Fatburner Capsaicin: Wer scharf isst, verbrennt mehr Fett

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Fatburner Capsaicin: Wer scharf isst, verbrennt mehr Fett

Von Damian Minichowski | Benötigte Lesezeit: 5 Minuten |


Scharfe Lebensmittel sind nicht jedermanns Sache, stehen allerdings in dem Ruf überaus gesund und anregend für den Stoffwechsel zu sein – dies trifft in besonderem Umfang auch auf Capsaicin, eine phytochemische Substanz, zu, die sich vornehmlich in Chilischoten und Paprika wiederfindet.

Tatsächlich ist es sogar so, dass Capsaicin für die scharfe Geschmacksnote verantwortlich ist, die so manchem die Tränen ins Gesicht treiben. Es soll nicht nur den Abbau von Körperfett begünstigen, sondern auch die Herzleistung steigern und wirkt so ganz nebenbei anti-oxidativ und anti-entzündlich.

Das alles klingt natürlich echt super, aber wie viel ist dran an diesen Aussagen? In den folgenden Zeilen werden wir den „Brennstoff“ ein wenig näher unter die Lupe nehmen und dir erklären, wieso du gut daran tust öfter mal scharf zu essen.

Fatburner Capsaicin | Wer scharf isst, verbrennt mehr Fett

Eine aktuelle epidemiologische Studie an über einer halben Million Menschen assoziiert mit einem regelmäßigen Konsum Chili-reicher Nahrung positive Effekte auf die Mortalität infolge bestimmter chronischer Krankheiten (z.B. Krebs und Herzerkrankungen) (1) – positiver Effekt heißt in dem Fall ein Reduktion der Sterblichkeitswahrscheinlichkeit (und damit ein längeres Leben).

Wirkung: Stimulation des Vanilloid-Rezeptors (TRPV1)

Die Grundlage für die meisten bislang erforschten Mechanismen, durch die Capsaicin wirkt, bildet die Aktivierung von TRPV1 (einem bestimmten Rezeptor, der früher auch als „Capsaicin-Rezeptor“ bekannt war) in verschiedenen Gewebestrukturen.

Konkret ausgedrückt handelt es sich bei TRPV1 um einen Ionenkanal in den sensorischen Nervenzellen, der aufgrund seiner Funktion – die Wahrnehmung schmerzhafter, potenziell gewebeschädigender Reize (wie zum Beispiel auch hohe Schärfegrade von Nahrung) – auch „Schmerzrezeptor“ genannt. Im Zusammenhang mit Capsaicin stellt TRPV1 jedoch auch eine wichtige Zwischenstation innerhalb vieler Mechanismen dar, über die Capsaicin seine positiven Wirkungen im Körper entfaltet.

Die Aktivierung der sich in Nervenzellen des Verdauungstraktes befindlichen Rezeptoren scheint den Prozess der Thermogenese (Wärmeproduktion des Körpers), durch den Fett verbrannt wird, zu stimulieren. Die Aktivierung von TRPV1 wirkt sich auch auf andere Gewebearten aus und man nimmt an, dass viele der gesundheitlich positiven Effekte durch diese Stimulation herrühren.

Capsaicin für erhöhte Freisetzung von Körperfett?

Jeder, der schon mal scharf gegessen hat, kennt das brennende Gefühl in der Mundhöhle (und ggf. auch im Bauch) – die Stimulation von TRPV1 sorgt indirekt für eine Beschleunigung des Stoffwechsels und führt damit auch zu einem erhöhten Energieverbrauch, der in Kombination mit der Bestrebung abzunehmen (und eine entsprechenden Trainings- und Ernährungsplanung) dabei helfen kann unerwünschtes Körperfett loszuwerden.

Wie so oft gibt es Lücken im Wirkungsverständnis und die Wissenschaft ist sich noch nicht gänzlich darüber im Klaren, wie der exakte Prozess funktioniert, allerdings scheint die Nordadrenalinausschüttung infolge der TRPV1-Aktivierung verstärkt zu werden. Dies führt dazu, dass im braunen Fettgewebe, welches dicht mit Mitochondrien besiedelt ist, die Fettoxidation verstärkt (2); siehe hierzu auch unseren anderen Artikel „Irisin: Wie Fettgewebe zum Energieverbraucher wird“.

Die daraus gewonnene Energie wird direkt als Wärme frei – die Erklärung dafür, wieso du so stark ins Schwitzen kommen kannst, wenn du ausreichend scharf isst.

Es gibt zahlreiche Untersuchungen, welche die Eigenschaft als „Stoffwechselbooster“ von Capsaicin deutlich herausgearbeitet und eine Erhöhung des Energieverbrauchs und der Fettverbrennung (gemessen anhand des Respiratorischen Quotienten („RQ“)) nachweisen konnten – siehe hierzu die Meta-Studie von Ludy et al (2012).

Personen mit einem hohen Anteil an braunem Fettgewebe scheinen von dieser „Booster“-Wirkung am stärksten zu profitieren (5) – falls du nicht zu dieser Bevölkerungsgruppe gehörst, ist noch nichts verloren, denn gemäß Yoneshiro et al (2012) scheint die regelmäßige Zufuhr von Capsaicin den Anteil an braunem Fettgewebe in Menschen – bereits nach 6 Wochen täglicher Einnahme – zu erhöhen:

A 6-week daily ingestion of capsinoids mimicked the effects of repeated cold exposure. These findings indicate that human BAT can be reactivated/recruited, thereby increasing energy expenditure and decreasing body fat.“ – (6)

Falls du also nach einem guten Grund gesucht hast, um dein Essen täglich gut zu würzen, dürfest du ihn hier geliefert bekommen haben, doch Capsaicin kann noch auf anderem Wege dazu führen, dass deine Diät erfolgreicher abgeschlossen werden kann, denn es ist auch ein potenter Appetitzügler.

Capsaicin als Appetitzügler: Wie effektiv ist es wirklich?

Einige Studien stellten bei ihren Probanden nach einer Capsaicin-Gabe ein geringeres Hungergefühl und somit auch eine geringere Nahrungsaufnahme fest (2).

Whiting et al. (2012) fanden in ihrer Meta-Untersuchung beispielsweise heraus, dass die Einnahme von Capsaicin vor einer Mahlzeit die durchschnittliche Kalorienaufnahme um bis zu 74 kcal reduzieren kann (5). Die Forscher mahnen allerdings zu Vorsicht bei der Interpretation der Ergebnisse, da eine starke Heterogenität besteht (d.h. einige Menschen reagieren mit einer stärkeren Reduktion der Kalorienaufnahme, als andere).

In der Praxis berichteten Studienteilnehmer oft von einem reduzierten Hungergefühl (3), einem geringeren Bedürfnis nach Essen und einem größeren Sättigungsgefühl nach Mahlzeiten, wenn sie Capsaicin zuführten.

Zwar weiß man auch hier nicht genau, auf welchem Wege der Effekt herbeigeführt wird, doch es wird vermutet, dass die Ursache multifaktoriell ist und mit der Aktivierung von TRPV1 zu tun hat. Zum einen scheint die verstärkte Noradrenalinauschüttung für eine stärkeres Gefühl des Sattseins (7) zu sorgen, zum anderen wird die Konzentration von GLP-1 zu erhöhen (8) (Bei GLP-1 handelt es sich um ein Hormon, welches im Verdauungstrakt produziert wird und ebenfalls als Signalgeber – über den Vagusnerv – fürs Gehirn auf das Hungergefühl einwirkt).

Letzteres wird durch tierexperimentelle Versuche gestützt: Gentechnisch veränderte Mäuse, die im Verdauungstrakt keine TRPV1-Rezeptoren exprimieren, profitieren auch nicht von dem hungersenkendem Effekt von Capsaicin – im Gegenteil: Sie essen sogar noch mehr (19).

Capsaicin für Herz-Kreislauf-Gesundheit

Als wären die obigen Effekte schon nicht positiv genug, so scheint der scharfe Inhaltsstoff der Chili auch weitere gesundheitlich positive Effekte zu haben – vor allem in Bezug auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit, wo gezeigt werden konnte, dass die Gabe von Capsaicin in der Lage ist den Cholesterinspiegel zu senken und die Durchblutung zu fördern (↑ Vasodilation).

Der Cholesterin-senkende Effekt rührt durch eine Erhöhung der Gallenproduktion her, die über die Fähigkeit verfügen Cholesterin aus dem Blutkreislauf abzutransportieren her (9). Die Aktivierung von TRPV1 in glatten Muskelzellen verhindert zudem eine erhöhte Cholesterinablagerung in den Arterien (10).

Aus Tierversuchen weiß man auch, dass die Zufuhr von Capsaicin die Entstehung von Plaques minimieren kann (11) und die NO-Synthese verstärkt (13), was zu einer verbesserten Durchblutung beiträgt. Derartige Ergebnisse könnten durch Studien mit herzkranken Patienten, denen man transdermale Capsaicin-Pflaster gab, bestätigt werden (14).

Capsaicin gegen oxidativen Stress

Weiter oben hast du erfahren, dass Capsaicin in der Lage ist den Energieverbrauch und die Fettverbrennung zu erhöhen. Dieser Effekt bringt noch weitere Vorteile mit sich, da das Aufkommen freier Radikale gedrosselt werden kann (15)(16).

Diese Reduktion an oxidativen Stress kommt der Integrität der Zellen (und ihrer Funktion) zu Gute, was indirekt auch die Gesundheit und Langlebigkeit fördert. Ein zu hohes Aufkommen an freien Radikalen begünstigt indes chronische Entzündungsherde und daraus resultierende Krankheiten (17)(18) – siehe hierzu auch unseren Beitrag „Leise Killer: Unterschwellige Chronische Entzündungen.“

Abschließende Worte

Wie du in diesem Artikel erfahren konntest, birgt der scharfe Inhaltsstoff von Paprika und Chili einige interessante Vorteile und Effekte, die sowohl der äußerlichen Schönheit (Figur und Ästhetik) als auch der inneren Gesundheit zuträglich sind.

Falls du bisher scharfe Speisen gemieden oder selten zum Chiliflocken-Streuer gegriffen hast, weißt du es nun besser. Und sofern du es verträgst, solltest du – vor allem in der Diät- & Definitionsphase – öfter scharf essen oder mit Capsaicin-haltigen Produkten (z.B. unserem exklusiven Chili Extrakt (Capsicum), den du im Haithabu-Extrakte Shop bekommst) herumexperimentieren.

Falls du noch mehr über Capsaicin, dessen Wirkung, Dosierung und Einnahme erfahren möchtest, solltest du in unserem Guide nachlesen.

Quellen & Referenzen

(1)  Lv. J., et al. (2015): Consumption of spicy foods and total and cause specific mortality: population based cohort study. In: BMJ. URL: http://www.bmj.com/content/351/bmj.h3942.

(2) Whiting, S. / Derbyshire, E. / Tiwari, BK. (2012): Capsaicinoids and capsinoids. A potential role for weight management? A systematic review of the evidence. In: Appetite. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22634197.

(3)  Ludy, MJ. / Moore, GE. / Mattes, RD. (2012): The effects of capsaicin and capsiate on energy balance: critical review and meta-analyses of studies in humans. In: Chem Senses. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22038945.

(4)  Whiting, S. / Derbyshire, EJ. / Tiwari, B. (2014): Could capsaicinoids help to support weight management? A systematic review and meta-analysis of energy intake data. In: Appetite. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24246368.

(5) Yoneshiro, T., et al. (2012): Nonpungent capsaicin analogs (capsinoids) increase energy expenditure through the activation of brown adipose tissue in humans. In: Am J Clin Nutr. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22378725.

(6) Yoneshiro, T. / Saito, M. (2013): Transient receptor potential activated brown fat thermogenesis as a target of food ingredients for obesity management. In: Curr Opin Clin Nutr Metab Care. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24100669,

(7) Westerterp-Plantenga, MS. / Smeets, A. / Lejeune, MP. (2005): Sensory and gastrointestinal satiety effects of capsaicin on food intake. In: Int J Obes (Lond). URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15611784.

(8) Wellman, PJ. (2000): Norepinephrine and the control of food intake. In: Nutrition. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/11054588.

(9) Huang, W., et al. (2014): Capsaicinoids but not their analogue capsinoids lower plasma cholesterol and possess beneficial vascular activity. In: J Agric Food Chem. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25078570.

(10) Ma, L., et al. (2011): Activation of TRPV1 reduces vascular lipid accumulation and attenuates atherosclerosis. In: Cardiovasc Res. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21908651.

(11) Ching, LC., et al. (2011): Molecular mechanisms of activation of endothelial nitric oxide synthase mediated by transient receptor potential vanilloid type 1. In: Cardiovasc Res. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21493704.

(12) Lo, YC., et al. (2003): A novel capsaicin derivative VOA induced relaxation in rat mesenteric and aortic arteries: involvement of CGRP, NO, cGMP and endothelium-dependent activities. In: J Cardiovasc Pharmacol. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/14508237.

(13) Yang, D., et al. (2010): Activation of TRPV1 by dietary capsaicin improves endothelium-dependent vasorelaxation and prevents hypertension. In: Cell Metab. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20674858.

(14) Fragasso, G., et al. (2004): Nitric oxide-mediated effects of transdermal capsaicin patches on the ischemic threshold in patients with stable coronary disease. In: J Cardiovasc Pharmacol. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15475832.

(15) Negre-Salvayre, A., et al. (1997): A role for uncoupling protein-2 as a regulator of mitochondrial hydrogen peroxide generation. In: Faseb J. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/9271366.

(16) Echtay, KS., et al. (2002): Superoxide activates mitochondrial uncoupling proteins. In: Nature. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/11780125.

(17) Haffner, SM. (2006): The metabolic syndrome: inflammation, diabetes mellitus and cardiovascular disease. In: Am J Cardiol. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16442931.

(18) Lin, WW. / Karin, MA. (2007): Cytokine-mediated link between innate immunity, inflammation and cancer. In: J Clin Invest. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC1857251/.

(19) Dietrich, MO., et al. (2012): Hypothalamic Agrp Neurons Drive Stereotypic Behaviors beyond Feeding. In: Cell. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4484787/.



Bildquelle Titelbild: Pixabay / Public Domain Images ; CC Lizenz


 

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