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Metabolisches Syndrom: Kann resistente Stärke helfen?

Metabolisches Syndrom: Kann resistente Stärke helfen?

Menschen, die am metabolischen Syndrom leiden (Übergewicht, Diabetes, hoher Blutdruck, schlechtes Blutfettprofil) haben häufig auch ein Problem mit Entzündungsherden in Körpern und ein erhöhtes Risiko für Erkrankungen des Herz-Kreislauf Risikos. Kann die Ergänzung mit resistenter Stärke die Symptome lindern und den Zustand betroffener Personen verbessern? Dies impliziert ein aktuelles Forschungsergebnis, welches im Scientific Reports erschienen ist.

Metabolisches Syndrom: Kann resistente Stärke helfen?

Impact of dietary resistant starch type 4 on human gut microbiota and immunometabolic functions

Stärke gehört zur Gruppe der Kohlenhydrate und ist die pflanzliche Speicherform von Zucker (in Tier und Mensch nennen wir das Ganze dann „Glykogen“).

Bei Stärke handelt es sich um lange Kohlenhydratketten. Es ist die pflanzliche Speicherform der Kohlenhydrate. Bei Tier und Mensch nennen wir das ganze "Glykogen".(Bildquelle: Wikimedia / NEUROtiker ; CC Lizenz)

 

Bei Stärke handelt es sich um lange Kohlenhydratketten. Es ist die pflanzliche Speicherform der Kohlenhydrate. Bei Tier und Mensch nennen wir das ganze “Glykogen”.(Bildquelle: Wikimedia / NEUROtiker ; CC Lizenz)

Personen, die am metabolischen Syndrom und/oder Diabetes leiden, tun üblicherweise gut daran stärke- und zuckerreiche Lebensmittel in der täglichen Ernährung zu limitieren, um den Blutzucker im Zaum zu halten und Insulinspitzen zu vermeiden (die bei einer Überversorgung mit Kalorien zu einer vermehrten Fetteinlagerung führen und die Symptomatik des metabolischen Syndroms noch zusätzlich verstärken). Stärke und Zucker sind also nicht unbedingt die besten Freunde für jemanden, dessen Stoffwechsel in dieser Hinsicht lädiert ist, doch was ist mit resistenter Stärke?

Was ist resistente Stärke?

Bei resistenter Stärke handelt es sich um unverdauliche Kohlenhydrate, die vom menschlichen Verdauungsapparat nicht geknackt werden können – sie gehen damit de facto als „Ballaststoffe“ durch.

Diese Ballaststoffe haben es aber in sich, denn sie können unser Darmflora als Nahrung dienen (durch Fermentation), Entzündungen reduzieren und das Blutfettprofil (Cholesterin) verbessern – zu diesem Ergebnis kommt eine brandaktuelle Untersuchung, die an der South Dakota State University durchgeführt wurde.

Resistente Stärke bei metabolischem Syndrom?

Upadhyaya und Kollegen (2016) wollten in ihrer 12-wöchigen Untersuchung herausfinden, welchen präbiotschen Einfluss resistente Stärke vom Typ 4 („RS4“; unverdauliche, chemisch-modifizierte Weizenstärke) in Personen ausüben würde, die am metabolischen Syndrom litten:

„Die Körper des Menschen beherbergen mehr Bakterien als eigene Zellen, weshalb die Dinge, die wir essen, nicht nur für uns bestimmt sind, sondern auch für unsere Bakterien. Je nachdem wie gut wir diese füttern, kümmern sie sich um unsere Gesundheit. Hier kann resistente Stärke vom Typ 4 behilflich sein.“ – (2)

Für ihre Studie rekrutierten die beteiligten Wissenschaftlicher 20 Personen (12 Frauen, 8 Männer) aus einer freilebenden Bevölkerungsgruppe, deren Körper eine erhöhte Menge an abdominalen Fettgewebe (Bauchfett) aufwiesen und die zusätzlich 2-4 der übliche Symptome für das metabolische Syndrom zeigten. Zwölf der Teilnehmer nahmen zum Zeitpunkt der Untersuchung Medikamente, die eines oder mehrere Symptome behandeln sollten.

Die resistente Stärke wurde mit dem Mehl vermischt, welches in der Population üblicherweise zum Anrichten der täglichen Mahlzeiten verwendet wurde (typischerweise 1-2 Mahlzeiten, welche die Menschen auf Mehlbasis frisch zubereiteten). Die Forscher betonen daher, dass es sich hierbei um ein „reales Setting“ handelt:

Da es sich hier um einen Blindversuch handelte, waren sich die Menschen nicht einmal darüber bewusst, dass sie etwas anders machten, obwohl sie dadurch ihre Gesundheit verbesserten. Unsere Hypothese war, dass die Ergänzung mit RS4 in der Ernährung die Bakterien glücklich macht und den gesundheitlichen Nutzen der Lebensmittel erhöht, welche von den Menschen üblicherweise verzehrt werden. Das Schöne an dieser Studie ist, dass wir damit gezeigt haben, dass dies unter realen Bedingungen möglich ist.“ – (2)

Die Cholesterinwerte der Teilnehmer waren initial – aufgrund der Medikamente – nicht übermäßig hoch, doch die Intervention mit der resistenten Stärke war in der Lage eine signifikante Verbesserung zu erzielen und dabei den Hüftumfang sowie Körperfettanteil zu reduzieren.

Mit Hilfe neuster Technologien konnten die Forscher auch eine DNA Analyse durchführen, welche eine positive Veränderung der Darmflora aufzeigte:

„Essenziell gesprochen führte der Verzehr von RS4 die Balance der Bakterien im Darm, von denen einige eine positive Korrelation mit einer Verbesserung der Indikatoren für metabolische Gesundheit sowie ein erhöhtes Aufkommen von kurzkettigen Fettsäuren aufzeigen.“ – (2)

Die Teilnehmer verbesserten also ihre Gesundheit (vorteilhaftere Darmflora, weniger Entzündungen, bessere Cholesterinwerte) und nahmen alleine dadurch ab, dass sie einen Teil des normalen Mehls durch resistente Stärke ersetzt haben (1).

Abschließende Worte

Natürlich gehört viel mehr dazu als ein bisschen Mehl durch resistente Stärke zu ersetzen, wenn man seine Gesundheit und das Wohlbefinden langfristig steigern möchte. Eine Linderung der Symptome kann ein erster Schritt zu einer Verbesserung der Ernährungsgewohnheiten sein – und diese Studie zeigt wunderbar auf, welchen Effekt die Inkorporation von resistenter Stärke in der alltäglichen Ernährung haben kann.

Von einer gesünderen Darmflora profitieren aber nicht nur Diabetiker und Personen mit metabolischem Syndrom. Vielleicht kennst du ja bereits unsere dreiteilige Artikel-Serie zum Thema „Darmflora“, wo wir über den immensen Impact der Darmbesiedlung auf Körpergewicht, Wohlbefinden, Immunabwehr und Gesundheit geredet haben … falls nicht, findest du sie hier:

Denn mal ehrlich: Wenn es uns schlecht geht, wir übergewichtig oder krank sind … wer denkt da schon an die eigene Darmflora? Die meisten von uns wissen gar nicht, welchen wichtigen Faktor sie in unserem „zweiten Gehirn“ spielt (Der Darm enthält mehr Neuronen als das Gehirn).

Resistente Stärke vom Typ 4 wird derzeit nur von Lebensmittelherstellern zur Steigerung des Ballaststoffgehalts verwendet.

Quellen & Referenzen

(1) Upadhyaya, B., et al. (2016): Impact of dietary resistant starch type 4 on human gut microbiota and immunometabolic functions. Scientific Reports. In: Scientific Reports. URL: http://www.nature.com/articles/srep28797.

(2) Science Daily (2016): Resistant starch may benefit people with metabolic syndrome. URL: https://www.sciencedaily.com/releases/2016/06/160630140905.htm.

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Bildquelle Titelbild: kaboompics.com ; CC Lizenz


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