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Personal Trainer und Strength Coaches gibt es (auch hierzulande) wie Sand am mehr – Lars Richmann sticht mit seinem Background heraus und zählt mit seiner Expertise und Methodik mit Sicherheit zu jenen, die man näher im Auge behalten sollte.
Mit seinem persönlichen Youtube Kanal „LiftYouUP“ liefert Lars bereits seit vielen Jahren viele interessante und praktische Trainingstipps rund um Kraftsport & Powerlifting. Wir haben den gebürtigen Bergisch-Gladbacher mit seiner Wahlheimat Köln für euch zu einem ausführlichen In Depth Personal-Trainer Interview geladen, welches tiefe Einblicke in den Hintergrund, die Philosophie und Expertise des studierten Sportwissenschaftlers gibt.
Artikelinhalte
Personal Trainer im Interview: Lars Richmann (LiftYouUP)
Grüß dich Lars! Zuerst einmal vielen Dank, dass du dir die Zeit nimmst, um dich unseren vielen Fragen zu stellen. Erzähl uns und unseren Lesern ein wenig über deinen Background – persönlich und professionell.
Wie beginne ich diesen Part möglichst originell… hi, mein Name ist Lars, ich bin 27 Jahre alt und bilde mir ein wenig was von Krafttraining zu verstehen. Ich habe vor wenigen Monaten mein Studium der Sportwissenschaften an der Goethe Universität Frankfurt abgeschlossen, nachdem ich mir zuvor entspannte 1 ½ Jahre Zeit für meine Bachelor Thesis genommen hatte. Erst heute habe ich nochmal mein Bachelor Zeugnis in die Hand genommen, um die Bewerbung für mein Zweitstudium für Elektro- und Informationstechnik in Düsseldorf abzuschließen, welches natürlich nicht nur meiner steuerlichen Entlastung als selbstständiger Personal-Trainer dienen soll *hust*.
Aber wie dem auch sei… wenn ich in Frankfurt gefragt wurde, woher ich denn käme, lautete meine Antwort immer „aus Köln“. Genauer gesagt bin ich aber in Bergisch-Gladbach geboren, habe als Kleinkind mit meinen Eltern zusammen (hoffe ich zumindest) in Köln – Buchheim gewohnt, woraufhin wir nach Hennef gezogen sind, wo ich den Großteil meiner Jugend und Schulzeit verbrachte, um nach der Schule wiederum nach Köln zu ziehen, bevor es mich aufgrund des Wunsches „mal rauszukommen“ (und natürlich wegen einer Frau, wie könnte es anders sein), nach Frankfurt am Main verschlug.
Mein Traum war es immer ein voll tätowierter, steinreicher Basketball-Profi zu sein (natürlich in der NBA). Einen ganz passablen Level als Spieler konnte ich erreichen. Für die NBA hat es aber leider nicht gereicht und spätestens bei den Tattoos habe ich kläglich versagt (ich habe kein Einziges… man munkelt das tut verdammt weh). Sport gemacht habe ich schon immer und ehrlich gesagt wollte ich jede Sportart, die ich ausgeführt habe, zum jeweiligen Zeitpunkt, professionell ausführen. Darunter gehörten auch Leistungsturnen und Judo (und hinterher kam noch ein wenig boxen/kickboxen dazu, was auch meine frühe Faszination für den K1/MMA Sport erklärt).
Das „vernünftigste“ Vorhaben, das ich als Kind hatte, war es Architekt zu werden, aber auch dieser Gedanke wurde irgendwann verworfen. Es gab an sich nie einen Plan B, was den Basketball Profi anging. Deswegen habe ich auch nach der Schule noch ganze zwei Jahre in mein Training investiert, während ich nebenbei arbeitete. Darüber hinaus habe ich versucht über verschiedenste Anlaufstellen an ein College in den USA zu kommen (was nicht so einfach ist, wenn man weder Geld hat, noch einen über alle Maßen aussagekräftigen SAT, geschweige denn ein Talent für den Sport hat, das dem der Amis großartig voraus sei). Aber naja, um es aber kurz vorwegzunehmen… ich bereue nichts. Denn in meinem Vorhaben Basketball-Profi zu werden, fanden viele meiner Trainingsanteile vor allem in einer Umgebung statt… im Kraftraum. Nicht, dass ich damals gewusst hätte was ich tue. Umso mehr war ich aber davon überzeugt. Ich war der klassische Bro. Wenn mir aber noch nie etwas gefehlt hat (auch im Basketballsport), dann war es meine Bereitwilligkeit mir den Allerwertesten aufzureißen, weswegen ich auch mit eher dürftigen Trainingsmethoden recht gute Ergebnisse erzielen konnte. Das allein dürfte eventuell schon ein wenig darüber aussagen, was ich versuche meinen Trainees im Coaching zu vermitteln.
Auf jeden Fall hat sich aus meiner bis heute unantastbaren Leidenschaft, dem Basketball, eine weitere, nahezu ebenso essenzielle, Leidenschaft entwickelt. Und zwar der Kraftsport, der mir bereits sehr früh eine Art kompetitives Fundament geben konnte. Und das ohne die Voraussetzung einer kompletten Vereinsstruktur und vielen weiteren Teilnehmern.
Wie und wann bist du Personal Trainer bzw. Strength Coach geworden? Machst du das alles hauptberuflich oder nebenher?
Um an den vorangegangenen Abschnitt anzuschließen… zu der Zeit, als ich eine immer größer werdende Leidenschaft für den Kraftsport entwickelte, war auch die Fitness-Szene auf YouTube noch in ihren Kinderschuhen.
Ich erinnere mich an Content von Elliot Hulse, Omar Isuf und anderen, die die Szene bis heute geprägt haben. Der Narzisst in mir, der zu allem Überfluss auch noch dachte wirklich etwas von Kraftsport zu verstehen, hatte sich dabei schon früh gesagt, „das würde ich auch gerne machen“. Insgesamt hatten sich mir mit etwa 17-18 Jahren nun neue Türen geöffnet, die ich neben Basketball in Betracht gezogen hätte. YouTube war allerdings doch eher ein Hirngespinnst. Noch eher hätte ich mir vorstellen können als Athletiktrainer in einem Verein tätig zu sein… was letztendlich auch einer meiner Hauptbeweggründe war mich für das Sportwissenschaftsstudium bewerben.
Eigentlich habe ich mich immer für zu doof gehalten, um überhaupt zu studieren. Mein grandioses 3,2er Abitur half meinem Selbstvertrauen dabei auch nicht gerade auf die Sprünge. Umso aufregender war es für mich in Frankfurt zum Studium angenommen worden zu sein, nachdem ganze drei Jahre nach Abschluss der Schule ins Land gegangen waren. Neue Stadt. Neuer Lebensabschnitt. Neue Herausforderungen.
Ich entschied mich die Sneakers an den Nagel zu hängen und den Traum vom Basketball-Profi einen Traum sein zu lassen. Womit wir wieder zurück zu meiner damaligen Herzdame kommen, die mich immer wieder sehr gerne an mein Hirngespinst erinnerte mit YouTube anzufangen. Kurzerhand suchte sie mir eine bezahlbare Canon 600D auf Amazon raus (die typische YouTuber Cam zu dem Zeitpunkt), im Grunde genommen mit der Message: „Mach es einfach“.
Eigentlich suchte ich zuvor nach dem „richtigen Moment“ um mit YouTube zu beginnen, aber den gab es nicht wirklich. Ich musste es einfach tun. Und das tat ich dann auch. Meine Hochnäsigkeit hinsichtlich meines vermeintlichen Wissens hatte glücklicherweise zu diesem Zeitpunkt einen gewissen Peak erreicht. Glücklicherweise deswegen, da ich sonst wahrscheinlich nie damit angefangen hätte. Zur selben Zeit hatte auch einer meiner besten Freunde die Schnauze voll von meinem Besserwissertum, weswegen er mich in die nächst beste Fitness-Gruppe auf Facebook einlud, nach dem Motto „hier, nerv’ die Leute und nicht mich“.
Die besagte Gruppe sollte die Fitness & Bodybuilding Märchengruppe sein, die, wie ich sagen muss, der wahrscheinlich beste Einfluss war, dem ich hätte ausgesetzt werden können. Nicht nur lernte ich sehr coole Leute in der Szene kennen, sondern mir wurde auch an einigen Stellen vor Augen geführt, wie unglaublich viel ich neben NICHT wusste. Schade, an dieser Stelle, dass die Gruppe ein wenig eingeschlafen zu sein scheint. Auf jeden Fall kam ich über die Märchengruppe erstmalig in Kontakt mit Mark Rippetoes „Starting Strength“ (zum Aesir Sports Buchreview), das mir einer der Admins zukommen ließ (liebe Grüße an dieser Stelle an Janosch). Von dort aus waren alle weiteren Schritte das Ergebnis einer einzigen Kettenreaktion.
In Kombination mit meinem Studium, setzte ich mich immer mehr mit Content und Literatur auseinander, die mich einerseits von meinem hohen Ross herunterholte, andererseits meinen Horizont stark erweiterte. Wovon natürlich auch mein YouTube Content profitieren sollte. Insofern muss ich wohl meine vorherige Aussage revidieren. Es gab den richtigen Moment. Nur war es ein absoluter Zufall, dass ich dann mit YouTube begann, als ich mit den richtigen Einflüssen von außen konfrontiert war, wodurch ich mir relativ früh einen gut konnotierten Namen in der Powerlifting Nische machen konnte.
Und so langsam kommen wir auch dazu, wie ich überhaupt Trainer geworden bin. Denn aus meiner YouTube Tätigkeit, dem immer größer werdenden Feedback, dass ich meine Sache gut machte und auch meiner zuvor bestehenden Vorstellung bestimmt irgendwann mal etwas in diese Richtung tun zu können, entwickelte sich stückweise auch die Realisation, dass ich im Prinzip dabei war, meinen eigenen Kundenstamm heranzuzüchten. Ich machte mir allerdings keine Illusionen, dass ich erst noch ein wenig Erfahrung sammeln musste.
In den ersten drei Jahren meines Kanals und während meines Studiums, gab ich daher kostenlose Tipps an jeden raus, der mich um Rat bat, als sei ich bei der Wohlfahrt gewesen. Nicht zu vergessen ist natürlich die geradezu legendäre Zeit im Kraftraum der Uni. Dort nahm ich ebenfalls jede Gelegenheit wahr, auch während meines eigenen Trainings anderen unter die Arme zu greifen. Es mag cringy klingen, aber anderen zu helfen hat mir schon immer ein tolles Gefühl gegeben. Und das meine ich durchaus auch auf einer egozentrischen Ebene. Natürlich hat mein Gegenüber davon profitiert, dass ich ihm helfen wollte. Aber es war auch die Anerkennung und eben jenes Gefühl, dass mich dazu motivierte, andere „upzuliften“, haha.
Aus diesem Gefühl und dem Konzpet „succesful people lift others up“, das auch schon von Elliot Hulse gepredigt wurde, entstand letztlich auch mein Kanalname „LiftYouUP“. Diesen Namen und diese Überzeugung trage ich bis heute in das was ich mache. Kumbaya schön und gut. Meine Reputation wuchs stetig (zumindest in der zuvor erwähnten Nische, denn wir müssen uns nichts vor machen, dass ich immer noch ein kleiner Fisch bin), aber ich war immer noch broke.
Durch meine Tendenz mich immer an Leute zu heften, die schlauer und vor allem schon weiter waren als ich, wuchs auch mein Business Sense. Ganz ungelogen, ich hatte schon immer ein Problem damit, Geld von anderen Menschen zu nehmen. Ich habe selbst meine Eltern nie nach Geld gefragt. Was zwar zunächst nach einer tollen Eigenschaft klingt, ist für jemanden, der zweifelsfrei Geld machen wollte (man erinnere sich an den reichen NBA – Profi), nicht zwingend die beste Eigenschaft. Ich musste also lernen, dass meine Zeit und die Tipps, die ich anderen gab, einen gewissen Wert hatten.
Zum Ende meines Studiums hin kristallisierte sich immer mehr hinaus, was ich machen wollte. Beziehungsweise, ab einem gewissen Punkt war es klar, dass ich YouTube indirekt zu meinem Business machen wollen würde. Aber nun, nachdem auch ein gewisses Following aufgebaut war, wurde es immer realistischer, dass dies auch tatsächlich klappen könnte. So meldete ich (vor wenigen Monaten) nach Abschluss der Uni ein Gewerbe als Personal-Trainer an. Samt überraschten Blick des Beamten im Gewerbeamt, der nicht recht verstehen konnte, wie man so etwas als Vollzeittätigkeit machen könne.
Seither konzentriere ich mich vor allem auf die Online Betreuung von Trainees, die daran interessiert stärker und muskulöser zu werden. Gleichzeitig trimme ich meine Kunden gerne dahin, ihre Komfortzone zu verlassen und in Betracht zu ziehen, an einem Powerlifting – Wettkampf teilzunehmen. Wenn ich einen Trainee zu diesem Punkt gebracht habe, weiß ich, dass ich meine Sache gut gemacht habe. Denn wer sich überwinden kann, ohne jegliche zuvor bestandene kompetitive Ambition, an einem Wettkampf teilzunehmen… der bleibt für immer am Eisen.
Hast du selbst irgendwelche Mentoren gehabt? Gibt es Trainer & Coaches, bei denen du sagen würdest, sie hätten dich inspiriert, gefördert oder anderweitig beeinflusst?
Einen Mentor, der mich direkt an die Hand genommen hat, hatte ich in dem Sinne nicht. Wie im vorherigen Abschnitt angesprochen, gab es aber durchaus einige positive Einflüsse. Sei es durch die Admins der Märchengruppe, die bereits einiges an Erfahrung und Hintergrundwissen mitbrachten. Oder bereits etablierte Coaches, wie ein Frank Taeger (siehe auch unser bestehendes PT Interview mit Frank), die ständig interessanten Input zur Verfügung stellten, den ich versucht habe, für mich zu vereinnahmen.
Allen voran dabei sicherlich Mark Rippetoe, dessen Buch „Starting Strength“ im Grunde genommen der Kick-Starter für meinen YouTube Kanal war, nachdem ich die Inhalte des Buches für meine Zwecke mediiert hatte (in Form meiner Tutorials zu den Grundübungen, Kniebeugen, Bankdrücken, Kreuzheben und Überkopfdrücken, die bis heute meine am besten geklicktesten Videos sind).
Ich würde vermuten, dass ich an dieser Stelle den klassischen Weg gegangen bin, wie einige vor mir. Man übernimmt Gedankengänge, Methoden, an der ein oder anderen Stelle ggf. sogar Charakterzüge, wirft alles in einen Topf und rührt sich über die Zeit seine eigene Stil-Suppe zusammen. Zumindest ist das meine Erfahrung. Besonders die Art und Weise, wie ich mich auf YouTube, aber auch in Kundengespräche präsentiere, wurde enorm geprägt durch die Einflüsse anderer Content Creator, die ich weiter oben teilweise schon beim Namen nannte. Durch diese Einflüsse wurde ich vor allem stets dazu inspiriert ich selbst zu sein. Mich nicht zu verstellen. Was in Wahrheit aber irgendwo wiederum ein Widerspruch in sich war. Denn es dauerte nicht lange, bis ich mir angewöhnte auf eine ganz bestimmte Art und Weise zu reden und meine Skripte auszudifferenzieren, um schlichtweg zu erreichen, dass ich mir meinen eigenen Videos anschauen konnte, ohne dabei zu „cringen“.
Insofern ist das, was ich auf YouTube dargestellt habe, am Ende des Tages eine falsche Authentizität. Nach mittlerweile 4 Jahren Videos machen, haben sich diese Dinge allerdings so verselbstständigt, dass sie am Ende doch irgendwie Teil des Charakters geworden sind.
Wie sieht dein Trainings-Stil aus? Welche Methoden nutzt du hauptsächlich?
Mein eigenes Training, und am Ende auch das, was ich meinen Klienten vermittle, basiert auf nichts weiter, als der vermeintlichen Perfektionierung der Ausführung der Grundübungen, um diese als primären Proxy für Kraftentwicklung und Muskelaufbau zu nutzen, mit dem Endziel der Körper-Rekomposition.
Die Methodik richtet sich dabei nach dem sehr banalen Ziel, über die Zeit mehr Gewicht zu bewegen, als zu einem früheren Zeitpunkt. Das in der Annahme, dass langfristige Gewichtssteigerung zwangsläufig mit einer Zunahme an Muskelquerschnitt einhergehen müssen. Ganz zu schweigen von dem funktionalen Aspekt, den Grundübungen erfüllen.
Im Endeffekt finde ich also einfach Wege, Be- und Entlastung des Trainees so zu steuern, dass er die Gewichte schafft, die ich ihm (meist in einem wöchentlichen Rhythmus) vorgebe. Die konkrete Trainingsplangestaltung ist ganz klar dem Kraftdreikampf, aka „Powerlifting“ entnommen, welche vor allem Ganzkörperbelastungen anstrebt. D.h., die Grundübungen, sowie Variationen dieser, werden mehrfach über die Woche ausgeführt. Vom Aufteilen des Körpers in verschiedene Muskelpartien wird bewusst abgesehen. Nichtsdestotrotz wird ab einem gewissen Trainingsstand auch mit Übungen gearbeitet, die klassischerweise wahrscheinlich eher im Bodybuilding angesiedelt sind. Auch diese Übungen werden aber mit der konkreten Zielsetzung versehen, größere Volumina über die Zeit zu akkumulieren.
Grundlage des Trainings stellen also, wie der Name bereits sagt, die Grundübungen dar, während Variationen dieser und Assistenz- und Isolationsübungen um dieser herum „gebaut“ werden.
Insgesamt aber sucht man einen magischen Ansatz in meiner Art und Weise zu coachen vergebens. Als jemand, der einen athletischen Hintergrund hat, verstehe ich vor allem eines sehr gut: dem Klienten beizubringen, wie man sich den Arsch aufreißt. Und vor allem, wie man diese Anstrengung optimal operationalisieren kann, in Form der Grundübungen.
Hast du für uns Beispiele von Erfolgsstories von Kunden, die du trainiert hast?
Jeder meiner Kunden ist eine eigene Erfolgsstory… Späßgen, haha.
Aber Ernst beiseite. So betrachte ich es im Grunde tatsächlich, da ein Trainee mit dem Wunsch zu mir kommt, auf sehr spezifische Art und Weise Fortschritte zu erzielen; in der Regel im Rahmen von Muskel- und Kraftzuwächsen. Und das Schöne am Personal-Trainer-Dasein ist, dass diese Fortschritte mit den richtigen Ansätzen, unglaublich leicht und effizient zu erreichen sind.
Natürlich gibt es die ein oder andere härtere Nuss, aber am Ende des Tages ist der menschliche Körper doch sehr bereitwillig zu wachsen und sich zu verändern. Und dementsprechend große Sprünge sind immer wieder im Training der Kunden zu erkennen. Nicht selten begleitet von einer allgemeinen Verbesserung des Gesundheitszustandes, verflogenen Schulter- und Rückenschmerzen und all die positiven Veränderungen im Bereich „Körpergefühl“, die mit progressivem Krafttraining einhergehen.
Das beste Erlebnis hatte ich wahrscheinlich tatsächlich mit meinem aller ersten Trainee, der sich von mir auf einen Powerlifting-Wettkampf vorbereiten lassen wollte… mit vollem Erfolg. Alle geplanten Gewichte wurden getroffen, oder sogar ÜBERtroffen. Die Dankbarkeit, die mir in dem Moment entgegengebracht wurde (auch wenn Er natürlich die eigentliche Arbeit hatte leisten müssen), war eines der tollsten Gefühle, welches ich in diesem Sport gehabt habe. Und mit Sicherheit war die auch der Moment, in dem ich wusste, dass ich mich für den richtigen Weg entschieden hatte… und scheinbar auch tatsächlich nicht so schlecht bin in dem, was ich tue.
Practice what you preace: Lars Richmann ist leidenschaftlicher Powerlifter, der u.a. Wettkämpfe bestreitet. Hier beim Lift Off des Lifters Strength Club.
Wer waren die bekanntesten Klienten, die du trainiert hast?
Namhafte Athleten haben bislang noch auf sich warten lassen, auch wenn der ein oder andere Kontakt natürlich besteht. Allerdings fokussiere ich mich generell eher auf die Entwicklung der „Zivilpopulation“, in dem Sinne.
Ich möchte erreichen, dass Kraftsport, der auf der Ausführung der Grundübungen basiert, Mainstream wird, da ich es für die schlichtweg effizienteste Methode halte, langfristig dabei zu bleiben und Fortschritte zu erzielen. Wenn das bedeutet, eine Mutter in ihren 40ern auf einen Wettkampf vorzubereiten, die anschließend ihren Freundinnen beim nächsten Mädelsabend davon erzählt, wie toll ihr Training läuft und dass die Girls das mit den Kniebeugen, Bankdrücken und Kreuzheben mal ausprobieren sollten, anstatt immer auf den Stepper zu gehen, dann habe ich mein Ziel erreicht.
Kannst du uns einen Beispiel-Ernährungsplan und –Trainingsplan vorstellen, den du für einen Klienten zusammengestellt hast?
Ernährungspläne erstelle ich nicht, da ich es für das falsche Konzept halte, jemanden vorzuschreiben was er essen soll, ohne dass der eigentliche Bildungsauftrag über das, was eine ausgewogene Ernährung ausmacht, erfüllt wurde.
Soll heißen, ich unterhalte mich mit dem Klienten schlichtweg über seine Ernährungsgewohnheiten, kläre ihn ggf. über gewisse Dinge auf, die faktisch nicht korrekt sind und gehe dann relativ zügig zu einem praktikablen Ansatz über, der den eigenständigen Umgang mit einer Kalorienzähler-App behandelt. Sofern notwendig, versuche ich den Trainee dazu zu befähigen, Ernährung zu verstehen und eigenständig flexible Ernährungsentscheidungen treffen zu können.
Das sinnvollste Beispiel eines Trainingsplan stellt hier wahrscheinlich eine klassische, sog. „lineare Progression“ dar (da der Leser, der sich vielleicht für Powerlifting interessiert, über solch einen Trainingsplan den Einstieg finden sollte).
Man nennt es lineare Progression, da sich für einen begrenzten Zeitraum auf einen festen Satz- und Wiederholungsbereich beschränkt wird (zumeist 3 Sätze a 5 Wiederholungen) und von Trainingseinheit zu Trainingseinheit stückweise das Gewicht in den bereits erwähnten Grundübungen (Kniebeugen, Bankdrücken, Kreuzheben, Over Head Press) erhöht wird. Dabei steht im Vordergrund, dass die Bewegungen als solche, perfektioniert werden, während gleichzeitig auch die muskuläre Belastung steigt. Auf diese Art und Weise findet ein sauberer Übergang statt, von reinem Bewegungslernen, hin zu einem Punkt, an dem der Körper größere Muskeln benötigt, um die ansteigenden Lasten weiterhin bewältigen zu können.
In diesem Beispiel würden die Grundübungen etwa 3x wöchentlich ausgeführt werden und das im Prinzip so lange, wie man auf diese Weise noch Fortschritte erzielen kann. Dieser Abschnitt des Anfängertrainings ist für den Trainee in der Regel der erfreulichste, da Fortschritte und Erfolg beinahe schon garantiert sind, sofern sich auch an das Programm gehalten wird. Wer über den Punkt hinaus kommt, an dem eine lineare Progression sinnvoll ist, der wird bereits Gewichte bewegen und ggf. auch eine körperliche Veränderung vollzogen haben, die er sich zuvor kaum erträumt hätte.
Welche typischen Fehler machen Klienten, ehe sie zu dir kommen und du sie coachst?
In meinem individuellen Fall muss ich sagen, dass viele meiner Klienten ein bereits sehr gutes Vorwissen besitzen, was sicherlich daran liegt, dass bislang noch jeder auch gleichzeitig Verfolger meines oder anderer YouTube-Kanäle war. Besonders ernährungsbedingte Beratung ist in der Regel kaum nötig, da für die meisten der Performance-Aspekt im Vordergrund steht und sich bereits sinnvoll ernährt wird. Zumeist sind es noch technische Feinheiten, an denen gefeilt werden muss, die nicht selten den Unterschied für unmittelbare Erfolge im Training bedeuten.
Das aber größte Problem stellt für die meisten nicht etwa Ernährung, Disziplin oder gar ein gewisses Trainingsverständnis dar. Sondern tatsächlich die Befähigung des Abrufens der eigenen Kapazitäten und neuromuskulären Fähigkeiten.
In anderen Worten… die meisten Trainees wissen einfach nicht, wie es sich anfühlt, sich wirklich anzustrengen. So lautet einer der effektivsten Tipps im Kundengespräch gerne mal: „Drück einfach fester gegen die Stange!“. Übrigens auch eine der Philosophien, die ich mir in meiner aktiveren Zeit in der Märchengruppe angeeignet habe. Bis heute kenne ich kaum einen besseren Weg, einen Trainee dazu zu bewegen, mehr von dem abzurufen, was er eigentlich wirklich leisten kann. Es muss nicht immer alles unglaublich kompliziert sein. Und teilweise ist die Erleichterung des Trainees deutlich spürbar, wenn ich ihm zeige, dass es eigentlich nur ein recht begrenzter Rahmen ist, dem er seine volle Aufmerksamkeit zuwenden muss, um Erfolge im Gym zu erzielen.
Nehmen wir einmal an du hast einen neuen Klienten: Wie steigst du mit ihm in ein neues Trainings- und Ernährungsprogramm ein? Führst du eine Anamese durch?
Zunächst mal liegt es mir immer an Herzen ein erstes kostenloses Gespräch zu führen. Sei es über Skype oder noch lieber persönlich im Kölner RheinGym, in dem ich selbst trainiere oder Coachings gebe.
Dabei muss es auch nicht immer direkt um das Sachliche gehen. Ich möchte mir erst ein Bild von dir machen und noch wichtiger, der Trainee sich eins von mir. Es kann dann gut und gerne sein, dass sich zwei Stunden lang unterhalten wird, ohne auch nur einmal über Training gesprochen zu haben. Das ist dann natürlich eine Frage der Kalenderkapazität, sowohl von mir, als auch des Trainees. Manchmal wird auch direkt Tacheles geredet. Aber die Freiheit den Menschen, anstatt nur den Klienten kennenzulernen, möchte ich mir für den Einstieg nehmen.
Sobald das sachliche Gespräch Fahrt aufnimmt, wird sich dann in der Regel zunächst über die Trainingsvergangenheit des Trainees unterhalten. Welche Programme er bereits absolviert hat, welche Ziel er hat, ob es pathologische Vorgeschichten gibt, ganz zu schweigen von den ganz normalen Daten zur Person; Größe, Körpergewicht etc. pp. Eine Anamnese ist Sachen Körperfettanteilsmessung etc., gab es bislang nicht. Auch dies liegt sicherlich an der Pre-Selektion, die über meinen YouTube-Kanal zustande kommt. Allerdings würde ich diesen Ding generell nicht allzu viel Aufmerksamkeit schenken. Gerade sobald es um körperliche Rekomposition bei NICHT-Athleten geht, denke ich, dass man den Einstieg nicht komplexer gestalten muss als nötig. Kennenlernen. Ab unter die Stange. Stärker werden.
Personal-Trainer sind auch nicht perfekt. Welche typischen Fehler machen viele Trainer in deinen Augen?
Jeder Personal-Trainer entwickelt im Laufe der Zeit seine eigene Philosophie und es wäre nicht angebracht meinen Stil Anderen aufdrücken zu wollen. Wenn es aber wiederkehrende Probleme gibt, dann ist es in meinen Augen schlichtweg ein gewisser allgemein fehlender Kenntnisstand über das Training mit einer Langhantel. Wobei ich vermuten würde, dass sich auch das derweilen deutlich verbessert hat.
Aus meiner Haltung zu Ernährungsplänen usw., wird man sicherlich ableiten können, dass ich nicht viel davon halte, wenn Personal-Trainer ihren Klienten Reise-Pute-Brokoli Pläne schreiben. Aber auch dieser Ansatz wird von Kunde zu Kunde seine Berechtigung haben. Auch der 08/15 Trainer, der seinen Kunden einen 5er Split machen lässt, wird diesem Erfolge verschaffen, sofern er ihn regelmäßig in seine Trainerstunde bekommt. All bets are off. Ich konzentriere mich einfach auf das, was ICH mache und lasse mich ansonsten von außen inspirieren, wenn mir Coaches über den Weg laufen, die Ansätze verfolgen, die ich für sinnvoll halte.
Wenn du noch einmal mit deiner Personal Trainer Karriere von vorne anfangen könntest – was würdest du diesmal anders machen?
Ehrlich gesagt nichts, denke ich, haha. Etwas besser machen kann man sicherlich immer, aber bis hierhin lief alles sehr gut. Und da ich für mich stets eine Verbesserung des vorherigen Zustands anstrebe, impliziert das bereits, dass mit etwas ggf. noch nicht Optimalem begonnen werden musste.
Eventuell hätte ich schon eine bestehende Website, die derzeit noch im Aufbau ist. Aber ansonsten würde ich es wahrscheinlich nochmal genau so machen.
Da sage noch einer, dass man mit Masse nicht fliegen kann: Eine weitere Leidenschaft des Bergisch-Gladbachers ist das Basketball spielen. Zum NBA Profi hat es nach eigenen Angaben jedoch (leider) nicht gereicht.
Welche Maßnahmen ergreifst du, dass deine Klienten auch nach einem Coaching dranbleiben? Gibt du ihnen Trainings- und Ernährungspläne mit auf den weiteren Weg?
Bisher ist nur ein einziger Trainee aus persönlichen Gründen aus dem Coaching ausgestiegen. Da ich meinen Trainees bislang auch stets Ergebnisse verschafft habe, wollte sonst aber auch niemand aussteigen.
Soll heißen: Ich bevorzuge es, Menschen an mich zu binden, die auch wirklich langfristig mit mir arbeiten wollen. Dementsprechend klein ist der Durchlauf an Trainees. Aber wenn ich mehr Leute ansprechen möchte, tue ich das über meinen YouTube-Kanal. Um es aber ganz knallhart zu sagen: wer aussteigt, ist wieder auf sich allein gestellt.
Was tust du, damit deine Klienten motiviert bleiben?
Ich sorge dafür, dass sie Ergebnisse erzielen. Wer seine Kniebeuge und seinen Deadlift verdoppelt, der möchte nicht so schnell wieder aufhören.
Kommen Klienten auch mit privaten Problemen zu dir? Fühlst du dich manchmal eher als Therapeut, denn als Personal-Trainer?
Absolut und ich begrüße das auch. Ich möchte dem Trainee zwar nicht das Gefühl vermitteln, dass er sich mit mir über sein Privatleben unterhalten MUSS, aber im ersten Kundengespräch formuliere ich in der Regel bereits eine Art „Angebot“, dass man das jederzeit tun kann. Wenn auch gleich ich ebenso klarstelle, dass ich kein ausgebildeter Therapeut bin und eine solche Tätigkeit ganz klar nicht ersetzen kann.
Aber wie zuvor erwähnt, bevorzuge ich es sehr, auch den Menschen hinter dem Kunden zu kennen, da dadurch auch die Arbeit im Gym deutlich erleichtert wird. Man entwickelt bestimmte Umgangsformen mit unterschiedlichen Trainees, merkt wie der andere „tickt“ und im besten Falle erreicht man sogar ein freundschaftliches Verhältnis, was einen noch stärker aneinanderbindet und die Zusammenarbeit angenehmer gestaltet… zumeist. Denn es gibt auch gar klar Fälle, in denen ein Stück mehr Distanz dem Coach – Trainee – Verhältnis zuträglicher gewesen wäre. Aber auch hier ist meine Philosophie davon geprägt, dass die Trainees mich bereits durch meinen Kanal kennen und natürlich auch an dem Menschen hinter dem Coach interessiert sind.
Das macht diesen Job für mich so unersetzlich. Denn wie ich es bereits in einem meiner vergangenen Videos formulierte: wer sich von mir coachen lässt, kauft im Prinzip einen Freund, haha. Und so seltsam das klingen mag, ich habe auch den Eindruck, dass dieses Verhältnis dem Trainee deutlich erleichtert, die entsprechenden Summen in mich zu investieren.
Trainierst du Frauen anders als Männer?
Nein. Wenn auch gleich es natürlich physiologische Unterschiede zwischen Frauen und Männern gibt, die einen Einfluss aufs Training haben. Solche behandele ich auch in einem meiner Videos („Krafttraining für Frauen“).
Diese Unterschiede haben aber keinen Einfluss, der groß genug wäre, als dass er das Grundgerüst im Training maßgeblich umgestalten würde. Klassischerweise können sich andere Vorgaben im Wiederholungs- und/oder Satzschema ergeben. Auch die mentale/emotionale Ebene, auf der man kommuniziert, kann durchaus eine andere sein. Zumeist übergebe ich aber der Dame das Steuer, sobald es um den Einfluss typischer „Frauenprobleme“ geht, da ich mich in solchen Momenten in Gewässer begebe, deren Impact ich nicht gut genug einschätzen kann... no pun intended.
Bevorzugst du eher männliche oder eher weibliche Klienten? Wieso?
Männliche Klienten sind in vielerlei Hinsicht sicherlich unkomplizierter, wohingehend Frauen deutlich leidensfähiger scheinen. Insofern gewinnt hier keines der beiden Geschlechter, weswegen es mir im Endeffekt egal ist, solange beide die vorgegebenen Gewichte auf die Platte bekommen.
Wie stehst du zu dem Thema Supplemente? Empfiehlst du gewisse Produkte an deine Klienten weiter?
Ich hatte schon immer eine sehr liberale Haltung zum Thema Supplemente. Whey, Kreatin & Co. gehörten auch noch zu Zeiten, als ich selbst für Supplemente bezahlen musste, zur „Standardausrüstung“ sozusagen. Das gesagt, da ich seit ein paar Jahren mit Mic Weigl (siehe auch unser ausführliches Interview mit Mic) und seit Existenz der Firma, auch mit More Nutrition angebandelt bin, sind es vor allem die Produkte aus den entsprechenden Lagern, die ich weiterempfehle.
Hier steht ja derzeit besonders das Omega 3 – K2 – D3 Essentials Produkt in aller Munde, welches ich am häufigsten empfehle. Und sei es nur, dass ein Jeder sich mit seinem Arzt in Verbindung setzt, um herauszufinden, ob ggf. Mängel bestehen, die durch ein Produkt wie die Essentials ausgebessert werden könnten.
Da sich die Einnahmen, die ich als More Nutrition – Affiliate erziele, im Rahmen halten, sollte es nicht allzu schwer sein, mir den benefit of the doubt zu geben, dass es sich dabei um eine Zusammenarbeit aus Überzeugung handelt.
More Nutrition konnte sich bislang mit wissenschaftlich sehr gut ausgearbeiteten Produkten am Markt platzieren, ganz zu schweigen vom durchweg positiven Feedback des Kundenstamms. Von einer absoluten Notwendigkeit würde ich niemals sprechen, sobald es um Nahrungsergänzung geht. Das Problem ist, dass die „Lebensstil-Optimierung“, die mit solchen Produkten angestrebt wird, häufig mit Behauptungen einer solchen absoluten Notwendigkeit verwechselt wird.
Natürlich wollen Firmen Geld verdienen, aber den „bad rap“, den Supplent-Firmen bekommen, einfach nur weil sie Supplement-Firmen sind, kann ich häufig nicht nachvollziehen… Okay, es gibt schon eine Menge Blödsinn. Aber gerade an diesem Punkt bin ich sehr froh, vollends hinter einer Marke wie More Nutrition stehen zu können, besonders da ich weiß, wer noch alles in die Entwicklung der Produkte involviert ist. Wenn auch gleich Ich versuche stets skeptisch zu bleiben.
Hast du deinen Coaching-Ansatz nach all den Jahren an Erfahrung verändert? Was hat sich seit Beginn deiner Karriere getan?
Da ich erst seit kurzem mein Gewerbe eröffnet habe, kommen wir auf diese Frage vielleicht nochmal ein paar Jahren zurück, haha.
Was kostet das Personal Training / Coaching bei dir? Und was bekommt man als Klient dafür? Bietest du auch ein Online-Coaching an? Wenn ja: Wie unterscheidet sich das von einer persönlichen Betreuung?
Das Angebot unterscheidet sich primär in Online Coaching und persönlichem Coaching im RheinGym. Da ich noch nicht lange im RheinGym aktiv bin, fanden die meisten Betreuungen bislang online statt. Derzeit möchte ich aber definitiv die persönliche Betreuung ausweiten.
Für das Basis Online Coaching bezahlt der Kunde 100 € im Monat, respektive 250 €, wenn er direkt drei Monate im Voraus bucht. In dieser Zusammenstellung bekommt er wöchentliches Feedback zu allem, was in seinem Training geschieht: Technik-Analysen, Trainingsplanung, Beantwortung von sich angesammelten Fragen… und natürlich die erwähnten Therapiestunden, haha.
Möchte der Trainee einen häufigeren (spontanen) Austausch wahrnehmen, dann bezahlt er 300 € im Monat, respektive 700 € für drei Monate im Voraus. Das letztere Konzept bevorzuge ich als Coach natürlich. Nicht nur, da ich mehr verdiene, sondern da auf diese Weise viel detaillierter und effektiver ins Training eingegriffen werden kann und nicht erst eine Woche vergeht, bis Fragen beantwortet werden, die dem Trainee auf der Seele brennen.
Der Bestseller ist bislang das Live Technik Coaching, welches live im RheinGym stattfindet. In diesem kontrolliere ich die Technik des Trainees in allen vier Grundübungen (Kniebeugen, Bankdrücken, Kreuzheben und Überkopfdrücken), für 150 €. Ohne auf die Uhr zu gucken. Es dauert also so lange, wie es dauert. Das Live Technik Coaching besonders gerne als Einstieg in das Online Coaching wahrgenommen, da die Beherrschung der Grundübungen nicht selten innerhalb dieses einen Coachings abgeschlossen werden kann.
Ansonsten sieht die Preisgestaltung für reguläres Personal Training 100 € pro Stunde vor (mit einem Augenzwinkern, wenn es mal ein paar Minuten mehr sind, abhängig von der Kalenderdichte). Auch hier bekommt der Kunde im Grunde alles, was in einem Coaching überhaupt abgedeckt werden kann… mit Ausnahme der Ernährungspläne, wie bereits besprochen.
Abschließend kann auch die Technik einzelner Übungen online kontrolliert werden, für 40 € das Stück, oder wiederum alle Übungen für 80 €. In diesem Falle schickt der Kunde ein paar Videos seiner Technik(en) ein und bekommt eine Video-Antwort von mir zurück. Entscheidet er sich, eine oder alle Übungen erneut kontrollieren zu lassen, so fällt der Preis für jede weitere Kontrolle auf 25 €, respektive 50 € (in der Annahme, dass es bei jedem weiteren mal weniger zu verbessern geben wird).
Du betreibst unter dem Namen „LiftYouUP“ einen eigenen Youtube-Kanal, der einen starken Fokus auf Kraftsport hat. Mit welcher Intention hast du den Kanal gegründet? Hast du ein Ziel oder eine Vision, welches du damit verfolgst? Gibt es konkrete Pläne für das Erstellen der Videos oder machst du alles „frei Schnauze“? Wie oft erscheinen Videos auf dem LiftYouUP Kanal?
Die ursprüngliche Intention für meinen LiftYouUP YouTube-Kanal war sicherlich eine vermeintlich heroische, da ich für mehr Aufklärung in der Fitness-Szene sorgen wollte, in Anbetracht der, besonders damals, kursierenden Fehlinformationen in Sachen Training und Ernährung.
Mit dem Aufkommen der Powerlifting-Szene in den USA sah ich außerdem die optimale Möglichkeit, einen Trend, der gerade in Übersee entstand, aufzugreifen und für die deutsche Fitness-Szene zu mediieren. Mit dieser Idee war ich zwar nicht der Erste, aber sonderlich salonfähig schien das schwere Training mit der Langhantel bis vor ein bis zwei Jahren noch nicht zu sein. Umso eher beobachte ich mit Freuden immer mehr Menschen mit Gewichtheberschuhen und KDK-Gürteln im Gym rumlaufen zu sehen …auch wenn es an der ein oder anderen Ausführung noch hapert. Aber die Entwicklung ist sehr erfreulich und ich denke, es geht alles in eine sehr gute Richtung. Entsprechend hieß übrigens auch das aller Erste Video auf meinem Kanal: „Zeit für was Neues – Der Powerlifting Trend aus den USA MUSS nach Deutschland!“:
Neben meinem Ziel, der Fitness-Szene einen anderen Zugang zum Kraftsport zu vermitteln (oder zumindest meinen Teil dazu beizutragen), habe ich mir dennoch nie etwas vorgemacht, dass ein Großteil meiner Motivation den Kanal fortzuführen, darin besteht, die eigenen narzisstischen Bedürfnisse zu befriedigen; gesehen zu werden, Aufmerksamkeit zu erlangen; sich „verwirklichen“… insgesamt bin ich in vielerlei Hinsicht ein vom Ego getriebener Mensch. Ich helfe anderen Menschen enorm gerne im Rahmen meiner Möglichkeiten. Primär ist es aber das positive Gefühl, das ich selbst dabei empfinde, welches das Helfen für mich zu etwas macht, das ich gerne tue. Es geht also eigentlich viel mehr um self reward… wobei ich nicht weiß, ob das nicht generell der Key Driver in Menschen ist, die gerne etwas für andere tun… keine Ahnung.
Wie dem auch sei, auf jeden Fall würde ich meiner Egomanie nicht unbedingt etwas Schlechtes abgewinnen wollen, denn ironischerweise profitieren andere von ihr, was also immer eine gewisse Symbiose gewährleistet. Und des Weiteren habe ich einen sehr stark ausgeprägten Moral Code.
Beispielsweise kann ich nicht lügen. Bzw., ich „kann“ es schon, aber es bewegt sich so krass abseits meiner Prinzipien, dass ich es (zumindest willkürlich) fast nie tue. D.h., selbst wenn ich meinen Kanal nur führe, weil ich dadurch meine narzisstischen Triebe füttere… ich achte stets darauf meine Befriedigung nicht auf Kosten anderer zu erlangen. I Lift YOU Up… netter Nebeneffekt: dadurch fühle ICH mich gut. So in etwa kann man es sich vorstellen, haha.
Was das Erstellen meiner Videos angeht… diese Frage ist sehr schnell mit „Frei Schnauze“ beantwortet. Da ich mich derzeit voll auf YouTube und mein Personal-Training konzentrieren kann (da ich die Uni nun abgeschlossen habe), hat sich mittlerweile ein gewisser Upload-Rhythmus eingestellt. Allerdings habe ich Videos schon immer nach Lust und Laune gemacht, was für mich bislang das beste Mittel für eine gewisse Adhärenz gewesen zu sein scheint.
Primär unterscheiden sich meine Videos wohl vor allem darin, ob sie einen konkreten Themeninhalt abdecken sollen, oder ob ich einfach mein Training dokumentiere (meist in Form einer Reihe zu einer jeweiligen Trainingsphase, beispielsweise während einer Wettkampfvorbereitung oder einem neuen Trainingsplan, den ich erstellt habe). „Food for thought“ Videos beispielsweise werden in der Regel zuvor geskripted, damit ich mir sicher sein kann, dass ich auch alle Punkte abgehandelt habe, die ich ansprechen wollte.
Manchmal hat man aber auch einen kreativen Moment, in dem man einfach nur die Kamera anmacht und drauf losredet. Derzeit kommen Videos etwa 2x wöchentlich auf meinem Kanal.
Ein Personal Trainer sollte immer up to date sein, was neuste Erkenntnisse in Sachen Training, Ernährung und Regeneration betrifft – wie hältst du dich up to date?
So doof es klingt… an dem Punkt, an dem ich mich innerhalb der Science Fitness Community befinde, ist es kaum möglich, NICHT die neuesten Erkenntnisse mitzubekommen. Sicherlich einer der großen Vorteile in der heutigen vernetzten Zeit. Nichtsdestotrotz muss ich zugeben, dass meine momentanen Ansätze etwas praxisorientierter sind. Soll heißen: Anstatt viel darüber zu lesen, wie man einen Trainee coacht, konzentriere ich mich derzeit darauf, tatsächlich zu coachen.
Was allerdings nicht heißt, dass ich mich in meiner eigenen dogmatischen Blase isoliere. Wenn mir etwas Interessantes über den Weg läuft, integriere ich es ggf. in meine Methoden. Zumal ich auch die Zeit durchgemacht habe, in der man einfach nur liest, liest, liest, aufsaugt, aufsaugt, aufsaugt… irgendwann kommt aber auch der Punkt, an dem man den Arsch hochbekommen und anfangen muss, Coach zu sein.
Know How im Internet: Gibt es Personen, Seiten oder Institutionen, denen du im World Wide Web folgst? Wo findet man deiner Meinung nach die besten Informationen, um sich eigenständig fortzubilden?
Ich habe aufgehört, meine Abonnements auf YouTube zu zählen… in der deutschen Fitness-Szene verfolge ich lediglich Pascal Su, Wolf Performance Coaching, Lealoveslifting (wenn sie denn mal was hochlädt, haha) und ggf. vereinzelte Personen, die mir gerade nicht einfallen. Der Rest meiner Abos hat nichts mit Kraftsport und Ernährung zu tun, oder ist Teil der amerikanischen Science und Powerlifting Szene.
Abseits von YouTube fallen mir ansonsten vor allem Frank Taeger und das österreichische Performance Unternehmen RAWO (um Marko Rados) ein. Aus diesen Lagern kommen unglaublich gute Beiträge, die mindestens dazu dienen, sich in ein Themengebiet einzulesen und sich von dort aus näher mit der Science zu beschäftigen.
Einzugrenzen, wie man sich am besten weiterbildet, finde ich allerdings enorm schwierig… wie Wissenschaft und neue Dinge lernen eben so ist. Nicht immer angenehm. Würde mich heute jemand fragen, wie er sich denn am besten die Fähigkeiten aneignet, um Wissenschaft überhaupt zu verstehen, dann würde ich der Person wahrscheinlich raten zunächst einen Grundkurs in Philosophie zu belegen, oder sich eben in YouTube durch Videos zu suchten, die logische Fehler und Logik an sich behandeln. Von dort aus führt kein Weg dran vorbei, sich zumindest mit den Grundlagen der wissenschaftlichen Methodik auseinanderzusetzen. Dazu bietet es sich auch an, einfach mal über das Abstract einer Studie hinauszugehen und sich den Full Text zu einer Studie zu besorgen.
So oder so ist Science aber verdammt hart (und das sage ich als jemand, der gerade mal einen Bachelor in Sportwissenschaften hat und nicht mal ein richtiger Wissenschaftler ist). Insofern… might as well just start somewhere and go from there. Einfach alles aufsaugen, was einem über den Weg läuft und nicht aufhören zu saugen. Irgendwann fängt man an, Dinge zu verstehen. Und wieder irgendwann viel später, wird es mehr oder weniger second nature. Zumindest so weit, dass man den Großteil an Studien verwerten und sich mit anderen darüber austauschen kann.
Wer an diesen Punkt angelangt ist, der hatte aber so oder so genügend Eingenmotivation, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und wird wahrscheinlich selbst seine Brötchen in diesem Bereich verdienen wollen. Und für alle, die diesen Weg nicht auf sich nehmen wollen… gibt es Coaches. Hehe.
Ein wenig Spaß muss sein: Strength Wars Athlet Tetzel stemmt LiftYouUP Coach Lars Richmann mit Leichtigkeit.
Know How aus dem Buch: Welche 3 Werke kannst du interessierten Lesern ohne Bedenken weiterempfehlen? Welche Bücher sollte man als Personal Trainer unbedingt im Wandschrank stehen haben?
- Programmgestaltung im Krafttraining & Starting Strength (beide von Mark Rippetoe) und
- Stärker, Breiter, Schneller von Frank Taeger (siehe unser ausführliches Buch-Review)
Wer die Bücher gelesen hat, wird in Sachen Trainingslehre höchstwahrscheinlich ein bereits besserer Personal Trainer sein, als 95 % der restlichen Trainer da draußen. In Sachen Ernährung empfehle ich außerdem sehr gerne das Nutrition 101 – eBook von den RAWO Jungs.
Du bist selbst Powerlifter. Nimmst du auch an Wettkämpfen teil? Beeinflusst deine Leidenschaft fürs Powerlifting einen Coaching Stil? (z.B. hast du dich auf Powerlifter oder Leistungssportler fokussiert? Oder kann dich grundsätzlich jeder als Trainer anheuern?)
Ein umstrittener, aber sehr bekannter YouTuber in der Fitness-Szene, Jason Blaha, sagte mal, dass man nicht von sich behaupten könne ein Powerlifter zu sein, wenn man noch nie einen Wettkampf absolviert hat. Das nur im Bezug auf die Eingangsfrage, die sich damit selbst beantwortet hat, haha.
Gut, ob man dieser Bedingung zustimmt, ist wieder eine andere Frage. Aber ja, ich nehme auch an Wettkämpfen teil. Bislang hat sich dies aber auf Jedermanns-Wettkämpfe beschränkt, wie den Bembel oder den Insanity Powerlifting Meet.
Letzterer ist in meinen Augen das wahrscheinlich am besten organisierte Event, mit dem größten Entertainment-Faktor, der Möglichkeit für jeden teilzunehmen, aber gleichzeitig dem Vorfinden einer hohen Leistungsdichte. Und ja, mein Coaching wird durch den Leistungs-Approach, den man immer irgendwie mit sich trägt, definitiv beeinflusst und geprägt. Wenn auch gleich ich mich am Ende eher als Hobby-Sportler bezeichnen würde. Was vor allem daran liegt, dass ich ein talentierterer Basketballer als Powerlifter bin. Aber deshalb bin ich ja auch Coach geworden.
Dieser Einfluss betrifft aber viel eher das Programming und den Umgang mit dem Trainee, als die Wahl des Klienten. Insofern kann mich grundsätzlich jeder als Trainer anheuern. Allerdings hat der Klient sich defintiv meinem Coaching Stil und dem was Ich mit ihm machen möchte, zu beugen. Innerhalb des Konstrukts „Langhanteltraining“ bin ich dann aber für vieles wiederum sehr offen und erhoffe mir stets einen detaillierten Austausch mit dem Trainee, der auch sicherstellt, dass er Spaß hat an dem was wir tun.
Auf der anderen Seite bin ich der festen Überzeugung, dass Spaß mit Kompetenz kommt. Arbeitet der Trainee also effektiv mit mir zusammen und ist offen für meine Ansätze, dann wird er mit Sicherheit Fortschritte machen und gleichzeitig auch Spaß an der Sache gewinnen, wenn er diesen Spaß vorher mit Langhanteltraining noch nicht in Verbindung gebracht haben sollte.
Da die Begeisterung in der Regel nicht lange auf sich warten lässt, nachdem alte Werte innerhalb kürzester Zeit überschritten wurden, versuche ich aber generell meine Trainees dafür zu begeistern an einem Wettkampf teilzunehmen. Was für viele zunächst absolut undenkbar erscheint. Aber wer sich einmal an einem überwinden konnte, an einem Wettkampf teilzunehmen… der bleibt für immer am Eisen.
Wie und wo kann man mit dir in Kontakt treten, wenn man sich für weitere Informationen zu einem Coaching informieren und mit dir in Kontakt treten möchte?
Meine Web Page befindet sich derzeit in der Wartung bzw. wird neu aufgebaut. Ansonsten bin ich aber, wie es heutzutage üblich ist, problemlos über Instagram (@liftyouup_power) und Facebook (LiftYouUP) zu erreichen. Ansonsten ganz oldschool per Email (liftyouuppower@gmail.com).
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Bildquelle Titelbild: Lars Riechman & LiftYouUP
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