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Bluthochdruck senken: Ist Sport genauso effektiv, wie eine Behandlung mit Medikamenten?

Bluthochdruck senken: Ist Sport genauso effektiv, wie eine Behandlung mit blutdrucksenkenden Medikamenten?

Heute möchte ich mit dir ein wenig über eine Volkskrankheit reden (6), die viele von uns betrifft (oder eventuell in Zukunft betreffen kann) und die häufig mit Medikamenten (z.B. Beta-Blocker, ACE-Hemmer usw.) behandelt wird (7)(8), die mit erheblichen Nebenwirkungen verbunden sein können.

Und obwohl ich durchaus einsehe, dass in gewissen Situationen und Momenten die Behandlung mit diesen Mitteln erforderlich ist, um Leben zu retten, so bin ich der Ansicht, dass es sich hierbei nur um eine temporäre Lösung handeln darf – zumindest dann, wenn es nebenwirkungsärmere (und gesündere) Mittel und Wege gibt, um der Situation Herr zu werden.

Jeder hat den Titel gelesen, also ist es auch kein Geheimnis, um welche Volkskrankheit es sich handelt: Bluthochdruck.

Konkreter formuliert werden wir anhand einer umfassenden Meta-Analyse erörtern, inwiefern Sport und körperliche Ertüchtigung, im Vergleich zur klassischen Medikation, ein probates Mittel zur Behandlung einer Hypertonie ist (1). Und falls das tatsächlich der Fall ist, bleibt zu klären, welche Methode der Aktivität in dem Fall das Mittel der Wahl sein sollte.

Bevor wir jedoch in die Untersuchung einsteigen, möchte ich vorab noch einmal dafür sorgen, dass wir alle auf dem gleichen Nenner sind, wenn es um Bluthochdruck geht, daher folgt zunächst ein kleiner Crash-Kurs.

Was ist Bluthochdruck und was sind die Ursachen?

Bei Bluthochdruck unterscheidet man im Wesentlichen zwischen zwei Formen: Die primäre Hypertonie und die sekundäre Hypertonie.

Ersteres wird gemeinhin auch als „stille Erkrankung“ bezeichnet. Betroffene leben häufig viele Jahre und Jahrzehnte ohne Beschwerden, bis sie irgendwann die Symptome (z.B. Kopf- und Brustschmerzen, Kurzatmigkeit, Nasenbluten, Benommenheit und eine Einschränkung der Sicht) zu spüren bekommen und diese nicht länger – ohne gesundheitliche Konsequenzen – ignorieren können.

Zwar sind die genauen Ursachen für diesen schleichenden Anstieg des Blutdrucks nicht gänzlich geklärt, allerdings wird gemeinhin angenommen, dass viele Faktoren mit hineinspielen – etwa Genetik, physiologische Veränderungen mit steigendem Alter (z.B. die Funktionalität der Nieren) und die Umwelt (Lebensstil, Ernährung, Bewegungsverhalten). Die meisten Menschen, die unter Bluthochdruck leiden, sind von einer primären Hypertonie betroffen (3)(4).

Die zweite, seltenere Form der Hypertonie manifestiert sich – im Gegensatz zur Ersten – sehr viel schneller, etwa als Folge einer Erkrankung (z.B. Nierenprobleme, Krebs) oder Nebenwirkung (z.B. Alkohol- und Medikamentenmissbrauch).

Wissen solltest du außerdem, dass Bluthochdruck, entsprechend seines Schweregrads, eingeteilt wird – nämlich in eine leichte (I), mittelschwere (II) und schwere Hypertonie (III).

Systolisch

Diastolisch  Einordnung

< 120

< 80 Optimal

< 130

< 85

Normal

130-139

85-89 Hochnormal/Grenzwerthypertonie
140-159 90-99

 Leichte Hypertonie (Grad I)

160-179 100-109

 Mittelschwere Hypertonie (Grad II)

> 180 > 110

 Schwere Hypertonie (Grad III)

Tabelle 1: Einordnung der Blutdruckwerte.

Ein chronisch erhöhter Blutdruck zählt zu den stärksten (veränderbaren) Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen (2), der unsere Lebensqualität beeinflusst und unsere Lebensdauer verkürzt (9)(10)(11).

Da immer mehr Menschen von dieser Erkrankung betroffen sind, wurden in der Vergangenheit entsprechende Mittel entwickelt, um Bluthochdruck zu behandeln und zu verschreiben (12), darunter Diuretika, ACE-Hemmer, AT1-Antagonisten, Beta-Blocker, Kalziumantagonisten und einige andere. Der Markt „boomt“ sozusagen. Und er wird zusätzlich durch einige amerikanische Organisationen, wie z.B. die American Heart Association (AHA) und das American College of Cardiology (ACC), befeuert, da diese erst kürzlich den Schwellenwert für die Diagnose Bluthochdruck gesenkt haben – von ≥ 140/90 mmHg auf ≥ 130/80 mmHg (13)(17).

Jeder, der 1 und 1 zusammenzählen kann, weiß was das bedeutet: Blutdrucksenkende Medikamente, die z.T. erhebliche Nebenwirkungen haben und bei gleichzeitiger Einnahme auch miteinander wechselwirken (16), können nun noch mehr Menschen verschrieben werden (14)(15).

„If adopted, the 2017 ACC/AHA hypertension guidelines will markedly increase the number of people labeled as having hypertension and treated with drugs in both the US and China, leading to more than half of those aged 45-75 years in both countries being considered hypertensive.“ – Khera et al., 2018

Die Zahl der „hypertensiven U.S. Patienten“ stieg quasi über Nacht um 20 Millionen Menschen an (17).

Und im Gegensatz zur europäischen Leitlinie, welche im Zuge der Behandlung ein konservatives Blutdruckziel mit z.T. breit angelegten Zielbereichen in Abhängigkeit des Alters anstrebt, gilt in den U.S.A. – bis auf wenige Ausnahmen – das rigorose Ziel von < 130/80 mmHg … unabhängig vom Lebensalter, versteht sich (17).

Grenzwerte zu Beginn einer medikamentösen Therapie mit dem primären Therapieziel von < 140 mmHg) und einem anzustrebenden Zielbereich des systolischen Blutdrucks in Abhängigkeit vom Alter nach der europäischen ESH/ESC-Leitlinie von 2018 (18).

Grenzwerte zu Beginn einer medikamentösen Therapie mit dem primären Therapieziel von < 140 mmHg und einem anzustrebenden Zielbereich des systolischen Blutdrucks in Abhängigkeit vom Alter nach der europäischen ESH/ESC-Leitlinie von 2018 (18). (Bildquelle: Aerzteblatt.de)

Ich bin zwar kein Experte auf dem Gebiet (und möchte mich auch nicht als solcher positionieren), aber es hinterlässt nichtsdestotrotz einen faden Beigeschmack. Und zum Glück bin ich nicht der einzige, der eine solche Praxis hinterfragt.

Was mich jedoch persönlich als Sportfreak im Allgemeinen und Kraftsportfreund im Speziellen im Kontext dieses Themas interessiert, ist, inwiefern körperliche Ertüchtigung eine positive Wirkung auf den Blutdruck ausübt bzw. ob sich diese nebenwirkungsarm und effektiv zur Behandlung einer Hypertonie eignet (effektiv, wie im Vergleich zu herkömmlichen Medikamenten).


Dieser Artikel erschien als Editorial-Beitrag in der August 2019 Ausgabe des MHRx Magazins. Registriere dich kostenlos oder logge dich mit deinem bestehenden Account ein, um diesen Artikel vollständig zu lesen!


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Bildquelle Titelbild: Fotolia / serafino


 

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