Intermittent-X-Perience – Simon aka “Simu” M. – Teil 1

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(Anmerkung: Dieses Interview entstand in bereits im Sommer 2013, verlief sich aber irgendwann im Sande. Da wir bereits einiges an Material zusammen hatten, entschlossen Simu und ich uns dazu Ende Februar/Anfang März das Interview zu komplettieren. Mittlerweile hatte sich einiges in seinem Leben getan, darunter eine Trainingsverletzung an der Bizepssehne. Im zweiten Teil werden wir daher dort – also im Jahr 2014 – ansetzen.

Heute erscheint alles, was wir bereits 2013 festhalten haben)

Gotta catch `em all

Bereits in der Konzeptionsphase der Intermittent X-Perience-Reihe habe ich davon geträumt sämtliche namenhaften Vertreter aus der deutschen Forenlandschaft zu interviewen und sie zu ihren persönlichen Erfahrungen zu befragen. Mit Space Ghost, den Initiator des legendären Team-Andro-Threads, haben wir bereits im letzten Teil viele interessante Dinge bezüglich dem Intermittent Fasting – aber auch Carb Back-Loading und der Marketingstrategie dahinter – erörtern können.

Auch mein heutiger Interview-Partner war lange Zeit im Blickpunkt der andro’schen IF-Gemeinde, schließlich hat er sich in einem Eigenversuch an einem interessanten Setup versucht, welches gleich mehrere kontroverse Punkte: Hochfrequenztraining, Intermittent Fasting und … Testosteron. Anders als manche Geheimniskrämer und Falschspieler war sich Simu nämlich dafür nicht zu schade, um mit offenen Karten zu spielen und die Grenzen des IF auszuloten. In seinem knapp 60 Seiten langen T-Log auf Der Wille zur Kraft (kurz: DwZK; mittlerweile leider offline) hat der Eisenveteran daher auch Training wie Ernährung geloggt und somit ein interessantes Pionierprojekt für die Ewigkeit geschaffen. Neben einer persönlichen Abrechnung hat Simu auf dem gleichnamigen Blog in Form eines Erfahrungsberichtes sein Fazit zu dem Unterfangen gezogen. (Welches bei Bedarf noch nachgereicht wird, da wir davon ein Backup haben)

Ich will nicht lügen: das Interview mit Simu sollte schon zum Start der Reihe durchgeführt werden, aber  aus mir heute nicht mehr nachvollziehbaren Gründen kam es damals nicht zu Stande. Der anfängliche Kontaktversuch verlief im Sande und erst jüngst kam das Thema wieder auf. In all der Zeit hatte sich aber nie etwas an meinem Vorhaben ein Exklusiv-Interview mit ihm zu führen, geändert – unfinished business, sozusagen.

Während ihn also die Pionier-Erfahrung in Sachen Intermittent Fasting bereits für diese Artikelreihe qualifiziert hat, so ist es die einzigartige Konstellation aus Trainings- und Ernährungsgestaltung gepaart mit einer geballten Ladung Testosteron, welche sinngemäß die Kirsche auf dem Sahnehäubchen darstellt und dem Interview ihren einzigartigen Touch verleiht. Alleine deswegen denke ich, dass ich nicht zuviel verspreche, wenn ich behaupte: Pflichtlektüre und absolut lesenswert.

Intermittent-X-Perience – Simon aka “Simu” M. – Teil 1

Steckbrief – Simu

  • SONY DSCNickname:  Simu
  • Alter: 35 Jahre
  • Größe:
  • Gewicht (aktuell): 79 kg
  • Gewicht (niedrigstes): 54 kg
  • Gewicht (höchstes): 93 kg
  • Was mir besonders gut an IF/CBL gefällt: Ich bin eher aus Versehen ins Intermittent Fasting gerutscht. Vor 3 Jahren machte ich eine kleine Diät und vergaß am Morgen mein Essen mitzunehmen. Da hab ich dann einfach den ganzen Tag nix gegessen und war am Abend im Training total überrascht. Ich fühlte mich fast so, als hätte ich `ne Ladung Ephedrin eingeworfen – stark euphorisch! Da ich zu diesem Zeitpunkt nicht unbedingt daran interessiert war alle meine Muskeln zu behalten – schließlich war es eine Diät und da ist nun einmal „Schwund“ – habe ich einfach beschlossen nach diesem Schema weiter zu essen. Der Grund dafür liegt schlicht und einfach darin begründet, weil man (s)ich so aktiv und gut gelaunt während des Tages fühlt. Erst danach stieß ich, eigentlich per Zufall, auf den IF Thread bei Team Andro, welcher damals von Spaceghost eröffnet wurde. Neugierig las ich mich dann immer mehr ins Thema ein und probierte im Laufe der Zeit verschiedene Fastenprotokolle aus. Da ich mich eigentlich stets auf mein Gefühl verlasse, stellte ich irgendwann fest, dass es mir am besten ging wenn ich mich knapp 5 Stunden LowCarb ernährte und die Kohlenhydrate generell erst am Abend aß. Wie das nun einmal so ist, sucht man aber stets nach weiteren Verbesserungen und so stieß ich schließlich auf das Carb Back-Loading. Natürlich empfindet man es als lustig, wenn man ursprünglich seinem Gefühl folgt und sich das ganze Konzept – mehr oder weniger –  kurze Zeit später als Trend entwickelt hat. Heute wissen wir, dass es durchaus berechtigte Gründe dafür gibt, auch wenn eine solche Ernährung damals ein absolutes No-Go im Bodybuildingbereich gewesen ist (und z.T. immer noch ist)
  • Was mir an IF/CBL nicht so besonders gut gefällt: Eigentlich sehe ich keine Nachteile – für mich!

Aesir Sports/Damian: Grüß dich Simu. Zuerst einmal möchte ich dir natürlich danken, dass du etwas von deiner kostbaren Mangelware, der Zeit, abzwackst, um mit uns dieses spannende und interessante Interview in Form eines Zwiegesprächs zu führen.

Ich erinnere mich noch an den ersten Versuch der Kontaktaufnahme und ich glaube, dass du hattest damals genauso viel um die Ohren hattest wie ich. Auch wenn ich jetzt nicht davon ausgehe, dass es nun heute anders ist – denn Zeit ist ja bekanntlich immer knapp – so freue ich mich sehr, dass wir uns für diesen Augenblick zusammengefunden haben. Auch ich habe damals deinen Thread auf Team-Andro und deine Postings im IF-Thread verfolgt. Später hast du dich dann mehr auf dein Trainingslog auf Zippels Forum „Der Wille zur Kraft“ fokussiert und dein Projekt nicht nur zu Ende gebracht, sondern auch resümiert.

Bevor wir nun richtig einsteigen: Magst du unseren Lesern zunächst einmal etwas zu deiner Person erzählen? Wer ist Simu? Was macht er so und vor allem: was hat ihn zum Kraftsport gebracht? Und vielleicht auch noch wichtig: Was hält ihn immer noch an an der Eisenstange? Ist es ein Lifestyle? Eine Sucht? Oder doch nur ein weiteres Hobby von dir?

Simu: Zuerst mal vielen Dank für dieses Interview.Ich gebe mein Wissen sehr gerne weiter. Auch ich habe in der Vergangenheit viel von Leuten gelernt, die ihr Wissen freundlicherweise geteilt haben.

Wer ist nun Simu? Das versuche ich schon seit 35 Jahren rauszufinden und komme täglich ein Stück weiter. ;-)

So nun ernsthaft ein paar Eckdaten: Ich bin 35 Jahre alt, bin Vater von 2 Töchtern (1 Monate und 1.5 Jahre alt), arbeite an einer Uni im Bereich Biochemie und  ich kann mich kaum ruhig halten. In der Kindheit war ich ein typischer Zappelphillip – zum Glück durfte man das in meiner Zeit noch sein und wurde nicht gleich mit Ritalin oder dergleichen ruhig gestellt. Ich habe bis zum heutigen Tag weder meinen kindlichen Bewegungsdrang noch meine Forschungsneugierde verloren. Das vermisse ich leider bei den meisten Erwachsenen komplett. Wenn ich etwas tue, dann interessiert es mich grundsätzlich immer wie etwas funktioniert, was es macht und warum es überhaupt so wirkt, wie es wirkt. Somit lassen sich meine ganzen Hobbies und meine Freizeit auch schnell erklären. Neben meinem 100% Arbeitseinsatz sind das ca. 10-12 Trainingseinheiten, Kochen, Zeit mit meinen Kindern zu verbringen und Lesen. Wie man sich vielleicht vorstellen kann, gibt es zurzeit nur wenig Spielraum für weitere ernsthafte Aktivitäten.

Ein großer Vorteil ist sicher, dass ich meine Zeit nicht vor dem TV verschwende. Stattdessen nutze ich die Gelegenheit um mich in den Bereichen weiter zu bilden, die mich gerade faszinieren.

Simu: „Ich habe bis zum heutigen Tag weder meinen kindlichen Bewegungsdrang noch meine Forschungsneugierde verloren. Das vermisse ich leider bei den meisten Erwachsenen komplett. Wenn ich etwas tue, dann interessiert es mich grundsätzlich immer wie etwas funktioniert, was es macht und warum es überhaupt so wirkt, wie es wirkt.“

Wie kam ich nun zum Krafttraining? Tja, ich wurde schon in der Kindheit darauf konditioniert. Mein Lieblingsonkel war Bodybuilder, meine Lieblingshelden waren He-Man, der Hulk, später folgten Stallone, Van Damme und Schwarzenegger. Seit ich 10 Jahre alt war, bearbeitete ich meine Eltern und fragte sie hartnäckig, wann ich denn endlich mit Krafttraining beginnen dürfe. Mit 14 Jahren erhielt ich dann die offizielle Genehmigung meiner Eltern und so durfte ich mir die ersten Kurzhanteln meines Lebens zum Geburtstag wünschen. Dazu bekam ich auch ein Buch von Arthur Jones. Zu dieser Zeit gab es, wie man sich vielleicht heute kaum vorstellen kann, noch kein Internet und somit verbrachte ich die ersten 2 Jahre mit Training im Keller. Genauer gesagt, mit HIT-Training.

Mit 16 Jahren kaufte ich mir von dem Geld, welches ich zur Konfirmation bekommen habe, mein erstes Fitnessabo – natürlich in einem Center mit Nautilusmaschinen. Die nächsten 10 Jahre trainierte ich weiter nach HIT, jedoch unterbrochen von 2 jähriger Pause und einem unsanften Absturz auf Grund von Drogenerfahrung. Mit 20 Jahren schaffte ich dann doch den Absprung und nahm mein Training wieder auf. Ich war so überzeugt von der HIT-Methode, obschon die Resultate mager waren, dass ich jedes andere System für unterlegen hielt. Die Philosophie hinter HIT klang mir einfach zu logisch, als das etwas anderes hätte besser sein können! Vielleicht etwas naiv, aber so war es. Aus heutiger Sicht natürlich ein Riesenfehler.

Jetzt, wo ich mit den verschiedensten Trainingssystemen meine Erfahrung sammeln durfte, ist HIT – in meinen Augen – so ziemlich das Uneffektivste aller Programme, was ich jemals durchführen durfte und auch ausgeführt habe. Meinen Stand nach 15 Jahren HIT würde ich mit heutigem Wissen vielleicht in 2-3 Jahren locker erreichen!

Mittlerweile verfüge ich über  21 Jahre an Kraftsporterfahrung. Davon habe ich in den letzten 5 Jahren diverse Male auch mit Testo experimentiert. Maximale Muskelmasse ist daher für mich kein Thema mehr. Ich habe alles ausgereizt, war aus persönlicher Sicht ein paar Mal über meinem genetischen Limit, aber das Krafttraining ist und bleibt nur noch ein einfacher Begleiter meines Lebens. Seit 2 Jahren liegt der Fokus nun auf dem Sportklettern. Regelmäßige HIIT-Einheiten komplettieren mein Sportpensum.

Simu vor HFT und 3 Monate später

Simu bevor er zum Hochfrequenztraining überging und 3 Monate später.

Damian: Wow, ich hatte ja keine Ahnung. Sehr interessanter Werdegang. Du hast also die Talsohle des Lebens gesehen und dich noch einmal gefangen – so etwas respektiere ich, denn das schaffen bei Weitem nicht alle. Und gleichzeitig möchte ich die Gelegenheit nutzen und dir zum Nachwuchs gratulieren! 1 Monat ist ja noch gar nicht so lange her. Da hat der Simu wohl glänzende Arbeit geleistet und natürlich wünsche ich deiner Familie und dir das Allerbeste für die Zukunft!

Simu: “Meinen Stand nach 15 Jahren HIT würde ich mit heutigem Wissen vielleicht in 2-3 Jahren locker erreichen!”

Deine Trainingskarriere begann also schon im Kindesalter. Würdest du sagen, dass die Trainingslust noch immer so stark und ungebrochen ist, wie zu Beginn deines Einstiegs? Du hast deinen Fokus, wie du ja selbst sagst, ein wenig verändert. Welchen Stellenwert nimmt der Sport für dich ein? Hat es dich nie gereizt, es einmal auf der Bühne zu probieren?

Simu: Ich wurde ja als leichter Autist eingestuft (Asperger) und einer der Vorzüge ist, dass ich beispielsweise Sozialverhalten nicht automatisch mit dem Alter erlerne, sondern dass ich die Dinge immer nur rational begreifen muss und sie dann umsetzten kann. Die meisten Menschen übernehmen unbewusst die Verhaltensweisen ihrer Mitmenschen – wir lernen viel durch Imitation. Genau das funktioniert bei mir nicht, was dazu führte, dass ich viele kindliche Verhaltensweisen behalten konnte.

Hierzu zähle ich, um nur ein griffiges Beispiel zu nennen, die absolute Neugier für Dinge, die um mich herum geschehen. Ich will immer haargenau wissen, wie und warum etwas funktioniert. Darüber hinaus bin ich ein Bewegungsfetischist – dies erlaubte mir in gewisser Weise den Bewegungsdrang eines Kindes zu behalten! Hast du schon mal ein Kind gesehen, das gesagt hat „Heute mag ich nicht auf den Baum klettern oder den ganzen Nachmittag einem Ball her rennen?“ Und genau so geht es mir.

Ich liebe Bewegung und ich liebe Erfolgserlebnisse. Je mehr ich über etwas lerne – oder je mehr Bewegung ich habe, umso mehr Erfolgserlebnisse werden mir zuteil. Ich absolviere zwar zurzeit 10-12 Trainingseinheiten pro Woche, jedoch muss ich mich dafür niemals motivieren denn, dass es gehört einfach zu meiner Lebensfreude dazu!

Wenn ich kurz überlege, dann setzt sich das Ganze ungefähr so zusammen:

  • 6 x 30-40 min Krafttraining
  • 2-3 x 15-20 min HIIT
  • 2-3 x 2 h Klettern
  • und dazu täglich zwischen 15’000-20’000 Schritte plus tägliches Spielen mit meinen Kindern.

Dafür beträgt meine Zeit vor dem Fernseher zwischen 0-30min pro Woche! Wahnsinn, oder?

(2013) Simu absolviert einen “Front Lever”

Damian: Du sagst, du hast lange Zeit nach dem HIT-Prinzip trainiert. Das es damals noch kein Internet gab und Informationen mühsam zusammengeklaubt werden mussten, ist für viele heutzutage schwer vorstellbar. Denkst du nicht, dass du HIT unrecht tust? Meinst du nicht, dass du mit dem heutigen Kenntnisstand mit einer solchen Methode ebenfalls gute Erfolge verzeichnen könntest? Ich meine: Jung und unerfahren, wie viele Neueinsteiger nun einmal sind, macht man eine Menge Fehler (oder wie Zippel sagen würde: „Wir irren uns empor.“) und es gibt immerhin eine ganze Menge Menschen, die heute immer noch nach dem HIT-Prinzip trainieren und blendend aussehen.

Warum denkst du, ist HIT anderen Trainingssystemen unterlegen? Was macht es in deinen Augen so kontraproduktiv?

Simu: Man kann sicher mit jedem gängigen System Erfolg haben, das bestreite ich nicht. Aber nach meiner Erfahrung ist die effektivste Schraube, an der man drehen kann, die der Frequenz. Die zweite Sache die mich unglaublich vorwärts gebracht hat war der Abschied von normalen Sätzen hin zu PITT-WH oder Clustern.

Mittlerweile halte ich für den Aufbau von Muskeln eine Frequenz von 2-3 Belastungen pro Woche für optimal. Für die Entwicklung von Kraft würde ich sogar zu 5-12 mal pro Woche tendieren. Idealerweise wechselt man zwischen Phasen der Hypertrophie und kraftbetonten Zyklen ab.

Simu: „[.] nach meiner Erfahrung ist die effektivste Schraube, an der man drehen kann, die der Frequenz. Die zweite Sache die mich unglaublich vorwärts gebracht hat war der Abschied von normalen Sätzen hin zu PITT-WH oder Clustern.“

Somit liegt HIT für meinen Geschmack einfach zu weit weg vom Optimum. Einmal die Woche halte ich nicht für optimal und ein harter Satz ist in meinen Augen auch einfach nicht genug, um optimales Wachstum auszulösen!

Zudem empfinde ich die Belastung – speziell fürs Nervensystem – bei HIT weitaus am höchsten! Und ich, als Bewegungsjunkie, will doch nicht nur jeden zweiten Tag trainieren nur um mich dann am nächsten Tag halb lebendig zu fühlen. Wer mit minimalem Aufwand trotzdem Erfolg haben möchte, für den könnte HIT nicht schlecht sein. Wer Sportler im Herzen ist, der wird optimalere und angenehmer Wege finden, mehr aus sich heraus zu holen.

Damian: Deine Argumentation ist natürlich nachvollziehbar und verständlich. Für jemanden, der möglichst oft am Eisen sein möchte und gar nicht Wert darauf legt so wenig Zeit wie möglich im Gym zu verbringen, für den könnte das HIT-Prinzip tatsächlich kontraproduktiv sein. Dein Bewegungspensum (und da rede ich noch nicht einmal vom Eisensport) ist ja ohnehin beachtlich.

Würdest du sagen, dass es schon immer so bei dir gewesen ist? Oder hattest du auch mal Phasen im Leben, wo du dich weniger bewegt hast? Und wie lässt sich dieser aktive Lifestyle mit dem Intermittent Fasting verbinden? Und da wir schon dabei sind – mittlerweile sind ja so viele Unterschiedliche IF-Versionen im Äther: Warrior Diet, Renegade Diet, Leangains oder einfach nur das Carb Back-Loading mit betonten Karenzzeiten der Nahrungsaufnahme von bis zu 12 Stunden. Gibt es einen Favoriten für dich? Ernährst du dich an bestimmten Tagen, etwa für eine bestimmte Sportart, anders als sonst? Kürzt du Fastenperioden? Wechselst du die Lebensmittel?

Ich weiß, es wäre vielleicht zu viel verlangt, aber schildere doch einfach mal dein Ernährungsverhalten im Wochenverlauf. Das fände ich – und die Leser bestimmt auch – höchst interessant. Des Weiteren: Kalkulierst du deinen Bedarf? Wiegst du essen ab? Hast du eine Ahnung auf wie viele Kalorien du so pro Tag kommst?

Ein typisches Abendessen. Das Mittagesse bleibt indentisch und Abwechslung gibt es nur in den Abendstunden

Ein typisches Abendessen bei Simu. Abwechslung gibt es nur in den Abendstunden.

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Simu genießt sichtlich die Freiheiten, die ihm das Intermittent Fasting bietet, allerdings sollte man sein Bewegungs- und Trainingspensum nicht vergessen!

Simu: Viele Fragen für eine Frage. ;-) Ja abgesehen von meinen Drogenzeiten habe ich mich immer schon viel bewegt. Mit 3 Jahren begann ich mit dem  Skifahren und Schlittschuhlaufen, während der Schulzeit war ich dauernd in Clubs, Leichtathletik, Boxen, Badminton, zum Teil extremes Joggen, usw. Aber in den letzten 20 Jahren ist das Bedürfnis eher noch gestiegen und nicht gesunken. Ich bewege mich jetzt deutlich mehr als mit 20 Jahren. Und auch da war ich nicht unsportlich unterwegs.

Und wie geht das mit dem Fasten zusammen? Nach über 3 Jahren IF in verschiedenen Versionen, ist mein Fettstoffwechsel so gut trainiert, das ich nahezu nahrungsunabhängig bin. (Es sei denn es geht um extreme Ausdauerleistung). Abgesehen davon kann den ganzen Tag problemlos mit 0-250kcal auskommen, dabei am Mittag ein erstes Krafttraining machen, im Tagesverlauf 10’000-15’000 Schritte gehen und abends vor dem Essen sogar noch  eine zweite Krafttrainingseinheit mit Biss absolvieren. Auch 5-6 Stunden-Wanderungen sind nüchtern in zügigem Tempo möglich. Und sollte mein Körper dennoch nach mehr Nahrung verlangen, dann mach ich an dem Tag so etwas Ähnliches, wie  es die Warrior Diet vorsieht, d.h..  2-3 kleine Fett- und Proteinsnacks und abends wird dann vollgetankt.

Mittlerweile unzählige verschiedene Variationen des Intermittent Fasting. Ich kann mit Fug und Recht von mir behaupten, dass ich so ziemlich jedes gängige Schema mal ausprobiert habe. Aber da bin ich eher ein Freund meiner Intuition. So ernähre ich mich unter der Woche eigentlich immer folgendem Schema:

  • 12 Uhr: 150-500kcal LowCarb (<30g)
  • 18-21 Uhr: 2000-3000Kcal.
  • Am Wochenende gibt es meistens einen Lade- und Cheat Tag, den ich dann auch meist erst gegen 12 Uhr beginne – aber dann fresse ich manchmal den ganzen Tag nur Mist. Der andere Tag am Weekend läuft dann eher nach dem Warrior Diet-Prinzip ab. Also 3-4 kleine Gemüse-/Fett-/Protein-Snacks und ein großes Abendessen.

Fasten macht mich total aktiv, was unter der Woche beim Arbeiten auch super passt. Wenn ich am Sonntag mit der Frau und den Kleinen unterwegs bin, dann fühle ich mich ruhiger und entspannter, wenn ich eben den Tag hindurch snacke. Du siehst also: Es läuft viel über mein Gefühl und nicht nach strikten Regeln oder Protokollen.

Ob ich die Lebensmittel wechsle? Ich wüsste keinen Tag innerhalb der letzten Monate, wo ich mal das Gleiche gegessen habe! Jedes Abendessen sieht anders aus. Ich liebe kochen und bin der Koch der Familie. Ich koche also viel selber, nutze aber ab und zu auch Fertigprodukte – schuldig!

Mittagessen bleibt immer gleich. Irgend ein Gemüse, Salat und etwas Fleisch, 150-500kcal.

Abendessen

  • 200g Erbsen
  • 100g Müesli, 100g Haferflocken, 1dl Milch
  • 500g Röeschti mit Käse
  • 250g Magerquark, Süessstoff, Limettensaft
oder
  • 100g Rintstartar, 4 Scheiben Toast
  • 500g Kartoffeln, 4 Scheiben Racelettekäse
  • 2 Berliner
  • 250g Magerquark, 100g Waldbeeren, Süssstoff
Ladetag
  • 150g Reis, Sataysauce
  • 2 Zitronencakes
  • 200g Butterbrot, Konfiture
  • 200g Reiswaffeln, Schokoladenaufstrich
  • 1 Packung käseflutes
  • 200g getrocknete Aprikosen

Aktuell möchte ich für das Klettern noch das eine oder andere Kilo verlieren, was allerdings nicht ganz einfach ist, da mein Körperfettanteil zurzeit unter 10% liegt. Darum experimentiere ich im Moment mit etwas Neuem: Ich versuche unter der Woche alles glutenhaltige Getreide und jeglichen Zucker zu streichen. Lebensmittel die eines von den beiden enthalten, sättigen einfach zu wenig und verlangen immer nach mehr. Wenn ich die zwei Regeln beachte, komm ich mit deutlich weniger Kcal aus und fühle mich noch gut dabei. Das hilft beim Weiterschmelzen.

Simu: „Ich versuche unter der Woche alles glutenhaltige Getreide und jeglichen Zucker zu streichen. Lebensmittel die eines von den beiden enthalten, sättigen einfach zu wenig und verlangen immer nach mehr.“

Ebenso habe ich mit meinen 35 Jahren immer mehr mit leichten Überlastungen zu kämpfen. Ringbänder an den Fingern beim Klettern oder – je nach Training – sind auch mal die Schultern an der Grenze und die Unterarme machen auch ab und zu Probleme. Ich gebe meinem Körper daher jeweils die Zeit um sich zu erholen – aber es nervt trotzdem. Ich verspreche mir durch das Weglassen von Zucker und Gluten durch die Woche hindurch auch weniger Entzündungen zu haben. Mal schauen! Ich experimentiere damit ja erst seit 2-3 Wochen.

Im zweiten Teil sprechen wir über die Dinge, die sich seit dem Start des Interviews ereignet haben, wie es Simu dabei erging und wie er seiner Verletzung (Riss der Bizepssehne) beigekommen ist.



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Seit Januar 2018 sind wir Herausgeber einer monatlich erscheinenden Online-Zeitschrift, der Metal Health Rx (MHRx).

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1 Kommentare

  1. Cooler Artikel, gefällt mir !

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