Adaption an Intermittent Ramadan Fasting braucht Zeit: Stimmung, Erschöpfung & Lebensqualiät | Studien Review

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Adaption an Intermittent Ramadan Fasting braucht Zeit: Stimmung, Erschöpfung & Lebensqualiät | Studien Review

Von Adel Moussa | Benötigte Lesezeit: 5 Minuten |


Es hat zwar einiges an Zeit beansprucht, aber ja: Nach einigen Wochen fühlten sich die Studenten der Hannover Medcial School, wo die Studie zum religiösen Fasten stattfand, besser und nicht – wie es die Forscher, welche die Ramadan-Fasten-Studie durchgeführt haben, erwartet hätten – schlechter.

Aber lass uns nichts überstürzen. Die Studienteilnehmer, die sich freiwillig für dieses Experiment gemeldet hatten, wurden demnach nicht randomisiert zur Fasten-Gruppe (FG) und Nicht-Fasten-Gruppe (NFG) zugelost (wenn man nach den individuellen Plänen geht | Nugraha et al, 2016).

Adaption an Intermittent Ramadan Fasting braucht Zeit: Stimmung, Erschöpfung & Lebensqualiät | Studien Review

Um die Grundvoraussetzungen für die Fasten-Gruppe (FG) zu erfüllen, mussten die Teilnehmer:

  1. Gesund sein.
  2. Älter als 18 Jahre alt sein.
  3. Bereit sein den kompletten Ramadan Fastenmonat zu absolvieren.
  4. Mindestens einmal bereits während des Ramadan gefastet haben.
  5. Und die deutsche und englische Sprache verstehen.

Für die Nicht-Fasten-Gruppe (NFG) mussten die Teilnehmer all die Kriterien erfüllen, die auch die FG erfüllen musste – nur mit dem Unterschied, dass diese Gruppe nicht fasten würde. Weiterhin (und das ist in meinen Augen leider bedauerlich) wurden die NFG Teilnehmer nur bei T1 und T3 beurteilt. Die FG Teilnehmer wurden demgegenüber zu vier unterschiedlichen Zeitpunkten beurteilt:

  • Eine Woche vor Ramadan (T1)
  • Zur Mitte des Ramadans (T2)
  • Während der letzten Tage des Ramadans (T3)
  • Eine Woche nach dem Ramadan (T4)

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Während die wahrgenommene Erschöpfung (Fatigue) in den Teilnehmern während der frühen Ramadan-Phase ohne Weiteres wie eine Rakete in den Himmel schoss, fiel der Wert im weiteren Verlauf des Experiments und erreicht ein Allzeit-Tief in der Post-Ramadan-Woche (der Peak fehlt bei der „Fatigue Severity Score“, der sich weiterhin im Sinkflug befand | wird in der Grafik nicht abgebildet. Die allgemeine mentale Gesundheit der Teilnehmer verbesserte sich demgegenüber, blieb jedoch ohne signifikanten Effekt infolge des religiösen Fastens. (Bildquelle: Nugraha et al, 2016)

Während die wahrgenommene Erschöpfung (Fatigue) in den Teilnehmern während der frühen Ramadan-Phase ohne Weiteres wie eine Rakete in den Himmel schoss, fiel der Wert im weiteren Verlauf des Experiments und erreicht ein Allzeit-Tief in der Post-Ramadan-Woche (der Peak fehlt bei der „Fatigue Severity Score“, der sich weiterhin im Sinkflug befand | wird in der Grafik nicht abgebildet. Die allgemeine mentale Gesundheit der Teilnehmer verbesserte sich demgegenüber, blieb jedoch ohne signifikanten Effekt infolge des religiösen Fastens. (Bildquelle: Nugraha et al, 2016)

Unglücklicherweise macht es die niedrige „Auflösung“ der NFG-Gruppe unmöglich die Ergebnisse hinsichtlich Stimmung (Mood) und Lebensqualität (QoL) über die Zeit direkt zu vergleichen.

Weitere Neuigkeiten zum Fasten

48 Stunden Fasten sorgt bei jungen Kraftsportlern für ein aggressiveres Training und bringt die Aktivität des parasympathischen Systems (sowie kognitive Funktionen, die mit dem präfrontalen Kortex in Verbindung stehen und die mentale Flexibilität und Set-Shifting verbessern) auf Hochtouren (Solianik et al, 2016).

In jungen Frauen (Durchschnittsalter: 25 Jahre) führt das Fasten zu einer erhöhten Irritabilität, aber auch zu positiv affektierten Erfahrungen des erhöhten Gefühls der Zielerreichung, Belohnung, Stolz und Kontrolle (Watkins et al, 2016).

Weiterhin mehrt sich die Anzahl der Studien, welches die gesundheitlichen Effekte des Intermittent Fastings (in zahlreicher Form) belegen und sie zeigen, dass diese Auswirkungen nicht durch Gewichtsverluste herbeigeführt werden (Aksungar et al, 2016) und aus einer sehr langen Liste bestehen, die weit über das hinausgeht, was Mattison et al (2016) in ihrer Grafik (siehe unten) aufsummiert haben.

Dazu zählen: Einschränkung von Entzündungen, reduzierter oxidativer Stress und zellularen Schäden, eine verbesserte Glukosezirkulation, weniger Blutdruck, Veränderung der IGF-1-Spiegel, Verbesserung der metabolischen Effizienz und Körperkomposition (darunter signifikante Reduktion von Körperfett und Gewicht in übergewichtigen Individuen), geringere LDL- und Gestamcholesterinspiegel, Prävention und Reversion von Typ 2 Diabetes, sowie dessen Verlangsamung, verbesserte Immunfunktion, ein Shift von Stammzellen aus dem inaktiven Modus in einen Erneuerungs-Zustand, eine verbesserte Bauchspeicheldrüsenfunktion, bessere Insulin- und Leptin-Spiegel (sowie Insulin- und Leptinsensitiuvität), Normalisierung der Ghrelin-Spiegel, Reproduktion einiger kardiovaskulärer Vorteile, die mit Training in Verbindung gebracht werden, Schutz vor kardiovaskulären Erkrankungen, Modulation der Viszeralfett-Level, Boost der mitochondrialen Energieeffizienz und Schutz vor gestreiften Neuronen gegen mitochondriale Toxizität, Beseitigung von Heißhunger auf Zucker während der Körper sich an eine Fettverbrennung (statt Zuckerstoffwechsel) adaptiert, Förderung der Ausschüttung von Wachstumshormon (hGH), geringere Triglycerid-Spiegel, erhöhte Konzentration von BDNF, Stimulation der Neurogenese und Aktivierung von Hirnsubtanzen, die gegen Veränderungen schützen, die durch Alzheimer und Parkinson hervorgerufen werden, verbesserter Dopamin-Overlflow im Striatum, Abmilderung der altersbedingten Reduktion in der kardialen synaptischen terminalen Norepinephrinaufnahme, Abmilderung des altersbedingten Verlustes von kortikalen Dendritfortsätzen, Schutz vor Hirnschlag-induzierten Schäden am Hippocampus, Gedächtnisbeeinträchtigung und fokale ischämische Hirnverletzungen, verbesserte Lern- und Motorfunktion in Alters-Modellen, Verlangsamung des Verlustes an spiralförmigen Ganglion-Neuronen während des Alterns – und die Liste wird sich in Zukunft sicherlich noch verlängern (Uhter et al, 2016).

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Beispiele der Effekte, die das Intermittent Fasting auf unterschiedliche Organe des Körpers hat. (Bildquelle: Mattison et al, 2016)

Was dir die Daten aus der ersten Grafik, die ich für dich geplottet habe, zeigen, ist dass die wahrgenommene Erschöpfung der Individuen nach der initialen Phase des Ramadan-Fastens massiv angestiegen ist und sich am Ende auf ein Niveau eingependelt hat, die sich unter dem der Kontrollgruppe befindet (nach einer Woche Ramadan-Fasten).

Zur gleichen Zeit hat sich die Punktzahl in der mentalen Gesundheit verbessert, allerdings nicht auf signifikantem Niveau.

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Stimmung und Müdigkeit zeigen ein ähnliches Muster im Verlauf des Experiments. (Bildquelle: Nugraha et al, 2016)

Ähnliche Trends konnten in der Punktzahl zur Stimmung und Müdigkeit der Teilnehmer identifiziert werden, die mit Hilfe der Epworth Sleepiness Scale (ESS), einem selbst-durchgeführten Fragebogen mit 8 Fragen, die auf einer 4-Punkte-Skala (0-3) bewertet werden, um eine Punktzahl zu erhalten, die zwischen 0 und 24 liegt (wobei eine höhere Punktzahl impliziert, dass sich die Durchschnittliche Müdigkeit einer Person während der Tageszeit erhöht hat).

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Körperkomposition vor, während und nach dem Ramadan (Bildquelle: Nugraha et al, 2016)

Die Auswirkungen auf die Körperkomposition der Teilnehmer sind, signifikant betrachtet, weniger offensichtlich. Es gab keine nennenswerten Unterschiede bei allen Parametern zu beiden Zeitpunkten (T1 und T3), wenn man die FG und NFG Gruppen vergleicht. Plus: Die Art und Weise, in der sich die Zahlen „entwickelt“ haben, lässt mich die Richtigkeit der Daten der InBody Maschine in Frage stellt (InBody 230, Model MW160, Korea), welches von den Forschern genutzt wurde.

Abschließende Worte

Was solltest du also aus dem heutigen Studien-Review mitnehmen? Die Studie beweist, dass es in der Tat so etwas wie eine „Induktions-Phase“ gibt, die oftmals von Leuten erwähnt wird. Hierbei handelt es sich um eine Phase, an die sich der Körper hinsichtlich des neuen Mahlzeitentimings gewöhnen muss.

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Genotyp-spezifische Effekte von modifiziertem Fasten (Gesamtkalorienzufuhr bei <350 kcal/Tag) auf die Stimmung von 108 Teilnehmern (Michaelsen et al., 2010). Anmerkung: Obwohl die TT Gruppe keine signifikanten Verbesserung in Stimmung erfahren haben, haben sich die Stimmungslevel in Wahrheit verbessert – es hat nur ein wenig länger gedauert, als für die Teilnehmer der CC und CT Allele.

Ist diese Phase überstanden, dann teilt sich das Ramadan-Fasten (=Intermittent Fasting von Morgens bis Abends) die gleichen Stimmungs-verbessernden Effekte, die Michaelsen (2010) und Fond et al. (2013) in ihren Studien für verlängertes Fasten beschreiben, welches mit einer erhöhten Hirnverfügbarkeit von Serotonin, endogenen Opioiden und Endocannabinoiden in Verbindung gebracht wird.

Ob und in welchem Umfang du Vorteile daraus ziehen kannst, könnte jedoch von deiner individuellen genetischen Ausstattung abhängig sein, wie eine 2009 durchgeführte Studie von Michaelsen et al (rechte Grafik) impliziert, bei der ein individueller GNB3 C825T Polymorphismus darüber entscheidet, ob und wie sich deine Stimmung durch das Fasten verändert. 

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Quellen & Referenzen

(1) Aksungar, FB., et al. (2016): Comparison of intermittent fasting versus caloric restriction in obese subjects: A two year follow-up. In: J Nutr Health Aging. URL: http://link.springer.com/article/10.1007/s12603-016-0786-y.

(2) Fond, G., et al. (2013): Fasting in mood disorders: neurobiology and effectiveness. A review of the literature. In: Psychiatry research. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23332541.

(3) Mattson, MP. /  Longo, VD. / Harvie, M. (2016): Impact of Intermittent Fasting on Health and Disease Processes. In: Ageing Research Reviews. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27810402.

(4) Michalsen, A., et al. (2009): Hunger and mood during extended fasting are dependent on the GNB3 C825T polymorphism. In: Annals of Nutrition and Metabolism. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19420911.

(5) Michalsen, A. (2010): Prolonged fasting as a method of mood enhancement in chronic pain syndromes: a review of clinical evidence and mechanisms. In:  Current pain and headache reports. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20425196.

(6) Nugraha, B., et al.  (2016): Effect of Ramadan fasting on fatigue, mood, sleepiness, and health-related quality of life of healthy young men in summer time in Germany: A prospective controlled study. In: Appetite. URL: http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0195666316309837.

(7) Solianik, R., et al. (2016): Effect of 48 h Fasting on Autonomic Function, Brain Activity, Cognition, and Mood in Amateur Weight Lifters. In: BioMed Research International. URL: https://www.hindawi.com/journals/bmri/2016/1503956/.

(8) Uher, I., et al. (2016): Intermittent fasting and its influence on health. In: Physical Activity Review. URL: https://www.researchgate.net/publication/309450458_Intermittent_fasting_and_its_influence_on_health.

(9)  Watkins, E. / Serpell, L. (2016): The psychological effects of short-term fasting in healthy women. In: Frontiers in Nutrition. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4992682/.



Bildquelle Titelbild: Fotolia / alexkich


Über

Adel Moussa: “In den Seminaren die ich im Fachbereich Physik an der Uni halte, geht es darum den Studenten Daten, Fakten und Techniken zu vermitteln, die – obschon sie nichts mit Religion zu tun haben – so sicher sind, wie das sprichwörtliche “Amen in der Kirche”. Gerade das aber, also “Daten und Fakten” findet man im Internet kaum, wenn man nach Informationen über Training, Ernährung und Nahrungsergängzungsmitteln sucht. Das war jedenfalls vor ca. 4 Jahren so, und Grund genug für mich meinen eigene Blog zum Thema zu starten.

Der Name “SuppVersity” – Ihr hört schon, da stecken die Worte “University” und Supplement” drin – ist Programm. Unter www.suppversity.com nehme ich dort täglich die neusten Studien aus den Gebieten Training, Ernährung und Gesundheit unter die Lupe. Immer auf der Suche nach dem, was es vermutlich gar nicht gibt: Dem optimalen Trainings-, Ernährungs und Nahrungsergänzungsplan für mich, Euch und jedermann.”

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