Frank Taeger

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Frank Taeger

Meine Kindheit verbrachte ich mit Jackie Chan und Jet Li. Die Schlange im Schatten des Adlers war mein absoluter Lieblingsfilm als junger Spund. Mit den Jahren begann ich selbst, Kampfsport zu betreiben. Erst Judo, aber nicht lange, weil es da keine Schläge und Tritte gab. Dann Karate, später Wing Tsun, immer auf der Suche nach etwas Neuem. Wissenschaftliche Ansätze gab es nirgendwo, im Kampfsport ist Tradition und Verbandstreue meist wichtiger. Leider. Meine Jugend war mehr von Parties und Disziplin geprägt, als ich mein Leben wieder auf den Weg brachte, schloss ich mein Abi ab und sah einer ungewissen Zukunft ins Auge. Ich ging nach China, organisierte mir über Kontakte einen Platz in einer Schule in Zhengzhou, China, die dem Shaolin/Fa Wang Tempel nahestand und verbrachte dort fast ein ganzes Jahr.

In meiner Vorbereitung hatte ich mich bereits auf die wissenschaftliche Schiene eingeschossen. Als kleines Kind hatte mein Vater diese Begeisterung schon geweckt, indem er mit mir als kleiner Junge Chemie- und Bioexperimente am heimischen Küchentisch durchgeführt hatte. In China war das Trainingsmuster das absolute Gegenteil. Trainingslehre war den Trainern völlig egal, Wissenschaft war auch nicht ihrs. Es ging darum, soviel, so oft, so hart wie möglich zu üben und dabei zu Lächeln. Eine der Praktiken war „Powerstretching“. Das bedeutet, während du versuchst irgendwie in den Spagat zu kommen oder dabei zu versagen, kommen zwei hilfreiche chinesische Trainer, die sich dabei auf dich draufsetzen und ihr Gewicht so balancieren, dass deine Schmerzensschreie ihre Ohren gerade so nicht beleidigen. Ich brauchte somit die schnellste, effektivste Methode um meine Dehnung zu verbessern.

Mein Ansatz war simpel: Wenn ich am Boden bin, kann man mir ja nicht mehr wehtun.

Diese Denke habe ich noch heute. Es geht darum, das Beste zu tun und die Methoden einzusetzen, die mir zeigen, was denn nun das Beste ist. Es geht darum, das Unnötige wegzuschneiden, und Klarheit zu erlangen. Ich bin ein mittelmässig talentierter Athlet. Sportlich war ich nie zu Großem bestimmt, trotzdem habe ich auf der Weltmeisterschaft 2006 in China im Formenlauf zwei Silbermedaillen errungen. Durch harte Arbeit, Überreden meiner Trainer, die Wahl der richtigen Kategorien und am Ende den reinen Fokus auf die Dinge, die wichtig sind. Kein Fluff. No Bullshit. Am Ende verließ ich die Schule mit einem Pass, der mehr mich als Shaolin auszeichnen sollte, einem handgeprägten Schwert mit meinem Namen und dem meines Meisters sowie einigen Medaillen. Danach ging ich nach Thailand um dort Muay Thai zu lernen. Ich lernte von einigen der besten Fighter der Region, mit hunderten KämpfenErfahrung. Aber auch hier lernte ich, dass sie viel Ahnung von ihrem Sport, nicht aber Trainingslehre haben. Tradition statt Wissenschaft ist im Kampfsport groß gewesen. Ich erinnerte mich an die Worte von Ross Enamait: Die meisten Kämpfer-Legenden sind eher trotz als wegen ihres Trainings groß geworden.

In den darauffolgenden Jahren studierte ich Organisationspsychologie, arbeitete für eine Unternehmensberatung, die spätere tunesische Tourismusministerin und beschäftigte mich neben dem Sport mit der Frage, was Menschen unterscheidet, die Spitzenleistungen bringen und wie man generell die Leistung von Menschen ebenso verbessern kann wie ihre Gesundheit, ihren Stresspegel und ihr soziales Leben. Ich erkannte, dass eine Leistungsgesellschaft nichts Schlimmes ist, solange Leistung korrekt gefördert wird, solange Leistung sich auf Bereiche wie „Erholung, Entspannung und Familie“ ausweitet. Während dieser Zeit betreute ich in meiner Freizeit kostenlos hunderte Klienten. Meine Beschäftigung mit Sport und Ernährung auf wissenschaftlicher Basis, das Übersetzen der vorhandenen Informationen ging über und nach dem Bruch mit meinen Auftraggebern wurde es meine vorrangige Beschäftigung. Seit mehr als einer Dekade arbeite ich daran, Informationen und Methoden über evidenzbasiertes Training nahezubringen, sinnvolle Trainingsmethoden aufzuzeigen und mit Individuen daran zu arbeiten, ein für sie zugeschnittenes Trainingsprogramm zu entwickeln.

Die Wissenschaft ist für mich die sinnvollste Methode, Sachverhalte und Fragen zu klären. Wir stellen Fragen, beantworten diese, schliessen aus und am Ende haben wir mehr Fragen, die wir wieder beantworten. Mit der Zeit kristallisiert sich so ein Bild. Wir haben einen Ausgangspunkt von dem wir jede Methode, jedes Gerät, jede Bewegung, jeden Ansatz und jede Trainingsphilosophie bewerten können. Und das ist es was ich tue, ich beantworte die Fragen und entwickele damit Ansätze in der Praxis. Nicht rein im Luftschloss. Wenn du dich fragst „Welchen Weg kann ich gehen, um mein Ziel X zu erreichen?“, dann ist es meine Aufgabe, einen Weg zu finden, der zu dir passt und effektiv ist.


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