Resveratrol als Aromatase-Hemmer & zur Krebsprävention? | Studien Review

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Resveratrol als Aromatase-Hemmer & zur Krebsprävention? | Studien Review

Von Damian N. Minichowski | Benötigte Lesezeit: 5 Minuten |


Testosteron gilt gemeinhin als das Hormon, welches für körperliche Stärke, Vitalität und Männlichkeit steht. Nicht nur Kraftsportler profitieren von einem hohen Testosteronspiegel, sondern auch jene, welche eine definierte und muskulöse Erscheinung anstreben bzw. abnehmen möchten – denn Testosteron beeinflusst sowohl das Muskelaufbaupotenzial (Proteinsynthese) als auch die Fettverbrennung (Lipolyse) und Fetteinlagerung. Oder anders ausgedrückt: Ein hoher Testosteronspiegel verbessert deine Körperzusammensetzung (Fett- und Muskelmasseanteil) – du baust leichter Muskeln auf und baust leichter Fett ab (gilt sowohl mit als auch ohne Training).

Ein Weg, um den Testosteronspiegel auf natürliche Art und Weise anzuheben, besteht darin die Aktivität eines Enzyms der Cytochrom P450 Familie zu hemmen. Dieses Enzym kennen wir als Aromatase.

Exkurs: Aromatase und Aromatase-Hemmer

Aromatase katalysiert die Umwandlung von Testosteron zu Östrogen. Eine stark erhöhte Aktivität von Aromatase wirkt sich damit (im Falle des Mannes) negativ auf Erscheinung und Trainingserfolg aus (ein hoher Körperfettanteil geht häufig mit einer erhöhten Aromatase Aktivität einher, da das Enzym dort gebildet wird).

Substanzen, welche die Aromatase Aktivität einschränken werden als Aromatase-Hemmer bezeichnet (dazu habe ich hier bereits einen überaus lesenswerten extensiven Artikel verfasst). Zu den natürlichen Aromatase Hemmern gehören beispielsweise Traubenkernextrakt (OPC), Eurycoma Longifolia (Extrakt), Grüner Tee (Extrakt), Fischöl (konkret: Die darin enthaltene Docosahexaensäure), Zink, Nikotinund Resveratrol.

Was ist Resveratrol?

Resveratrol (3,5,4′-trihydroxy-trans-stilbene) gehört zur Gruppe der Stilbenoide. Hierbei handelt es sich um ein natürlich vorkommendes Phenol, welches in diversen Pflanzen vorkommt und diese vor Krankheitserregern (Pilze, Bakterien) und bei Verletzung schützt. Weintrauben sowie Blau-, Him- und Maulbeeren sind von Haus aus reich an Resveratrol.

Das Stilbenoid wird aktuell als „Anti-Aging“ Mittel gehandelt. Es soll nicht nur eine positive Wirkung auf das Herz-Kreislauf-System haben, Insulinresistenz mildern und lebensverlängernd wirken. Die ersten beiden Aspekte sind inzwischen gut belegt, die lebensverlängernde Wirkung (im Menschen) bis dato allerdings nicht). Resveratrol ist der Grund, wieso oftmals zu einem gemäßigten Weinkonsum, insbesondere bei Frauen, geraten wird – denn dort kommt es in größerer Menge (als „Traubenprodukt“) vor und aus anderen Untersuchungen ist bekannt, dass der Saft der Reb

Aufgrund seiner strukturellen Ähnlichkeit zu Östrogen wirkt Resveratrol auch auf Östrogenrezeptoren sowie Aromatase Aktivität ein – um genau darum geht es im heutigen Studien Review.

Resveratrol als Aromatase-Hemmer & zur Krebsprävention? | Studien Review

Wang et al. (2006) untersuchten in ihren Versuchsreihen die Auswirkungen von Resveratrol in (Krebs-)Zellen, welche in der Lage waren Aromatase zu bilden. Geklärt werden sollte die Frage, ob das Stilbenoid ein potenter Aromatase-Hemmer ist und falls ja, inwiefern es bei der Prävention und Behandlung von Krebs (z.B. Brustkrebs bei Frauen) helfen könnte.

Exkurs: Östrogene, Krebs und Resveratrol

Hierzu sollte man eventuell vorher wissen, dass Östrogen eine ambivalente Rolle in der Krebsentstehung und beim Krebswachstum spielt. Einige Analoge von Östrogen sind in der Lage gesunde Zellen in Krebszellen umzuwandeln (sog. karzinogene Östrogene) (2). Problematisch ist auch ein hoher Östradiolspiegel (ebenfalls ein Östrogen), da bestimmte Krebszellen über entsprechende Rezeptoren verfügen und so das Krebswachstum beschleunigt wird (3).

Kurzum: Aromatase Hemmer haben nicht nur im Kraftsport- und Bodybuildingsegment ein Anwendungsgebiet. Aus anderen epidemiologischen Untersuchungen ist bekannt, dass der Verzehr von (Resveratrol-haltigen-) Trauben, Nüssen (die mit roter Haut) und Beeren nicht nur das Risiko für Brustkrebs senkt (4), sondern auch die Biosynthese von Östrogenen hemmt (5).

Die Wissenschaftler behandelten die Zellen also mit Resveratrol und erhielten folgende Ergebnisse…

Resveratrol ist ein potenter Aromatase-Hemmer – Das Studienergebnis

Die beiden nachfolgenden Grafien zeigen den dosis-abhängigen Effekt von Resveratrol auf die Aromatase Aktivität bzw. die Expression von Cytochrom P450 (CYP) 19.

Eine merkliche Reduktion der Aktivität ließ sich bereits mit einer Menge von 25 microM erzielen. Mehr Resveratrol (50 microM und 100 microM) hatten einen noch profunderen Effekt auf die Hemmung von Aromatase und die Expression von CYP19. Resveratrol sorgte also dafür, dass das Enzym in geringerem Umfang gebildet wurde.

Resveratrol als Aromatase-Hemmer & zur Krebsprävention? | Studien Review

Dosisabhängiger Effekt von Resveratrol auf die Aromatase Aktivität (Bildquelle: Wang et al. (2006))

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Dosis-abhängiger Effekt von Resveratrol auf Cytochrom P450 (CYP) 19. (Bildquelle: Wang et al. (2006))

Die dritte Grafik zeigt den dosis-abhängigen Effekt von Resveratrol auf das Krebszellenwachstum. Die Zellen wurden testweise auch mit 10 nm Testosteron behandelt (welches ja bekanntlich Wachstum, also auch Krebswachstum, verstärken kann). Zu sehen ist erst einmal, dass jene Zellen, die mit Testosteron behandelt wurden (straffiert) stärker wucherten, als Zellen ohne die Extraportion Testo.

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Dosis-abhängiger Effekt von Resveratrol auf die Ausbreitung von Krebszellen (mit und ohne Testosterongabe) (Bildquelle: Wang et al. (2006))

Weiterhin ist zu sehen, dass Resveratrol die Ausbreitung der Krebszellen gerade im testosteron-haltigen Milieu massiv drosselte. Dies ist insofern von praktischer Relevanz, als dass bei Frauen in der Menopause der Östrogenspiegel abfällt und die relative Konzentration von Testosteron bei postmenopausalen Frauen ansteigt (und damit auch oftmals das (Brust)-Krebsrisiko). Hier zeigt Resveratrol einen potenten Effekt, der vor allem Personen interessieren sollte, die bereits an Krebs leiden.

Das Fazit der Forscher:

Die aktuelle Studie illustriert, dass eine pharmakologische Dosis an Resveratrol in der Lage ist Aromatase auf enzymatischer Ebene und auf mRNA Ebene zu hemmen.“ – (1)

       

Abschließende Worte

Resveratrol zeigte in dieser Untersuchung eine potente Wirkung als Aromatase Hemmer, wodurch das Stillbenoid sehr interessant für all jene Trainierende wird, die Aromatasekontrolle betreiben und ihr Muskelaufbaupotenzial verbessern möchten.

Weiterhin scheint diese Substanz eine positive Rolle bei der Prävention von Krebs (und dessen Ausbreitung im Falle einer Erkrankung) zu spielen, wodurch es insbesondere für postmenopausale Frauen nützlich sein könnte.

Natürlich sollte man bei der Interpretation einer in vitro Studie vorsichtig sein, allerdings scheint eine gewisse praktische Relevanz gegeben zu sein, wenn man sich die weiter oben zitierten Studien ansieht, welche bei der Prävention von Brustkrebs eine signifikante Korrelation herstellen.

Kann man eine derartige Konzentration an Resveratrol, wie sie in dieser Studie verwendet wurde, erzielen (und damit ggf. identische Effekte erreichen?). Man kann.

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Die Untersuchung von Juan et al. zeigte, dass ein testosteronsteigernder Effekt durch Resveratrol auch in vivo praktische Relevanz besitzt. (Juan et al. (2005))

Meng et al. (2004) zeigten, dass die Zufuhr von 1mg Resveratrol pro Kilogramm Körpergewicht in der Lage ist die Blutkonzentration an Resveratrol auf 40 mM anzuheben (6). Bei einer 55 kg schweren Frau wären das umgerechnet 55mg Resveratrol; bei einem 90 kg schweren Mann wären das 90mg Resveratrol.

Ein testosteronsteigernder Effekt durch Resveratrol konnte von Juan et al (2005) demonstriert werden. In Testsubjektven verdreifachte sich der Testosteronspiegel nahezu (7), allerdings ist auch diese Studie mit einer Prise Salz zu nehmen (da Tierversuch).

Um diesen Effekt zu erzielen, verabreichte man den Tieren 20mg Resveratrol pro Kilogramm Körpergewicht (äquivalente Dosis für den Menschen: 2mg Resveratrol pro Kilogramm Körpergewicht – also die doppelten Mengen wie oben).

Fazit? Resveratrol ist mit Sicherheit eine der interessantesten Komponenten, über deren (Aus)Wirkung wir heute noch viel zu wenig wissen. Weitere Untersuchungen, vor allem an Menschen (und gerne mit Kraftsportlern und Bodybuildern), sind strikt erwünscht. Wer keinen Wein trinken möchte, der kann Resveratrol supplementieren (dies könnte sich insofern lohnen, als dass Resveratrol noch einige weitere nette Effekte hat (z.B. Stimulation der mitochondrialen Biogenese, über die wir hier berichtet haben)

Resveratrol als Supplement: Worauf achten?

Aus praktischen Gründen empfiehlt sich die Kombination von Resveratrol mit Piperin, da es die Bioverfügbarkeit von Resveratrol um 1400% (kein Tippfehler) erhöht (8). Die meisten Resveratrol Supplemente haben eine geringe Konzentration oder enthalten kein Piperin, daher solltest du beim Kauf verstärkt darauf achten ein Produkt zu wählen, welches zum einen ausreichend hoch dosiert ist und zum anderen Piperin enthält.

Du fandest dieses Studien-Review zum Thema Resveratrol und Krebsprävention informativ & lesenswert – und würdest gerne mehr evidenzbasierte Informationen (Praxis & Theorie) lesen? Dann werde Leser unseres monatlich erscheinenden Magazins, der Metal Health Rx!

Quellen & Referenzen

(1) Wang, Y., et al. (2006): The red wine polyphenol resveratrol displays bilevel inhibition on aromatase in breast cancer cells. In: Toxicol Sci. URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16611627.

(2) Conova, S. (2003): Estrogen’s Role in Cancer. In: In Vivo. URL: http://www.cumc.columbia.edu/publications/in-vivo/Vol2_Iss10_may26_03/.

(3) Stoica, GE., et al. (2003): Effect of estradiol on estrogen receptor-alpha gene expression and activity can be modulated by the ErbB2/PI 3-K/Akt pathway. In: Oncogene. URL: http://www.nature.com/onc/journal/v22/n39/full/1206769a.html.

(4) Levi, F., et al. (2005): Resveratrol and breast cancer risk. In: Eur J Cancer Prev. URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15785317.

(5) Eng, ET., et al. (2003): Suppression of estrogen biosynthesis by procyanidin dimers in red wine and grape seeds. In: Cancer Res. URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/14679019.

(6) Meng, X., et al. (2004): Urinary and plasma levels of resveratrol and quercetin in humans, mice, and rats after ingestion of pure compounds and grape juice. In: J Agric Food Chem. URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/14969553.

(7) Juan, ME., et al. (2005): trans-Resveratrol, a natural antioxidant from grapes, increases sperm output in healthy rats. In: J Nutr. URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15795430.

(8) Johnson, JJ., et al. (2011): Enhancing the bioavailability of resveratrol by combining it with piperine. In: Mol Nutr Food Res. URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3295233/.


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Bildquelle Titelbild: Wikimedia / Mick Stephenson ; CC Lizenz


Über

Damian N. „Furor Germanicus“ Minichowski ist der Gründer und Kopf hinter dem Kraftsport- und Ernährungsmagazin AesirSports.de. Neben zahlreichen Gastautorenschaften schreibt Damian in regelmäßigen Abständen für bekannte Online-Kraftsport und Fitnessmagazine, wo er bereits mehr als 200 Fachartikel zu Themen Kraftsport, Training, Trainingsphilosophie, Ernährung, Gesundheit und Supplementation geschrieben hat.

Zu seinen Spezialgebieten gehört das wissenschaftlich-orientierte Schreiben von Fachartikeln rund um seine Passion – Training, Ernährung, Supplementation und Gesundheit.

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2 Kommentare

  1. Hallo Damian,

    mit Resveratrol bitte vorsichtig sein und mal bei Dr. Retzek nachlesen. Er schreibt über das Doppelgesicht? von Resveratrol in Bezug auf Prostata- und Brustkrebs. Da Prostatakrebs bei Männern extrem verbreitet ist, sollte sich jeder den Link (ca. in der Mitte des Beitrages) mal durchlesen. http://www.homeopathy.at/epithelial-mesenchymale-transition-emt

    Gruß
    Wolfgang

  2. Frauen müssen ihren Weinkonsum nur bei Rotwein mäßigen, denn Resveratrol ist nur im Rotwein relevant vorhanden.

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