverform dunkel-rot-braun in der Farbe ; Ceylon-Zimt rollt sich nur von einer Seite auf, wie z.B. ein Badetuch was man aufrollt und ist in Pulverform heller in der Farbe)
- Verwende nicht zuviel davon (siehe Kumarin-Problematik; nutze die oben erwähnten Methoden um das Problem zu umgehen, aka wasserlöslicher Zimt-Extrakt & Zimt-Tee)
Abschließende Worte
Meine Empfehlung an dieser Stelle lautet aufgrund der Sachlage wie folgt: Wer sich auch immer von euch auch als pre-diabetisch bzw. insulinresistent ansieht, für den könnte eine Zimt-Supplementation dabei helfen, die Symptomatik und den Blutzucker unter Kontrolle zu bekommen. Für diejenigen, bei denen bereits ein Diabetes diagnostiziert wurde, gilt dagegen: Konsultiert vorher euren Arzt und hofft darauf, dass dieser progressiv ist und auch neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen gegenüber offen steht, um euch die Einnahme von Zimt als eine möglich Ko-Medikation zu gestatten. Dennoch könnte es helfen, wenn ihr mit einer geringen Dosis einsteigt und schaut, wie euch der Zimt bekommt und wie sich das ganze auf eure Glukosetoleranz auswirkt. Dies ist der Punkt, von dem ihr losgehen solltet, bevor ihr Zimt als festes Supplement in den Tag einbaut. (Dies ist keine generelle Empfehlung – nur um auf der sicheren Seite zu sein ;))
Für gesunde Individuen dagegen kann die Einnahme von Zimt als effektives Mittel verwendet werden, um eine abnehmende Insulinsensivität zu verhindern bzw. eine sich entwickelnde Insulinresistenz umzukehren (z.B. bei einem pre-diabetischen Zustand). Es könnte auch unterstützend beim Muskelaufbau wirken – maßgeblich in Perioden mit exzessiver Kohlenhydratzufuhr (…und ich habe mich immer gefragt, warum Kiefer kein Wort darüber verliert). Zimt verstärkt die Wirkung von Insulin, wenn es darum geht den Zucker aus der Blutbahn zu räumen, aber leider gibt es keine ausreichende empirische Literatur, die diesen Sachverhalt genaustens untersucht hat. (Für einige Menschen wie Kurtis Frank und Timothy Ferriss hat es jedoch anscheinend gut gewirkt)
Wer lediglich an den Vorteilen der Zimt-Supplementation Interesse hegt, der wählt aus einer der oben erwähnten Methoden seinen Favoriten, z.B. die Zimt-Tee-Variante, aus. Den Tee kann man entweder warm trinken oder zur Sommerzeit in den Kühlschrank stellen und an lauen Tagen zur Erfrischung (und Dominierung des Lebens durch eine awesome Supplementation zur Verbesserung der Insulinsensitivität) getrunken werden. Ihr könnt den kalten Tee („Zimt-Wasser“) auch für eure Proteinshakes verwenden, statt herkömmliches Wasser zu verwenden. Es gibt auch die bequeme Pillen-Lösung, erhältlich als wasserlöslicher Zimt-Extrakt (patentiert in Form von Cinnulin PF), wenn ihr reich und faul seid (allerdings habe ich noch keine Bezugsquelle für Deutschland gefunden *wink mit dem Zaunpfahl).
Bro-Tip: Alternativ kann man sich auch eine Zimtstange kaufen und diese im Tee einweichen lassen. Die wasserlöslichen Komponenten diffundieren in den Tee, während der fettlösliche Rotz in der Stange zurückbleibt. Allerdings solltet ihr es tunlichst vermeiden euch die Stange später reinzuziehen.
(Leider fehlt mir bis dato die Möglichkeit, die Lebensdauer der vorteilhaften aktiven Substanzen im Zimt nachzuschauen – Verdammt, ich weiß nicht einmal den genauen Namen – deswegen kann man nicht genau sicher sein, wie lange sich diese benifitiären Kollegen in der Wasserlösung halten. Aus eigener Erfahrung kann ich jedoch ein Empfehlung aussprechen: Macht euch eine Karaffe Zimt-Tee am Morgen fertig und trinkt diese im Verlauf des Tages leer. Es Zeug hält sich anekdotischerweise also für mindestens 24 Stunden)
Bon chance!
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Bildquelle Titelbild: Fotolia / Rawf8 Abonniere unseren Newsletter und erhalte - neben weiteren hochwertigen und einzigartigen Infos rund um Fitness, Gesundheit & Ernährung - regelmäßige Updates und Neuigkeiten rund um Aesir Sports.
Nicht alle sind der Meinung, dass Cumarin schädlich für den Menschen ist:
http://www.dr-feil.com/lebensmittel/ceylon-zimt-cumarin-gesundheit.html
Hey Stefan,
danke für den Link – ich werds mir mal in einer ruhigen Minute zu Gemüte führen. Hast du vielleicht eine kleine Zusammenfassung mit den Schlüsselpunkten des Artikels zur Hand?
gruß
Damian
Zusammenfassung:
Eine Warnung für Zimt gibt es nur in Deutschland, in den USA ist Zimt ein Lebensmittel ohne Verzehrbeschränkung.
Die Test zu Leberschäden in Verbindung mit Cumarin wurden nicht mit Zimt sondern mit Medikamenten gemacht, niemand hat die Schädlichkeit von Zimt richtig untersucht.
Die Pharmalobby unterstützt die Warnung von Zimt um eigene Blutzuckersenker zu verkaufen.
Die Dosierempfehlung von Dr. Feil liegt bei 1/2 Teelöffel =1,6 Gramm. Die Obergrenze vom BfR liegt bei 600 Gramm pro Jahr, man liegt also noch unter der deutschen Grenze.
Ich würde gerne nochmal Nachfragen, ich bin mir nicht sicher ob der Artikel das beantwortet hat aber wenn ich Zimt z.B in der ersten Mahlzeit nach dem Sport nehme, wäre dann nicht die Insulin senkende Wirkung eher negativ? Dadurch das Insulin produziert wird sind doch gerade in der Zeit Kohlenhydrate und Eiweiß zu empfehlen um die Muskeln besser zu versorgen. Durch Zimt würde das doch gestört werden oder?
Ich rede vom Gewürz keine Pillen oder so.