Unabhängige Laboranalyse: Impact Whey Protein von Myprotein mit deutschem Zertifikat

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Unabhängige Laboranalyse: Impact Whey Protein von Myprotein mit deutschem Zertifikat

Benötigte Lesezeit: 7 Minuten |


Alle reden davon – wir tun es!

Supplementhersteller – Alles nur Abzocker?

Kaum eine Woche vergeht, bei der sich nicht irgendein Supplementhersteller oder Shop schwerwiegenden Vorwürfen erwehren muss. Entweder wird die Qualität der Produkte (und verwendeten Rohstoffe) in Frage gestellt, oder behauptet, dass der auf der Verpackung angegebene Proteingehalt nicht der Realität entspricht. Andernorts spricht man von „Amino Spiking“ oder gar Substitution von Protein durch simple Kohlenhydrate – alle fühlen sich verarscht und die Vertrauenswürdigkeit vieler Nahrungsergänzungsmittelhersteller wird damit (zu Recht?) in Frage gestellt.

Generell gesehen ist eine solche kritische Betrachtung der Produkte absolut zu begrüßen und die Praxis zeigt, dass dies bei der Fülle und Produktvielfalt auch dringend notwendig ist, um Sportler und Athleten vor Fehlkäufen und sogar Betrug zu bewahren – das ist auch mitunter ein Grund, weshalb wir hier auf Aesir Sports unsere Content-Artikel mit diversen Produkt-Reviews garnieren (ohne dabei den Fokus allzu sehr auf profane Tests zu verschieben).

Wie dem auch sei: Als Informationsplattform sollte man sich stets über den eigenen Einfluss im Klaren sein, den man auf andere ausübt – ein Grund mehr, wieso man seine „Facts“ durchchecken sollte, bevor man mit scharfer Munition schießt und Dinge behauptet, die bei generauerer Betrachtung und Recherche der Meldung nicht standhalten.

Unabhängige Laboranalyse: Impact Whey Protein von Myprotein mit deutschem Zertifikat

Der Fall Myprotein: Nur 61 % im aromatisierten Impact Whey Protein?

Ein solcher Fall ist die erst kürzlich aufgetauchte spanische „Laboranalyse“ von C&C, die behauptet, dass der Proteingehalt des beliebten Impact Whey Proteins (in „Tiramisu“) vom Hersteller Myprotein angeblich nur bei 61 % liegen soll (Hier gibt das CC-“Zertifikat”).

Natürlich dauerte es nicht lange, bis das Zertifikat seinen Weg in sämtliche Social Media Bereiche gefunden hat – der Shitstorm braute sich bereits zusammen und viele Mitbewerber ließen sich da nicht lumpen, wenn es darum ging auf die (dampfende) Kacke zu hauen. Nicht wenige fühlten sich schon bei ihrer Vermutung, Myprotein würde den Kunden nach Strich und Faden bescheißen, bestätigt (man verzeihe mir die grobe Wortwahl).

Wo wir wieder bei dem Credo „Check your goddamn facts“ landen, denn für die meisten, die das Zertifikat gepostet und geshared haben, bestand an der Echtheit überhaupt gar kein Zweifel, während nur einige wenige ihre Aussage relativiert haben, indem sie das Ganze in Fragezeichen kleideten.

Die Tatsache, dass auch Myprotein relativ zügig eine Stellungnahme inklusive unabhängiger Laboranalyse veröffentlicht hat, nahm dem Ganzen natürlich ein stückweit an Brisanz (Das Zertifikat gibt es hier), worin es unter anderem auch heißt, man habe versucht mit dem entsprechenden Labor, welches den 61 % Proteingehalt konstatierte, in Kontakt zu treten um herauszufinden, wie hier getestet wurde:

„We have tried to contact ‘C&C laboratories’ to try and understand their results and the test conditions used but have so far received no response. […] If you could ask the laboratory in question to contact us directly, I would be happy to share our information with them to ensure they follow the correct procedures when testing our products.”

Demnach war es nicht möglich mit den Verantwortlichen des Labors zu sprechen und wer sich einmal selbst die Mühe macht und die auf dem Zertifikat angegebene Internetadresse von C&C in den Browser (oder Google) eingibt, bei dem wird sich erste Ernüchterung breitmachen, denn: Das Labor scheint es gar nicht zu geben und auffindbar ist es auch nicht.

Die Ergebnisse von Google deuten auch darauf hin, dass dieses Labor nur im Zusammenhang mit besagtem Zertifikat der Myprotein-Analyse existiert.

Unabhängige Laboranalyse: Impact Whey Protein von Myprotein mit deutschem Zertifikat

Alles in allem wirkt das Ganze schon sehr suspekt und dem informierten Athleten dürfte hier so einiges „Spanisch vorkommen“ – vielleicht schafft es ja jemand von euch mit dem Labor einen Kontakt aufzubauen. In dem Fall könnt ihr uns gerne eine entsprechende Mail zukommen lassen, doch bis dahin kann und darf die Echtheit dieses Zertifikats mit Fug und Recht in Frage gestellt werden.

…aber das ist uns nicht genug!

Deutsche Laboranalyse: Impact Whey Protein

Wir hatten es bereits in unserem Review zum Impact Whey Protein angekündigt: Eine geplante Laboranalyse aus einem unabhängigen deutschen Labor zum Impact Whey Protein (in der besagten Geschmacksrichtung „Tiramisu“). Aber warum machen wir uns überhaupt die Mühe?

Unabhängige Laboranalyse: Impact Whey Protein von Myprotein mit deutschem Zertifikat

Wir haben das Impact Whey Protein in ein deutsches Labor zur Analyse geschickt. Die Ergebnisse liegen nun vor. (Bildquelle: Limswiki.org / National Institutes of Health ; CC Lizenz)

Wozu das Ganze?

Zuerst einmal hört man immer wieder einmal, dass irgendwo irgendwann ein Bericht aufgetaucht sein soll, der belegt, Myprotein würde bei den Produktangaben betrügen. Problematisch ist das deswegen, weil bei all den vielen Behauptungen nie ein Zertifikat veröffentlicht oder gepostet wurde. Reden schwingen ist eine Sache, aber dann sollte man auch so gut sein und die Behauptungen mit druckreifem Papier unterlegen.

Auf der anderen Seite findet ihr auf Aesir Sports zahlreiche Produktempfehlungen, die zu Myprotein führen – folglich stehen auch wir hier mit unserem Namen ein stückweit für die Qualität und das Preis-/Leistungsverhältnis ein.

Als ich Ende 2010 Aesir Sports ins Leben gerufen habe, kam ich auch unweigerlich mit Nahrungsergänzungsmitteln in Kontakt und obwohl ich heute immer noch denke, dass Supplemente nur ein nettes Gimmick (aber keineswegs essenziell) sind, fing ich über all die Jahre an immer öfter Myprotein zu empfehlen, da die Produkte nicht nur in Sachen Qualität und Preis/-Leistung absolute Spitze sind, sondern auch, weil ich (und viele andere) sie selbst nutze(n).

2013 entschloss ich mich schließlich dazu als Consultant für Myprotein tätig zu werden – das war zu einem Zeitpunkt, als hierzulande keine Sau Myprotein wirklich gekannt hat. Die Aufnahme dieser Tätigkeit geschah nicht etwa aus finanziellen Interesse heraus, sondern weil ich von den Produkten, wie auch der Marke, überzeugt gewesen bin und den Jungs aus England unter die Arme greifen wollte. Dies hat sich bis zum heutigen Zeitpunkt nicht geändert und ich bin nach wie vor davon überzeugt.

Mittlerweile ist Myprotein der größte Hersteller für Nahrungsergänzungsmittel in Europa und unter den Top 5 weltweit – es versteht sich von selbst: Ein echtes Zertifikat mit derartigen Werten wäre ein gewaltiger Imageverlust für Myprotein, weshalb man schon lange dazu übergegangen ist jede Batch und Charge hausintern wie auch –extern zu prüfen. Hinweise von Kunden bzgl. etwaiger Verunreinigungen oder besagte Behauptungen hinsichtlich mangelnder Qualität der Produkte werden sehr, sehr ernst genommen, weiterverfolgt und geprüft.

Wie dem auch sei: Natürlich bin ich mir darüber im Klaren, dass es einige Menschen unter den Lesern geben wird, die nun eine gewisse Befangenheit unterstellen werden. Es ist natürlich schwer sich von so etwas freizusprechen, aber wer einen näheren Blick auf Aesir Sports wirft, der wird schnell sehen, dass wir keineswegs nur Produkte von Myprotein empfehlen, sondern eine neutralere Position einnehmen. Auch andere Marken und Shops machen einiges bei der Produktion ihrer Ware richtig und der Konsument hat hierbei die freie Auswahl, wen er mit seinem Geld unterstützt. Nun bin ich aber jemand, der seinen Namen nicht für schlechte Produkte hergibt – so etwas überlasse ich ferrarifahrenden Youtubern, die der Meinung sind, dass unsere Ackerböden vitamin- und mineralstoffarm seien und wir folglich zu irgendeiner komischen Brause greifen müssen, um leistungsfähig und gesund zu bleiben.

Lange Rede, kurzer Sinn…

Es hat uns von Aesir Sports ebenfalls interessiert, wie stark (oder wie stark nicht) die tatsächlichen Werte im aromatisierten Impact Whey Protein vom angegebenen Wert auf der Shopseite abweichen. Und da man es eh nie allen Recht machen kann und jeder für ein paar lausige Kröten einen Beutel Protein zu einem Labor seiner Wahl schicken darf (es hat unter dem Strich bei Food GmbH Jena Analytik unter 20 € gekostet (!)), seid ihr auch dazu angehalten es uns gleich zu tun, wenn ihr nach Einsicht ins Zertifikat noch immer nicht überzeugt seid. (Andere Supplementshops und –hersteller sollen das im Übrigen auch tun, wenn sie behaupten, dass hier was faul ist!)

Unabhängige Laboranalyse: Impact Whey Protein von Myprotein mit deutschem Zertifikat

Die meisten von euch dürften meinen Autorenkollegen Simme ja kennen und wissen, dass dieser zurzeit seinen Master im Bereich der molekularen Ernährungswissenschaft in Jena absolviert. Der Gute hat seiner regulären Bestellung einfach mal einen Beutel mit besagtem Impact Whey Protein in „Tiramisu“ hinzugefügt. Hierbei handelt es sich um die gleiche Geschmacksrichtung, die im C&C Zertifikat angeblich auf einen Proteingehalt von 61 % getestet wurde.

Um das ganze nachvollziehbar zu gestalten, haben wir auch ein Bild von den Nährwerten des entsprechenden Beutels angefertigt. Bei dem Labor, welches die Analyse durchgeführt hat – nämlich Food GmbH Jena Analytik – handelt es sich diesmal ausnahmsweise um ein echtes Labor mit Sitz in Deutschland, Jena. Die Homepage lässt sich nicht nur vom Zertifikat heraus leicht ergooglen, nein: Bei etwaigen Fragen zur Analyse kann man auch einfach mal eine Mail versenden oder telefonisch durchklingeln und die werten Herren persönlich zum Test befragen.

Machen wir es also nun kurz und schmerzlos.

Impact Whey Protein – Die Aesir Sports Analyse mit unabhängigem Laborzertifikat

Von Simon Goedecke

Auf dem Beutel deklariert sind folgende Nährwertangaben:

Unabhängige Laboranalyse: Impact Whey Protein von Myprotein mit deutschem Zertifikat

Wie kommen diese Werte zustande? Auf der Internetseite von Myprotein werden folgende Angaben (für die geschmacksneutrale Version) gemacht:

pro 25 gpro 100 g
Energie:98,3 kcal393,2 kcal
Energie:414,0 kJ1656 kJ
Protein (Trockenbasis)20,5 g82 g
Protein (Istzustand):19,6 g78,4 g
Fett:1,7 g6,8 g
Kohlenhydrate:1,5 g6 g
Kalzium:125 mg500 mg
Cholesterin55 mg220 mg

Wichtiger Hinweis: Diese Nährwertangaben beziehen sich auf die geschmacksneutrale Variante. Bei den meisten aromatisierten Varianten fällt der Proteingehalt um rund 3 % geringer aus, bei Schokoladenvarianten aufgrund des Kakaopulvers um rund 8 %.

Der Einfachheit halber habe ich die Werte in 100g umgerechnet. Auf der Website sind nur die Werte für 25g Pulver angegeben. Wichtig ist aber der Hinweis unter den Nährwerten. 78,4% Protein sind für ein Whey-Konzentrat ein sehr guter Wert – mehr wird man wohl kaum auf dem Markt finden, ohne dass Isolat oder einzelne Aminosäuren hinzugesetzt sind. Vollkommen logisch ist auch, dass man geringfügige Abstriche im Proteingehalt machen muss, wenn man einen guten Geschmack erwartet, denn Aromastoffe, Süßstoffe, Farbstoffe und Kakaopulver heben den Proteingehalt im Allgemeinen nicht gerade an – es ist eher das Gegenteil zu erwarten. Im Vergleich zur geschmacksneutralen Variante soll das Protein mit Tiramisu-Geschmack also 3,4% weniger Protein aufweisen, was für die meisten wohl verkraftbar sein dürfte.

Laut dem spanischen Prüfbericht sollen nur 61% Protein enthalten sein. Wie ist das möglich? Verwendet Myprotein minderwertige Rohstoffe? Füllstoffe? Oder haben sie es zu gut mit dem Geschmackszusatz gemeint?

In Anbetracht der Zweifel an der Echtheit des Dokumentes lässt sich die vage Vermutung aufstellen, dass es sich um ein Fake handelt, welches zum Zwecke der Rufschädigung in Umlauf gebracht wurde. Jedenfalls haben wir ein echtes Labor damit beauftragt, das Protein auf den Eiweißgehalt hin zu testen. Es wurde nach allen geltenden deutschen Standards gearbeitet und die angegebene Adresse, Homepage und Telefonnummer sind auch vergeben. Es ist ein leichtes für jeden von euch das nachzuvollziehen.

Die Ergebnisse der Analyse von Food GmbH Jena Analytik

Zum Vergrößern bitte draufklicken!

Die Zertifikate wurden am 30.11.2016 auf Bitten des verantwortlichen Labors Jena Food Analytik & Consulting entfernt. Für weitere Fragen zum Test kann das Labor via Mail & Telefon kontaktiert werden.

Als Auftraggeber bin ich selbst (Simon Goedecke) eingetragen und übernehme auch daher die volle Verantwortung dafür.

Wie man sieht liegt der gemessene Proteingehalt sehr nah an der Deklarierung und damit vollkommen im Referenzbereich für die Gültigkeit dieses Wertes nach europäischem Lebensmittelrecht. Dass hier 0,5% weniger Protein gefunden wurden, als angegeben, ist kein Betrug, sondern eine entsprechende Toleranzschwankungen (und selbst die Labormethode hat einen gewissen Schwankungsspielraum).

Abschließende Worte

Was ist die heutige Quintessenz? Was soll der geneigte Leser nach dem Studium dieses Artikels mitnehmen? Zuerst einmal bleibt natürlich das Laborergebnis eines unabhängigen deutschen Unternehmens, welches den tatsächlichen Wert des aromatisierten Impact Whey Proteins aufzeigt.

Was für uns aber nicht weniger wichtig ist und was in Zukunft jeder Leser berücksichtigten sollte: Prüft eure Quellen und hinterfragt die Ergebnisse. Lasst euch nicht verarschen – und das gilt sowohl in die eine (Produktbetrug), als auch in die andere (Gefakte Ergebnisse und haltlose Behauptungen) Richtung.


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6 Kommentare

  1. Den einfachsten Ansatz, die Qualität der eigenen Produkte zu dokumentieren, versäumt Myprotein seit Jahren: warum packen sie nicht selber solche Analysen unabhängiger Labors als PDF-Download auf die eigene Website? Andere Hersteller, z.B. ESN, schaffen das doch auch. Das würde der ewig alten Diskussion, wie gut oder schlecht die Myprotein Produkte tatsächlich sind, völlig den Wind aus den Segeln nehmen…

  2. Sehr aufschlussreicher Bericht und interessante Seite – werde hier mal wieder herumstöbern. Danke!

  3. Der Beitrag ist nicht gerade hilfreich, wenn seitenlang auf fehlende “Beweise” in Form von Laborergebnissen verwiesen wird, das eigene Zertifikat schließlich aber ebenfalls im Geheimen bleibt.. Versteht mich nicht falsch, ich beschäftige mich viel zu wenig mit der Materie als dass ich irgendeine Position vertreten wollte, aber das nimmt dem Artikel, der schön versucht Quellen aufzuzeigen, etwas Wind aus den Segeln.

    Im Übrigen würde mich interessieren, inwiefern das Labor ein Recht hätte zu verlangen, dass die Laborergebnisse nicht veröffentlicht werden dürfen. Vertragliche Vereinbarung?

    • Hey Peter,

      du bist einfach paar Wochen zu spät. Die Zertifikate waren bis vor kurzem noch online (seit mehr als einem Jahr) und wurden im Zuge der nachdrücklichen Bitte des Labors runtergenommen. Du kannst natürlich dort nachfragen. Alternativ können wir dir die Ergebnisse auch per Mail zuschicken.

      Zur vertraglichen Vereinbarung / AGB’s müsste sich Simme äußern, da er den Test in Auftrag gegeben hat. Ich werde ihn mal auf deinen Kommentar aufmerksam machen – vielleicht schreibt er ja was dazu.

    • Hallo Peter,

      Es wurden keine vertraglichen Vereinbarungen mit dem Labor getroffen und auch nicht mit der Laborleitung abgesprochen, dass die Ergebnisse veröffentlicht werden, sondern nur mit dem Leiter der Zuständigen Abteilung.
      Da es in diesem Labor kürzlich den Fall gab, dass jemand bei der Geschäftsleitung angefragt hat, ob er Ergebisse ähnlich wie wir es hier getan haben veröffentlich darf ist, man auf diesen Post aufmerksam geworden.
      Das Labor ist zu der Entscheidung gekommen, dass sie es nicht gestatten, Analyseberichte zu veröffentlichen. Daher hat man uns nachträglich darum gebeten die Prüfberichte von der Seite zu nehmen, die Gründe dafür sind nachvollziehbar.
      Allerdings existieren die Berichte noch als original und in digitaler Form. Im Zweifelsfall können wir diese natürlich übersenden.

      Beste Grüße

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