GABA (γ-Aminobuttersäure) vervierfacht Wachstumshormonausschüttung nach dem Training

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Studie: GABA (γ-Aminobuttersäure) vervierfacht Wachstumshormonausschüttung nach dem Training

Von Damian N. Minichowski | Benötigte Lesezeit: 4 Minuten |


Es gibt Nahrungsergänzungsmittel für Kraftsportler und muskelhungrige Eisenfreaks, die lohnen einer näheren Betrachtung. GABA (Gamma-Aminobuttersäure; engl. „gamma-Aminobutyric acid“), ein Neurotransmitter der hauptsächlich im Gehirn gebildet bzw. dorthin transportiert (2) und aus Glutamat synthetisiert wird (3), gehört definitiv dazu. Allerdings denkt kaum jemand bei diesem Supplement an einen Einfluss auf die Wachstumshormonausschüttung, sondern vielmehr an den entspannenden und sedierenden Effekt, der durch eine Herabsetzung der Erregbarkeit des Zentralen Nervensystems hervorgerufen wird. (Aber leider auf dem Sachgebiet nicht besonders wirkungsvoll ist, da es die eigene Aufnahme über die Blut-Hirn-Schranke inhibiert).

GABA (γ-Aminobuttersäure) vervierfacht Wachstumshormonausschüttung nach dem Training

GABA-Synthese: Mit Hilfe des Enzyms Glutamat-Decarboxylase (GAD) entsteht aus Glutamat der Neurotransmitter GABA (Gamma-Aminobuttersäure) (Bildquelle: Wikimedia.org / NEUROtiker ; CC Lizenz)

Weitaus interessanter ist dagegen ein anderer Effekt, der nun in einer Studie mit trainierten Athleten nachgewiesen werden konnte – die Stimulation dee Wachstumshormonausschüttung – das zeigten jedenfalls amerikanische Forscher der Shenandoah University in einem Experiment mit 11 männlichen, Kraftsport-erprobten Männern (Durchschnittsalter: 23 Jahre), weshalb es ein Potential als “Schlankmacher” inne hat.

Der bekennende Aesir Sports Leser sollte mittlerweile wissen, welchen Einfluss das Wachstumshormon (GH) auf Leistungsparameter und Optik hat. (Kleiner Tipp: Es ist eher ein anti-kataboles Schlankheitshormon, denn ein Muskelaufbauhormon, da es überwiegend lipolytisch wirkt, indem es die Fettverbrennung steigert).

Umso erstaunlicher das Ergebnis der Studie, die wir uns gleich näher ansehen werden, bei der die Einnahme von GABA die Menge an zirkulierendem Wachstumshormon während und nach dem Training (post-workout) vervierfacht hat.

Studie: GABA (γ-Aminobuttersäure) vervierfacht Wachstumshormonausschüttung nach dem Training

Die Forscher rekrutierten für ihren Versuch 11 trainingserprobte Kraftsportler im Alter von 18-30 Jahren und verabreichten ihnen in einem randomisierten, doppelblinden, placebo-kontrollierten crossover design (Gold-Standard!) während des Training oder in der Ruhephase rund 3g GABA (4 Kapseln GNC GABA-750) oder ein Placebo „P“ (Haushaltszucker) (1).

Die Studienprobanden absolvierten hierfür ein Training, welches die Hauptmuskelgruppen beanspruchte, darunter nutzen diese Übungen wie Chest Press, Latzug, sitzendes Rudern, Bizeps-Curl, Trizeps-Extension, Leg Press, Leg Curl und Wadenheben. Die Trainingsintensität wurde für die Untersuchung auf 70 % des 1 RM festgelegt und die Kandidaten absolvierten je 1 Satz pro Übung mit 1 Minute Pause dazwischen.

Untersucht wurden die Parameter für irGH (immunoreactive GH) und ifGH (immunofunctional GH), also das biologisch aktive Wachstumshormon. Die Blutprobenentnahme erfolgte unmittelbar vor der Intervention (Training oder Ruhe) sowie 15, 30, 45, 60, 75 und 90 Minuten nach der Einnahme des GABAS oder Placebos.

Jeder Proband durchlief folglich 4 Situationen:

  • Szenario 1: GABA/Training (EX-GABA)
  • Szenario 2: GABA/kein Training (REST-GABA)
  • Szenario 3: Placebo/Training (EX-P)
  • Szenario 4: Placebo/kein Training (REST-P)

Wachstumshormon x4 durch GABA-Ergänzung – Das Studienergebnis

Verglichen mit dem Placebo zeigte die Ergänzung mit GABA mit und ohne Training eine zuverlässige, stimulatorische Wirkung auf den Wachstumshormonspiegel – die Forscher maßen eine Erhöhung um bis zu +400 % für beide Werte bzw. eine Erhöhung um +375 % bei der AUC-Messung (Area Under Curve).

GABA (γ-Aminobuttersäure) vervierfacht Wachstumshormonausschüttung nach dem Training

[A]: 4 Szenarien: (Biologisch aktiver) Wachstumshormonspiegel in Abhängigkeit der Zeit. (Quelle: Ergo-Log / (1))

Die Kombination aus GABA und Training erhöhte den Wachstumshormonspiegel im Zeitraum von 15-60 Minuten signifikant (im Vergleich zum Placebo). Beides zusammen, GABA und Training, erhöhte den Spitzenwert (PEAK) und die absolut-gemessene Menge (AUC) im Vergleich zur „Ruhephase“-Situation. Die Forscher ermittelten 30 Minuten nach der Einnahme des GABAs eine Erhöhung des irGH-Werts um +200% und eine Erhöhung des ifGH-Werts um +175%.

Die linke Grafik ([A], oben) zeigt die zeitliche Entwicklung der Wachstumshormonausschüttung zum jeweiligen gemessenen Zeitraum.

Zu sehen ist, dass sowohl das Setup GABA + Training einen stimulatorischen Effekt zeigte, als auch GABA + Ruhe einen sekretorischen Einfluss hervorrief (der sich erst 45 Minuten nach der Einnahme von GABA zeigte und auch nicht so hoch ausfiel, wie mit einem fordernden Workout).

GABA (γ-Aminobuttersäure) vervierfacht Wachstumshormonausschüttung nach dem Training

[B]: Absolute Menge an ausgeschüttetem Wachstumshormon – gemessen als Area Under Curve (AUC). (Bildquelle: Ergo-Log / (1))

Wer genau hinsieht, der bemerkt, dass die Probanden im Szenario Placebo + Training ebenfalls einen Wachstumshormonschub erführen – was uns hier nicht erstaunen sollte, denn GH ist ein energie-mobilisierendes Hormon, welches den Abbau von Muskulatur reduziert (anti-katabol) und die Fettverbrennung erhöht (lipolytisch). Der Effekt bleibt allerdings, selbst beim Spitzenwert, unter +200 %.

Die zweite Grafik ([B], rechts) zeigt demgegenüber die absolute Menge an ausgeschüttetem GH (AUC) während der unterschiedlichen Setups. Hier sehen wir ein ähnliches Bild: GABA + Training (EX-GABA) mit der mengenmäßig größten Ausschüttung, gefolgt von Placebo + Training (EX-P), gefolgt von GABA only (REST-GABA). Auf dem l

etzten Platz logischerweise das Placebo ohne Training (REST-P).

Die Forscher schließen ab:

Unsere Daten implizieren, dass die Einnahme von GABA die irGH- und ifGH-Konzentration in Ruhe [,während] und nach dem Training erhöht. Es bleibt fraglich welchen Einfluss die irGH/ifGH-Sekretion auf Skelettmuskelhypertrophie ausübt, auch wenn angenommen werden kann, dass eine verbesserte irGH/ifGH-Sekretion nach dem Training die durch Widerstandstraining induzierte muskuläre Adaption verbessern könnte.“ – (1)

       

Abschließende Worte

Erhöhter Wachstumshormonspiegel in der Intra- und Post-Workout-Phase: Wie können wir das deuten? Nun, zum einen fällt der Mehrwert, den die GABA-Supplementation beschert natürlich geringer aus, wenn man bedenkt, dass auch das Training ohne GABA eine gewisse Ausschüttung an Wachstumshormon bedingt. Auch sehen die +400 % im Vergleich zur fasten-induzierten Ausschüttung (+1.300 % – siehe unseren Artikel „Neue Studie zum Intermittent Fasting: Positive Wirkung auf HGH“) eher mikrig aus.

Kritische Würdigung: Es kann darüber spekuliert werden, auf welchem Wege GABA die Wachstumshormonausschüttung hervorruft. Da es selbst ein Hemmer auftritt und die Blut-Hirn-Schranke bei höherer Dosierung schwerlich überwindet, können andere Mechanismen dahinter vermutet werden, etwa indirekt über die Beeinflussung von Dopamin (4) und ein erhöhtes NO-Aufkommen durch das Training. Fairerweise muss man ebenfalls anmerken, dass es viele unterschiedliche Arten des Wachstumshormons gibt (es ist eher eine Hormonfamilie) und die hier gemessenen Marker nicht unbedingt die gleichen Effekte auf Muskelaufbau und Energiebereitstellung ausüben, wie andere GH-Isoforme (5).

Nüchtern betrachtet impliziert eine Erhöhung des GH-Spiegels allerdings einen besseren muskelkonservierenden Effekt (anti-katabol durch ↓ Gluconeogenese) und eine erhöhte Deckung des Energiebedarfs durch (Körper)-Fett.

Interessant wäre es nun zu wissen, wie sich die GABA-Supplementation während des Trainings langfristig auf Muskelmasse und Körperfettanteil auswirkt. Bemerkenswert ist überdies hinaus auch die Wirkung von GABA auf den GH-Spiegel in der Ruhephase.

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Quellen & Referenzen

(1) Powers, ME, et al. (2008): Growth hormone isoform responses to GABA ingestion at rest and after exercise. In: Med Sci Sports Exerc. URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18091016.

(2) Löscher, W. / Frey, HH. (2006): Transport of GABA at the Blood-CSF Interface. In: J Neurochem. URL: http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1471-4159.1982.tb05350.x/abstract?systemMessage=Wiley+Online+Library+will+be+disrupted+4+June+from+10-12+BST+for+monthly+maintenance.

(3) Petroff, OA. (2002): GABA and glutamate in the human brain. In: Neuroscientist. URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/12467378.

(4) Cavagnini, F., et al. (1980): Effect of gamma-aminobutyric acid on growth hormone and prolactin secretion in man: influence of pimozide and domperidone. In: J Clin Endocrinol Metab. URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/7419665.

(5) De Palo, EF., et al. (2006): Growth hormone isoforms, segments/fragments: does a link exist with multifunctionality? In: Clin Chim Acta. URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16154554.



Bildquelle Titelbild: Flickr / Istolethetv ; CC Lizenz


Über

Damian N. „Furor Germanicus“ Minichowski ist der Gründer und Kopf hinter dem Kraftsport- und Ernährungsmagazin AesirSports.de. Neben zahlreichen Gastautorenschaften schreibt Damian in regelmäßigen Abständen für bekannte Online-Kraftsport und Fitnessmagazine, wo er bereits mehr als 200 Fachartikel zu Themen Kraftsport, Training, Trainingsphilosophie, Ernährung, Gesundheit und Supplementation geschrieben hat.

Zu seinen Spezialgebieten gehört das wissenschaftlich-orientierte Schreiben von Fachartikeln rund um seine Passion – Training, Ernährung, Supplementation und Gesundheit.

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