Probleme um in Ketose zu kommen? Versuchs mal mit schwarzem Kaffee | Studien Review

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Probleme um in Ketose zu kommen? Versuchs mal mit schwarzem Kaffee

Von Adel Moussa | Benötigte Lesezeit: 4 Minuten |


Okay, ich muss zugeben, dass das Frühstück, welches in der neusten Untersuchung des Research Center of Aging, Sherbrooke, CIUSSS de L’Estrie – CHUS und dem Department of Pharmacology & Physiology, Université de Sherbrooke in Kanada (1) gereicht wurde, nicht gerade das ist, was man einer Person empfehlen würde, die versucht in eine vollständige Ketose zu kommen.

Das ändert aber nichts an der Beobachtung der Wissenschaftler, die festgestellt haben, dass die Ergänzung mit 3mg/kg bzw. 5mg/kg Koffein – in Form von günstigen Koffeinkapseln aus der Apotheke – die Ketonkörperproduktion nahezu verdoppelt (moderate Dosis) bzw. mehr als verdoppelt (höhere Dosis), was die vorliegende Studie nicht weniger interessant macht.

Probleme um in Ketose zu kommen? Versuchs mal mit schwarzem Kaffee | Studien Review

Caffeine intake increases plasma ketones: an acute metabolic study in humans

Aber gehen wir der Reihe nach: In einer Zeit, wo ketogene Diätformen immer mehr Aufmerksamkeit durch die Mainstream-Diätforschung erfahren, ist es nicht besonders überraschend, wenn man eine Studie sieht, welche die vielversprechenden therapeutischen Effekte von Ketonkörpern hinsichtlich einer altersbedingten kognitiven Beeinträchtigung bei der Alzheimer-Krankheit durch Koffein als „potenziellen ketogenen Wirkstoff“ (Vandenberghe, 2016) untersucht – oder wie wir vielleicht an dieser Stelle ausdrücken sollten: Als „ketogenen Unterstützer“.

Aufgrund seiner Wirkung auf die Lipolyse / Fettverbrennung haben die beteiligten Forscher bereits vermutet, dass die begleitende Einnahme von Koffein zum Frühstück in gesunden Studienteilnehmern eine ketogene Wirkung entfalten würde.

Koffein verdoppelt Ketonkörperproduktion in gesunden Individuen

Um diese Hypothese zu testen, rekrutierten die Wissenschaftler eine Gruppe aus gesunden Individuen (BMI 24 kg/m² | vorherige Koffeinzufuhr < 300mg/Tag!) um die individuelle und akute Reaktion auf eine akute Einnahme von

  • …2,5 mg/kg Koffein (äquivalent zu 1,5-3 Tassen Kaffee mit ~95 mg/Tasse.
  • …5,0 mg/kg Koffein (äquivalent zu 3-5 Tassen Kaffee mit ~95 mg/Tasse.

zusammen mit dem bereits zuvor erwähnten standardisierten Frühstück, welches aus zwei Scheiben Toast mit Himbeermarmelade, einem Stück Käse, Apfelmus und 100 ml Saft bestand. Mit 85g Kohlenhydraten, nur 9,5g Fett und 14g Protein stellt dieses Frühstück nicht gerade die arttypische „ketogene Mahlzeit“ dar.

Koffein verdoppelt Ketogenese in gesunden Individuen

(Ketonkörperproduktion und Frei Fettsäuren Level (FFA) in Kontrollgruppe (CTL) und Koffeingruppen (2,5 und 5,0 mg/kg). (Vandenberghe, 2016).

Wie du in der ersten Grafik sehen kannst sorgte die Bolus-Aufnahme (schluckweises Trinken) dennoch für eine Erhöhung beider Parameter – sowohl bei der Ketonkörperproduktion, als auch bei dem Gehalt an freien Fettsäuren im Blut der Studienteilnehmer. Und was noch aufregender ist: Der Ketonkörpervorteil wurde über die Zeit signifikanter (siehe Grafik 2).

Und ja, du erinnerst dich richtig: Hoher FFA Gehalt = niedrigere Insulinsensitivität. Insofern musst du wohl am Ende überaus vorsichtig sein mit Koffein, sofern es um die Beeinflussung der Ketonkörperproduktion geht, bei der parallel dazu hohe Kohlenhydratmengen zuführst, sofern du bereits Probleme mit dem Blutzuckermanagement hast.

Es handelt sich um eine Beobachtung, welche die Vermutung nahe legt, dass ein Kaffee zum Frühstück für Personen, die eine ketogen Diät auf Intermittent Fasting Basis durchführen, noch vorteilhafter sein könnte, da es ihnen einen entscheidenden Vorsprung in eine vollständige Ketose zwischen Frühstück und Mittagessen beschert.

Probleme um in Ketose zu kommen? Versuchs mal mit schwarzem Kaffee

Zeitverlauf der Ketonreaktion in Studienteilnehmern je nach entsprechendem Treatment. (Vandenberghe, 2016)

Die Studiendiskussion

Die Observation, dass Koffein die Lipolyse und den Gehalt an freien Fettsäuren erhöht, die wiederum ein Substrat für die Ketogenese (= Produktion von Ketonkörpern) bilden und damit eine sichere und milde Ketonämie (= hohe Ketonkörperkonzentration im Blut) in gesunden Individuen hervorrufen und die eine Verdopplung der Konzentration bedingen (im Vergleich zu der üblichen Konzentration nach einem „overnight fast“), bringt die Wissenschaftler zum spekulieren, wonach die regelmäßige Koffeinzufuhr mit einem reduzierten Risiko für das Auftreten und die Entwicklung einer altersbedingten Demenz einhergeht, wie es bereits Panza et al (2015) in ihrem neusten Review zum Thema beschrieben haben (2). Und falls nicht primär, dann zumindest als Folge auf den Effekt der Ketogenese.

Am Ende des Tages verfügen wir allerdings noch immer nicht über den vollständigen Beweis, dass dieser „Trick“ bei einer ketogenen Diät genauso gut funktioniert. Die relative Erhöhung fällt in dieser Studie vielleicht sehr hoch aus, doch die absoluten Ketonkörperlevel im Blut verbleiben auf einem niedrigen Niveau (im Vergleich mit einer Ernährung, die zu 100% der ketogenen Diät (= nahrungsbedingte Ketose) entspricht), wo die Spiegel auf 0,5 – 3,0 mmol/L ansteigen).

Nichtsdestotrotz ist der Effekt noch immer erstaunlich, wenn man bedenkt, dass die Mahlzeit einen sehr hohen Kohlenhydratgehalt (und hohen Glykämischen Index) aufwies.

Abschließende Worte

Ja, es ist noch zu früh, wenn es darum geht in Vorfreude auszubrechen, aber sofern wir erst..

  • a.) über Untersuchungen, welche den Langzeiteffekt von Koffein auf eine Ketonämie und einen damit einhergehenden Effekt auf die Hirnfunktion untersuchen (was die Autoren dieser Studie fordern) und…
  • b.) tiefergehende Einsichten in die potenziellen Interaktionen mit der Mahlzeitenkomposition, die parallel zum Koffein zugeführt werden, verfügen…

…und sich diese Studien mit dem Ergebnis der vorliegenden Untersuchung decken – also dass Koffein die Ketonkörperproduktion in gesunden Individuen verdoppeln kann – dann würden Anhänger einer ketogenen Diätform noch mehr Grund haben, um sich morgens eine große Tasse Kaffee zu genehmigen – und das nicht notwendigerweise mit Butter, denn das Ganze funktioniert auch ohne größere Mengen an MCTs und das selbst in der Präsenz von 90g Kohlenhydraten, wie die vorliegende Untersuchung zeigt.

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Quellen & Referenzen

(1)   Vandenberghe, C., et al. (2016): Caffeine intake increases plasma ketones: an acute metabolic study in humans. In: Canadian Journal of Physiology and Pharmacology. URL: http://www.nrcresearchpress.com/doi/abs/10.1139/cjpp-2016-0338.

(2) Panza, F., et al. (2015): Coffee, tea, and caffeine consumption and prevention of late-life cognitive decline and dementia: a systematic review. In: The journal of nutrition, health & aging. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25732217.


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Bildquelle Titelbild: Pixabay / mammela ; CC Lizenz


Über

Adel Moussa: “In den Seminaren die ich im Fachbereich Physik an der Uni halte, geht es darum den Studenten Daten, Fakten und Techniken zu vermitteln, die – obschon sie nichts mit Religion zu tun haben – so sicher sind, wie das sprichwörtliche “Amen in der Kirche”. Gerade das aber, also “Daten und Fakten” findet man im Internet kaum, wenn man nach Informationen über Training, Ernährung und Nahrungsergängzungsmitteln sucht. Das war jedenfalls vor ca. 4 Jahren so, und Grund genug für mich meinen eigene Blog zum Thema zu starten.

Der Name “SuppVersity” – Ihr hört schon, da stecken die Worte “University” und Supplement” drin – ist Programm. Unter www.suppversity.com nehme ich dort täglich die neusten Studien aus den Gebieten Training, Ernährung und Gesundheit unter die Lupe. Immer auf der Suche nach dem, was es vermutlich gar nicht gibt: Dem optimalen Trainings-, Ernährungs und Nahrungsergänzungsplan für mich, Euch und jedermann.”

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