Arginin, das Multitalent: Für Muskelaufbau & ein starkes Immunsystem

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Argining für Muskelaufbau, ein starkes Immunsystem und Pump

Von Wilfried Dubbels | Benötigte Lesezeit: 5 Minuten |


Über die Bedeutung von Arginin in unserer Ernährung

Beim gesunden Erwachsenen wird diese Aminosäure in der Niere oder in anderen Organen und Blutzellen über den Harnstoffzyklus aus Citrullin gebildet. Ornithin, eine weitere Aminosäure, wird im Harnstoffzyklus aus Arginin gebildet. Führt man dem Körper Ornithin als Supplement zu, steigt der Argininspiegel. Bei jungen Erwachsenen kann der Argininbedarf gewöhnlich über die Nahrung oder durch die körpereigene Synthese aus Glutamin gedeckt werden. Es ist reichlich in Nüssen, Fleisch, Fisch und Getreide enthalten. Aber während der Wachstumsphase und bei Muskelaufbauprozessen ist der Bedarf nur bedingt gedeckt. Daher zählt diese Aminosäure zu den semiessenziellen Aminosäuren.

Arginin, das Multitalent: Für Muskelaufbau & ein starkes Immunsystem

Der Argininstoffwechsel: Arginin als Schnittstelle der NO-Synthese und des Harnstoffzyklus (Bildquelle: Examine.com)

Arginin ist neben Glutamin die wohl wichtigste Aminosäure, die an der Freisetzung von Wachstumshormon beteiligt ist. Interessanterweise fördern Schlaf und intensives Körpertraining bereits allein die Sekretion dieses für den Muskelaufbau so wichtigen Hormons. Im Ruhezustand sowie während des Schlafes wird durch Verabreichung von Arginin vermehrt Wachstumshormon freigesetzt, aber kurz vor dem Training genommen, unterdrückt Arginin paradoxer Weise die Freisetzung.

Arginin, das Multitalent: Für Muskelaufbau & ein starkes Immunsystem

Polnische Wissenschaftler verabreichten einer Gruppe von Powerlifter in einem Zeitraum von 3 Wochen 10g Arginin täglich. Im Gegensatz zur Placebogruppe erfuhren die Arginin-Nutzern eine erhöhte Wachstumshormonausschüttung post-workout (Bildquelle: Ergo-Log.com / Zajac et al. (2010))

Die Manipulation der Wachstumshormonfreisetzung wird durch Supplementierung mit Arginin sowie seinem Vorläufer Citrullin erleichtert, während Ornithin den Argininspiegel hoch hält. Es konnte nachgewiesen werden, dass der Körper während der Wachstumsschübe auf die Aminosäure Arginin angewiesen ist. Auch zur Verbesserung der Körperkomposition reicht die Zufuhr von Arginin über die Nahrung häufig nicht aus. Wird in diesen Zeiten zu wenig Wachstumshormon gebildet, kann bei Erwachsenen, die mehr Muskelmasse aufbauen möchten, zusätzlich verabreichtes Arginin die Bildung dieses Hormons fördern, da der Körper dann nicht gezwungen ist, im „Notfallmodus“ zu laufen und auf die körpereigene Synthese von Arginin aus Glutamin zurückgreifen zu müssen. Denn diese Stoffwechselsituation leitet den Muskelabbau ein. Daher ist Arginin für Bodybuilder, die mehr Muskelmasse aufbauen möchten, und das möchte sicherlich jeder Bodybuilder, besonders wichtig.

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Argininstoffwechsel, Muskelaufbau & Training

Arginin stimuliert in hohen Dosierungen nicht nur die Freisetzung von Wachstumshormon, sondern auch von Insulin, Prolaktin und Glucagon und setzt verstärkt Noradrenalin aus den Nebennieren frei. Es regt auf diese Weise das Muskelwachstum an und trägt über seine Beteiligung an der Proteinsynthese auch zur besseren Wundheilung bei Verletzungen und zur Kollagensynthese bei. Eine straffe Haut und jugendliches Aussehen bleiben länger erhalten.

Darüber hinaus unterstützen Arginin und sein Abbauprodukt Ornithin die Leberfunktion insbesondere bei der Entgiftung von Metaboliten wie Ammoniak, die bei hoher körperlicher Belastung vermehrt anfallen. Es befreit so den Körper von überschüssigem Stickstoff, der danach mit dem Urin ausgeschieden wird. Hierdurch wird die Regeneration nach dem intensiven Training beschleunigt.

Arginin ist als Stickstoffmonoxidbildner nicht nur für Menschen mit Bluthochdruck und Durchblutungsstörung, sondern auch für Bodybuilder von besonderer Bedeutung. Stickstoffmonoxid sensibilisiert die Insulinzellrezeptoren. Dadurch wird leichter Glykogen in der Muskulatur eingelagert. Außerdem sorgt es für eine gute Durchblutung der Muskulatur. Dieser gasförmige Botenstoff ist die wirkungsstärkste gefäßerweiternde Substanz. Wenn der Precursor Arginin vor dem Training eingenommen wird, kommt es zu einem verstärkten Pumpgefühl durch den Anstieg von Stickstoffmonoxid als Signalsubstanz. Dieses nur vorübergehend entstehende Gas ist es, das den Muskelzellen den Befehl zum Wachstum übermittelt. Auch die Nährstoffversorgung der Zellen während des Trainings wird optimiert, indem die Blutgefäße erweitert werden. Selbst die kleinsten Gefäße werden erweitert und die Muskelzellen leben unter dem Einfluss des Stickstoffmonoxides regelrecht auf.

Stickstoffmonoxid (NO) für eine starke Immunabwehr

Stickstoffmonoxid ist ein wichtiger Botenstoff, der auf Grund seiner besonderen chemischen Eigenschaften die Zellmembranen schnell durchdringen kann. Auf diese Weise können auch Mikroorganismen und Tumorzellen rasch unschädlich gemacht werden. Arginin ist daher in doppelter Hinsicht auch für das Immunsystem von Bedeutung. Zum einen kann es direkt die Thymusdrüse zur Bildung von Abwehrzellen anregen und zum anderen kann es durch Abspaltung von NO unerwünschte Mikroorganismen abtöten. Ein gesundes Immunsystem ist wiederum Voraussetzung für ein intensives Training. Auch die Pumpleistung des Herzens wird durch Arginin bzw. NO verbessert. Der vermehrte Blutfluss versorgt die Muskeln nicht nur mit mehr Sauerstoff und Nährstoffen, sondern setzt auch verstärkt Botenstoffe frei, die Wachstum signalisieren.

Arginin, das Multitalent: Für Muskelaufbau & ein starkes Immunsystem

NO-Produktion sorgt für einen größeren “Pump”-Effekt und eine bessere Durchblutung der Muskulatur. Als Nebenprodukt entsteht die Aminosääure Citrullin. (Bildquelle: Wolinsky/Driskell (2004))

Wer den NO-Effekt von Arginin nutzen möchte, sollte ca. 5 g Arginin am besten kurz vor dem Training nehmen. Durch Kombination von Arginin mit Folsäure, Vitamin B6 und Vitamin B12 wird die Abspaltung von NO beschleunigt. Antioxidantien verhindern eine zu rasche Inaktivierung von Stickstoffmonoxid. Die meisten auf dem deutschen Supplementmarkt befindlichen NO-Booster enthalten diese Zusätze bereits.

Zu gängigen Arginin-Supplementen

Einige Produkte enthalten darüber hinaus Citrullin, Ornithin sowie Beta-Alanin und Pycnogenol. Citrullin bildet Arginin nach und Ornitin erhöht den Argininspiegel, während Beta-Alanin und Pycnogenol die Synthasen für die Stickstoffmonoxidsynthese bereitstellen. Durch Veresterung von Arginin mit Alpha-Ketoglutarsäure (Arginin-Alpha-Ketoglutarat; AAKG) kann die Verfügbarkeit von Arginin für den Körper noch etwas verbessert werden.

In der Praxis hat sich Arginin allein jedoch nicht so gut bewährt wie die Kombination mit Citrullin. Die Supplementierung mit Citrullin erzeugt einen höheren Argininspiegel im Blut, der länger aufrechterhalten kann, als die Supplementierung mit Arginin allein! Die Wirkungen des Arginins sind wissenschaftlich unumstritten, aber da sich die meisten Bodybuilder ohnehin bereits mit einem Überschuss an Eiweiß (und damit auch an Arginin bzw. Argininbildnern) ernähren, der weit über dem tatsächlichen Bedarf liegt, (um u.a. die Thermogenese anzuregen und um katabole Prozesse während einer Diät zu vermeiden) wird sich die zusätzliche Einnahme von Argininsupplementen kurz vor dem Training nur marginal auswirken. Der größte Teil des Arginins wird in Harnstoff umgewandelt. Das hat aber auch einen Vorteil: Der paradoxe Effekt auf die Wachstumshormonfreisetzung während des Trainings ist bei obiger Dosierung vernachlässigbar gering.


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Zusammenfassung für Arginin

  1. Arginin ist ein Vorläufer von Stickstoffmonoxid (NO) und spielt eine wichtige Rolle bei der Freisetzung von muskelaufbauenden Hormonen.
  2. Für Erwachsene ist Arginin je nach Belastung und Ernährungsgewohnheit nur bedingt essenziell (semiessenziell). Menschen mit Insulinresistenz profitieren von Arginin vermutlich am meisten.
  3. Arginin stärkt das Immunsystem, indem es die Aktivität und Anzahl von Abwehrzellen erhöht, was mit zunehmendem Alter an Bedeutung gewinnt, da die Abwehr im Alter geschwächt ist.
  4. Die Supplementierung mit Arginin empfiehlt sich bei altersbedingtem Muskelabbau und krankheitsbedingten katabolen Prozessen (Malabsorption) sowie Durchblutungsstörungen, da Arginin Wachstumsprozesse fördert und die Durchblutung verbessert.

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Bildquelle Titelbild: Flickr / US Naval Force ; CC Lizenz


 

Über

Wilfried Dubbels, Jahrgang 1950, ist approbierter Apotheker und betreibt Bodybuilding seit Jahrzehnten mit Leidenschaft. Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit ("Alles was stark macht" & "Die Anti-Aging-Formel") verfasste er bereits diverse Aufsätze und Fachartikel, die in wissenschaftlichen Publikationen und Kraftsportzeitschriften erschienen sind. Sein Spezialgebiet ist die leistungssteigernde Wirkung und das Risikopotenzial von Substanzen und Supplementen.

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2 Kommentare

  1. wird durch Verabreichung von Arginin vermehrt Wachstumshormon freigesetzt, aber kurz vor dem Training genommen, unterdrückt Arginin paradoxer Weise die Freisetzung.“

    Und weiter unten steht dann, dass man 5g vor dem Training einnehmen soll. Ist das nun gut oder schlecht?

    • Pauschal lässt sich das nicht sagen. Wenn du Arginin als Pump-Supplement (NO Synthese) nutzt, solltest du es vor dem Workout einnehmen. Wachstumshormon wird so oder so in einer katabolen Situation – was das Training nun einmal ist – freigesetzt, da es eine wichtige Rolle bei der Energiebereitstellung spielt.

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