Resveratrol als Fat Burner, Kraft- & Ausdauerbooster?

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Resveratrol als Fat Burner, Kraft- & Ausdauerbooster?

Von Adel MoussaBenötigte Lesezeit: 4 Minuten |


Zumindest in Nagetieren konnte nachgewiesen werden, dass das Polyphenol aus Rotwein das Training immitiert und ausgesprochen starke Effekte auf die PGC-Alpha Expression ausübt, welche vor Muskelabbau infolge von Nicht-Gebrauch (auch bekannt als Extreme Couch-Potato-Ing) schützt.

Es schützt übergewichtige Nager zudem vor den Auswirkungen einer fettmachenden (obesogen-wirkenden) Ernährung  durch eine direkte Modulation der Fettsäureoxidation in der Skelettmuskulatur (4)(7).

Bis dato stammt das meiste, öffentlich aufgeblähte, Datenmaterial aus In Vitro Studien mit Dosierungen, von denen selbst viele Wissenschaftler glauben, dass sie nicht durch eine orale Ergänzung erreicht werden können.

Nagetiere und Petrischalen? Menschen wären zu teuer…

Verglichen mit den oben erwähnten In Vitro Daten, sind die Zahlen und Gen-Essays in der erst kürzlich veröffentlichten Studie von Wissenschaftlern der University of Alberta tatsächlich von großartiger Relevanz (5), weil Dolinsky et al ihr Resveratrol gesunden Ratten oral verabreicht haben (4g in 1kg Nagetierfutter) – und was für den durchschnittlichen Trainierenden vielleicht sogar von größerer Relevanz ist – eine Versuchsgruppe wurde dazu gezwungen für 60 Minuten, 5 Mal pro Woche, auf einem Laufband (10m/min bis 20m/min; (6)) über einen Zeitraum von 12 Wochen zu trainieren.

Exkurs: Kann ich mein Resveratrol auch aus Wein oder Lebensmitteln beziehen?

Ich kann nicht oft genug betonen, dass die orale Bioverfügbarkeit von reinem Resveratrol bei annährend Null liegt (Ausscheidungsrate von ~75% über Kot und Urin) (9)(10) und es daher auch keinen Anlass dazu gibt sich mit durch eine dieser ~100 In Vitro Studien zu kämpfen, die jeden Monat neu erscheinen und Resveratrol als gottgegebenes Wundermittel für jedes Wehleiden anpreisen (mit Ausnahme der konsistenten Ignoranz gegenüber den profunden Unterschieden zwischen einer Petrischale und einem komplexen Organismus, die man so oft bei Laborkittelträgern heutzutage antrifft).

Exkurs: Kann ich mein Resveratrol auch aus Wein oder Lebensmitteln beziehen?

Resveratrolgehalt ausgewählter Rotweine und Itadori (Japanischer Knöterich) Tee, basierend auf Burns et al, 2002; äquivalenter Verzehr basierend auf Dosierung, die bei Dolinsky et al verwendet wurde.

Und die Daten aus den oberen Bild sollten ziemlich deutlich machen, dass ähnliche Effekte – so wie sie in der Studie beobachtet werden konnten, die hier vorliegt – gar nicht so ungewöhnlich sind.

Sie sind nur relativ unwahrscheinlich zu erreichen, sofern man nicht auf höchst-konzentrierte Supplemente zurückgreift – oder möchtest du etwa 105 Liter Wein am Tag trinken, um auf deine tägliche Portion von ~2g Resveratrol zu kommen?

Resveratrol als Fat Burner, Kraft- & Ausdauerbooster?

Nehmen wir einmal an du hättest die knapp 350 $* für deine tägliche 2g Dosis an Resveratrolpulver, um es mit deinem täglichen Essen zu mischen. Was glaubst du, wie die Ergebnisse aussehen würden? Würdest du Gewicht verlieren? Eher unwahrscheinlich. Würdest du Körperfett verlieren? Möglich! Würdest du Muskeln aufbauen? Sehr unwahrscheinlich. Worum geht’s hier also?

*Preiskalkulation basierend auf >90% reinem Pulver aus dem europäischen Großhandel.

Resveratrol als Fat Burner, Kraft- & Ausdauerbooster?

Körpergewicht (in g), Zeit bis zur Erschöpfung (in Minuten) und bewältigte Distanz (in m) während dem Training auf dem Laufband zum Ende der 12 wöchigen Studie (Bildquelle: adaptiert nach Dolinsky et al., 2012)

Körpergewicht (in g), Zeit bis zur Erschöpfung (in Minuten) und bewältigte Distanz (in m) während dem Training auf dem Laufband zum Ende der 12 wöchigen Studie (Bildquelle: adaptiert nach Dolinsky et al., 2012)

Viel Lärm um nichts? Nein, nicht wirklich. Schließlich kam die Erhöhung der Ausdauer um 20% (Time to Exhaustion + Distance Covered, siehe Grafik oben) nicht aus dem Nichts und verstärkt – und das ist der Hauptgrund dafür, wieso die Studie es hier bis ins Review geschafft hat – die Vorteile des regulären Trainings.

Die Resveratrol-Tiere haben…

  • …größere Kraftzuwächse bei der Muskulatur erfahren (+18% im Tibialis anterior und +58% bzw. +22% im Soleus) gegenüber jenen Tieren, die nur trainiert haben (ohne Resveratrol).
  • …eine verbesserte Herzfunktion gezeigt, gemessen an der Verbesserung der Auswurfrate in der linken Herzkammer und verringerten isovoluminösen Entspannungszeit sowie einem erhöhten E/A Ratio (Marker für die Funktion des linken Ventrikels).
  • …einen verringerten kardialen Stress durch eine 30%ige Reduktion im Druck der Wand des linken Herzventrikels gezeigt (gegenüber jenen Tieren, die nur trainiert haben (ohne Resveratrol).
  • …einen höheren VO2 Wert erreicht (~10% während der aktiven Periode).
  • …eine erhöhte PPAR Signalwirkung und Fettsäuremetabolismus im Herzen gezeigt (+8,8% und +10,3% ).

Sexier als die Kraftzuwächse und die gänzlich unattraktiven (aber vital sehr wichtigen) Verbesserungen der kardialen Leistung ist darüber hinaus auch die signifikante Reduktion der Triglyceride, die dabei helfen sollte die Insulinsensitivität (die in dieser Studie nicht gemessen wurde) zu verbessern und potenzielle Downstream-Effekte von Resveratrol zu induzieren, die zu einer höheren Fettverbrennung und geringeren Kohlenhydratverbrennung beitragen (-6% des respiratorischen Quotienten, RER, siehe Grafik unten), die Hand in Hand mit einer signifikant erhöhten Fettsäureoxidation von +71% ging.

Resveratrol als Fat Burner, Kraft- & Ausdauerbooster?

Triglyceridspiegel, freie Fettsäuren und respiratorischer Quotient (höhere Werte = niedrigere Fettverbrennung, höhere Glukoseverbrennung) und totale Fettverbrennung am Ende der 12-wöchigen Periode. Alle Daten in Relation zur Kontrollgruppe. (Bildquelle: adaptiert nach Dolinsky et al, 2012)

Triglyceridspiegel, freie Fettsäuren und respiratorischer Quotient (höhere Werte = niedrigere Fettverbrennung, höhere Glukoseverbrennung) und totale Fettverbrennung am Ende der 12-wöchigen Periode. Alle Daten in Relation zur Kontrollgruppe. (Bildquelle: adaptiert nach Dolinsky et al, 2012)

Zusammen mit einer +50%igen Erhöhung von AMPK (Vs. nur Training ohne Resveratrol) und einer 20%igen Erhöhung im „Mitochondrienerbauer“ PGC1-alpha (siehe auch den Aesir Sports Artikel „Leistungsfähigkeit in einem Wort: Mitochondrium“) ist es offensichtlich, dass – eingenommen in der richtigen Dosierung – Resveratrol nicht das wirkungslose Supplement ist, für das es viele halten, die 30-60 Dollar für 100mg Kapseln ausgegeben und es über einen Zeitraum von einem Monat (bei einer Dosierung von 3x 2g pro Tag) zugeführt haben – offensichtlich ohne die gewünschte Wirkung.

Resveratrol: Bis dato ein teures Spielzeug für Wissenschaftler

Als Studienwerkzeug der (Epi-)Genetik und den Downstream-Effekten sowie Interaktionen hinsichtlich der Reduktion von Zytokinen, wie z.B. Interferon-induzierte Proteine, welche u.a. Einfluss auf

  • die Immunfunktion
  • das Zellwachstum
  • die Apoptose (Zelltod)
  • das mitochondriale Uncoupling Protein 3 und 1 (UCP3, UCP1)
  • die Expression von Adiponektin
  • die Expression von TRP (thyroid responsive protein)
  • die Expression von Δ-9-desaturase (steroyl-coenzyme A desaturase-1) Enzym (welches gesättigte zu einfach-ungesättigten Fettsäuren umwandelt)

haben [8] – und damit Entzündungsprozesse kontrollieren und Arteriosklerose, Steatohepatitis (Fettleber) und eine Dysfunktion der Betazellen der Bauchspeicheldrüsen verhindern (1), ist Resveratrol ein Must-Have.

Bis dato ist Resveratrol immer noch ein teures Spielzeug für Wissenschaftler

Signifikante Veränderungen in der Expression diverser Herzmuskelgene (adaptiert nach Dolinsky, 2012)

Signifikante Veränderungen in der Expression diverser Herzmuskelgene (adaptiert nach Dolinsky, 2012)

Als eines der derzeit teuersten Supplemente mit wenig bis garkeinen menschlichen Daten aus Studien mit gesunden Probanden, ist die Nützlichkeit für Freunde der Körperkultur aktuell fraglich und der Kosten-Nutzen-Faktor vernachlässigbar, soweit man das so ausdrücken mag.

Anmerkung von Damian

Mittlerweile gibt es Resveratrol-Produkte, welche neuste Forschungsergebnisse berücksichtigen und die mit Piperin (Schwarzem Pfeffer Extrakt) veredelt sind. Dadurch lässt sich die Bioverfügbarkeit des – ansonsten nicht sehr aufnahmefreudigen Resveratrols – um +1.544% steigern (11)).

Quellen & Referenzen

(1) Brown, JM. / Rudel LL. (2010): Stearoyl-coenzyme A desaturase 1 inhibition and the metabolic syndrome: considerations for future drug discovery. In: Curr Opin Lipidol. URL:  https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20216310.

(2) Burns, J., et al. (2002): Plant foods and herbal sources of resveratrol. In: J Agric Food Chem. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/12010007.

(3) Chan, AY., et al. (2008): Resveratrol inhibits cardiac hypertrophy via AMP-activated protein kinase and Akt. In: J Biol Chem. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18562309.

(4) Chen, LL., et al. (2011): Resveratrol  attenuates high-fat diet-induced insulin resistance by influencing skeletal muscle lipid transport and subsarcolemmal mitochondrial β-oxidation. In: Metabolism. URL:  https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21632075.

(5) Dolinsky, VW., et al. (2012): Improvements in Skeletal Muscle Strength and Cardiac Function Induced by Resveratrol Contribute to Enhanced Exercise Performance in Rats. In: J Physiol. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22473781.

(6) Fenning, A., et al. (2003): Cardiac adaptation to endurance exercise in rats. In: Mol Cell Biochem. URL: http://link.springer.com/article/10.1023/A:1025465412329.

(7) Momken, I., et al. (2011): Resveratrol prevents the wasting disorders of mechanical unloading by acting as a physical exercise mimetic in the rat. In: FASEB J. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21715682.

(8) Sen, GC. (2000): Novel functions of interferon-induced proteins. In: Semin Cancer Biol. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/10936060.

(9) Vitaglione, P., et al. (2006): Bioavailability of trans-resveratrol from red wine in humans. In: Mol Nutr Food Res. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15830336.

(10) Wenzel, E. / Somoza, V. (2005): Metabolism and bioavailability of trans-resveratrol. In: Mol Nutr Food Res. URL: http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/mnfr.200500010/abstract?systemMessage=Wiley+Online+Library+will+be+unavailable+on+Saturday+26th+November+2016+from+07%3A00-11%3A00+GMT+%2F+02%3A00-06%3A00+EST+%2F+15%3A00-19%3A00+SGT+for+essential+maintenance.++Apologies+for+the+inconvenience.

(11) Johnson, JJ., et al. (2011): Enhancing the bioavailability of resveratrol by combining it with piperine. In: Mol Nutr Food Res. URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3295233/.


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Bildquelle Titelbild: Flickr / Uncalno Tekno ; CC Lizenz


Über

Adel Moussa: “In den Seminaren die ich im Fachbereich Physik an der Uni halte, geht es darum den Studenten Daten, Fakten und Techniken zu vermitteln, die – obschon sie nichts mit Religion zu tun haben – so sicher sind, wie das sprichwörtliche “Amen in der Kirche”. Gerade das aber, also “Daten und Fakten” findet man im Internet kaum, wenn man nach Informationen über Training, Ernährung und Nahrungsergängzungsmitteln sucht. Das war jedenfalls vor ca. 4 Jahren so, und Grund genug für mich meinen eigene Blog zum Thema zu starten.

Der Name “SuppVersity” – Ihr hört schon, da stecken die Worte “University” und Supplement” drin – ist Programm. Unter www.suppversity.com nehme ich dort täglich die neusten Studien aus den Gebieten Training, Ernährung und Gesundheit unter die Lupe. Immer auf der Suche nach dem, was es vermutlich gar nicht gibt: Dem optimalen Trainings-, Ernährungs und Nahrungsergänzungsplan für mich, Euch und jedermann.”

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