„Ihr seid doch alle ein Haufen armseliger Schwächlinge,“ sagt der Powerlifter auf Steroiden

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„Ihr seid alle ein Haufen von armseligen Schwächlingen,“ sagt der Powerlifter auf Steroiden

Von Bret Contreras | Benötigte Lesezeit: 11 Minuten |


Wie kommt es, dass schwache Lifter immer die Behauptung aufstellen müssen, dass stärkere Athleten Steroide verwenden?“

Vor kurzem machte sich ein Powerlifter, der Steroide nutzt, über mich (einen natural Trainierenden) lustig, weil ich schwach war. Als ich ihn gefragt habe, ob er Steroide verwendet (ich kannte bereits die Antwort zu dieser Frage), hat er mit der obigen Frage erwidert, anstatt meine zu beantworten.

In diesem Beitrag möchte ich mir die Zeit nehmen und diese Frage klären – und zwar aus folgendem Grund: Anabole Steroide machen einen Durchschnittsathleten sehr viel stärker und muskulöser. Wenn man Steroide zum Mix hinzufügt, verändern sich alle Regeln.

„Ihr seid doch alle ein Haufen armseliger Schwächlinge,“ sagt der Powerlifter auf Steroiden

Nur fürs Protokoll: Ich habe absolut nichts gegen Trainierende, die anabole Steroide verwenden. Über die Jahre hinweg haben ein gutes Dutzend meiner Trainingspartner welche verwendet und ehrlich gesagt könnte es mich nicht weniger kümmern, solange die Jungs umsichtig und sicher damit umgehen. Ich habe jedoch ein sehr großes Problem mit Trainierenden, die zu anabolen Steroiden greifen und sich dann über naturale Trainierende lustig machen, weil diese ach so schwach seien. Tatsächlich glaube ich, dass es nichts Erbärmlicheres gibt. Denk‘ doch mal ein wenig darüber nach – diese Individuen nehmen Substanzen, die sich künstlich größer und stärker machen, und gehen herum und mobben Athleten, die ohne Steroide trainieren. Wenn du dich dazuzählst, dann bist du ein echt armes Würstchen.

Vor nicht allzu langer Zeit habe ich einen wahren Sturm an Kommentaren von Powerliftern gelesen, die Steroide nutzen, was ein wenig komisch ist. Hier sind zwei von ihnen:

  • Steroide nehmen dir nicht die Arbeit ab. Klar, sie helfen dir dabei dich schneller zu erholen, aber du musst immer noch selbst hart trainieren.“
  • „Naturale Trainierende lieben es, die Steroid-Karte zu spielen, aber 90% sind harte Arbeit, Ernährung und Kontinuität.“

Wen wollen die eigentlich verarschen? Glauben die tatsächlich, was sie da von sich geben?

Powerlifter und Bodybuilder, die Steroide verwenden, stecken nicht mehr Arbeit in die Sache hinein, als Powerlifter und Bodybuilder, die Zeit ihres Lebens natural bleiben. Wir alle stecken viel Arbeit hinein, aber es sind die Steroidnutzer, die ihre Physiologie drastisch verändern und dadurch massivere Zuwächse und Fortschritte erfahren.

Meiner Erfahrung nach unterschätzen viele Steroid-Nutzer die Rolle, die Steroide bei der Kraftentwicklung spielen. Und ich hätte sehr viel mehr Respekt vor einem Athleten, der zugibt, dass er ohne derartige Hilfsmittel relativ normal in Sachen Stärke und Physis wäre. Tatsächlich gibt dies einer meiner Freunde sogar offen zu und das ist zum Schießen! Er ist ein massiver Cop (ironisch, ich weiß) und sagte bei mehreren Anlässen „man, als ich noch keine Steroide genommen habe, konntest du kaum sagen, ob ich trainiert habe oder nicht. Jetzt beneiden mich die Jungs um meine Physis und die Weiber kommen in Scharen.“ Dieser Typ ist einfach nur ehrlich, aber er bringt uns alle stets zum Lachen.

Viele Steroid-nutzende Powerlifter wissen nicht wirklich, was sich auf einen natural Trainierenden übertragen lässt und sie verstehen auch nicht das optimale Programmdesign für solche Athleten. Wieso? Weil viele von ihnen diese Variablen niemals beachtet oder kontrolliert haben. Fluktuierende Steroidzyklen beeinflussen Trainings- und Ernährungszyklen. Denn als es zäh und schwer wurde, erhöhten die Jungs einfach die Dosis. Und viele fanden dadurch heraus, dass ein weiteres Gramm Testosteron oder Trenbolon der Kraft sehr guttat und sie so durch den Trainingstrott brachte. Weil es vielen so einfach in den Schoß fiel. Die meisten von ihnen verbrachten keine 8 Monate beim Bankdrücken, nur um magere 5 kg an Stärke dazuzugewinnen. Viele nahmen sich auch nicht die Zeit, um die Effekte verschiedener Protokolle zu studieren. Als sie stagnierten, haben sie einfach mehr Zeug genommen.

Dies erinnert mich an die Rede von Robert DeNiro in Ohne Limit (Sorry für die schlechte Quali; das ist die einzige Version als deutscher Clip):

Macht und Korruption - Robert De Niro in Ohne Limit

Eine Folge dessen ist, dass viele Trainings-Programme, die von Steroid-Nutzern entworfen wurden, viel zu heftig für Naturaltrainierende sind; einige Programme enthalten ein exzessives Volumen, von dem sich ein Natural-Athlet nicht erholen kann. Deswegen ist es auch für Trainierende und Coaches wichtig, sich natürlicherweise selbst zu trainieren, wenn sie mit diesen Leuten zusammenarbeiten (oder zumindest für längere Zeit entsprechende Zyklen befolgen, wo sie On-/Off-Phasen haben).

Nachdem ich mir das nun von der Seele geschrieben habe, möchte ich einige Aspekte des Testosteron- und Androgen-Einsatzes besprechen. Es gibt mehrere Artikel, auf die ich mich beziehen werde und die ich hier verlinke. Du kannst auf sie klicken und dir die kompletten Paper herunterladen, wenn du möchtest:

Testosteron: Mengen & Dosierungen, die von Elite-Athleten eingenommen werden

Ob mit “Unterstützung” oder ohne – das muss jeder für sich entscheiden. Was jedoch überhaupt nicht geht, ist Arroganz und ein Mangel an Respekt vor jenen, die sich für einen anderen Weg entscheiden (trifft auf beide Seiten zu!) .(Bildquelle: Fotolia / Drazen)

Testosteron: Ein paar Fakten

Das erste, was du über Testosteron wissen solltest, ist die Menge, die der Körper eines Menschen selbst synthetisiert.

  • Gesunde Männer produzieren etwa 4.0 – 9.0 mg Testosteron pro Tag, wobei die Blutkonzentration zwischen 300 und 1.000 ng/dL (10.4 – 34.7 nmol/L) liegt.
  • Bei Frauen sind es üblicherweise 1/10 bis 1/20 der obigen Menge, wobei die Blutkonzentration im Rahmen zwischen 15 und 65 ng/dL (0,5 – 2,3 nmol/L) liegt.

Wenn du also männlich bist, dann schütten deine Testikel zirka 7 mg/Tag am Testosteron aus. 95% der produzierten Menge wird in den Leydig Zellen der Testikel gebildet, während die restlichen 5% in der Nebennierenrinde durch Umwandlung hergestellt werden. Etwa 2% der Gesamt-Testosteronmenge liegt in freier (ungebundener) Form im Blutkreislauf vor, wogegen 35-38% an Albumin gebunden sind und 60-63% an SHBG (Sexualhormon-bindendes Globulin).

In Frauen wird etwa 50% der Gesamt-Testosteronmenge durch eine periphere Umwandlung von Androstenedion gebildet. Der Rest der Produktion findet sich in konzentrierter Form in den Ovarien (25%) und in der Nebennierenrinde (25%).

 

Mengen & Dosierungen, die von Elite-Athleten eingenommen werden

Schauen wir uns nun die Mengen an, die von Elite-Athleten eingenommen werden. Hier ist ein Zitat aus einem von Ryan Kennellys Videos (er war mal weltweit einer der stärksten Bankdrücker, bis er wegen Steroid- und Drogenhandel eingebuchtet wurde). Und das hat der gute Mann zum Steroidgebrauch und zur Kraftentwicklung zu sagen:

„Im späteren Verlauf meines Lebens realisierte ich, dass ich die Steroide nicht länger von Freunden beziehen und kaufen musste, sondern diese in Rohform im Internet kaufen konnte, beispielsweise Testosteronpulver und all die anderen Rohzutaten, die viel billiger zu haben waren. 2003, als ich hunderte von Kilos gedrückt habe, habe ich darauf gesetzt, weil wusste, dass für die 900 lbs (408 kg) größere Mengen davon brauchen würde.

Die Mengen, die ich – wie oben referenziert – einnahm, führte ich nach dem Aufstehen mit bis zu 3 Spritzen (mit bis zu neun CC’s, wenn man sie in die Luft hielt) im Badezimmer, nachdem ich jeden Morgen aufgewacht bin. Ich musste auch zum Ranch Home Store, denn wieso sollte man 3 Spritzen nutzen, wenn man auch eine Große kaufen kann, die für Pferde eingesetzt wird, die zirka 25 CC’s / 25 ml hatten, die man auffüllen konnte? Die Menge an Steroiden, die ich hatte, war für den persönlichen Bedarf und nicht zum Wiederverkauf.

Lass mich etwas betonen: Die Menge, die ich 2003 einnahm, bestand zu der Zeit – also als ich auf die 900 lbs (408 kg) abzielte, aus 2.500 mg Testosteron pro Woche, 800 mg Nandrolondekonat pro Woche,, 75 mg dbol/Tag und dann gab es da auch noch schnell-wirkendes Testosteron, welches ich zu einer Dosierung von bis zu 100 mg pro Tag zuführte.

Das lang-wirkende Testosteron besaß, nach meinen Berechnungen, eine Halbwertszeit von 14 Tagen, so dass es quasi nach 7 Tagen losging, aber 7 Tage waren verschenkte Zeit, also brauchte ich etwas, dass sofort wirkte. Ich nahm Testosteronpropionat oder Testosteron ohne Ester, welches ich selbst mit Öl, sterilem Alkohol, sterilen Nadeln und sterilen Spritzfiltern herstellte. Daraus stellte ich dann bis zu 10 Fläschchen her (jede Flasche enthielt 10-13 ml an Flüssigkeit), die ich innerhalb von 10 Tagen verbrauchte.

Zu dem Zeitpunkt sah es für mich nicht nach viel aus, denn wenn du dich ein wenig mit Injektionen auskennst und weißt, wie Steroide im Körper wirken, dann weißt du auch über die Rezeptoren im Körper Bescheid. Sie sind wie Blumen und nach einer Weile fangen sie an zu verwelken, so dass du z.B. 1.500 mg einnimmst, aber nicht den gewünschten Effekt erzielst. Das liegt daran, weil dein Körper es nicht länger akzeptiert, daher nimmst du dann einfach mehr davon. Oder du nimmst mehr von einem anderen Ester, wie z.B. Testosteron-Cypionat. Du nimmst 2.500 mg. Und sobald sich dein Körper daran gewöhnt hat, wechselst du auf Testosteronenanthat, was an einen anderen Rezeptor andockt.

Indem du mit diesen Dingen zur gleichen Zeit jonglierst, stellst du fest, dass es eine Grenze gibt. Dein Körper kann nur eine gewisse Menge umsetzen. Dann beginnst du damit diese oralen Pulver und Insulin zu verwenden, um die Droge zu transportieren. Was Insulin macht, ist, dass es die Muskelzellen aufschließt – es ist sehr gefährlich Insulin zu verwenden. Menschen können sterben und es ist etwas, dass du beim lokalen Walmart in Flaschen, z.B. als Humlin-R Insulin, für $25 kaufst. Im Grunde genommen sorgt Insulin dafür, dass das, was du isst, in die Muskultur eingeschleust wird.

Also, ich nahm dann dieses orale Pulver ein. Davon einen Esslöffel von bestimmten Pulvern zusammen mit einem Orangenaroma. Und das würde ich dann im Tagesverlauf trinken. Und ich würde dieses mittelschnell-wirkende Insulin, gemäß den Ausführungen anderer Athleten, mit denen ich mich austauschte (z.B. bei der Arnold Classic und Athleten aus Übersee) und die es aktuell so verwendeten. Sie behaupteten, es würde Wassereinlagerungen begünstigen, aber auch Größe und Kraft erhöhen.

Zusätzlich zu meinen 3.000 – 4.000 mg pro Woche, begann ich also auch oralen Kram zu schlucken. Das hat meinem Magen gar nicht gefallen. Es machte mich bleich und ich musste mich erbrechen. Das dauerte jedoch nicht besonders lange, denn du kannst nicht trainieren und Gewicht aufbauen, wenn du bleich bist und ständig kotzt. Meiner Meinung nach ist das nicht etwas, wovon du langfristig Vorteile haben wirst.“

Ignoriert man zunächst einmal die Tatsache, dass Ryan in vielen Punkte hinsichtlich seines Steroidwissens falsch lag, gab er zu, die folgenden Mengen verwendet zu haben:

  • 500 mg Testosteronenanthat pro Woche
  • 800 mg Deca Dura Bolin pro Woche
  • 75 mg Dianabol pro Tag (525 mg/Woche)
  • 100 mg Testosteronpropionat (700 mg/Woche)
  • 525 mg anabole Steroide pro Woche

Als Ryan auf die 1.000 lbs (453 kg) im Bankdrücken hinarbeitete, wusste er, dass er sogar noch mehr Steroide einnehmen müsste. Er erwähnte nicht, dass er mindestens zwei weitere Jahre solides Training benötigen würde, welches er hätte periodisieren müssen und wo er strategisch Assistenzübungen zu unterschiedlichen Zeiten hätte nutzen müssen. Es ging nur um Steroide. Er wusste, dass ihn diese Menge auf das Level bringen würde und um zum nächsten Level zu gelangen, hätte er diese Menge einnehmen müssen. Okay, lass uns mal die Milligramm an Androgenen eines naturalen Trainierenden mit denen eines Weltklasse-Bankdrückers vergleichen:

  • Naturaler Athlet: 7 mg Testosteron/Tag
  • Ryan Kennelly: 646 mg Androgene/Tag

Es wurde davon berichtet, dass viele Top-Bodybuilder zwischen 1.000 und 2.000 mg an anabolen Steroiden pro Woche konsumieren, wobei einige sogar bis zu 5.000 mg/Woche einnehmen (5)(6)(7). Und ich habe Gerüchte über Powerlifting-Gyms gehört, die damit prahlen, dass ihre Zugpferde mindestens 3.000 mg/Woche als Testosteronbasis – zusätzlich zu oralen Steroiden – zuführen.

Wie zuvor bereits erwähnt, liegt die normale Blutkonzentration bei einem gesunden Mann irgendwo zwischen 300 – 1.000 ng/dL. Es gibt Berichte von Pro-Bodybuildern, deren Testosteronlevel bei 3.500 ng/dL, mit einem Maximalwert von 21.000 ng/dL (8) liegen – behalte hierbei im Hinterkopf, dass diese Jungs weitaus mehr als nur Testosteron zuführen (im Plan finden sich Dinge, wie Deca Durabolin, Dianabol, Winstrol, Primobolan, Equipoise oder Trenbolon, zusammen mit anderen Hormonen und Drogen, wie IGF-1, Cytomel, Wachstumshormon und Clenbuterol).

Wettkampfsportler auf Elite-Niveau kochen garantiert nicht mit Wasser. Wer ganz nach oben will, der riskiert auch seine Gesundheit, was jedem klar sein sollte.

Wettkampfsportler auf Elite-Niveau kochen garantiert nicht mit Wasser. Wer ganz nach oben will, der riskiert auch seine Gesundheit, was jedem klar sein sollte. (Bildquelle: Fotolia / sportpoint)

Was tut Testosteron?

Hier sind ein paar der vielseitigen Effekte von Testosteron (1):

  • Es erhöht den Anteil an Magermasse (Muskulatur)
  • Es erhöht den Anteil an Herzgewebe
  • Es reduziert den Körperfettanteil
  • Es erhöht die isometrische und dynamische Muskelkraft und Power
  • Es erhöht die Regenerationsfähigkeit zwischen Trainingseinheiten
  • Es erhöht die Proteinsynthese, -einlagerung und Stickstoffretention
  • Es verringert Katabolismus
  • Es erhöht den Muskelquerschnitt
  • Es stimuliert ein Wachstum der Ephysenplatte
  • Es steigert die Erythropoese, Hämoglobin und Hämatokrit
  • Es erhöht die Vasodilation (Gefäßerweiterung)
  • Es erhöht den Knochenmineralgehalt, die Knochendichte und Marker für Knochenwachstum
  • Es reguliert Osteoblasten, die Produktion der Knochenmatrix und Organisation
  • Es erhöht die Glykogen- und Creatinphosphatspeicher
  • Es erhöht die Lipolyse und LDL bei Reduktion von HDL
  • Es erhöht die neurale Transmission, die Neurotransmitterfreisetzung, die Myelinisation und das Wachstum von beschädigten peripheren Nerven
  • Es unterdrückt Myostatin
  • Es moduliert das Verhalten (z.B. Aggressionspotenzial)
  • Es führt zu akuten Erhöhungen der intramuskulären Kalziumkonzentration
  • Es verringert den Gehalt an SHBG
  • Es erhöht die Aktivität der Androgenrezeptoren-Dichte (abhängig vom Androgen, der Dosierung, der Dauer, der Muskulatur und des Gewebes)
  • Es erhöht die Menge der Satellitenzellen und Androgenrezeptoren in Satellitenzellen

Viele sind sich all dieser Effekte durchaus bewusst, aber die meisten kennen sie nicht alle. Testosteron wirkt durch eine Vielzahl anaboler, anti-kataboler, neuronaler und psychologischer Mechanismen.

Wie beeinflusst Testosteron Kraft, Muskelaufbau und Körperkomposition

Hoffentlich hast du dir die oben verlinkten Studien heruntergeladen, damit du die Untersuchungen ein wenig näher studieren kannst. Hier sind ein paar Highlights aus zwei dieser Paper:

In der folgenden Studie erhielten die Teilnehmer entweder 25 mg, 50 mg, 125 mg, 300 mg oder 600 mg Testosteron pro Woche. Die Graphen illustrieren die Effekte von Testosteron bezüglich Hypertrophie (Muskelaufbau) – sie fallen recht linear aus.

Veränderung der fettfreien Masse (A), der Fettmasse (B), der Beinkraft bei der Übung Beinpresse (C) und Veränderung im Querschnitt des Oberschenkels (D) bei unterschiedlicher Dosierung von Testosteron (in mg/Woche). (Bildquelle: Bhasin, S., et al., 2001)

In der unteren Studie erhielten die Probanden 600 mg Testosteron pro Woche. In der Gruppe, die trainiert hat, stieg der Gesamt-Testosteronspiegel um zirka 800% und der Gehalt an freiem Testosteron stieg um über 600%. Wie du sehen kannst, ist die großzügige Einnahme von Testosteron effektiver, wenn es um Muskelaufbau geht, als Kraftsport. Die zusätzliche Einnahme von Testosteron zum Training führt zu merklich stärkeren Kraftzuwächsen, als Training für sich.

Veränderung (vom Basisausgangswert) in Sachen fettfreier Masse, Trizeps- und Quadrizeps-Muskelquerschnitt, sowie Körperkraft beim Bankdrücken und Kniebeugen nach einer 10-wöchigen Behandlung mit 600mg Testosteron (Enanthat) pro Woche. (Bildquelle: Bhasin, S., et al., 1996)

Anabole Steroide werden auch von Frauen verwendet

Die meisten Leute nehmen an, dass anabole Steroide nur von Männern verwendet werden, aber viele Spitzen-Powerlifterinnen, Spitzen-Bodybuilderinnen, Figur-Athletinnen und sogar Top Bikini-Athletinnen greifen ebenfalls in die chemische Trickkiste. Das wird natürlich nicht offen kommuniziert, da man sie aburteilen und verhöhnen würde, aber es passiert überall auf der Welt.

In dem Fall nehmen sie jedoch kein Testosteron, da die Nebenwirkungen für Frauen zu heftig sind. Stattdessen wird hier oft zu Oxandralon (wie z.B. Anavar) gegriffen, welches ein – für Frauen – gewünschtes Verhältnis von anabolen zu androgenen Effekten besitzt. Da Frauen in der Regel eine Testosteron-Blutkonzentration zwischen 5-10% (im Verhältnis zu Männern) besitzen, reagieren sie sehr gut auf kleine Dosierungen an Androgenen, wie Oxandralon.

Aus diesem Grund sind Trainingsroutinen von Steroid-nutzenden weiblichen Trainierenden nicht progressiv genug für Frauen, die ohne Hilfsmittel trainieren.

Anabole Steroide werden auch von Frauen verwendet

Es geht nicht nur um die Herren – auch die holde Weiblichkeit kennt Mittel und Wege, um die Ausbeute in Sachen Muskel- und Kraft zu vervielfachen. (Bildquelle: Fotolia / dusanpetkovic1)

Es geht in beide Richtungen

Während Steroid-Nutzer verständnisvoller für naturale Athleten sein sollten, so gilt dies auch im Umkehrschluss. Viele naturale Trainierende gehen davon aus, dass sie nur einen Steroid-Zyklus durchlaufen müssen, um sich in einen Dan Green zu verwandeln.

  1. Zuerst einmal muss man klarstellen, dass es – wie beim Training ohne Hilfsmittel – starke inter-individuelle Variationen als Reaktion auf die Steroideinnahme gibt. Einige Jungs werden einfach massiv, während andere kaum wachsen.
  2. Zweitens sollte man diese Leute durchaus respektieren, da sie tagtäglich große Gewichte bewegen. Der kleinste Fehler sorgt dafür, dass du Einwohner von Snap City wirst. Wenn du 100-200 kg beugst, dann hast du mehr Spielraum für eine falsche Technik. Bei 300-400 kg muss alles stimmen. Aus diesem Grund passen viele Bodybuilder ihre Programme so an, dass sie keine zu großen Gewichte bei den großen Übungen bewegen, z.B. indem sie mit Vorermüdung, hohen Wiederholungsbereichen, Drop-Sets, sehr strikter Form und Pause-Reps arbeiten.

Schlussendlich ist das Leben eines Steroid-Nutzers nicht so glamourös, wie es scheint. Steroide sind teuer und illegal. Sie bringen dich in den Knast, wenn du damit erwischt wirst und es gibt eine Reihe von Hilfsdrogen und Supplemente, die eingenommen werden müssen, um die Schäden (z.B. an den Organen) zu minimieren und um Hormone in normalen Bereichen zu halten (z.B. Nolvadex). Die Blutwerte (Hämatokrit, Cholesterinprofil) und Blutdruck sind oft grauenhaft und sie kämpfen permanent mit Schlafapnoe, Stimmungsschwankungen und Problemen mit dem Sex-Drive (sowie viele andere Komplikationen bei der Durchführung alltäglicher Dinge, wie z.B. Hintern abwischen oder Rücken schrubben).

Außerdem liegt ihre Kalorienzufuhr jenseits von Gut und Böse (was teuer ist). Essen wird zu einem Vollzeitjob, um Kalorien- und Proteinbedarf zu decken. Tagein tagaus. Das Gras ist auf der anderen Seite des Zaunes nicht immer grüner.

       

Zusammenfassung & Fazit

Die meisten von uns könnte es nicht weniger kümmern, ob unsere Kollegen mit anabolen Steroiden experimentieren. Persönlich verurteile ich keinen Trainierenden, der zu Steroiden greift. Ich habe jedoch ein Problem damit, wenn Steroidnutzer arrogant sind, sich über natural Trainierende lustig machen, den eindeutigen Vorteil leugnen oder nicht verstehen wollen, wie sie die Effizienz verändern.

Wenn du zu anabolen Steroiden greifst, dann bleibe demütig und genieße die Kraft- und Muskelzuwächse. Indem du auf Natural-Athleten rumhackst, während du Steroide einnimmst, macht dich das zu einem echt armseligen, mental-fragilen Würstchen und Mobber.

Vor 10 Jahren absolvierte ich für einige Jahre ein MMA Training. Wir hatten zirka ein Dutzend Studiogänger, die zu der Zeit durch unsere Tür kamen – und die meisten überstanden nur einen einzigen Tag. Sie wurden von Athleten vermöbelt, die halb so viel auf die Waage brachten, wie sie und ein Großteil von denen hielt große Stücke auf das eigene Ego, weshalb sie auf der Stelle das Handtuch warfen.

Ich frage mich, ob die gleichen mobbenden Powerlifter sich über die viel schwächeren MMA Kämpfer lustig machen würde, wenn sie von Angesicht zu Angesicht stehen würden. Falls ja, würden sie sehr schnell die Quittung dafür bekommen. Ich respektiere die Kraft, die im Powerlifting liegt, sehr, aber Bescheidenheit noch mehr.

Wie dem auch sei: Ich hoffe, dass dieser Artikel ein wenig Licht darüber ins Dunkel bringt, wieso naturale Athleten „die Steroid-Karte spielen“, wenn ein Steroid-Nutzer Unsinn verzapft.

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Quellen & Referenzen

(1) Hoffman, JR., et al. (2009): Position stand on androgen and human growth hormone use. In: J Strength Cond Res: 23 (Supplement 5). S. 1 – 59.

(2) Bhasin, S., et al. (2001): Testosterone dose-response relationsships in healthy young men. In: Am J Physiol Endocrinol Metab: 281: S. 1172 – 1181.

(3) Bhasin, S., et al. (1996): The effects of supraphysiologic doses of testosterone on muscle size and strength in normal men. In: New Eng J Med: 335 (1): S. 1 – 7.

(4) Sowers, MF., et al. (2001): Testosterone concentrations in women aged 25 – 50 years: Associations with lifestyle, body composition, and ovarian status. In: Am J Epidemiol: 153 (3): S. 256 – 264.


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Bildquelle Titelbild: Fotolia / antondotsenko


Über

Bret Contreras (PhD, CSCS) wird vielfach als der führende Experte auf dem Gebiet Gesäßmuskeltrainings angesehen, was ihm unter anderem den Beinamen „The Glute Guy“ eingebracht hat. Auf seiner Seite BretContreras.com informiert der Personal Trainer seine Leser über effiziente Trainingsmethoden und Fitnesstraining.
Zusammen mit Chris Beardsley betreibt Bret darüber hinaus die Plattform Strength & Conditioning Research, die Abonnenten monatlich über neuste wissenschaftliche Erkenntnisse im Trainingsbereich informiert.
Bekannt ist Bret unter anderem auch durch seine regelmäßigen Beiträge in einschlägigen On- wie Offline-Magazinen, darunter Flex, Men’s Health, Muscle & Fitness, T-Nation.com, Bodybuilding.com und viele andere.

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