Von Stefan Krause | Benötigte Lesezeit: 22 Minuten |
Dein Körper ist sowohl aus physischer als auch aus biochemischer Sicht ein sehr komplexer Mechanismus, an dem viele verschiedene Schäden auftreten können. Je nach individueller Disposition reagiert er auf bestimmte Verletzungen mehr oder weniger anfällig. In der Regel treten Verletzungen an der schwächsten Stelle einer gegebenen Struktur auf: z.B. im Muskel, am Übergang zwischen Muskel und Sehne, am Ansatz der Sehne am Knochen, in einem Band, an einem Gelenk und so weiter
Im heutigen Artikel, eigentlich einem Zweiteiler, geht es um so eine „Schwachstelle“, mit der nicht nur viele Trainierende und Sportler zu kämpfen haben. Die Rede ist natürlich von Ellenbogenschmerzen.
Innerhalb dieses Textes erfährst du nicht nur, welche häufigen Verletzungsursachen es gibt, sondern auch ein praktisches Fallbeispiel. Danach lernst du etwas über den Aufbau des Ellbogengelenks (Anatomie) und der Funktion die es übernimmt, sowie Behandlung (Training, Medikation).
Artikelinhalte
- 1 Ellenbogenschmerzen | Woher kommen sie?
- 2 Ellenbogenschmerzen (Epicondylitis) | Ein Fallbeispiel
- 3 Ellenbogenschmerzen | Praktische Anatomie des Ellenbogengelenks
- 4 Ellenbogenschmerzen | Häufige Verletzungen und wie man sie behandelt
- 5 Problemfall #1: Tennisarm / Tennisellenbogen
- 6 Problemfall #2: Golferellenbogen
- 7 Problemfall #3: Impingement der Ellebogeninnenseite
- 8 Sei schlau – beuge vor!
- 9 Fallbeispiel aus der Praxis: Der Fahrradunfall
- 10 Ellenbogenschmerzen | Abschließende Worte
Ellenbogenschmerzen: Ursachen, Diagnose und Behandlung
Ellenbogenschmerzen | Woher kommen sie?
Verletzungen am Ellenbogen können infolge einer Überbeanspruchung über längere Zeit hinweg auftreten, aber zum Teil sind auch akute Ereignisse die Ursache, wie zum Beispiel die falsche Handhabung eines sehr schweren Gewichts im Training oder Alltagsgegenstandes.
Bei kraftsportlichen Aktivitäten werden die Ellenbogen vor allem bei drückenden Bewegungen belastet – ein Symptom kann dann ein immer stärkerer Schmerz sein oder eine zunehmende Bewegungseinschränkung. Beide deuten auf eine Schädigung der inneren Ellenbogenstruktur hin, und falls eine Behandlung/Beachtung unterbleibt, kann der Schaden schließlich irreversibel werden.
Neben den akuten Verletzungen, die durch Überlastungen des Gelenks infolge schwerer Gewichte oder schlampiger Technik erfolgen können, tritt bei monate- oder jahrelangem schweren Training häufig auch eine gewisse kumulative Schädigung ein, die manchmal zur Arthrose führt (das Thema Arthrose habe ich ansatzweise in meinem Artikel zu Knieproblemen erläutert – allerdings mit Bezug auf das Knie). Diese sind in den Anfangsstadien schwer zu entdecken, weil sie sich oft so langsam entwickeln, so dass man sie nicht gleich bemerkt.
Oft tritt die Schädigung am Ursprung der Streckmuskeln des Unterarms auf – in der Nähe des Ellenbogens – man spricht hier vom „Tennisellenbogen“. Der Begriff Tennisellenbogen fasst eine Reihe verschieden lokalisierter Überlastungssyndrome zusammen, die sich ausnahmslos auf den äußeren (lateralen) Bereich des Ellenbogengelenks beziehen. Dabei muss die Ursache nicht im Tennisspiel selbst liegen, handwerkliche Tätigkeiten beispielsweise können zum gleichen Ergebnis führen.
Demgegenüber steht der sogenannte Golferellenbogen, auf den ich später etwas genauer eingehe. Diese beiden sind die geläufigsten Unterscheidungen in der Trainingstherapie.
Der sogenannte “Golferellenbogen” gehört – neben dem “Tennisellenbogen” – zu den häufigsten Ursachen für Ellenbogenschmerzen (BiIldquelle: Wikimedia / Scientificanimations.com ; CC Lizenz)
Mir als Trainer ist es wichtig, dass Verletzungen wie z.B. am Ellenbogen fachmännisch und medizinisch richtig behandelt werden. Hier zeigt sich u.a. wie wichtig es gerade für uns als Trainer ist, ein gut funktioniertes Netwerk an professionellen und zuverlässigen Ärzten, Therapeuten und Trainer-Kollegen zu haben.
Die in diesem Artikel verwendeten trainingstherapeutischen Konzeptionen und Fachausdrücke sind für Dich vielleicht schwierig zu verstehen. Doch der engagierte Sportler sollte sich im Laufe der Zeit Zugang zu diesen Informationen aneignen, die er braucht um Verletzungen zu verhüten, diese richtig zu behandeln und ihr Widerauftreten zu verhindern. Ein Mix aus fachlichen Informationen und praktischen Erfahrungen sollen Dir nun den Zugang zu dieser Thematik etwas erleichtern.
Beginnen wir mit einem Beispiel aus der Trainingspraxis…
Ellenbogenschmerzen (Epicondylitis) | Ein Fallbeispiel
Ein sehr vielseitig beschäftigter und in seiner Branche erfolgreicher Geschäftsmann, hatte seit ca. zwei Jahren mit Schmerzen im Ellenbogen zu kämpfen und kam auf Empfehlung eines Klienten zu mir. Er erzählte mir u.a. das sein Arzt ihm immer wieder mal – wenn seine Schmerzen in der betroffenen Region schlimmer wurden – eine Spritze in den Ellenbogen gebe, allerdings nur mit mäßiger bis gar keiner Wirkung.
Anders gesagt: Nach der Spritze konnte es sein, dass der Schmerz für 1-2 Tage weg war, dann aber wieder voll zurückkommen ist. Es konnte aber auch sein, dass die Spritze gar keine Besserung brachte.
So schaute der Arzt immer ganz genau, wo am Ellenbogen der „Schmerzpunkt“ lag. Mit einem Filzstift markierte er die Stelle und genau dort setzte er dann die Spritze an und spritzte das Medikament rein. Wie gesagt tut er das schon seit ca. zwei Jahren und der Arzt meinte, er könne auch noch gut ein Jahr dauern, bis man das Problem in den Griff bekomme.
Anmerkung: Der Arzt hatte ihm immer nur in die Innenseite der Unterarmmuskulatur gespritzt, dort wo er den „Schmerzpunkt“ auch hatte. Dieser „Schmerzpunkt“ war aber nur das Symptom und nicht die Ursache.
Mein Klient konnte – zu diesem Zeitpunkt unseres Aufeinandertreffens – so gut wie nichts mehr schmerzfrei ausführen. Beim Besuch im Fitnessclub zum Beispiel konnte er an keinen der Geräte trainieren, an denen er etwas zum Körper heranziehen musste. Dieses bereitete ihm sofort massive Schmerzen. Wenn er berufsbedingt schreiben oder zeichnen musste, bekam er schnell starke Schmerzen im Ellenbogengelenk.
Das Training
Zu Beginn unseres gemeinsamen Trainings war er sehr skeptisch, da er schon viele Versuche unternommen hatte und glaubte, wenn sein Arzt ihm nicht helfen konnte und die verschiedenen Physiotherapieeinheiten auch nichts brachten, es jetzt wohl genau so ausgehen würde. Denn immerhin hatte er schon manuelle Therapie, Elektrotherapie, Wärme und Krankengymnastik bekommen.
Nach den ersten Trainingseinheiten spürte er eine kleine Verbesserung, es wurde dann aber kurzfristig wieder schlimmer. Der Grund dafür war, dass er schnell übermütig wurde. Er hatte nach so langer Zeit endlich weniger Schmerzen und meinte jetzt auf einmal wieder alles ohne Einschränkung machen zu können. Das war natürlich nicht sinnvoll.
Die zuvor ständig geschonte Muskulatur, war es noch gar nicht gewohnt auf einmal wieder Vollgas geben zu können. Der Muskel wurde wieder überlastet und das alte Problem kehrte zurück.
Dieses Phänomen erlebe ich regelmäßig in meiner Arbeit als Trainer und „Beobachter“ das die Betroffenen (egal bei welcher Verletzung) zu schnell zu viel wollen. Kaum geht es ihnen besser, wollen sie wieder so weitermachen wie früher auch. Das ist zwar verständlich, aber es ist muskulär einfach nicht machbar.
Geduld ist eine Tugend
Die meisten müssen erst verstehen/verinnerlichen, dass Ihr Problem eine Sache war oder ist, die sich schleichend vollzogen hat und dass der Schmerz zwar von heute auf morgen plötzlich da ist, er sich aber teilweise über Monate oder Jahre hinweg aufgebaut hat (das ist so ähnlich wie mit dem Übergewicht und dem Ziel abzunehmen!). Es ist darum auch immer wieder wichtig zu betonen, dass diese Strukturen zwar nicht wieder Monate und Jahre brauchen, um auf- und umtrainiert zu werden, aber nun mal doch eine gewisse Zeit dafür benötigen. Welche wiederum selbstverständlich bei jedem Menschen anders ist.
So erklärte ich es auch meinem Klienten, dass seine Muskulatur sich erst langsam wieder an die Mehrarbeit gewöhnen muss. Periodisch wurden dann die Belastungen gesteigert und nach und nach stellten sich die gewünschten Verbesserungen ein.
Der Schwerpunkt seiner alltäglichen Arbeit lag im Zeichnen und Schreiben. Diese Arbeiten absolviert er oft sehr lange und ohne Pause. Durch die permanente Dauerbelastung, verkürzte sich langsam und schleichend über die Monate/Jahre hinweg seine Unterarmmuskulatur – genauer gesagt seine Unterarmstrecker.
In den ersten Trainingseinheiten, sah und spürte er deutlich den Unterschied beim Beugen seiner Handgelenke. Ich ließ ihm zunächst die Arme ausstrecken und dann seine Handgelenke mit den Handflächen nach unten so weit in Richtung Boden anbeugen, der gesunde Unterarm konnte problemlos viel weiter gebeugt werden als jener mit dem Problem.
Die Trainingstherapie
Wir beübten hauptsächlich die äußere Unterarmmuskulatur, was zunächst nicht sehr angenehm und auch schmerzhaft war. Das wiederum aber ist normal, da verkürzte Muskulatur nur bei starker Verkürzung so schmerzhaft ist. Nachdem wir seine Muskulatur wieder auf die „normale“ Länge gebracht hatten, musste er jetzt nur noch Kraft aufbauen.
Den Muskel auf- und umtrainieren
Hier war es wieder sehr entscheidend, dass wir seine Muskulatur auf „Länge“ trainierten, d.h. wir über das volle verfügbare Bewegungsausmaß die Übungen ausführten und seine Muskulatur zu kräftigten, da der Muskel sich sonst wieder in eine Verkürzung hinein bewegen würde. Du musst Dir also bewusst machen, nachdem Du Deinem Muskel wieder auf „Länge“ gebracht hast, dass Du ihn danach auch auf- und umtrainieren musst!
Bringe darum den jeweiligen Muskel zuerst in seine maximale Dehnposition (ruckfrei), aus der heraus er dann seine maximale Kraft entfalten soll. Somit erreichst Du, dass Dein Muskel lernt, den gesamten ihm zur Verfügung stehenden Bewegungsspielraum kraftvoll zu nutzen. Er wird sich dementsprechend so umbauen, dass er länger und kräftiger wird.
Sobald Dein Muskel dieses „Aufbautraining“ abgeschlossen hat, ist er wieder so beschaffen wie ein gesunder Muskel sein sollte. Kräftig, geschmeidig und gut durchblutet.
Ellenbogenschmerzen | Praktische Anatomie des Ellenbogengelenks
Das Ellenbogengelenk | Scharnier- und Schaltstelle
Der Ellenbogen ist die Verbindung von Oberarmknochen (Humerus) und den beiden Unterarmknochen (Elle und Speiche) und sorgt für eine größtmögliche, freidimensionale Beweglichkeit. Streckung, Beugung und Rotationsbewegungen gehen hier noch weit über das hinaus, was etwa Dein Knie zu leisten vermag. Die Beuge- und Streckmuskeln Deines Armes setzen am Ellenbogengelenk an, die Beuge- und Strecksehnen laufen darüber und die dazugehörenden Schleimbeutel polstern die Konstruktion ab.
Dein Ellenbogengelenk ist aber mehr als nur ein Zwischengelenk, es ist das entscheidende Scharnier zwischen Oberkörper, Schulter, Handgelenk und Hand – die Schaltstelle zwischen Gedanken und Ausführung.
Aufbau des Ellenbogengelenks (Bildquelle: Wikimedia / OpenStax College ; CC Lizenz)
Anatomisch ist das Ellenbogengelenk ein Gelenk mit nur einer Gelenkhöhle. Funktionell finden hier wiederum die Bewegungen in drei voneinander getrennten Glenken statt;
- einem Scharniergelenk zwischen Oberarmknochen und Elle (Ulna)
- einem Radgelenk zwischen Elle und Speiche (Radius)
- einem Kugelgelenk zwischen Oberarmknochen und Speiche
die in eine einzige Gelenkkapsel gehüllt sind. Diese Bewegungen gehören zu den komplexesten im gesamten Körper.
Heran- und Wegführen Deiner Hand
Dein Unterarm enthält die Muskelbündel, die die Bewegungen Deiner Hand steuern. Durch Beugung des Ellenbogengelenks kannst Du u.a. Deine Nahrung zum Mund führen – unter diesen Aspekt ist der Beugemuskel (Bizeps brachii) ein für Deine Ernährung zuständiger Muskel.
Diese und andere Bewegungen entstehen durch folgende Muskelgruppen:
- Deine Beuger (Flexoren) – die handflächenseitig auf der Vorderseite Deines Armes gelegen sind und
- die Strecker (Extensoren) die handrückenwärts, also auf der Rückseite Deines Oberarms liegen.
So bildet der Oberarm zusammen mit der Speiche und der kleinfingerseits gelegenen Elle ein Gelenk, das Dir eine Beugung und eine Streckung Deines Unterarms erlaubt.
Die Beugemuskeln des Ellenbogens
Die drei wichtigsten Beugemuskeln sind:
- Der zweiköpfige Armmuskel (biceps brachii) (Bi = zwei, ceps von caput = Kopf, brachium = Oberarm) ist der Hauptbeugemuskel. Seine wesentliche Funktion ist die Beugung im Ellenbogengelenk, jedoch hat er auch eine auswärtsdrehende (supinierende) Wirkung, die am effektivsten bei einer 90°-Beugung des Ellenbogengelenks ist. Sein Ansatz konzentriert sich an der „Speichenbeinbeule“ (Tuberositas radii).
- Der Armbeuger (brachialis) ist als eingelenkiger Muskel ausschließlich Beuger im Ellenbogengelenk. Er ist einer der wenigen Muskeln mit nur einer Funktion. Er inseriert an der Vorderfläche der Elle (Tuberositas ulnae).
- Der Oberarm-Speichen-Muskel (brachioradialis) beugt im Ellenbogen und kann das Drehen Deines Unterarmes steuern. Sehr gering unterstützt er die Auswärtsdrehung aus einer extremen Einwärtsdrehung heraus. Der Oberarm-Speichen-Muskel setzt am Griffelfortsatz der Speiche an.
Der Tennisellenbogen (oder auch Tennisarm) kann durch einseitige, sich wiederholende Bewegungen verursacht werden – das führt zu Ellenbogenschmerzen. (Bildquelle: Wikimedia / BruceBlaus ; CC Lizenz)
Wirkungsgrad Deiner Beuger und Strecker
Die Kraftentwicklung der drei wichtigsten Beugemuskeln (biceps brachii, brachialis, brachioradialis) übertrifft deutlich die der Streckmuskulatur (triceps brachii).
Deine Beugemuskeln haben die größte Kraft, wenn der Ellenbogen auf 90° gebeugt ist. Für den zweiköpfigen Armmuskel liegt der günstige Beugewinkel bei 80° bis 90°. Für den Oberarm-Speichen-Muskel erst bei 100° bis 110°. Die Beugung ist also kraftvoller bei der Einwärtsdrehung als bei der Auswärtsdrehung. Der zweiköpfige Armmuskel wird durch die Einwärtsdrehung des Unterarms vorgedehnt und wirkt somit effektiver.
Das Kräfteverhältnis liegt bei etwa 5:3 (Einwärts- und Auswärtsdrehung)
Folgende Zahlen geben an, über wie viel Kraft der Beugemuskel ungefähr verfügt:
- um etwas zu tragen = 500 Newton (N)
- etwas an sich heranzuziehen oder = 650 N
- sich selbst hochzuziehen = 800 N
Ein Newton (Einheit der Kraft). 1 kg entspricht auf der Erdoberfläche etwa 10 N (9,81). Wenn Du z.B. eine Masse von 100 kg hältst, ist hierfür eine Kraft von 1.000 N erforderlich, die von Deinem Körper aufzubringen ist.
Zusätzliche und weniger wirksame Beugermuskeln sind:
- der „lange speichenseitige Handstrecker“ (extensor carpi radialis longus)
- der unter dem Oberarm-Speichen-Muskel gelegen ist, unter der „runde Einwärtsdreher“ (pronator teres) – seine narbige Schrumpfung macht bei einer ischämischen Volkmannschen Kontraktur eine vollständige Streckung unmöglich.
Entwicklungsphysiologisch ist das alles durch die Tatsache zu begründen, dass die meisten Greif-, Tast- und Ausdrucksfunktionen Deiner Hand in Beugestellung des Ellenbogengelenks durchgeführt werden.
Die Streckmuskeln Deines Ellenbogens
Die Streckung Deines Ellenbogengelenks wird nur durch „einen“ Muskel, den Armstrecker (triceps brachii) ausgeführt. Der „Ellenbogenhöckermuskel“ bzw. der „Ellenbogenbeugemuskel“ (anconeus) ist aufgrund seines geringen Streckmoments funktionell wenig bedeutsam. Der Armstrecker besteht genauer betrachtet eigentlich aus drei Muskelbäuchen, die mittels einer gemeinsamen Sehne am Ellenhaken (Olekranon) inserieren.
Diese drei Bäuche des Muskels haben unterschiedliche Ursprünge, wovon einer vom Schulterblatt ausgeht und die beiden anderen an der Rückseite Deines Oberarmes entspringen. Die Funktion dieses Muskels besteht hauptsächlich darin, Deinen Arm im Ellenbogengelenk zu strecken und ihn nach hinten pendeln zu lassen. Die Kraftentwicklung des gesamten Armstreckers hängt u.a. von der Stellung Deines Armes im Verhältnis zum Schulterblatt ab. So ist bei stark gebeugtem Arm der Hebelarm des Streckmuskels am kürzesten. Gleichzeitig ist die Kraft des Muskels am größten.
Die geringste Kraft (Drehmoment) hast Du bei gestrecktem Gelenk, da die Muskelkraft dann sehr gering ist. Bei nach vorn gestrecktem Arm hat der lange Kopf des Streckmuskels eine schlechtere Position (kurzer Abstand zwischen Ursprung und Ansatz) als bei gerade nach oben gerichteten Arm.
Um Dir ein Bild davon zu machen, wie viel Kraft man ungefähr hat, um einen Gegenstand nach vorn, nach oben oder nach unten zu drücken sollen Dir wieder folgende Zahlen verdeutlichen: nach vorn = 350 N , nach oben = 400 N und nach unten = 500 N.
Aus diesen und den oben genannten Zahlen wird ersichtlich, dass der Mensch eigentlich viel besser dazu geeignet scheint, an Bäumen zu hängen als schwere Einkaufstaschen zu tragen.
Im Sport, insbesondere im Leistungssport, wo häufig eine maximale Streckung bzw. eine Feststellung des Ellenbogengelenks erforderlich ist (Kugelstoßen, Geräteturnen), stellt insbesondere die Trizepskraft einen leistungsbegrenzenden Faktor dar. Bei übermäßiger Beanspruchung können hier Überlastungsschäden auftreten, wie z.B. einer Insertionstendinose am Ellenhaken (siehe auch Teil 2).
Die Unterarmmuskeln
Zusätzlich zu der Beuge- und Streckmuskulatur befinden sich am Unterarm noch diejenigen Muskeln, die Deinen Unterarm und damit Deine Hand drehen.
Diese Muskeln geben Deinem Unterarm seine charakteristische Form. Die Muskelbäuche am Ellenbogen gehen handwärts in lange, dünne Sehnen über, der Unterarm ist am Ellenbogen relativ dick und wird zum Handgelenk hin sehr schmal. Verschiedene Muskeln in Deinem Unterarm steuern die vielen Bewegungen Deiner Hand.
Äußere und innere Gelenkknorren
Die Streckmuskeln haben ihren Ursprung am äußeren Gelenkknorren Deines Oberarms (Epicondylus humeri lateralis), die Beugemuskeln entspringen am inneren Gelenkknorren (Epicondylus humeri medialis).
Die Äußerern Gelenkknorren sind zuständig für die Streckung Deines Handgelenks. Diese sind,
- der Fingerstrecker (extensor digitorum), der äußere lange Speichenmuskel (extensor capri radialis) und der Ellenseitige Handstrecker (extensor carpi ulnaris)
Die Inneren Gelenkknorren sind Zuständig für die Beugung Deines Handgelenks und wären
- die oberflächlichen Fingerbeuger (flexor digitorum), die ellenseitigen Handbeuger (flexor capri ulnaris) sowie der speichenseitige Handbeuger (flexor carpi radialis).
Vom äußeren Knorren kommen also die Muskeln, die Dein Handgelenk speichenwärts abspreizen (radialabduzieren) und zum Handrücken beugen (dorsalflektieren) können. Beim sogenannten Tennisarm ist der Ursprungsbereich dieser Muskeln oft geschädigt.
Von den inneren Gelenkknorren kommen jene Muskeln, die Dein Handgelenk nach innen führen (ulnarabduzieren) bzw. die hohlhandwärts beugen (palmar flektieren) können. Das geschieht u.a. bei allen Formen des Werfens, des Schlagens sowie beim Vorhand-Smash beim Tennis usw. Schäden als Folge von Überanstrengung bei solchen Aktivitäten nennt man Golferarm, Speerarm usw.
Dein Handgelenk
Die Bewegungen Deiner Hand finden in einem Eigelenk (mit diesem kann man Beuge- und Streckbewegungen ausführen und Bewegungen von einer Seite zu anderen absolvieren) statt, dass von den vier Handwurzelknochen gebildet wird, die mit der Speiche in einer gelenkigen Verbindung stehen.
Die Bewegungen im Handgelenk sind:
- in Richtung des Daumens (Radialabduktion)
- in Richtung des kleinen Fingers (Ulnarabduktion)
- Beugung (Palmarflexion) und d) Streckung (Dorsalflexion).
Die Drehbewegungen der Hand werden in der Fachsprache Pronation (Auswärtsdrehung) und Supination (Einwärtsdrehung) genannt. Sie finden nicht im Handgelenk, sondern ausschließlich zwischen den beiden Knochen des Unterarm statt.
Auswärts- und Einwärtsdrehung (Supination und Pronation)
Von den etwa 20 Muskeln, die die Bewegungen Deines Handgelenkes steuern, kommen die größten und wichtigsten von den Gelenkknorren Deines Oberarmes. Die Muskeln, die Deinen Unterarm und damit Deine Hand drehen, werden als Pronatoren bzw. Supinatoren bezeichnet.
Die Auswärtsdrehung (Supination) findet statt wenn Du Deine Handfläche nach obern drehst und die Einwärtsdrehung (Pronation) wenn Deine Handflächen nach unten zeigen
Der stärkste, die Hand auswärtsdrehende Muskel ist der zweiköpfige Armmuskel (biceps brachii – s.o.). Aus diesem Grund haben zum Beispiel Schrauben normalerweise ein Rechtsgewinde. Beim Anziehen einer Schraube arbeitet eine rechthändige Person mit supinierenden – also mit der Hand auswärts drehenden – Bewegungen und die ausführenden Muskeln arbeiten hier konzentrisch (überwindend). Mit ein wenig Körpergefühl kannst Du spüren, wie der Beugemuskel an der Bewegung teilnimmt.
Ein weiteres Beispiel dafür, dass die auswärtsdrehenden Muskeln bei gebeugtem Ellenbogen kräftiger sind, ist das Du bei nach oben gedrehten Handflächen (supiniert / Untergriff) mehr Klimmzüge an der Reckstange absolvieren kannst als mit nach unten zeigenden Handflächen (proniert / Obergriff).
Kurzum sind folgende Muskeln an Deinem Unterarm für die Auswärts- und Einwärtsdehung verantwortlich:
- Auswärtsdrehung: der Auswärtsdreher (supinator) und der zweiköpfige Oberarmmuskel (biceps brachii).
- Einwärtsdrehung: der runde Einwärtsdreher (pronator teres) und der viereckige Einwärtsdreher (pronator quadratus).
Stabilität durch starke Bandkomplexe
Die Bänder Deines Ellenbogens haben die Aufgabe, den Gelenkflächenkontakt aufrecht zu erhalten. Es sind regelrechte Gurtsysteme an den Seiten des Gelenks. Im Einzelnen wären es das, äußere Ellenband (Ligamentum collaterale ulnare) und das Innere Ellenband (Ligamentum collaterale radiale).
An der Innenseite Deines Ellenbogengelenks befindet sich ein sogenannter Kollateralbandkomplex mit drei Anteilen, der in unterschiedlichen Gelenkpositionen mehr oder weniger gespannt ist. An der Außenseite verhindern viele Anteile des Bandapparates ein Ausbrechen der Gelenkpartner.
Info: Als Kollaterallbänder bezeichnet man die seitlichen, innen und außen liegenden verlaufenden Bandstrukturen.
Das an Deinem Ellenbogen außen liegende Band ist das wichtigste für die Stabilisierung Deines Ellenbogens und fängt ca. 55% des Valgusstresses (Belastung auf die Bänder, die durch einwirkende Kräfte, zu einer Abwinklung des Gelenkes nach außen führen können) ab.
Das innere ist ein kurzes, derbes Band aus straffem Bindegewebe, das die Gelenkkapsel des Ellenbogengelenks verstärkt. Es weist große interindividuelle Unterschiede auf.
Das Ellenbogengelenk weist insgesamt eine gute passive Sicherung durch knöcherne Führung und kräftige Bandzüge auf.
Zusammenfassend, lässt sich sagen das die Feinabstimmung der am Oberarmknorren entspringenden Beuge- und Streckmuskeln der Hand einen hohen Koordinationsaufwand und Pflege erfordern, da hier die Anfälligkeit der Sehneninsertionszonen hier besonders hoch ist. Fehlbelastungen im Alltag und im Sport rufen in diesem Bereich auffallend rasch eine Sehnenansatzentzündung (Insertionstendinose) hervor.
Ellenbogenschmerzen | Häufige Verletzungen und wie man sie behandelt
Der Ellenbogen: Eine verletzungsanfällige Konstruktion
Verletzungen am Ellenbogen sind oftmals sehr hartnäckig und in ihrer Behandlung langwierig. Zum einem sind sie nicht immer gut zu ertasten und zum anderen sind sie nicht unbedingt mit einem größeren Gewebeschaden (in Muskel, Sehne, Kapsel oder Band) bzw. einer Knorpel- oder Knochenverletzung gleichzusetzen. Häufig sind es „nur“ Entzündungen oder Reizungen, verursacht durch eine Überlastung.
Problemfall #1: Tennisarm / Tennisellenbogen
Der Tennisellenbogen (laterale Epicondilitis oder auch Tennisarm) ist einer der bekanntesten und häufigsten Überlastungsschäden im Ellenbogen. Hierbei handelt es sich um Gewebeveränderungen des Sehnenansatzpunktes der Unterarmstreckmuskulatur.
Als Ursachen werden im Sport meistens eine mangelnde Technik, ungenügendes Material (z.B. falsche Griffstärke, zu harte Bespannung beim Tennisschläger) oder Ähnliches vermutet. Es besteht eine Druckschmerzhaftigkeit am äußeren Ellenbogen, die sich bei einer Handsteckung noch verstärkt. Linderung bringt in erster Linie eine vorübergehende totale Ruhigstellung von Hand- und Fingergrundgelenken.
Ob kühlende Auflagen und entzündungshemmende Medikamente einen positiven Einfluss haben, muss auch bei dieser Indikation (siehe u.a. meine vorigen Ausführungen zum Thema Knie) wieder in Frage gestellt werden.
Wesentlich seltener tritt der Golferellenbogen (mediale Epicondilitis) an der Innenseite des Ellenbogens auf, bei dem sich die Ansatzzone der Unterarmbeugegruppe durch Überlastung (z.B. Abschlagtraining beim Golf) entzündet.
Die Kombination aus einem wiederholten Dehnungszug auf die Ellenbogeninnenseite (Valgusstress) in der Ausholbewegung und einer schnellkräftigen Einwärtsdrehung (Pronation) des Unterarms in der Schlagphase ist verantwortlich für dieses Syndrom.
Trainingstherapie des Tennisarms / Tennisellenbogens
Obwohl es auch Hausfrauen etc. treffen kann, sind es für gewöhnlich die Rückschlagspiele, die Überlastungen des äußeren Ellenbogens (Epicondylus lateralis) auslösen. Aus Krafttrainings- Therapeutischer-Sicht besteht vor allem meist eine Muskelschwäche im Handgelenk.
Tipp: Vorbeugendes Training der Unterarm- und Handgelenksmuskulatur.
Typisch für einen Tennisarm ist die Druckschmerzhaftigkeit am äußeren Ellenbogen. In einer Akutsituation ist bereits das Ballen der Faust oder das Halten einer Flasche schmerzhaft. Sie wird hervorgerufen durch eine Überlastungsreaktion der Sehnenplatte der Handgelenk- und Fingerstreckmuskulatur, die an einem kleinen knöchernen Ursprung, am äußeren Ellenbogen (dem lateralen Epicondylus), ihren Ursprung hat.
Medikamentöse Behandlung des Tennisarms / Tennisellenbogens
Im Gegensatz zur einer Behandlung an der Achilles- oder der Bizepssehne (Gefahr eines Sehnenrisses) ist die Kortisoninjektion bei einem Tennisarm „eher anzuraten“, da Leidtragende in der Regel kraftausdauerorientierte Sportarten betreiben, die nur geringe Belastungsspitzen hervorrufen.
Hier sollte die individuell ausgeführte Sportsart berücksichtigt werden. Die Gefahr eines Risses bei vorgeschädigter Sehne ist im Ellenbogen wesentlich niedriger einzuschätzen, als bei der Achillessehne. Allerdings sollte laut ärztlicher Auskunft die Kortisongabe grundsätzlich nicht häufiger als zwei bis drei Mal pro Jahr erfolgen. Ansonsten muss über eine operative Ausräumung des entzündeten Gewebes nachgedacht werden.
Vor einigen Jahren wurde bei dieser Indikation oft noch zu schnell operiert. Meistens mit unbefriedigenden Ergebnissen. Ein Tennisarm war nahezu gleichzusetzen mit dem Ende einer Sportlerkarriere. Durch Verbesserungen technischer Bewegungsabläufe, des Fitnessniveaus, aber vor allem im Material, wurde der Tennisarm im Profi-Tennissport selbst in den Hintergrund gedrängt. Ein moderner Tennisschläger aus Titan und/oder Grafit wiegt heute lediglich die Hälfte eines Gerätes aus der Holrahmengeneration der 70er- Jahre. Aus diesem Grund ist der Begriff Tennisarm eigentlich nicht mehr typisch.
Therapie des Tennisarms / Tennisellenbogens
In der Therapie des Tennisarms hat sich die konservative Rehabilitation durchgesetzt. So stehen zuerst (in der Entzündungsphase) entlastende Maßnahmen wie Immobilisation und Taping des Handgelenks im Vordergrund. Nach Abklinken der Symptome (etwa nach einer Woche) folgt dann ein Dehnungsprogramm der Streckermuskulatur (Extensoren) im schmerzfreien Bereich in Kombination mit einem isometrischen Krafttraining, um die Arbeitsmuskulatur zu reaktivieren.
Verläuft auch diese Trainingsphase schmerzfrei, schließen sich dynamische Krafttrainingsformen der gesamten Unterarmmuskulatur an. Nach einer „Faustregel“ kann das dynamische Krafttraining dann aufgenommen werden, wenn der Betroffene in der Lage ist, einen kräftigen Händedruck ohne Schmerzen zu tolerieren.
Der Schwerpunkt in der Trainingstherapie liegt im Aufbau der Beugemuskulatur (Flexoren), für die Trainingspraxis bedeutet das für Dich, dass die Beuger eine verhältnismäßig höhere Anzahl von Übungen und Sätzen absolvieren sollten, als ihre Gegenspieler. Dadurch wird langfristig der Druck auf die Ansatzzonen der Strecker vermindert.
Beachte: Dehnungsübungen sind nur im schmerzfreien Zustand sinnvoll. Ein vorsichtiger Beginn ist nötig, um die Ansatzzonen nicht sofort wieder unter Zugspannungsstress zu bringen.
Erfahrungsgemäß kann nach etwa drei Wochen der Übergang zum sportartspezifischen Training erfolgen, wobei die Trainingstherapie im Sinne einer flankierenden Trainingsmaßnahme für mindestens einen weiteren Monat fortgesetzt werden sollte. Hierdurch kann sich eine langfristige muskuläre Balance zwischen Beugern und Streckern des Handgelenks einstellen.
Zusammenfassung zum Tennisellenbogen
Trainingstherapeutische Maßnahmen beim Tennisarm in der Reihenfolge ihrer Anwendung:
- Ruhigstellung des entzündeten Bereichs und Vermeidung schmerzauslösender Bewegungen unter Fortführung des allgemeinen Konditionstraining
- Funktionelle Tapeverbände für das Handgelenk in der Akutphase, um Deinen Ellenbogen zu entlasten
- Trainings- und Technikanalyse
- Vorsichtige Dehnungs- und Kräftigungsübungen im schmerzfreien Bereich
- Isometrisches Krafttraining der gesamten Unterarmmuskulatur in verschiedenen schmerzfreien Winkelstellungen
- Dynamisches Krafttraining (konzentrisch/exzentrisch) Deiner Unterarmmuskulatur mit Schwerpunkt: Handgelenksbeuger
- Ausgedehntes Auf- und Abwärmprogramm vor sportspezifischen Belastungen
Problemfall #2: Golferellenbogen
Trainingstherapie des Golferellenbogens
Im Gegensatz zum Tennisarm sind beim Golferellenbogen die Sehnenursprünge der Handgelenks- und Fingerbeugemuskulatur gereizt. Neben Golfspielern erfasst diese Symptomatik auch Baseball-, Tennis- und Badmintonspieler, Leichtathleten der Stoß- und Wurfdisziplinen sowie Berufstätige mit einseitigen Arbeiten. Wie beim Tennisarm klagen auch Golferellenbogen- Betroffene über Druckschmerzhaftigkeit, die sich allerdings auf der Innenseite (dem medialen Epicondylus) des Ellenbogens, äußern.
Die Therapie unterscheidet sich nicht wesentlich von der des Tennisarms. Auch beim Golferellenbogen folgt nach Abklingen der Symptome ein Dehnungsprogramm der Beugemuskulatur im schmerzfreien Bereich, dass in dem Maß an Intensität zunimmt, wie die Schmerzen abklingen. Diese Phase kann mit isometrischen Übungen kombiniert werden.
Um mittelfristig das adäquate Kraftverhältnis von Beugern und Streckern im Handgelenk wieder herzustellen, folgt im zweiten Schritt ein intensives Aufbautraining der Unterarmmuskulatur. Das Hauptaugenmerk gilt dabei den Handgelenksstreckern, die aus dem vollen bzw. machbaren Bewegungsspielraum (Range of motion) trainiert werden, um auch hier langfristig den Zug von den Sehnenansatzzonen zu verringern.
Zusammenfassung zum Golferellenbogen
Trainingstherapeutische Maßnahmen beim Golferellenbogen in der Reihenfolge ihrer Anwendung – siehe Tennisellenbogen. Hier ist nur zu Beachten das der Schwerpunkt in der Trainingstherapie auf den Handgelenksstreckern liegt.
Beachte: Die Ruhigstellung in Ellenbogen und Handgelenk erweist sich im Alltag als recht schwierig, da beide Gelenke bei alltäglichen Bewegungen ständig gebraucht werden.
Tipp: Bei Alltagsbewegungen den nicht betroffenen Arm benutzen.
Problemfall #3: Impingement der Ellebogeninnenseite
Exzentrisches Training als ein Gegenmittel
Wie beim Schultergelenk so kann auch Deinem Ellenbogen ein Engpasssyndrom (Impingement-Syndrom) entwickeln. In diesem speziellen Fall handelt es sich um einen Schmerzzustand im inneren hinteren Bereich des Ellenbogens. Der Fachmann spricht hier von einem posterior-medialen Impingement.
Dieses Engpasssyndrom wird durch eine permanente Stauchung in Überstreckung hervorgerufen, die vor allem durch schnellkräftige Wurfbewegungen zustande kommt. Insbesondere in der Beschleunigungsphase gehen immense Kräfte von der vorderen Schulter- und der Armstreckmuskulatur aus, die vor allem durch den zweiköpfigen Armbeuger exzentrisch abgebremst werden müssen.
Bei mangelhafter exzentrischer Spannung in diesem Muskel, wird die obere Gelenkfläche des Radiusköpfchens gegen den äußeren Anteil der Gelenkfläche des Oberarms geschlagen. Hierdurch kann es auf Dauer zu Verknöcherungen (osteophytäre Anlagerungen) kommen. Bei weiterer Kompression spalten sich freie Gelenkkörper (Gelenkmäuse) entweder von den Anlagerungen oder von der Gelenkknorpeloberfläche ab, die das Ellenbogengelenk in seiner Bewegung blockieren (Osteochondritis dissecans).
Diese sogenannten Gelenkmäuse müssen operativ entfernt werden, wenn die Bewegungsfreiheit eine volles Bewegungsausmaß (Range-of-motion) nicht mehr zulässt, ansonsten reagiert das Gelenk mit Schwellung!
Exzentrisches Krafttraining
Prophylaktisch kannst Du dieser Gefahr u.a. durch ein exzentrisches Krafttraining der Armbeugemuskulatur entgegenwirken.
Das bedeutet für Dein Training, das Du in der Abwärtsbewegung einer Trainingsübung (exzentrische Phase) das Trainingsgewicht sehr langsam und kontrolliert herablässt, z.B. 3-5 Sekunden. In der Aufwärtsbewegung (konzentrische Phase) aber dynamisch und zügig die Last nach oben bringst (aber kein Schwung bzw. Abfälschen) oder bei einarmiger Ausführung mit Hilfe der anderen Hand unterstützend eingreifst.
Die Lasten sollten hier relativ hoch gewählt werden 100% FMax und die Regenerationszeiten unbedingt berücksichtigt werden – da ein Exzentrisches Krafttraining mehr „Stress“ u.a. auf das Nervensystem ausübt.
Trainingstherapie beim Impingement der Ellebogeninnenseite
Die Trainingstherapie nach operativer Ausräumung von freien Gelenkkörpern beginnt bereits nach drei Tagen mit dynamischen Übungen im schmerzfreien Bereich unter Entlastung. Steigerungen der Intensität und des Umfangs orientieren sich am Beschwerdezustand.
Ohne Eintritt von Komplikationen (z.B. operativ bedingte Schwellungen) kann ein Sportler nach etwa zwei Monaten das sportartspezifische Training wieder aufnehmen. Die Armbeugemuskulatur sollte wiederum durch exzentrische Belastungen auf schnelle Dehnungs-Verkürzungs-Zyklen, wie sie bei Würfen aller Art vorkommen, im Vorfeld entsprechend vorbereitet werden.
Trainingstherapie nach operativ versorgtem Impingement der Ellenbogeninnenseite
- Ruhigstellung; Bewegungsanbahnung im schmerzfreien Bereich (1. bis 2. Tag)
- Trainings- und Technikanalyse (während der Rekonvaleszenz)
- Isometrisches Krafttraining der gesamten Unterarmmuskulatur in verschiedenen Winkelstellungen (3. bis 7.Tag)
- Dynamisches Krafttraining der gesamten Unterarmmuskulatur (ab der 2. Woche)
- Exzentrisches Training des Armbeugers (Bizeps).
Sei schlau – beuge vor!
Du kannst natürlich einem Tennisarm oder anderen Beschwerdebildern des Ellenbogens durch ein fein abgestimmtes Krafttraining vorbeugen.
Die Übungen sollten zunächst mit leichter Belastung durchgeführt werden – statische wie auch dynamische Übungen sollten hier Berücksichtigen finden. Da es auch hier wieder eine Vielzahl an Übungen gibt, stelle ich Dir in diesem Rahmen nur eine kleine Palette des Trainings vor. Diese Auswahl kannst Du so gut wie überall absolvieren.
Kräftigung von Ellenbogen, Handgelenk und Hand
Übung #1: Handgelenksstreckung im Obergriff mit der Kurzhantel
Du legst Deinen Unterarm auf Deinen Oberschenkel, einen Tisch oder eine Trainingsbank, wobei Deine Hand mit der Handfläche nach unten zeigend über die Tisch- oder Bankkante bzw. Knie „hängt“. Du beginnst die Übung mit gerade gestrecktem Handgelenk, nun hebst und senkst Du die Hand im Handgelenk langsam so weit wie möglich.
Achte dabei, dass Du Deinen Unterarm nicht vom Knie, dem Tisch oder der Bank abhebst und die Bewegung ruckfrei absolvierst. Alternativ kannst Du die Übung auch mit einer Langhantel ausführen, das erfordert von Dir nicht so viel Körperkoordination wie beim Einsatz der Kurzhantel und es kann mit mehr Gewicht gearbeitet werden.
Übung #2: Handgelenkbeugung im Untergriff mit der Kurzhantel
Siehe Handgelenkstreckung nur dass hier Deine Hand mit der Handfläche nach oben zeigt.
Ein- & Auswärtsdrehung
Du legst Deine Hand auf z.B. wieder auf einen Tisch mit dem Handgelenk über der Tischkante. Die Übung beginnst Du mit der Handfläche nach oben zeigend. Nun die Hand vollständig nach außen (Supination) und vollständig nach innen drehen (Pronation). Als Widerstand kannst Du hier z.B. eine Kurzhantel oder Wasserflasche einsetzen.
Aufrollübungen
Für diese Übung ist ein ca. 30-60 cm langer Stock, Besenstiel oder Stab erforderlich, an dem in der Mitte ein 1,2-1,5 m langes Seil befestigt ist. Am anderen Ende des Seiles ist erst einmal 0,5-2,5 kg schweres Gewicht befestigt.
- Beüben Deiner Streckmuskulatur (Extensoren): Du greifst den Stab zu beiden Seiten des Seils, Handflächen nach unten zeigend. Nun wickelst Du das Seil auf, anschließend wird das Seil gleicher weise wieder langsam abgewickelt.
- Beüben Deiner Beugemuskulatur (Flexoren): Die Übung entspricht der Ausführung wie die soeben genannte für die der Streckmuskulatur, jedoch wird sie mit den Handflächen nach oben zeigend durchgeführt.
Beachte: Solltest Du mit einem Impingement-Syndrom der Schulter zu kämpfen haben, ist diese Übung mit Vorsicht anzuwenden.
Übung: Unterarmrotation mit Kurzhantel
Du stellst Dich gerade hin und nimmst eine Kurzhantel auf, nun beugst Du Deinen Arm im Ellenbogengelenk auf 90 Grad. Du startest die Übung mit den Handflächen nach oben zeigend, dann Dein Handgelenk und den Unterarm langsam drehen, sodass die Handfläche zum Boden zeigt.
Anschließend langsam wieder nach oben drehen, bis die Handfläche nach oben zeigt. Die gewünschte Anzahl an Drehungen ausführen, dann die Übung mit der anderen Hand wiederholen.
Alternativ: Anstelle einer Kurzhantel kannst Du die gleiche Übung auch mit dem Tennis- oder Golfschläger ausführen. Obwohl diese leicht sind, wird die Übung durch die Länge der Schläger schwerer, zwar umso mehr, je weiter der Schlägerkopf von der Hand entfernt ist.
Geschmeidige Handgelenke
Für geschmeidige Handgelenke und eine gleichzeitige Dehnung der Muskeln in Richtung des Handgelenkes sind die folgenden Bewegungen empfehlenswert. Diese sollen hier nur kurz aufgeführt werden. Lasse Dir die Übungen bei Bedarf von einem erfahrenen Trainer zeigen.
Da wären zum Beispiel: Dehnung der Ober- und Unterarmmuskulatur im Vierfüßlerstand. Dehnung der Handbeuge- und Streckmuskulatur mit gestrecktem Arm, Dehnung der Fingerbeugemuskulatur mit gestrecktem oder gebeugtem Arm und Dehnung der Handstreckmuskulatur in Rotation.
Diese Übungen sind u.a. Empfehlenswert bei folgenden Sportverletzungen: Tennis- oder Golfarm, Sehnenentzündungen am Bizeps (die erste Übung), Sehnenscheidenentzündungen und Ulnar- und Karpaltunnelsyndrom.
Hinweis zur korrekten Ausführung: Deine Unterarme, Handgelenke und Finger bestehen aus einer Vielzahl von kleinen Muskeln, Sehnen und Bändern. Dehne sie also nicht zu heftig und nicht zu schnell!
Equipment
Das Equipment beschränkt sich nicht nur auf die Lang- oder Kurzhantel, sondern Du kannst auch als Widerstandsquelle einen Schläger (Tennis- Golf), kleine Wasserflaschen, Keulen etc. in die Hand nehmen. Aber auch Gummibänder bzw. Therabänder (hier auf die richtige Länge achten) und Therapeutische Kabelzüge erfüllen ihren Zweck.
Zum Schluss noch ein kleiner Fall aus der Trainingspraxis.
Fallbeispiel aus der Praxis: Der Fahrradunfall
Dieser Klient war monatelang bei Orthopäden und Sportmedizinern gewesen, ohne großen Erfolg. Der Sportmediziner meinte dann auch nur zu ihm: „Wenn es nicht besser werden würde, müsste man operieren.“ Das wollte er natürlich nicht wirklich und die Therapie der Ärzte bestand wie immer aus Spritzen, Salben und manueller Therapie.
Der Grund seiner ständigen Arztbesuche war, dass er, wenn er morgens aufstand, seinen Unterarm nicht ohne Hilfe der anderen Hand hochheben konnte, aber auch das gelang immer nur sehr schlecht und unter starken Schmerzen.
Der Auslöser
Entstanden ist das Problem bei einem Zusammenstoß mit einem Radfahrer, der mit so einer Wucht in ihn hinein fuhr, dass er mit aller Kraft dagegen halten musste, um nicht von dem Radfahrer komplett überrollt zu werden. Seine Unterarmmuskulatur zog sich unter diesen Umständen blitzschnell zusammen, so dass die betroffene Muskulatur jetzt komplett überlastet wurde.
Da dies auf dem Weg zur Arbeit geschah und mein Klient nicht sofort so starke Schmerzen verspürte, fuhr er weiter und arbeitete auch noch den ganzen Tag – in dessen Verlauf er acht Stunden lang schwere und sperrige Dinge herumtragen musste. Das heißt, diese komplett überlastete Muskulatur bekam keine Pause und so nahm das Übel seinen Lauf.
Das Problem des Klienten
Durch diesen abrupten Stoß den seine Unterarmmuskulatur durch den Zusammenprall erhalten hatte, baute sich in diesem Bereich eine sogenannte „Schutzspannung“ auf. Die Muskulatur verkürzte sich soweit, dass sie nicht mehr in der Lage war normal und mit der benötigten Kraft und Flexibilität zu arbeiten.
Das schwere Arbeiten hat ihn dann vollends an den Rand des Möglichen gebracht, und der angeschlagene Muskel ist völlig überlastet worden. Sein Muskel war jetzt so verkürzt das er nicht mehr richtig arbeiten konnte. Das Ergebnis: Eine muskuläre „Lähmung“! Anmerkung: Das hatte aber in keiner Weise irgendetwas mit irgendeinem Nerv zu tun!
Das Training
Auch bei diesem Klienten waren die Trainingseinheiten relativ identisch mit dem zuerst genannten Klientenbeispiel. Wir brachten die verkürzte, in „Schutzspannung“ verhaarende Muskulatur wieder auf die normale Länge, trainierten seine Muskulatur auf „Längenkraft“ und mit dem Klienten ging es wieder Berg auf.
Ellenbogenschmerzen | Abschließende Worte
Es ist immer dasselbe. Natürlich tut es im Gelenk weh, wenn man den Arm bewegt, da das Gelenk ja auch im „Mittelpunkt“ steht und es nur das macht, was der Muskel initiiert. Wenn Dein Muskel sich zusammen zieht, um Deinen Arm zu beugen oder zu strecken, dann sollte das reibungslos geschehen. Ist Deine Muskulatur aber aus dem Lot geraten, kommt es zu Schmerzen, die sich natürlich auch im Bereich des Gelenks auswirken können und das auch meistens tun.
Das waren jetzt ein paar Beispiele aus meiner Trainingspraxis, mit einigen anatomischen Ausführungen die ich hier aufführen konnte. Bei den meisten Ellenbogenverletzungen, ist der Schmerz ums Ellenbogengelenk herum meistens auch mit Ausstrahlungen vom Oberarm zum Unterarm einhergehend.
Ich denke, Du siehst wieder einmal mehr den Zusammenhang zwischen Deiner Muskulatur und dem optimalen Funktionieren dieser Muskulatur. Ist diese irgendwo gestört, sprich Deine „Bewegungsgeometrie“ nicht im Lot, kommt es zu Schmerzen bis hin zu „Lähmungen“.
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Bildquelle Titelbild: Wikimedia / Scientificanimations.com ; CC Lizenz
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