Review: L-Glutamin von Myprotein im Test

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Von Philipp Böhm | Benötigte Lesezeit: 12 Minuten |


MP-Logo-DE-HighRes-strapL-Glutamin gehört seit einigen Jahren zu den beliebtesten Nahrungsergänzungsmitteln in der Fitnessbranche. Mit einem Anteil von über 60 % in unseren Muskeln und im Blut zählt Glutamin ohne Frage zur dominierenden Aminosäure des menschlichen Körpers. [1] Kein Wunder also, dass uns diese prominente Aminosäure auch in zahlreichen Fitness- und Onlineshops begegnet und dank seiner regenerativen Kraft als vermeintliches Wundersupplement angepriesen wird. Häufig wird auch in gängigen Eiweißprodukten die besondere Bedeutung der „Extraportion an L-Glutamin“ hingewiesen.

Daher lässt sich sagen: Allgemein genießt die Aminosäure einen sehr guten Ruf und das insbesondere in Sportlerkreisen und im Kraftsportbereich. Dies hat auch seine Berechtigung, denn allzu oft sind genau jene Personenkreise – neben vegan- & vegetarisch-lebenden Personen, die von Haus aus einen niedrigen Anteil von Milchprodukten in ihrem Speiseplan haben – von einem Glutaminmangel betroffen, welcher nicht zuletzt das Immunsystem und die Muskelproteinsynthese negativ beeinflusst. [15][16][17][18][19]

Eines der beliebtesten Produkte des englischen Supplementherstellers MyProtein.com ist, neben dem traditionellen Whey-Gemisch oder Kreatin, auch jene angesprochene Aminosäure. Ein Grund für unseren Supplement-Tester fl|p sich das Produkt vom Branchenprimus einmal näher anzuschauen und auf Herz und Niere zu prüfen – was bekommt man für den Preis? Ist es das Geld wert? Und vor allem: Liefert Glutamin die versprochene, wohltuende Wirkung oder reiht es sich ins Regel der sinnlosesten Nahrungsergänzungsmittel ein?

Fragen, denen wir jetzt auf den Grund gehen!

Review: L-Glutamin (geschmacksneutral) von Myprotein im Test

Steckbrief: „L-Glutamin“ von Myprotein ; Geschmacksrichtung neutral

  • Art: Isolierte Aminosäure L-GlutaminL-Glutamine_MyProtein.com_AesirSports
  • Verpackungsgröße: 250 Gramm / 500 Gramm / 1 kg (in Zip-Beuteln)
  • Geschmacksrichtungen: Beeren (nur 1kg)/ Tropical/ Geschmacksneutral
  • Preis (geschmacksneutral): 7,59 € (250g) bzw. 13,09 € (500g) bzw. 22,89 € (1kg)
  • Wo zu kaufen?: Bei Myprotein

Was MyProtein.com verspricht:

Produktbeschreibung auf www.myprotein.de

Glutamin ist eine lebenswichtige Aminosäure, die alle Gewebe benötigt, und gehört zu den wichtigsten Bausteinen für den Aufbau jener Proteine, die für gesunde Zellen sorgen und Gewebe reparieren. Glutamin kommt in verschiedenen Mengen in den meisten Fleisch- und Fischarten vor sowie in geringem Ausmaß in Gemüse und Hülsenfrüchten. Wer mithilfe eines intensiven Trainingsprogramms Gewebe aufbauen oder mehr Power entwickeln will, ist mit Glutamin als Nahrungsergänzung bestens beraten.

Was sind die größten Vorteile?

Glutamin ist eine semi-essentielle Aminosäure, die der Körper in kleinen Mengen selbst produzieren kann. Der Großteil muss jedoch über die Nahrung aufgenommen werden. Es wird für das Wachstum der Gewebezellen benötigt und erfüllt eine wichtige Funktion bei der Wiederherstellung von beschädigtem Gewebe sowie im Heilungsprozess.

Wird Glutamin in die tägliche Ernährung integriert, sind hinsichtlich des (ggf. laut Trainingsplan zur Gewichtszunahme erforderlichen) Aufbaus von Gewebemasse rasch Erfolge und eine optimierte Entwicklung zu beobachten. Glutamin gilt zudem als effektives Mittel im Training für Ausdauersport, wie etwa Langstreckenlauf oder Radfahren, und senkt das Risiko von Krämpfen infolge monotoner Belastungen.

Da Glutamin hier vorbeugend wirkt, wird es als natürliche Alternative zu chemischen Schmerzmitteln auch älteren Menschen empfohlen, die unter Krämpfen und häufigen Muskelschmerzen leiden.

Weitere Informationen Glutamin gehört zu den effektivsten Nahrungsergänzungen, die es für den Sportbereich gibt. Es ersetzt verbrauchtes Glykogen und gibt somit frische Energie und unterstützt die Wiederherstellung und den Aufbau von Muskelgewebe. Außerdem erfüllt es eine wichtige Funktion im Verdauungsprozess, denn es lindert die Symptome des Reizdarmsyndroms sowie anderer Störungen des Magen-Darm-Trakts. 1 gestrichener MP Plastikmesslöffel (klein) entspricht 3,6 g. (nicht inbegriffen)

L-Glutamin |Verpackung (1/2)

Das Produkt Glutamin ist in dem handelsüblichen Myprotein-Plastikbeutel verpackt und in englischer Sprache etikettiert. Das Design mutet zwar schlicht, aber doch sehr edel und vor allem stimmig an. Wer schon mal ein gängiges Produkt, wie zum Beispiel das Impact Whey, beim Online-Shop von MyProtein bestellt hat, der dürfte die Verpackung bereits kennen. Damit unterscheidet sich die Verpackung somit nicht von den anderen Produkten der Marke –  lediglich ein kleiner schwarzer Aufdruck weißt auf den Inhalt hin. Dies kann man nun positiv wie auch negativ bewerten; den Geldbeutel wird es aufgrund des einheitlichen Verpackungsdesigns aber mit Sicherheit freuen. Manko: Je nachdem, wie viele Produkte man bereits zu Hause stehen hat, kann das Suchspiel nach dem richtigen Beutel auch schon mal auf die Nerven gehen.

Review: L-Glutamin von Myprotein im Test

Der Zip-Verschluss ist, wie gewohnt, sehr zuverlässig und hält alles dicht verschlossen. Sehr praktisch ist für Leute ohne präzise Waage der beigelegte Dosierlöffel.  Ein bis zum Rand gefüllter Scoop beinhaltet (von mir nachgewogen) rund 3,9 Gramm Glutamin und nicht, wie Onlineshop beschrieben,  3,6 Gramm. Das macht aber gar nichts, denn eine aufs Gramm genaue Dosierung ist bei Glutamin nicht erforderlich.

Wegen der Beutelgröße wird das Auslöffeln zum Ende hin leider zur Fummelei (Man kennts ja mittlerweile…), daher wäre mir hier persönlich eine Dose deutlich lieber. Daher gibt es einen Punkt Abzug und wir kommen auf 1 von 2 Punkten.

L-Glutamin |Aussehen/Konsistenz (2/2)

Wer eine reine Aminosäure erwartet, wird nicht enttäuscht. Dass keine Fremdkörper zu finden sind, versteht sich von selbst. Das weiße Pulver ist äußerst fein und staubt ein wenig nach dem Öffnen. Die Konsistenz erinnert an herkömmliches, fein gemahlenes Weizenmehl zum Backen. Zu beachten ist, dass dadurch ein Löffel – im Vergleich zu luftigen Eiweißpulvern – sehr ergiebig ist.   

Da es hierbei nichts zu bemängeln gibt, vergeben wir 2 von 2 Punkten.

L-Glutamin | Geruch  (1/2)

Wie immer fällt es schwer den Geruch fachgerecht zu beschreiben. Auch wenn in der Produktbeschreibung von „geschmacksneutral“ die Rede, so verströmt das Glutamin, wenn auch dezent, einen doch sehr markanten Eigengeruch. Müsste ich eine Klassifizierung treffen, würde ich den Geruch irgendwo zwischen erdig und bitter einordnen.

Es lässt sich bereits erahnen, dass uns geschmacklich kein Gaumenschmaus erwartet.  1 von 2 Punkten für den Geruch beim MyProtein Glutamin.

Proteingehalt

Obwohl eine Aminosäure als Grundbaustein der Peptide und Proteine zu sehen ist, [2] hat Glutamin direkten Einfluss auf die Proteinbilanz im Körper. Trotzdem reden wir hier immer noch über eine Nahrungsergänzung. Eine ausreichende Proteinversorgung sollte ohnehin Voraussetzung sein. Je nach Einnahmemenge kann man die zugeführte Menge in der Tagesproteinbilanz aufaddieren, jedoch versteht sich von selbst, dass es nicht das erklärte Ziel sein kann, dass man mit dem Kauf von Glutamin die Absicht hegt, gezielt den Proteinbedarf abzudecken.

Da es sich hierbei um reines Protein handelt, entfällt die Bewertung für den Proteingehalt.

Proteinquellen

Es liegt in der Natur der Dinge, dass eine isolierte Aminosäure für sich alleine eine biologische Wertigkeit von 0,0 hat. Der menschliche Körper kann aus einer einzelnen AS kein Muskeleiweiß synthetisieren, was jedoch der Hauptgrund für die Bewertung der Quelle – und damit der Suche nach einem vollständigen Aminosäureprofil – ist.

Auch hier vergeben wir daher keine Bewertung.

Makronährstoffverteilung auf 100 ml Getränk sind enthalten:

nahezu 100 % Protein (konkret: die Aminosäure L-Glutamin). 100g Glutamin dürften damit mit 410 Kilokalorien zu Buche schlagen (da 1g Eiweiß rund 4,1 kcal besitzt)

L-Glutamin | Inhalt, Verträglichkeit & Nutzen

Inhaltsstoffe

„Dieses Produkt besteht zu 100 % aus Glutamin. Es wurde nichts hinzugefügt oder entfernt“, lässt MyProtein im Onlineshop verlauten. Glauben wir ihnen und freuen uns mit dem Produkt wenig falsch machen zu können. (Natürlich sollte man nicht so blauäugig sein; wir wähnen uns aber in Sicherheit, schließlich werden die Produkte von MyProtein.com in regelmäßigen Abständen untersucht und zertifiziert; das entsprechende CoA-Zertifikat für Glutamin findet ihr auf der Produktseite ganz unten)

L-Glutamin | Verträglichkeit (Laktose etc.)

Prinzipiell gibt es im Hinblick auf Glutamin keine Unverträglichkeiten; es gibt auch keine „Glutamin-Intoleranz.“ Dies ist auch der Grund, weshalb Glutamin in der klinischen Ernährung an vielen Stellen, etwa nach einer schweren Operation und im Kampf gegen Krankheitserreger (Baktieren, Viren, Toxinen, Pilzen, Würmern usw.) eingesetzt.

Es kann jedoch sein, dass Proteine z.T. in Harnstoff und/oder Ammoniak zerlegt werden. [20][21] Dies ist insbesonders dann kritisch zu bewerten, wenn die Harnstoff- und Ammoniakspiegel im Körper bereits erhöhte Werte (Leber, Gehirn) aufweisen (Hyperammonämie) und so eine potenzielle höhere Belastung gegeben ist. Genaue Daten über Nebenwirkungen sind zum jetzigen Zeitpunkt nicht bekannt. [3] Auf den gesundheitlichen Nutzen von Glutamin für den Körper und insbesondere die Verdauung, kommen wir noch zu sprechen.

Review: L-Glutamin von Myprotein im Test

Es hat sich gezeigt, dass L-Ornithine (z.B. in Alpha-Ketoglutarate-, Aspartat-, oder Phenylacetat-Form), ein Substrat der Aminosäure Glutamin, in der Lage ist den Ammoniakspiegel im Körper zu senken [22][23] – ein Grund, weshalb viele Experten im Zweifelsfall zu L-Ornithin raten.

Darüber hinaus erschien vor kurzem eine interessante Langzeitstudie zum Thema Glutamin-Supplementation, die die massive Fassade des vermeintlichen Wundersupplements ein wenig zum Bröckeln brachte. [25] Angesprochen werden darin die beeinträchtige Absorptionsrate anderer Aminosäuren (da vielfach die gleichen Carrier verwendet werden), die oben erwähnte Ammmoniak-Kontroverse, die Beeinträchtigung der körpereigenen Glutaminproduktion sowie eine veränderte Immunfunktion. Dennoch ist diese Studie mit Vorsicht zu genießen, schließlich reden wir hier von a.) einer chronischen Zufuhr über Monate und b.) über abnorm hohe Zufuhrmengen (40g/Tag). Einen Diskussionsthread zu dieser Studie haben wir im Aesir Sports Forum genau hier.

Süßkraft

Reden wir nicht um den heißen Brei: Glutamin schmeckt weder süß, noch fruchtig noch angenehm. Wie auch? Es handelt sich um ein reines Produkt ohne Zugabe von Süßstoffen oder dergleichen. Es mag zwar nicht die widerlichste Aminosäure sein, aber lecker ist sie auch nicht – siehe die nachfolgende Kategorie.

L-Glutamin | Geschmack (4/10)

Eine undankbare Kategorie für das Testprodukt. Das Glutamin schmeckt wie es schmecken soll. Nämlich besch…eiden. Je mehr man pro Gabe verwendet, umso deutlicher geht die Tendenz in Richtung „Erbrochenes“. Mehr als 5g haben bis jetzt jeden Geschmack meiner Shakes versaut – aus dem Grund rühre ich das Pulver separat in Wasser ein und dann…runter damit!

Dies ist ein Umstand für den der Hersteller natürlich nichts kann. Den schlechten Geschmack sollte man wohl eher als Zeichen der Reinheit verstehen. Allerdings gibt es das Glutamin in zwei weiteren Geschmacksrichtungen (Beeren/Tropical), die sich – so habe ich mir sagen lassen – nicht nur besser lösen, sondern auch ganz probat schmecken sollen. Allerdings hat man es dann eben nicht mehr mit einem reinen Aminosäurenprodukt zu tun; letztendlich muss dies jeder für sich abwägen, was ihm da lieber ist.

Für meine geschmacksneutral Version vergebe ich immerhin – mit viel Wohlwollen – vier Punkte.

L-Glutamin |Löslichkeit

Das muss ich jetzt echt zugeben: Von der Löslichkeit war ich positiv überrascht. Wahrscheinlich aufgrund der hauchfeinen Konsistenz lässt sich das Glutamin gut in Wasser, Saft oder Milch lösen und das ohne zu klumpen. Einfach einrühren und eventuell kurz nachspülen, wenn sich ein wenig am Boden abgesetzt haben sollte. Das kennt man von ähnlichen Pulvern (BCAAs) durchaus anders und ist eine erfreuliche Abwechslung.

L-Glutamin | Einnahmeempfehlung

Geläufige Empfehlungen für eine sinnvolle Glutamin-Supplementation liegen in der Refel zwischen 10g und 30g täglich, wobei 30 Gramm schon verdammt viel ist und nicht von allen Seiten als vorteilhaft gesehen wird. Die Jungs von Examine.com empfehlen in ihrem Supplement-Goal Reference Guide ein „upper limit“ von 14 Gramm/Tag. [24] Die Menge sollte sich dabei klarerweise nach dem aktuellen Bedarf richten.

Liegt eine Erkrankung oder eine intensive Belastungsphase vor, muss man nicht mit Glutamin geizen und kann sich durchaus eine extra Ration gönnen. [4] Zeitpunkte die sich für eine Einnahme anbieten, sind der frühe Morgen, der späte Abend oder die Zeit ums Training.

Zur Behandlung des Leaky-Gut’s, empfiehlt Olympioniken-Trainer Charles Poliquin sogar eine tägliche Dosierung von 80g. Dabei sollen über einen Zeitraum von fünf Tage alle zwei Stunden 10g eingenommen werden. [5] Achtung: Auch hier gibt es genug Kritiker, insbesondere was die Person Poliquin und ihre Empfehlungen betrifft.

Wie auch immer, durch die einfache Einnahme ist eine häufige Verwendung jedenfalls kein Problem. Generell kann man bei der Glutamindosierung wenig falsch machen, sofern man das Pulver nicht gerade eimerweise schaufelt. Allerdings sollte man auch ein gewisses Minimum aufnehmen, damit ein spürbarer Effekt eintritt – hier darf es gerne etwas mehr sein, da zu kleine Portionen bereits vollständig von der Darmschleimhaut beansprucht werden und somit gar nicht erst ins Blut gelangen. [6]

L-Glutamin | Inhalt (9/10)

Alles in allem vergeben wir für den Inhalt von MyProtein’s Glutamin 9 von 10 möglichen Punkten. Zwar hat das Pulver in Sachen Geschmack nicht besonders glänzen können, doch wie bereits weiter oben dargelegt, kauft man einzelne Aminosäuren nicht wegen ihres unglaublich guten Geschmacks. Ähnlich wie bei Pre-Workout-Boostern steht viel mehr die versprochene (und beabsichtigte) Wirkung im Vordergrund – und genau deswegen widmen wir uns jetzt ein paar interessanten Daten & Fakten zu Glutamin. Es folgt: unsere beliebte Studienanalyse.

L-Glutamin |Studienlage & versprochene Wirkung (9/10)

Ein aktiviertes Immunsystem benötigt neben Glucose auch Energie in Form von Glutamin: So stellt Glutamin beispielsweise – noch vor Glukose – den primären Energiebrennstoff von Abwehrzellen, den Leukozyten, dar. [8][15][16][17][18][19] Besonders in stressigen Zeiten, wie etwa nach intensiven Trainingseinheiten, ist eine Ergänzung mit Glutamin sinnvoll, um den erhöhten Verbrauch zu decken.  Wegen den positiven Eigenschaften für das Immunsystem wird Glutamin, neben anderen Aminosäuren und Spurenelementen, in den Bereich der „Immunonutrition“ eingeordnet – Substanzen, die die Abwehrkräfte stärken und so für langanhaltende Gesundheit sorgen. [9]

Review: L-Glutamin von Myprotein im Test

Vielleicht nicht derart entscheidend, aber interessant: In Synergie mit Glukose scheint Glutamin dazu in der Lage zu sein, die Re-Synthese der Glykogenspeicher zu pushen. Die Grafik zeigt die Glykogen-Re-Synthese im Vergleich zum Goldstandard Glukose+Whey. Quelle: Suppversity / Hall et al. (1998)

 

Besonders schnellteilende Zellen im Darm, Gehirn und Immunsystem stehen auf Glutamin als Energieträger. Um einen kurzfristigen Bedarf zu decken, liegt – wie eingangs erwähnt – eine besonders hohe Glutamin-Konzentration im Aminosäurepool vor. Besteht durch eine Notsituation, wie etwa einer chronischen Überlastung, ein besonders hoher Bedarf an Glutamin, kann der Körper diesen nicht mehr durch die Eigenproduktion decken. So wird je nach Situation aus einer vom Körper selbst hergestellten, nichtessentiellen Aminosäure kurzfristig zu einer essentiellen Aminosäure, die einer exogenen Zufuhr bedarf (In dem Zusammenhang spricht man von einer semi-essentiellen Aminosäure).

Ein Thema, welches immer häufiger in den Fokus tritt, ist die Leistungssteigerung  durch eine optimierte Nahrungsverwertung. Spätestens seit Jason Ferrugia’s Renegade Diet ist auch im Kraftsport klar, dass es nicht nur auf die Nahrungsauswahl und das -Timing, sondern auch auf die Verwertung ankommt. Glutamin kann die Nährstoffabsorption verbessern und bietet bei einem kranken Darm, wie etwa dem Leaky-Gut (durchlässigen Darm), eine vielversprechende Behandlungs- und Regenerationsmethode. [10][11] Somit werden gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Neben einem gestärkten Immunsystem können durch Glutamingaben Keime und Auslöser für Infektionen über einen löchrigen Darm minimiert werden.

Review: L-Glutamin von Myprotein im Test

Glutamin für die Abwehrkräfte? Die Grafik zeigt die Proliferation von Lymphozyten (weißte Blutkörperchen, die für die Neutralisierung von KRankheitserregern verantwortlich sind) in Abhängigkeit der Glutaminverfügbarkeit. Quelle: Newsholme (2001)

Wirklich beliebt ist Glutamin beim Fitnesssportler aber wegen seiner positiven Eigenschaften in einer Diät. Es setzt Fettsäuren frei, lagert zusätzlich Wasser in den Muskeln ein (synergetischer Effekt mit Kreatin), und stabilisiert den Blutzuckerspiegel. [12] So können Hungerattacken im Zaum gehalten werden. Weil Glutamin für die Synthese wichtiger neuronaler Botenstoffe benötigt wird, kann es darüber hinaus als „Nervennahrung“ bei LowCarb-Diäten genutzt werden. Wer also beim Umstieg auf eine kohlenhydratreduzierte Ernährung Probleme mit Gereiztheit oder Mattheit hat, sollte über eine Supplementation nachdenken. [13]

Damit aber nicht genug. Glutamin, als Alleskönner, hilft sogar beim Muskelaufbau. So werden bereits nach der Einnahme geringen Mengen vermehrt Wachstumshormone ausgeschüttet und die Muskelproteinsynthese gesteigert. [14] Also ähnliche Effekte die auch bei der Aminosäure Leucin zu beobachten sind.     

Glutaminreiche_Lebensmittel

Wer auf eine glutaminreiche Ernährung achten möchte, kann sich an dieser Tabelle orientieren. In wie weit eine zusätzliche Supplementation trotzdem Sinn macht, darf jeder selbst entscheiden.

Review: L-Glutamin von Myprotein im Test

Schematische Darstellung der Rolle von Glutamin in der Zellfunktion. (Quelle: Curi et al (2007) / Frontiers in Bioscience)

L.Glutamin | Preis (10/10)

Man muss sich gar nicht so lange umschauen, um festzustellen, dass rein preislich gesehen kein anderer Hersteller an das Angebot von MyProtein.com heranreicht. Abseits großzügiger Rabattaktionen kostet der 250g Beutel in geschmacksneutraler Ausführung rund 7,59 € (Kilopreis: 30,36 €). Die kleine Verpackungseinheit ist für Testzwecke sicherlich von Vorteil; andere Hersteller bieten erst ab 500g (Kilopreis: 26,18 €) oder gar in VPE’s von 1kg (Kilopreis: 22,89 €) an.

Wir haben uns ein wenig bei den Konkurrenzprodukten umgeschaut und staunten nicht schlecht, wie viel so mancher Hersteller für sein Glutamin verlangt.

So schlägt BodyAttacks „100 % Pure L-Glutamine“ mit einem Kiloreis von 49,95 € zu Buche (Vergleich 1kg bei MyProtein: 22,89 €) – ein Preisunterschied von mehr als 100 % (ach daher die 100 % beim BA Glutamin!). Ebenfalls im BA-Shop ist das MySupps Glutamin in einer VPE von 500g zu finden; preislich liegt die Dose bei 34,99 € (500g bei MyProtein: 13,09 €) – das ist ein Kilopreis von 69,99 €! Unverschämt?

Das Glutaminpulver (500g) des deutschen Flaggschiffs ESN ist preislich mit 24,90 € (Kilopreis: 49,80 €) nicht ganz so abgehoben, wie die beiden oberen Marken, doch im Vergleich zu dem reinen Pulver von MyProtein immer noch verhältnismäßig teuer.

Natürlich fragt man sich, wie solche großen Preisdifferenzen zu Stande kommen. Liegt es an der Qualität der Ware? An der Produktionstechnologie? Liegt es vielleicht an der hochwertigeren Verpackung oder gibt es da noch andere Preisposten, die man nicht bedacht hat? Es ist derweil anzunehmen, dass hohe Marketingausgaben und viele Zwischenhändler bei anderen Shops den Preis in die Höhe treiben. In unserem Artikel „Teure Supplemente: Warum?“ haben wir die Auswirkungen einer solchen Preispolitik bereits ausführlich erläutert.

Fakt ist: Preislich gesehen gibt es derzeit auf dem europäischen Markt keinen Anbieter, der Glutamin bei einer gleichwertigen Produktqualität günstiger anbietet (wir lassen uns aber gerne belehren, falls ihr einen kennen solltet. Bei einem Preisunterschied von über 100 % zum teuersten Anbieter, können wir gar nicht anders, als die volle Punktzahl, nämlich 10 von 10 Punkten, zu vergeben.

HIER könnt ihr das MyProtein L-Glutamin (Pulver) kaufenGlutamin_MyProtein_AesirSports_Review4



Quellen & Referenzen

[1] Hartig, W. / Biesalsk, HK. / Druml, W. / Fürst, P. / Weimann, A. (2004): Ernährungs- und Infusionstherapie: Standards für Klinik, Intensivstation und Ambulanz. 8. Auflage. Stuttgart.

[2] Emminger, H. (2005): Physikum EXAKT: Das gesamte Prüfungswissen für die 1. ÄP. 4. Auflage. Stuttgart

[3] Hübner. J- (2012): Komplementäre Onkologie: Supportive Maßnahmen und evidenzbasierte Empfehlungen. Stuttgart.

[4] Widhalm, K. (2009): Ernährungsmedizin. 3. Auflage. Wien

[5]  Ferriss, F. (2011): Der 4-Stunden-Körper: Fitter – gesünder – attraktiver – Mit minimalem Aufwand ein Maximum erreichen. München

[6]  Rauscher, P. (2009):  Das Logisch-Ernähren-Body-System: Effektive Ernährungsstrategien für Muskelaufbau und Fettabbau. Norderstedt

[7] Kim, H. (2011): Glutamine as an Immunonutrient. In: Yonsei Medical Journal. URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3220259/ .

[8] Adam, O. / Biesalski, HK. (1999): Ernährungsmedizin: Nach dem Curriculum Ernährungsmedizin der Bundesärztekammer. 2.Auflage. Stuttgart

[9] Durst, J (1997): Traumatologische Praxis in einem Band. Standards in Diagnostik und Therapie für alle Fachgebiete. Stuttgart 

[10] Rapin, JR. / Wiernsperger, N. (2010): Possible Links between Intestinal Permeablity and Food Processing: A Potential Therapeutic Niche for Glutamine. In: Clinics. URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2898551/ .

[11] De-Souza, DA. / Greene, LJ. (2005): Intestinal permeability and systemic infections in critically ill patients: effect of glutamine. In: Critical Care Medicine. URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15891348 .

[12] Zimmermann, M. (2003): Burgersteins Mikronährstoffe in der Medizin. Prävention und Therapie. Ein Kompendium. 3.   Auflage. Stuttgart

[13] Koolman, J (2009): Taschenatlas Biochemie des Menschen. 4.Auflage. Stuttgart

[14] Welbourne, TC. (1995): Increased plasma bicarbonate and growth hormone after an oral glutamine load. In: The American Journal of Clinical Nutrition. URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/7733028 .

[15] Alpers, DH. (2000): Is glutamine a unique fuel for small intestinal cells? In: Current Opinion in Gastroenterology. URL: http://journals.lww.com/co-gastroenterology/Abstract/2000/03000/Is_glutamine_a_unique_fuel_for_small_intestinal.10.aspx .

[16] Newsholme, P. (2001): Why Is l-Glutamine Metabolism Important to Cells of the Immune System in Health, Postinjury, Surgery or Infection? In: The Journal of Nutrition. URL: http://jn.nutrition.org/content/131/9/2515S.short#fn-2 .

[17] Souba et al. (1985): Glutamine Metabolism by the Intestinal Tract. In: Journal of Parental & Enteral Nutrition. URL: http://pen.sagepub.com/content/9/5/608.extract .

[18] Newsholme, P. / Calder, PC. (1997): The proposed role of glutamine in some cells of the immune system and speculative consequences for the whole animal. In: Nutrition. URL: http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0899900797830341 .

[19] Ardawi, MS. / Newsholme, EA. (1983): Glutamine metabolism in lymphocytes of the rat. In: The Biochemical Journal. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/6882397 .

[20] Albrecht, J. / Norenberg, MD. (2006): Glutamine: A Trojan Horse in Ammonia NeurotoxicityGlutamine: A Trojan Horse in Ammonia Neurotoxicity. In: Hepatology. URL: http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/hep.21357/pdf .

[21] Brusilow et al. (2010): Astrocyte Glutamine Synthetase: Importance in Hyperammonemic Syndromes and Potential Target for Therapy. In: Neurotherapeutics. URL: http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1933721310000759 .

[22] Jalan et al. (2007): l-Ornithine phenylacetate (OP): A novel treatment for hyperammonemia and hepatic encephalopathy. In: Medical Hypotheses. URL: http://www.medical-hypotheses.com/article/S0306-9877%2807%2900207-1/abstract .

[23] Staedt et al. (1993): Effects of ornithine aspartate on plasma ammonia and plasma amino acids in patients with cirrhosis. A double-blind, randomized study using a four-fold crossover design. In: Journal of Hepatology. URL: http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0168827805805537 .

[24] Examine.com (2013): Supplement-Goal Reference Guide. S.214. URL: https://aesirsports.de/index.php?my_reading_library_author=examine-com&my_reading_library_title=supplement-goals-reference-guide.

[25] Holecek et al. (2012): Side Effects of Long-term Glutamine Supplementation. In: Journal of Parental & Enteral Nutrition. URL: http://pen.sagepub.com/content/early/2012/09/18/0148607112460682.abstract .


Über

Philipp „flip“ Böhm hat sich nicht nur durch seine langjährige Lesetreue zum Blog verdienlich gemacht, sondern auch bereits den einen oder anderen Artikel zum Tagesgeschehen beigesteuert. Zu seiner Leidenschaft gehört nicht nur das Training am Eisen (Richtung Functional Fitness), sondern auch die Lust am Kicken – wen wundert es also da noch, dass er über eine Lizenz als Athletiktrainer verfügt und sich seit kurzem mit seinem eigenen Projekt (zusammen mit Chris Michalk) „Edubily,“ einem Blog, der sich mit Gesundheit und angewandter Biochemie beschäftigt.

Neben der sportlichen Betätigung versteht sich flip darüber hinaus als Virtuose in der Küche. Seine Ernährungsphilosophie umfasst das Intermittent Fasting, welches er seit mehreren Jahren aus Überzeugung praktiziert. Er bezeichnet sich selbst als experimentierfreudig. Seine Neugier und die Leidenschaft zum Lesen sorgen zusätzlich dafür, dass er seine Perspektive stets erweitern kann und über den gewöhnlichen Tellerrand hinaus blickt.

Flip verfügt über einen Bachelorabschluss im Bereich Sportmanagement und Sportjournalismus.

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