Erfahrungsbericht: Braveheart Battle

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Okay, ich muss ja zugeben: Ich steh auf solche Veranstaltungen, die einen an die persönliche Leistungsgrenze bringen. Und wer noch überlegt, ob er sich mit der Registration für einen Parkour- & Laufevent einen Gefallen oder nicht doch ehe eine üble Bestrafung angetan hat, für den ist es dann meist schon zu spät um noch einen Rückzieher zu machen.

Ironischerweise scheint bei einem solchen Event das Wetter nur selten mitzuspielen, doch da man sowieso durch die Wallahei juckeln, durch den Schlamm robben und durch trübes Gewässer schwimmen muss, stört einen die klamme Feuchtigkeit vermutlich nicht so sehr.

Beim Braveheart Battle handelt es ich um einen 26 km langen Hindernislauf feinster Güte, der dieses Jahr am 8. März in Bayern stattgefunden hat. Limitiert auf bis zu 3.000 Teilnehmer, liefen in diesem Jahr knapp 2.600 Personen mit (und 97 % schafften es bis ins Ziel). Für die Herren der Schöpfung ist das natürlich ein gefundeses Fressen, um die eigene Zähigkeit und körperliche Fitness unter Beweiss zu stellen, doch auch die holden Damen lassen sich – trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit – nicht lumpen (immerhin waren davon rund 214 unter denjenigen Teilnehmern, die es bis ins Ziel geschafft haben). William Wallace wäre bei dieser Leistung sicherlich stolz gewesen – immerhin gab es an diesem Tag das „gute schottische Wetter.“

Erfahrungsbericht: Braveheart Battle 2013

Der Streckenverlauf des diesjährigen Braveheart Battles. (BIldquelle: www.braveheartbattle.de)

Nachdem uns also Aramis schon im letzten Jahr von seinem unglaublichen Men’s Health Urbanathlon berichtet hat, war ich so frei und habe Adrian aka Destones aus dem familiären Eisenhart-Board darum gebeten, es ihm gleich zu tun und uns einen näheren Einblick in das kräftezehrende diesjährige Braveheart Battle zu liefern, für das er sich in den letzten Monaten – trotz gesundheitlicher Probleme – vorbereitet hat. Dafür erntet er zunächst einmal meinen größten Respekt und große Hochachtung!

Lieber Adi – danke für diesen überaus ansprechenden und interessante Bericht – und Gratulation zum schnieken Orden! Nächstes Jahr wieder? trollface.jpg

Wer also für das kommende Jahr mit dem Gedanken spielt, mal selbst an einer solchen Extremveranstaltung teilzunehmen, der kann sich ja mal den Bericht von Adi reinziehen und schon einmal vorab erfahren, was ihn dort erwartet.

Erfahrungsbericht: Braveheart Battle 2013

Der Braveheart stellt sich vor

Am 09.03.2013 fand in Münnerstadt, München zum vierten Mal der Bravehart Battle statt. Für mich war es eine neue Erfahrung, die ich auf Anfrage von Damian gerne nieder schreiben möchte. Aber erstmal stelle ich mich als Braveheart vor:

Ich heiße Adrian, bin 24 Jahre alt und bin Amateurathlet. Neben Krafttraining, Klettern/Bouldern, Fahrrad fahren und einigen Crossfit-Erfahrungen war für mich Laufen nur in ganz früheren Zeiten eine größere Aktivität. Ich bin noch nie einen Halbmarathon gelaufen geschweige denn überhaupt 10 km.

Nun zum Braveheart Battle …

Erfahrungsbericht: Braveheart Battle 2013

“The strongest muscle is the heart.” Adrian berichtet von seiner diesjährigen Braveheart Battle Erfahrung.

Braveheart Battle

Das Braveheart Battle wurde von PAS-TEAM Ltd. veranstaltet. Der Extremlauf findet nun zum vierten Mal statt und es gibt immer mehr „Wiederholungstäter“. Bei frühlingshaften Temperaturen (ca. 4 C°; Wassertemperatur nicht mit einbezogen), 26 km, 50 Hindernissen, ca. 2400 Höhenmeter und 2.621 Bravehearts zeigt sich nach dem Lauf, wer ein richtiger Braveheart und Kamerad ist.

Der schnellste Braveheart war Benedict H. mit 2:18:33. Die schnellste Bravehearty war Vanessa N. mit 3:04:29. Aber auch Grand Braveheart (64 Jahre mit 3:46:36) und Grand Bravehearty (57 Jahre mit 4:57:36) nahmen am Lauf teil.

Meine Vorbereitung

Für mich war klar, dass ich an diesem Lauf Spaß haben möchte und nicht gleich nach paar Kilometer aufgeben muss wegen Erschöpfung. Von daher war Training und eine gute Ausrüstung die beste Voraussetzung, um die kommende Schlacht zu überstehen.

Meine Ausrüstung bestand aus Handschuhen, Trailrunningschuhe, Funktionshose und –shirt, normale ¾ Sporthose und ein T-Shirt.

Das Training startete Mitte Oktober 2012 mit einer Frequenz von 1 – 2 mal wöchentlich, um sich erstmal ans Laufen zu gewöhnen. Während der Trainingszeit waren die FiveFingers meine treuen Begleiter. Für Schnee nutzte ich meine Trailrunningsschuhe.

Gelaufen wird am besten so oft wie möglich draußen.

Anfang Februar holte ich mir eine Rachenentzündung und war eine Woche außer Gefecht gesetzt. Eine Woche vor dem Lauf holte ich mir wieder eine Rachenentzündung. Was für ein Winter. Da bin ich so gefesselt von diesem Lauf und eine Erkältung will mir das vermiesen. Aber nicht mit mir.

Der Tag vor dem Battle

Wer an einem unbekannten Ort fährt, plant am Besten einen Tag vorher dort anzukommen.

Das hat mehrere Vorteile:

  1. Letzte große Mahlzeit mit einem großen Glas Weizen.
  2. Bewohner nach dem Battle befragen. Eventuell erhaltet ihr den einen oder anderen hilfreichen Tipp ;)
  3. Startnummer abholen und den großen Andrang vermeiden
  4. Ausgeruht und mit voller Kraft am Tag bereit sein

Der Battle Tag

Erfahrungsbericht: Braveheart Battle

6:00 Uhr: Aufwachen, strecken und recken. Fenster auf und die Frischluft Bayerns einatmen.

7:00 Uhr: Frühstück.

7:40 Uhr: Los geht’s zur Battlearena. Wer früh genug ankommt, kann sich schon mal gute Parkplätze sichern. Nach dem Lauf stellt sich das als großen Vorteil heraus, wenn ihr direkt danach duschen wollt. Die Wertsachen können im Battle-Office abgegeben werden und auch nur Autoschlüssel, Handy und Geldbörse.

10:00 Uhr: Es wird voller. Die Spannung steigt. Es laufen lustige Gestalten herum. Es wird gesmaltalked.  Alles noch angenehm. Bravehearts von den Jahren zuvor sind auch wieder dabei. Letzte Worte von Freunden

„Da musst du jetzt durch!“
„Wir drücken dir die Daumen!“

Nun noch paar Runden zum Warmlaufen und ab zum Startplatz.

10:30 Uhr: Jetzt geht es gleich los. Versucht euch so weit wie möglich vorne aufzustellen. Das war meine Strategie. Die ersten Teams werden vorgestellt und bejubelt.

11:00 Uhr: Nun ist es soweit. Die ein oder andere bekannte Persönlichkeit (Oli P., etc.) wechseln noch ein paar Worte.

Wir gehen auf die Knie …

Es folgt das Braveheartgebet:

„Auf den Knien lege ich mein Schwert in eure Hände, auf das meine ganze Kraft nur eurem Willen zur Verfügung steht. Ich werde nicht eher aufhören, bis ihr mich aus diesem Verhältnis entlasst oder ich im Kampf gegen die 26km zu Boden gehen werde. All meine Kraft werde ich aufbringen, auf das man noch Jahre später von diesem Lauf reden wird, und den Helden, die ihn bestritten.“

Ein großartiges Gefühl, wenn eine Horde von Frauen und Männern danach zu grölen beginnt.

„AaahhuuuAaahhuuuAaahhuuu“

Der Startschuss

Es geht los! Die ersten Gruppen starten in Blöcken. Nach einer Weile startete auch ich. Die ersten Hürden sind noch einfach. Dann kommt der Killing Hill. Es geht steil bergab. Anschließend folgte eine kurze Laufeinheit. Am Hangman angekommen kann ich entscheiden, ob ich mich rüber hangele oder Brusthoch durch den Fluß gehe. Ich entschied mich zu letzteres, da man sowieso mehrmals durch den Fluss muss.

Erfahrungsbericht: Braveheart Battle

„Uh!…Ah!…Brrr!…Wuhuhuhuuu!… Ganz schön frisch!“

Jawohl! Schnell wieder zum Laufen kommen und nicht stehen bleiben. Die langen Laufstrecken am Anfang fand ich gut. So wird einem wenigstens nicht kalt.

Zum nächsten größeren Hindernis angekommen kriechen wir durch den Schlamm. Eine nette Person mit einem Schlauch hat den Boden immer wieder nass gemacht. Wer bis dahin noch darauf geachtet hat sauber zu bleiben, selber Schuld. Es wird später noch dreckiger ;)

Durchgekommen geht es unter die Brücke. Ich sehe nichts. Alles vernebelt. Einer ruft: „Hier geht es lang“. Und wen wundert es? Der Fluss muss wieder überquert werden.

Alles ist ziemlich abwechslungsreich und aufregend gestaltet. Anstrengend ist es natürlich auch. Die Zuschauer stehen am Rande, feuern dich an, die Braveheartys und Bravehearts laufen mit dir und helfen sich gegenseitig. Es entsteht eine richtige Gruppendynamik. Jeder wird angefeuert. Sei es ein über 100kg schwerer Mann oder Markus Holubek, der mit einer Querschnittslähmung am Extremlauf teilnahm. Beide haben die herausfordernde Strecke geschafft.

Das Hindernis Lanoph Fields besteht aus mehreren tiefen Schlammgruben hintereinander mit glitschigen Wänden. Es ist kraftraubend. Ich rutsche den Hang herunter. So, jetzt muss ich wieder raus. Wir helfen uns gegenseitig. Hier zeigt sich wieder der Teamgeist. Zum Glück ist der Boden (noch) nicht so matschig, dass die Schuhe stecken bleiben.

Erfahrungsbericht: Braveheart Battle

Alle brachten an diesem Tag eine großartige Leistung!

Ab dem Hindernis Lanoph-Fields ging es nur noch bergauf. An alle Bodybuilder da draußen: Wer an diesem Extremlauf teilnehmen möchte sei eines gesagt: Trainiert eure Beine! Besonders die Waden! Ihr seid Schwächlinge, wenn ihr euch von einem Berg aufhalten lässt.

Wer noch nicht genug Steigung abbekommen hatte, bekam am Heartbreak Ridge und LimesRun-Höhe einen Nachschlag. Es wird gekeucht und geflucht. Andere geben schon halb auf. Äste, Gebüsch, Bäume und rutschiger Untergrund machen das Auf und Ab nicht gerade einfach und sind teilweise gefährlich.

„Los, weiter! Gib nicht auf!“

Insgesamt sieben Mal geht es auf und ab. So sieht ein Wadentraining aus Leute! Oben letztendlich angekommen laufen wir an der Mystic Mountain (Ruine Michelskirche) vorbei. Kurzzeitig scheint auch die Sonne. Unterwegs begegne ich Oli P. Es geht bergab, um den Berg herum wieder in Richtung Münnerstadt.

Doch dann, als ob es nicht schon genug war, durch eiskaltes Wasser zu gehen, näherte sich Loch Ness. Ein Hindernis, welches nicht zu unterschätzen ist. Die Taucher auf den Booten starrten wie Geier auf die Kämpfer und schlagen blitzschnell zu, wenn jemand Hilfe benötigt. Ungewohnte Kälte durchströmt dein Körper und lässt dein Herz schneller schlagen. Es kommt noch härter. Unterwegs sind Boote zusammen gebunden worden, damit wir durch tauchen konnten.

Erfahrungsbericht: Braveheart Battle

„What the Fuck!“

Eines der besten Hindernisse. Am anderen Ufer angekommen geht es natürlich wieder durch den Schlamm genannt Stiefelwaschanlage. Wie schon erwähnt, ihr bleibt dreckig. Am Hindernis Wendel-Power angekommen, geht es wieder auf dem Bauch. Hinter diesen Namen steckt wirklich eine Menge Power. Es wird darüber gemunkelt, ob die Drähte über uns elektrisch sind oder nicht. Großes Schweigen. Da kommt schon der erste Schrei. Ich selbst habe es im Rücken gemerkt und kann nur sagen, dass ihr spätestens ab da wirklich tief kriecht.

Erfahrungsbericht: Braveheart BattleUnterwegs bekamen wir eine sehr gute Verpflegung. Sei es Magnesium- und Kalziumtabletten, Wasser, Tee, Bananen oder leckere Nutellabrote. Das und die Zuschauer haben eine Menge Kraft gegeben.

Längere Laufstrecken mit kleineren Hindernissen, die Hügel, Gebüsche und bereits durchgeweichte Feldwege rauben einen die Kräfte.

Aber aufgeben gilt nicht. Nicht hier. Nicht an diesem Battle.

Unterwegs sind noch diese kleinen gelben Schilder aufgestellt, die Motivation bringen soll.

Hier ein Beispiel: 3 KM … lächle!!! Du hast dafür bezahlt.

Ich kann euch sagen, dass ich die meiste Zeit mit einem Grinsen durchgelaufen bin. Die Strecke und die Hindernisse bringen so viel Spaß! In Münnerstadt, teils angekommen, durchlaufen wir wieder die gleichen Hindernisse. Also wieder durchs Wasser, den Schlamm und sämtliche Reifen. Die Zuschauer rufen …

„Klasse Leistung!“

„Macht weiter! Ihr schafft das!

Erfahrungsbericht: Braveheart Battle

Die Strecke will nicht enden. Die letzten Kilometer noch bis zum Ziel. Der Boden ist durchgeweicht. Das Laufen fällt schwerer. Wieder kommt Wasser ins Spiel, Schlamm und Dreck. Das letzte Mal den Killing Hill erkämpfen. Die Kraft schwindet. Die Waden brennen. Unterwegs sehe ich erleichterte Gesichter. Im Battlearena angekommen geht es noch über die letzten Hindernisse. Wadenkrämpfe machen sich bemerkbar. Dann … ich sehe das Ziel. Endlich.

Geschafft!

Erfahrungsbericht: Braveheart Battle

Durch das Ziel gelaufen, erhalte ich die Braveheartmedaille 2013. Ein starkes Gefühl. Nach diesem Extremlauf etwas Kühles trinken und viel Essen. Das ist jetzt genau das Richtige.

Letzte Worte

Ein großer Dank geht an den Veranstalter, den Helfern und den Zuschauern für die Verpflegung, Motivation und Unterstützung. Vor allem die Nutellabrote waren sehr lecker. Ohne deren Hilfe kann so ein Extremlauf nicht entstehen. Auch danke an meine Freunde, die mir die Daumen gedrückt hatten :)

Ich kann es nur jedem Empfehlen. Ein Extremlauf, welcher mit zahlreichen Hindernissen das Leben schwer machen. Wer also keine Lust auf langweilige Halbmarathons hat, für den ist der Braveheart Battle genau richtig ;)

Erfahrungsbericht: Braveheart Battle

Wohlverdient: die Braveheart Medaille von Adi

Braveheart Battle 5 … ich bin dabei!!!

4. Braveheart Battle

Zeit: 3:49:04

Platz: 565 von 2.621


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