3 Eier am Tag = Doping für die Herzgesundheit | Studien Review

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3 Eier am Tag = Doping für die Herzgesundheit | Studien Review

Von Adel Moussa | Benötigte Lesezeit: 4 Minuten |


Eine Studie der University of Connecticut bringt neue gesundheitliche Vorteile von Eiern zum Vorschein (3).

Fangen wir mit der wichtigen wissenschaftlichen Prämisse an, dass die HDL Funktion wichtiger für die Bestimmung des Risikos für Herzkrankheiten sein könnte, als die HDL Konzentration – die Autoren der Studie setzten sich zum Ziel die bereits untersuchte Erhöhung der HDL und LDL Partikelgrößen, die LCAT Aktivität, sowie die Konzentration von Plasma apoALL und Carotinoid zu bestätigen und zu quantifizieren.

Die Studie wurde an 40 ungesunden Männern und Frauen (Alter: 18-30, BMI (in KG/m²): 18,5-29,9), sowie 40 gesunden Männern und Frauen durchgeführt.

3 Eier am Tag = Doping für die Herzgesundheit | Studien Review

Vor dem Start der Studie mussten alle Teilnehmer für zwei Wochen komplett auf Eier verzichten – anschließend wurde der Konsum sequentiell alle vier Wochen auf drei Eier (groß, Klasse 1, weiß und bezogen aus lokalen Supermärkten) pro Tag erhöht.

Bevor du fragst: Die Zubereitungsmethode wurde nicht vorgegeben.

3 Eier am Tag = Doping für die Herzgesundheit | Studien Review

Abbildung 1: Übersicht der sequentiellen Steigerung des Konsums (DiMarco 2017).

Neben dem Konsum der Eier sollten die Teilnehmer ihre reguläre, normale Ernährung beibehalten. Die Effekte wurden anhand des Blutplasmas während dem Fasten (30mL) nach jeder Steigerungsperiode und dem Blutwasser (10mL) nach dem Konsum von 1, 2 und 3 Eiern pro Tag.

3 Eier am Tag = Doping für die Herzgesundheit | Studien Review

Abbildung 2: LDL und HDL Partikelgrößen; Anmerkung: Um die Abbildung lesbarer zu machen und das Verhältnis deutlicher zu machen, habe ich die LDL Werte zu nmol/dL umgerechnet. (DiMarco, 2017)

Die Untersuchungen ergaben ausschließlich positive Effekte des erhöhten Konsums von Eiern:

  • Verbesserungen in der Partikelgröße in Form von erhöhtem großem LDL (21-37%) und einer höheren Partikelkonzentration in Form von großem HDL (6-13%) (3).
  • Verbesserter Abtransport von Cholesterin und eine Verbesserung im Transport von HDL aufgrund der erhöhten apoAI (9-15% Ausfluss) im Blutplasma, sowie einer verbesserten LCAT Aktivität (5-15%) (3).
  • Erhöhte antioxidative Mechanismen durch die 11%-ige Erhöhung in apoAII (P < 0,05), dem großen Bruder von apoAI und einer Erhöhung von Lutein und Zeaxanthin im Blutplasma (P < 0,05, siehe Abbildung 3) (3).

3 Eier am Tag = Doping für die Herzgesundheit | Studien Review

Abbildung 3: Die Konzentration der Antioxidantien im Blutplasma der Teilnehmer hat sich linear mit jedem Ei erhöht.

Man sollte hier auch hervorheben, dass mehr Eier auch mehr Vorteile bedeuten – es wurde festgestellt, dass die PON-1 Level (dieses Enzym schützt gegen Herzkrankheiten) verbessert werden konnten (4).

Exkurs: Cholesterin - Vom Verbrecher zum Retter?

Cholesterin bringt uns um – das wurde uns zumindest jahrzehntelang gepredigt. Das ist zwar falsch, aber wir sollten auch nicht von „Cholesterin tötet“ zu „Cholesterin spielt überhaupt keine Rolle“ wechseln. 

Der negative Zusammenhang zwischen Cholesterin und Herzerkrankungen wurde noch nicht komplett falsifiziert. Vielmehr wurden viele verschiedene genauere Messmöglichkeiten gefunden, welche Variablen in der Beurteilung der gesundheitlichen Effekten von Eiern bilden. Die geringe Erhöhung in LDL und dem gesamten Cholesterinspiegeln – von welcher Angel Key immer noch dachte, es würde uns umbringen – ist für Menschen außerhalb der genetischen Risikogruppe für Herzkrankheiten wesentlich unwichtiger als die positiven Effekten. 

Nicht nur hohe Level an kleinem LDL oder VLDL Cholesterin können ein Problem darstellen – ebenfalls kann ein zu geringer Cholesterinspiegel zu Problemen führen, schließlich ist Cholesterin entscheidend für ein gutes Immunsystem.

Der Konsum von Eiern hatte allerdings keinen Einfluss auf die Aktivität von CETP – das kann zwar als negativ ausgelegt werden, da CETP für den Austausch zwischen VLDL & LDL mit HDL zuständig ist, allerdings gibt es keinerlei wissenschaftliche Beweise für ein längeres Leben oder ein geringeres Risiko für Herzkrankheiten durch erhöhte CETP-Level. 

3 Eier am Tag = Doping für die Herzgesundheit | Studien Review

Abbildung 4: Wie schon in anderen Studien gibt es eine Korrelation zwischen einer erhöhten Konzentration von ApoA-I (DiMarco 2017) und der Anzahl an großen HDL-Partikeln – beides wird mit einem verringerten Risiko für Herzkrankheiten in Verbindung gebracht.

Wir wissen allerdings, dass sehr seltene Mutation zu einer extrem verringerten Funktion von CETP führen kann und diese mit Atherosklerose in Verbindung gebracht wird. Im Gegenzeug wird ein Polymorphismus des CETP Gens, die zu einem geringeren Level an Blutserum führt, mit extremer Langlebigkeit (1) und einer metabolischen Antwort auf Eingriffe in die Ernährung (2) in Verbindung gebracht wird. 

Die gleiche Mutation erhöht aber auch die Häufigkeit von koronaren Herzkrankheiten bei Patienten mit Hypercriglyceridämie – es sind also gute Nachrichten, dass sich CETP über den Zeitraum der Studie nicht verändert hat.

Ach übrigens, ich sollte vielleicht noch erwähnen, dass die Studie vom „Egg Nutrition Center“ bezahlt wurde. Sind das schlechte Nachrichten?

Wahrscheinlich nicht, denn es ist sehr unwahrscheinlich, dass die Wissenschaftler anderen Finanzierungsmöglichkeiten hatten. Normalerweise wurden Studien dieser Art mit drei Eiern pro Woche – und nicht am Tag – durchgeführt.

Außerdem zeigt die Schlussfolgerung der Studie keinerlei Anzeichen für irgendwelche Beeinflussungen: 

„Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Aufnahme von  3 Eiern pro Tag zu weniger arthrogenen LDL Partikelprofilen, einer verbesserten HDL Funktion und erhöhten Antioxydanzien im Blutplasma bei jungen und gesunden Erwachsenen führt. (3)

Das klingt weder falsch interpretiert, noch übertrieben. 

       

Abschließende Worte

Es geht nicht nur darum, dass man trotz dem Essen von Eiern gesund leben kann, sondern, dass man es trotz dem Essen von 3 Eiern pro Tag auch kann – vor allem in Bezug auf die Herzgesundheit, wie die Verbesserungen in der Partikelgröße (diese werden mit einer Verringerung des Risikos für Herzerkrankungen von bis zu 55% mit LDL in Verbindung gebracht zeigen zusätzlich, dass eine höhere Konzentration des größeren HDL ebenfalls eng mit einer Verringerung des Risikos für Herzkrankheiten in Verbindung gebracht werden kann (6)(8)), den Transport und Abfluss von Cholesterin, sowie die Menge an Antioxydanzien im Blut der Testsubjekte.

Es wäre natürlich schön, eine 12-wöchige Verlängerung der Studie durchzuführen, aber andererseits ist es sehr unwahrscheinlich, dass die mittelfristigen Effekte sich auf lange Sicht als negativ herausstellen.

Ich persönlich störe mich eher an dem Fakt, dass immer noch niemand die gesundheitlichen Effekte verschiedener Zubereitungsmethoden untersucht hat – vermutlich solltet ihr darauf achten, dass das Eigelb noch weich ist. Wenn wir ehrlich sind, schmeckt das eh besser. 

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Quellen & Referenzen

(1) Barzilai, N., et al. (2003): Unique lipoprotein phenotype and genotype associated with exceptional longevity. In: JAMA. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/14559957.

(2) Darabi, M., et al. (2009): Cholesteryl ester transfer protein I405V polymorphism influences apolipoprotein AI response to a change in dietary fatty acid composition. In: Horm Metab Res. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19242900.

(3) DiMarco, et al. (2017): Intake of up to 3 Eggs per Day Is Associated with Changes in HDL Function and Increased Plasma Antioxidants in Healthy, Young Adults. In: Am Soc Nutr. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/28077734.

(4) Getz, GS. / Reardon, CA. (2004): Paraoxonase, a cardioprotective enzyme: continuing issues. In: Curr Opin Lipid. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15166781.

(5) Kapourchali, FR., et al. (2015): The Role of Dietary Cholesterol in Lipoprotein Metabolism and Related Metabolic Abnormalities: A Mini-review. In: Crit Rev Food Sci Nutr. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26055276.

 (6) Lamarche, B., et al. (2001): A prospective, population-based study of low density lipoprotein particle size as a risk factor for ischemic heart disease in men. In: Canad J Cardiol. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/11521128.

(7) Williams, PT., et al. (1994): The effects of weight loss by exercise or by dieting on plasma high-density lipoprotein (HDL) levels in men with low, intermediate, and normal-to-high HDL at baseline. In: Metab. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/8028519.

(8) Williams, PT. (2012): Fifty-three-year follow-up of coronary heart disease versus HDL2 and other lipoproteins in Gofman’s Livermore Cohort. In: J Lipid Res. URL:  https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3269162/.


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Bildquelle Titelbild: Fotolia / Jérôme Rommé


Über

Adel Moussa: “In den Seminaren die ich im Fachbereich Physik an der Uni halte, geht es darum den Studenten Daten, Fakten und Techniken zu vermitteln, die – obschon sie nichts mit Religion zu tun haben – so sicher sind, wie das sprichwörtliche “Amen in der Kirche”. Gerade das aber, also “Daten und Fakten” findet man im Internet kaum, wenn man nach Informationen über Training, Ernährung und Nahrungsergängzungsmitteln sucht. Das war jedenfalls vor ca. 4 Jahren so, und Grund genug für mich meinen eigene Blog zum Thema zu starten.

Der Name “SuppVersity” – Ihr hört schon, da stecken die Worte “University” und Supplement” drin – ist Programm. Unter www.suppversity.com nehme ich dort täglich die neusten Studien aus den Gebieten Training, Ernährung und Gesundheit unter die Lupe. Immer auf der Suche nach dem, was es vermutlich gar nicht gibt: Dem optimalen Trainings-, Ernährungs und Nahrungsergänzungsplan für mich, Euch und jedermann.”

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