Quantified Self – Und warum dir Studien (manchmal) egal sein können

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Quantified Self - Und warum dir Studien (manchmal) egal sein können

Von Janis Budde

In diesem Artikel möchte ich Dir erklären was es mit Quantified Self auf sich hat – warum es Deine Entwicklung in die Höhe schnellen lassen kann und warum Dir Studien manchmal egal sein können.

Studien sind egal? Ich muss natürlich gleich zu Beginn etwas relativieren. Studien haben ihren Stellenwert und sie geben für Dich eine gute Orientierung was funktioniert und was gar nicht funktioniert. Sie bilden das Fundament Deiner “Gesundheitsbildung“. Behalte aber immer im Hinterkopf dass Du eine einzigartige Person bist, die nicht das Ergebnis einer Studie ist, sondern individuelle Voraussetzungen mitbringt. Und genau dort greift Quantified Self.

Quantified Self – Und warum dir Studien (manchmal) egal sein können

Zum aller ersten Mal bin ich mit Quantified Self bedingt durch meine Schlafprobleme in Kontakt getreten. Ich hatte ernstzunehmende Schlafstörungen und fühlte mich morgens, als wäre ich in meinen Träumen von einem Lastwagen überfahren worden. Also schickte mich mein Hausarzt zu einem Experten für Schlafmedizin. Dort wurde ich verkabelt und bekam ein kleines Gerät mit nach Hause, welches ich dann vor dem Schlafen ankoppeln sollte.

Am nächsten Tag brachte ich das Gerät samt wertvollen Schlafdaten wieder zum Labor und war gespannt auf das Ergebnis. Doch es war mehr als ernüchternd: Zwar waren Abweichungen von normalen Daten erkennbar, doch diese waren nicht gravierend. Meinem Gefühl am Morgen nach zu urteilen war es aber sehr wohl gravierend!

Quantified Self: Selbst ist der Mann (Frau) …

Quantified Self und Schlafqualität Schlafqualität: Wollen wir nicht alle erholsamen Schlaf? Aber wer kann sich die teuren Messmethoden schon leisten, um Ursachen bei Schlafproblemen auf den Grund zu gehen…? (Bildquelle: Wikimedia.org / Glogger ; CC Lizenz)[/caption]

Ich fing an meine Schlafqualität subjektiv und analog zu messen. Morgens nahm ich ein kleines Notizbuch in die Hand und fing an Bewertungen über meinen Schlaf anzufertigen. Fragen wie “Wie gut bin ich eingeschlafen?“, “Wie oft bin ich in der Nacht bewusst aufgewacht?” oder “Wie fühle ich mich nach dem Schlaf?” konnten mir eine erste Übersicht geben.

Ich fing an kleine Veränderungen durchzuführen, hörte auf Kaffee am Nachmittag zu trinken, verzichtete auf große Snacks kurz vor dem Schlafen gehen und erzielte so die ersten kleinen Verbesserungen. Irgendwann fing ich an kleine Listen anzufertigen, wo ich nur noch einzelne Aspekte mit der Skala 1-10 bewerten musste. Doch das genügte mir nicht und ich fing an mich nach besseren Möglichkeiten umzuschauen: Irgendwo da draußen mussten – für den normal Sterblichen – bezahlbare Alternativen zu professionellen Labordiagnostik-Geräten sein.

Und diese Geräte gab es! – Nein jetzt gibt es keinen Produktpitch, der Hersteller davon ist mittlerweile pleite. ;-) – Der Zeo Sleep Coach war ein kleines Gerät, das die einzelnen Schlafphasen aufzeichnete und so einen guten Überblick über die Schlafqualität gab. Es handelte sich dabei um ein Kopfband, welches vorne an der Stirn 3 Elektroden hatte, mit welchen der Zeo Sleep Coach die “Hirnaktivität” messen konnte. Ich war absolut begeistert und konnte endlich zuverlässig messen, was nachts eigentlich mit mir passierte.

Mittlerweile, da der Hersteller nicht mehr existiert, muss man sich nach anderen Alternativen umsehen. Gängige Aktivitätstracker haben meist einen Schlaftracker mit integriert (z.B. die Bodymedia-Armbänder oder der Withings Gesundheitstracker)

Und was genau ist Quantified Self jetzt?

Das n=1 Experiment Besser als jede Studie: Das n=1 Experiment liefert Ergebnisse auf deinen Daten. Du siehst selbst, was Methode X bei dir auslöst und ob dein Problem dadurch gelöst wird oder du deinem Ziel näher kommst. (Bildquelle: Wikimedia.org / US Air Force ; CC Lizenz)[/caption]

Quantified Self – (“Die Vermessung des Selbst“) ist das Erheben von Daten über die eigene Person. Es geht darum mehr über sich selbst herauszufinden – möglichst objektiv. Du findest nach einiger Zeit heraus welche Dinge für Dich funktionieren und welche nicht. Welche Lebensmittel tun Dir gut, wie viel bewegst Du Dich am Tag, wie ist Deine Schlafqualität? Und schlussendlich: Wie hängen diese Daten miteinander zusammen? Für mich persönlich war und ist es mit einem Filter vergleichbar, der alles Schlechte oder Nicht-Zielorientierte herausfiltert und die Essenz, alles was mir gut tut und mich weiterbringt durchlässt.

Es geht nicht um eine repräsentativ angelegte Studie, die für die Forschung und die Gesellschaft einen Stellenwert hat. Es geht um die Erkenntnis eigener Verhaltensweisen und Hebelpunkte, mit denen man sein eigenes Leben optimieren kann. In der Quantified Self Bewegung spricht man aus diesem Grund oft von n=1. Also von einer Studie mit nur einem Probanden – Dich!

Warum solltest Du anfangen zu messen?

Quantified Self Tagebuch Die Zahlen lügen nicht: Anhänger des Quantified Self (“Lifelogger”) nutzen auch Methoden der alten Schule. Das Ziel: Datensammlung, Datenauswertung. Ein simples Tagebuch (Journal) kann bereits viel Material zum evaluieren liefern und ist gleichzeitig spottbillig – das wissen auch Kraftsportler mit ihrem Trainingstagebuch. (Bildquelle: Pixabay.com / bloomingmimosa ; CC Lizenz)[/caption]

Alle die ambitioniert Selbst-Optimierung betreiben, sei es im Leistungssport, in der Karriere oder für das eigene Wohllbefinden, können durch eine Selbstvermessung ihre größten “Knackpunkte” offenbaren und endlich die Hand-Bremse lösen, mit denen sie die ganze Zeit gefahren sind ohne es zu merken. Andere bemerken zwar, dass irgendwas nicht stimmt, finden allerdings nicht den schmerzhaften Punkt. Quantified Self kann hier Abhilfe verschaffen.

Das brauche ich aber Kraftsportlern nicht erzählen. Die betreiben das schon seit den Anfängen. Umfänge messen, Fettzange ansetzen, wiegen. Blutbild messen. Optimieren. Analoges Quantified Self sozusagen. Nach dem Optimieren wird wieder gemessen.

Quantified Self: Was kannst Du messen?

Bodymedia Fitness Tracker Wir haben die Technologie und sie ist erschwinglich: Fitness- und Gesundheitstracker, wie das Bodymedia (Bild) erfreuen sich nicht nur bei Sportlern und Athleten großer Beliebtheit. Was wirst DU messen? (Bildquelle: Flickr / Sam Churchill ; CC Lizenz)[/caption]

Ein Wort: Alles.

Die Frage ist eher, was willst Du messen und warum solltest Du es messen? Ich habe beispielsweise, wie oben beschrieben, “analog” angefangen, indem ich äußere und innere Faktoren aus einem rein subjektiven Empfinden bewertet habe und mir somit einen ersten guten Überblick verschafft habe, was meine Gesundheit und Leistungsfähigkeit einschränkt und was sie verbessert.

Es gab für mich immer einige Parameter, die besonders wichtig waren. Dazu gehörten:

  • Schlaf
  • Aktivität
  • Produktivität
  • Gewicht + Körperfettanteil + Umfänge
  • Gemütszustand
  • Blutbild

Mit diesen 6 Parametern arbeite ich immer noch, um meine Selbstexperimente zu bewerten.

Einige der genannten Punkte messe ich mit Elektronik-Geräten, einige schreibe ich per Hand in mein Booklet und wiederum andere muss ich direkt beim Arzt checken lassen.

  • Die Schlafqualität kontrolliere ich mit meinem Zeo SleepCoach, der mittlerweile nicht mehr im Handel erhältlich ist.
  • Meine Aktivität misst mein Fitnesstracker. Meine Produktivität messe ich, indem ich mir To-Do Listen schreibe, sie abarbeite und mir einige Kernfragen stelle, inwiefern ich zum Beispiel meinen Zielen näher gekommen bin.
  • Beim Gewicht und Körperfettanteil greife ich – im Gegensatz zu vielen anderen – zu analogen Geräten: Eine normale Waage und eine Körperfettzange sind hier meine erste Wahl.
  • Meinen Gemütszustand bewerte ich mithilfe einer App – natürlich subjektiv, aber das ist der Gemütszustand nun mal.
  • Mein Blutbild lasse ich beim Arzt direkt kontrollieren, einmal alle 6 Monate.
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Quantified Self: Größer, schneller, weiter?

Quantified Self bietet mit seiner Idee und seinen Konzepten eine Rahmensituation mit der der Anwender tun und lassen kann was er möchte. Es gibt bestimmt viele Selbstvermesser, die nahezu Zwangsstörungen in ihrem Lebensstil aufweisen. Sie arbeiten akribisch und blind für das “perfekte ich” und sehen das Leben als großen Konkurrenzkampf. Das Glück bleibt dabei auf der Strecke. Sie gönnen sich keine Auszeit, gönnen sich keine kleinen Sünden.

So etwas ist schade, weil viele schöne Momente somit verwehrt bleiben. Nicht alles kann man messen und nicht alles sollte man messen, wenn Du verstehst was ich meine. Denn am Ende müssen wir uns bewusst machen, dass wir keine Maschinen sind, sondern Menschen.

Also: Finde heraus was Sinn macht zu messen, habe Spaß beim Messen und vor allem: Mach keinen Zwang daraus!

Leserfrage: Nutzt du Gadgets und Tools um Daten über deinen Körper, deinen Lifestyle und deine Gesundheit zu sammeln? Welche Geräte verwendest du? Welche Vorteile siehst du? Welche Gefahren birgt das Quantified Self und günstige Technologien für den privaten Haushalt zur Messung der eigenen Körperdaten? Diskutiere mit uns in der Kommentarsektion!



Über den Autor – Janis Budde

Janis ist angehender Physiotherapeut und Sportenthusiast. Er hat schon in frühen Jugendjahren nach einfachen Mitteln gesucht, um seine körperliche und geistige Leistungsfähigkeit zu erhöhen – und dabei seine Gesundheit zu fördern. Mithilfe von Biohacking – also dem Wissen über die biologischen Vorgänge im Körper – kann man genau diese Dinge erreichen.

Auf seinem Blog Primal-State.de schreibt er regelmäßig über diese Themen. Dabei nimmt die richtige Diät als Grundlage des Stoffwechsels eine wichtige Rolle ein und wird durch Training, Nahrungsergänzungsmittel und etwas „abgedrehten“ Techniken gepaart.

Die vier Eckpfeiler auf die Janis baut sind die Ernährung (inkl. Supplementierung), Körper (Verschiedenste Trainingskonzepte), Kognition (Stressreduktion, Willenskraft) und Schlaf (Regeneration). Auf seinem Blog Primal-State.de versucht er seine Erkenntnisse auf einfache und praxisbezogene Art der breiten Masse zugänglich zu machen.


Bildquelle Titelbild: Flickr / Cory Doctorow ; CC Lizenz


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