4 Geheimnisse, die dir dein Fitnesstrainer verschweigt

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4 Geheimnisse, die dir dein Fitnesstrainer verschweigt

Von Philip Böhm | Benötigte Lesezeit: 7 Minuten |


Es gibt Dinge, über die Fitness-Trainer selten reden. Entweder weil sie nicht Bescheid wissen oder sie lassen es bewusst unter den Tisch fallen. Warum du selbst daran schuld bist, welche Themen das sind und wie du es besser machen kannst, erfährst du in diesem Artikel.

Schuld sind deine Gene

Warum ist „Fitness“ dermaßen populär und warum werden so viele schlechte Tipps gegeben?

Die erfolgreichsten Sachbücher erklären uns, wie man mit einer kleinen Investition den höchsten Ertrag einstreicht. Jeder ist auf der Suche nach maximaler Effizienz. Das Pareto-Prinzip – mit 20 Prozent Einsatz 80 Prozent der Ergebnisse erreichen – ist in aller Munde. Der Mensch ist von Natur aus faul.

Schuld sind unsere blöden Gene. Die denken immer noch, wir würden in unserer Höhle abhängen und müssten unsere Energie für die wirklich wichtigen Sachen aufsparen: Sich vor Gefahren schützen und essen. Ok, wenn es sein muss zur Fortpflanzung. Das war‘s dann auch schon.

Unsere Gene wissen nicht, dass wir in sicheren Häusern wohnen und längst prall gefüllte Kühl- und Vorratsschränken haben. Das Dilemma: Mit der Kombination aus dem steinzeitlichen Energiespar-Bedürfnis und hochkalorischen Lebensmitteln in ständiger Reichweite kommt unser Körper nicht klar. Chips und Couch machen uns korpulent und krank.

Alles müssen wir etwas tun! Der Weg ins nächste Fitness-Studio ist nicht weit. Die Studios sprießen weiter aus dem Boden und sind in der Gesellschaft längst akzeptiert. Einen laufender Vertrag im nächsten Studio zu besitzen, gehört für viele selbstverständlich dazu: Effektives Training leider selten!

Das Problem ist, dass wir es uns auch beim Training so gemütlich wie möglich machen und die Fitness-Industrie unterstützt uns dabei. Deshalb trainieren viele wie sie wollen und nicht wie sie sollen.

4 Geheimnisse, die dir dein Fitnesstrainer verschweigt

Die Geheimisse, die niemand anspricht

In der Fitness-Industrie geht es oft nur um Kohle. Deine Kohle. Das merkt man an der Betreuung auf der Trainingsfläche und dem Theater in den Studios. Aus unternehmerischer Sicht kümmert sich ein „guter“ Fitnesstrainer nicht um seine Klienten, er schließt fleißig Verträge mit Neukunden ab. Das macht er, indem den Neukunden ein gutes Gefühl gibt. Er erzählt ihnen, was sie hören wollen.

Eine gute Beratung und Betreuung wird zu selten honoriert und neue Vertragsabschlüsse stehen viel zu häufig im Vordergrund. Hinzu kommt unser Bestreben nach maximaler Effizienz und ein verzerrtes Schönheitsideal. Das führt uns zum ersten Geheimnis.

Geheimnis #1: Diäten und Muskelaufbau funktionieren nicht

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Das Abnehmen von Fett und Aufbauen von Muskulatur funktioniert bis zu einem gewissen Grad – ab dann musst du dich für einen Weg entscheiden. (Bildquelle: Pixabay.com / Hebi65 ; Public Domain Lizenz)

Zumindest nicht so, wie es dir verkauft wird.

Die meisten Tipps im Internet und in den Zeitschriften sind für die Tonne und haben mit der Realität wenig zu tun. Das sind Spinnereien und Karikaturen. 15 Kilo Muskelaufbau im Jahr, dauerhafte Traumfigur mit diesem kleinen Trick, Kraftexplosion mit dem neuen Spezial-Trainingspaket. Glaubt noch jemand an die überzogenen Versprechen?

Die Wirklichkeit sieht anders aus. Die siehst du in deinem eigenen Fitness-Studio. Die allermeisten Mühen sich ab und es passiert über Jahre überhaupt nichts. Kein sichtbarer Muskelaufbau, kein Fettabbau, keine Kraftsteigerung. DAS ist die bittere Realität. Wie viele Scheitern bei ihren Zielen? 80 Prozent, 90 Prozent? Die allermeisten.

Auf der einen Seite haben wir die extremen Beispiele, die als Normalfall gelten. Da wäre der stark Untergewichtige, der zum ersten Mal im Leben mit Gewichten trainiert, sein Nutella-Toast durch ein großes Steak ersetzt und im ersten Trainingsjahr 20 Kilo zulegt. Schlussfolgerung: Fünf bis Zehn Kilo Muskelmasse sind für dich pro Jahr locker drin. Really?

Oder die stark-übergewichtige Hausfrau, die ohne Sport innerhalb eines Jahres 20 Kilo abnimmt. Nur weil sie abends die Kohlenhydrate streicht. Schlussfolgerung: Carbs machen dich krank, du solltest mehr gesundes Fett essen. Bitte?

Mit langfristigem Training und einer bewussten Ernährungsumstellung kann man viel erreichen. Es ist die einzige Möglichkeit dauerhaft was zu erreichen. Das braucht Zeit, Zeit die du dir geben solltest.

Geheimnis #2: Du wirst niemals wie dein Vorbild aussehen

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Natural Bodybuilding auf Profi-Niveau ist bei weitem nicht so übertrieben, wie vielfach angenommen – im Gegensatz zu den Roidboys aber auch nicht so faszinierend und imposant.(Bildquelle: Wikimedia.org / SlimVirgin ; CC Lizenz)

Wenn wir bei realistischen Zielen sind. Du wirst wahrscheinlich niemals annähernd wie dein Vorbild aussehen. Die Illusion wird dir niemand rauben wollen.

Wie beim ersten Punkt geschrieben, haben Anfänger (und viele Fortgeschrittenen) ein völlig verzerrtes Bild von dem, was möglich ist – zumindest wenn man die Drogen (Steroide) weglässt. Bleiben wir bei den nüchternen Tatsachen: Fast alle erfolgreichen Bodybuilder und Fitness-Models sind gedopt und nehmen Medikamente.

Was ohne Stoff möglich ist, kannst du höchstens noch auf den Bühnen des Natural-Bodybuildings erahnen. Beachte: Die Jungs und Mädels betreiben extrem viel Aufwand, richten ihren ganzen Lebensstil auf diesen Sport aus und bringen alle Voraussetzung mit. Dazu kommt, dass oft „Natural“ draufsteht, aber andere Sachen drin sind.

In Wirklichkeit ist das Schönheitsideal der Fitnesswelt eine Mogelpackung aus Momentaufnahme, gutem Licht oder dem passenden Instagram-Filter. Solange dich deine Vorbilder motivieren ist alles cool. Ihnen nachzueifern macht aber in den seltensten Fällen Sinn, weil es schlicht unmöglich ist.

Geheimnis #3: Maschinentraining macht dich nicht stärker und ist ungesund

4 Geheimnisse, die dir dein Fitnesstrainer verschweigt

Das Lohn und Brot jedes ernsthaften Athleten sind und bleiben die Freihantelgeräte – nicht das Maschinentraining. (Bildquelle: Pixabay.com / tpsdave ; CC Lizenz)

Die Einstellung ist geklärt und deine Erwartungshaltung hoffentlich realistisch. Kommen wir zur Trainingspraxis.

Viele Trainer raten Anfängern leider zu Maschinentraining. Die Trainingsmaschinen zu benutzen ist kinderleicht und eine Einweisung dauert wenige Minuten. Die meisten Menschen, die im Fitnessstudio Mitglied werden, wollen langsam einsteigen und „gesund“ trainieren. Aber funktioniert das mit Maschinentraining?

Trainingsmaschinen gibt es noch nicht lange. Ab 1970 produzierte der pfiffige Geschäftsmann Arthur Jones die ersten Kraftmaschinen. Erst dadurch wurde „Krafttraining“ einem breiten Publikum zugänglich. Neben Bodybuildern, Gewichthebern und Kraftsportlern kamen jetzt auch Hausfrauen und der Typ von nebenan in den Genuss eines Trainings mit Gewichten.

Das Training an Maschinen ist reines Muskeltraining. Kein Krafttraining und kein gesundheitsorientiertes Training. Es macht dich nicht stärker und nicht leistungsfähiger. Denn im Alltag und Sport arbeiten Muskeln ausnahmslos im Verbund! Immer. Die Aufgabe von Maschinen ist es, die Muskeln so gut wie möglich zu isolieren. Möchtest du in deinen Bewegungen stärker werden, musst du aber Bewegungsmuster trainieren.

Deine sportliche Leistung verbesserst du durch reines Muskeltraining nicht. Auch Beschwerden im Alltag lassen sich mit Maschinentraining selten beseitigen. Durch die geführten Bewegungen entstehen hohe Belastungen auf Bänder, Sehnen und Bindegewebe und Dysbalancen können entstehen. Im schlimmsten Fall wird dein Körper verletzungsanfälliger, statt stärker und stabiler.

Dennoch, Muskelaufbau mit Maschinentraining funktioniert und als Ergänzung ergeben sie Sinn. Um stärker und gesünder zu werden, musst du aber natürliche Bewegungsmuster trainieren. Nicht nur deine Muskeln. Das Problem ist, dass eine kurze Einweisung für den sicheren Einstieg ins Hanteltraining nicht ausreicht. Eine Betreuung braucht Zeit und einen gut ausgebildeten Trainer.

Durch die Trends Crossfit und Functional-Fitness wird das Interesse an richtig ausgeführtem Hanteltraining zurzeit größer. Hoffen wir, dass es anhält.

Geheimnis #4: Du solltest öfter kommen

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Kontroverse Trainingsfrequenz: In der Praxis wird oftmals mehr als 3x pro Woche trainiert. (Bildquelle: Flickr / Dean Jarvey ; CC Lizenz)

Die meisten Trainingspläne sind schlecht. „Der Muskel wächst nicht beim Training, sondern zwischen den Einheiten.“ Stimmt, Krafttraining ist ein kataboler Vorgang. Während der Trainingseinheit baust du keine Muskeln auf. Erst in der Ruhepause nach dem Workout repariert der Körper die feinen Muskelschäden, was zum Muskelwachstum führt.

Soviel zur Theorie. Die entscheidende Frage ist, wie lange der Muskel zur Superkompensation benötigt.

Die Antwort: Genau so viel Zeit, wie du ihm dazu gibst.

Die meisten Trainingspläne der Fitness-Studios sehen drei Trainingseinheiten pro Woche vor. Zum Beispiel Montag, Mittwoch und Freitag. Viele Trainer sprechen davon, dass das die optimale Frequenz, um bestmögliche Trainingserfolge zu erzielen. Tatsächlich ist das nicht die effektivste, sondern die bequemste Trainingsfrequenz. Für den Kunden und den Trainer. Viele Jungs und Mädels würden mit häufigerem Training viel mehr erreichen.

Warum es sich nicht ändert

Diese vier Punkte werden die wenigsten Trainer ansprechen. Denn kein Sportler möchte hören, dass die meisten an ihren unrealistischen Zielen scheitern, dass die Schönheitsideale unerreichbar sind, Maschinentraining für die Katz ist und sie am besten mehr Zeit investieren sollten.

Es bleibt alles beim Alten, weil niemand die bittere Wahrheit hören will. Trotzdem, unsere Steinzeit-Gene treiben uns weiter in die Studios.

Dein Actionplan

Was solltest du aus dem Artikel mitnehmen? Hoffentlich nicht, dass alle Trainer Schwachköpfe sind. Sie sind nicht schuld. Die meisten kümmern sich toll um ihre Kunden und sind kompetent. Darauf verlassen solltest du dich aber nicht. Für deine Trainingserfolge bist nur du selbst verantwortlich.

Wie sehen deine nächsten Schritte aus?

  • Bleibe Aesir Sports treu und hinterfrage alles was du liest und hörst (auch bei uns – mitdenken ist nicht nur erlaubt, sondern strengstens erwünscht!)
  • Setze dir realistische Ziele und denke über deine eigene Erwartungshaltung nach
  • Verabschiede dich von Trainingsmaschinen und freunde dich mit dem Freihantelbereich an
  • Bemühe dich um eine perfekte Übungsausführung
  • Finde die beste Trainingsfrequenz für dich

Kennst du noch weitere wichtige Punkte, die von den meisten Trainern nicht oder nicht nachhaltig genug thematisiert werden? Dann teile uns das in den Kommentaren mit!


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Bildquelle Titelbild: Pixabay.com / teamsmashgame ; Publich Domain Lizenz


Über

Philipp „flip“ Böhm hat sich nicht nur durch seine langjährige Lesetreue zum Blog verdienlich gemacht, sondern auch bereits den einen oder anderen Artikel zum Tagesgeschehen beigesteuert. Zu seiner Leidenschaft gehört nicht nur das Training am Eisen (Richtung Functional Fitness), sondern auch die Lust am Kicken – wen wundert es also da noch, dass er über eine Lizenz als Athletiktrainer verfügt und sich seit kurzem mit seinem eigenen Projekt (zusammen mit Chris Michalk) „Edubily,“ einem Blog, der sich mit Gesundheit und angewandter Biochemie beschäftigt.

Neben der sportlichen Betätigung versteht sich flip darüber hinaus als Virtuose in der Küche. Seine Ernährungsphilosophie umfasst das Intermittent Fasting, welches er seit mehreren Jahren aus Überzeugung praktiziert. Er bezeichnet sich selbst als experimentierfreudig. Seine Neugier und die Leidenschaft zum Lesen sorgen zusätzlich dafür, dass er seine Perspektive stets erweitern kann und über den gewöhnlichen Tellerrand hinaus blickt.

Flip verfügt über einen Bachelorabschluss im Bereich Sportmanagement und Sportjournalismus.

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