Vitamin D für eine anabole Signalwirkung und mehr Muskelaufbau

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Vitamin D für eine anabole Signalwirkung und mehr Muskelaufbau

Von Wilfried Dubbels | Benötigte Lesezeit: 4 Minuten |


Vitamin D für eine anabole Signalwirkung und mehr Muskelaufbau

Bei Vitamin D handelt es sich eigentlich um eine hormonähnliche Substanz mit breitem Wirkspektrum – darunter auch im Immunsystem und im Kampf gegen Krankheitserreger. (Bildquelle: Pixabay.com / Nemo ; Public Domain Lizenz)

Vitamin D reguliert die Aufnahme von Kalzium. Es ist daher insbesondere für den Knochenstoffwechsel von Bedeutung. Daneben wurde kürzlich aber auch ein direkter Effekt auf die Muskulatur nachgewiesen. Die Kontraktionskraft des Muskels wird durch Vitamin D über die Kalziumaufnahme gesteuert. Die neuromuskuläre Erregungsleitung führt zu mehr Muskelkraft und in Folge auch zu mehr Muskelmasse. Andere Forschungsarbeiten deckten auf, dass Vitamin D die Produktion von Myostatin in den Muskelzellen reduziert und die Produktion von Wachstumsfaktoren erhöht.

Vitamin D nimmt unter den Vitaminen insofern eine Sonderstellung ein, als dass es der menschliche Organismus unter Einwirkung von UV-Licht selbst bilden kann. Außerdem besitzt Vitamin D neben seiner Funktion als Vitamin für die Knochen und Muskeln weitere wichtige, hormonartige Funktionen für das Zellwachstum und die Zellteilung. Durch seine Steuerfunktion im Netzwerk des Immunsystems wird durch Vitamin D das Risiko für die Entwicklung von verschiedenartigsten Erkrankungen wie z. B. Osteoporose, Krebs, Diabetes, Rheuma, Demenz und Muskeldystrophie gesenkt (siehe Tabelle).

Vitamin D reguliert die Expression von etwa drei Prozent des menschlichen Genoms. Hierüber lassen sich die vielfältigen Wirkungen von Vitamin D auf den menschlichen Körper erklären. Für den Bodybuilder sind natürlich die muskelfördernden Eigenschaften von Vitamin D besonders interessant. Vitamin D beeinflusst u.a. die Expression verschiedener Gene, die an der Produktion und Aktivität von Testosteron beteiligt sind und verstärkt die anabole Wirkung des Insulins auf Leucin sowie den hypertrophen Einfluss auf IGF-1.  

Vitamin D für eine anabole Signalwirkung und mehr Muskelaufbau

Einfluss von Vitamin D auf den Testosteronspiegel

Vitamin D für eine anabole Signalwirkung und mehr Muskelaufbau

Die körpereigene Vitamin D-Synthese funktioniert in kalten und dunklen Wintermonaten selten gut – gerade Sportler, aber auch die normale Bevölkerung, kann von einer Supplementation oder der Bestrahlung von UV-Licht profitieren – Zum Vergrößen aufs Bild klicken. (Bildquelle: Wikimedia.org / OpenStax College ; CC Lizenz)

Vitamin D aktiviert gleich mehrere Gene, die an der Testosteronproduktion beteiligt sind. Ein direkter Zusammenhang von Vitamin D und Testosteron wurde in verschiedenen Studien nachgewiesen. In einer Studie wiesen die Probanden mit den geringsten Vitamin D Werten auch die niedrigsten Testosteronwerte auf und die Gruppe mit hohen Vitamin D Werten hatten auch hohe Testosteronwerte. Auffällig war in dieser Studie, dass die hohen Vitamin D Werte mit weniger Sexualhormonbindendem Hormon (SHGB) korrelierten. Das heißt, dass auch weniger Testosteron durch Bindung an sein Transportprotein inaktiviert war! In einer anderen Studie wurde nachgewiesen, dass Vitamin D den Umbau von Testosteron in Östrogen reduziert, indem es die Expression der Aromatase verringert und damit indirekt den Testosteronspiegel erhöht.        

Vitamin D verstärkt die anabole Insulinwirkung in Gegenwart von Leucin

Insulin wirkt anabol, indem es an den Insulinrezeptor bindet und eine Kaskade von Signalwirkungen auslöst, die mTOR aktivieren. Über den mTOR Signalweg regt die Aminosäure Leucin die Proteinsynthese an. Das führt zu stärkerer Proteinansammlung in der Muskelzelle. Es ist bekannt, dass die verzweigtkettige Aminosäure Leucin diesen Signalweg und damit auch das Muskelwachstum aktiviert. Im Vitamin D Mangelzustand ist das Insulinsignal jedoch nur schwach ausgeprägt. Das deutet darauf hin, dass Vitamin D den mTOR Signalweg unterstützt. Weitere Studien belegten die Annahme, dass Vitamin D die Fähigkeit Leucins zur Aktivierung des Insulinsignals verbesserte und die Muskelproteinsyntheserate erhöhte.

Vitamin D erhöht IGF-1 Wirkung

Vitamin D erhöht die IGF-1 Wirkung, indem es die Produktion von IGF-1 und seinem Bindungsprotein anregt. IGF-1 liegt im Blutkreislauf überwiegend in gebundener Form vor. Durch die Bindung wird verhindert, dass der Wachstumsfaktor zu schnell vom Körper abgebaut und entfernt wird. Die Bindung ermöglicht einen Depoteffekt, der die muskelaufbauende Wirkung verlängert, während freigesetztes IGF-1 nach getaner Arbeit relativ schnell „verschlissen“ ist.  

Empfehlungen zu Vitamin D

Für Bodybuilder ist Vitamin D natürlich von besonderem Interesse, da es durch Regulierung wichtiger anaboler Hormone einen hypertrophen Einfluss ausübt, der zu Verbesserungen im Kraft- und Muskelaufbau führt. Heißt das nun, dass mehr Vitamin D auch mehr Muskelmasse aufbaut?

Für Vitamin D gilt das, was für alle anderen Vitamine auch gilt. Eine Überversorgung kann mehr Schaden als Nutzen bringen. Wer damit optimal versorgt ist, wird auch keine weitere Steigerung oder Verbesserung erfahren. Andererseits haben Studien gezeigt, dass bis zu 90% der Männer und Frauen in Deutschland noch nicht einmal den täglichen Minimalbedarf an 200 i.E. Vitamin D durch Kombination aus alimentärer Zufuhr (über die Nahrung) und Eigensynthese über die Haut decken. Optimal versorgt sind nur Wenige. Wer einen niedrigen Vitamin D-Status hat, der sollte unbedingt substituieren. Insbesondere in den Wintermonaten und bei weniger als 80-160 nmol/l Calcidiol im Blut. Die ärztliche Kontrolle des Calcidiolspiegels ist anzuraten, da sich Vitamin D als fettlösliches Vitamin leicht im Körper anreichern kann.

Von vielen Medizinern wird eine generelle Supplementierung mit mindestens 800 IU Vitamin D pro Tag in den Wintermonaten empfohlen. Wer Vitamin D als Bodybuilding-Supplement nutzen möchte, sollte mindestens 2000 IU Vitamin D pro Tag zu sich nehmen (siehe auch unseren Artikel “Vitamin D: Für mehr Leistung, bessere Regeneration und ein starkes Immunsystem“). Vitamin D kann Ihnen dazu verhelfen, die Muskelproteinsynthese zu erhöhen, das Körperfett zu verbrennen und Ihren Testosteronspiegel zu erhöhen. Das zusätzliche Potenzial bezüglich der Muskulatur sollten insbesondere ältere Bodybuilder nutzen. Aber auch für junge Bodybuilder ist das zumindest in den Wintermonaten ein viel versprechender Zusatzgewinn. Im Sommer produzieren jüngere Erwachsene viermal mehr hauteigenes Vitamin D als ältere Menschen und sind dann bei gesunder Ernährung nicht unbedingt auf die Supplementierung angewiesen.

Quellen & Referenzen

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(2) Christensen, GL., et al. (2004): Sequential versus combined treatment of human breast cancer cells with antiestrogens and the vitamin D analogue EB1089 and evaluation of predictive markers for vitamin D treatment. In: Breast Cancer Res Treat. URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15039597.

(3) Larsen, SS. / Heiberg, I. / Lykkesfeldt, AE. (2001): Anti-oestrogen resistant human breast cancer cell lines are more sensitive towards treatment with the vitamin D analogue EB1089 than parent MCF-7 cells. In: Br J Cancer. URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/11237391.

(4)  Prieto-Alhambra D, et al. (2011): Vitamin D threshold to prevent aromatase inhibitor-induced arthralgia: a prospective cohort study. In: Breast Cancer Res Treat. URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20665105.

(5) Rastelli AL, et al. (2011): Vitamin D and aromatase inhibitor-induced musculoskeletal symptoms (AIMSS): a phase II, double-blind, placebo-controlled, randomized trial. In: Breast Cancer Res Treat. URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21691817.

(6  Ford ES, et al. (2011): Associations between concentrations of vitamin D and concentrations of insulin, glucose, and HbA1c among adolescents in the United States. In: Diabetes Care. URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21273498.

(7)  Kelly A, et al. (2011): A cross-sectional study of vitamin D and insulin resistance in children. In: Arch Dis Child. URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21335626.

(8) Chiu KC, et al. (2004): Hypovitaminosis D is associated with insulin resistance and beta cell dysfunction. In: Am J Clin Nutr. URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15113720.

(9) Nazarian S, et al. (2011): Vitamin D3 supplementation improves insulin sensitivity in subjects with impaired fasting glucose. In: Transl Res. URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22005267.

(10) Choi HS, et al. (2011): Low serum vitamin D is associated with high risk of diabetes in Korean adults. In: J Nutr. URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21697301.

(11) Carrillo AE, et al. (2012): Impact of vitamin D supplementation during a resistance training intervention on body composition, muscle function, and glucose tolerance in overweight and obese adults. In: Clin Nutr. URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23034474.

(12) Gilsanz V, et al. (2010): Vitamin D status and its relation to muscle mass and muscle fat in young women. In: J Clin Endocrinol Metab. URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20164290.

(13) Goswami R, et al. (2012): Skeletal muscle strength in young Asian Indian females after vitamin D and calcium supplementation: a double-blind randomized controlled clinical trial. In: J Clin Endocrinol Metab. URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22904178.

(14) Cannell JJ, et al. (2009): Athletic performance and vitamin D. In: Med Sci Sports Exerc. URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19346976.

(15) Wehr E, et al. (2010): Association of vitamin D status with serum androgen levels in men. In: Clin Endocrinol (Oxf). URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20050857.

(16) Bischoff-Ferrari, HA. / Orav, EJ. / Dawson-Hughes, B. (2008): Additive benefit of higher testosterone levels and vitamin D plus calcium supplementation in regard to fall risk reduction among older men and women. In: Osteoporos Int. URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18351428.

(17) Pilz S, et al. (2011): Effect of vitamin D supplementation on testosterone levels in men. In: Horm Metab Res. URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21154195.

(18) Bischoff HA, et al. (1999): Muscle strength in the elderly: its relation to vitamin D metabolites. In: Arch Phys Med Rehabil. URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/9915372.

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(20) Ameri, P., et al. (2013): Vitamin D increases circulating IGF1 in adults: potential implication for the treatment of GH deficiency. In: Eur J Endocrinol. URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24005315.

(21) Salles, J., et al. (2013): 1,25(OH)2-vitamin D3 enhances the stimulating effect of leucine and insulin on protein synthesis rate through Akt/PKB and mTOR mediated pathways in murine C2C12 skeletal myotubes. In: Mol Nutr Food Res. URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23929734.

(22) Garcia, L., et al. (2011): 1,25(OH)2vitamin D3 stimulates myogenic differentiation by inhibiting cell proliferation and modulating the expression of promyogenic growth factors and myostatin in C2C12 skeletal muscle cells. In: Endocrinology. URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21673099.


Bildquelle Titelbild: Flickr / Lost X Space ; CC Lizenz


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Über

Wilfried Dubbels, Jahrgang 1950, ist approbierter Apotheker und betreibt Bodybuilding seit Jahrzehnten mit Leidenschaft. Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit ("Alles was stark macht" & "Die Anti-Aging-Formel") verfasste er bereits diverse Aufsätze und Fachartikel, die in wissenschaftlichen Publikationen und Kraftsportzeitschriften erschienen sind. Sein Spezialgebiet ist die leistungssteigernde Wirkung und das Risikopotenzial von Substanzen und Supplementen.

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8 Kommentare

  1. Hallo, gibt es hierfür Literaturnachweise? Vor allem bezüglich Leucin Insulin und IGF würde ich gern nachlesen.
    Danke

  2. Ich arbeite ausschließlich nachts und nehme nach dem aufstehen eine Kapsel Vitamin D3 von MP zu mir (2500iu), reicht das aus oder sollte ich ggf. zusätzlich noch eine weitere vor dem schlafen zu mir nehmen?

  3. Ich habe noch eine kleine Anmerkung zum Artikel. D3 sollte zusammen mit Calcium K2 eingenommen werden. Wenn man den D3-Spiegel vom Arzt überprüfen läßt, dann darf man das aus der eigenen Tasche bezahlen. Die Krankenkasse übernimmt die Kosten nicht. Es gibt Testkits (ca. 30 Euro) um das selbst zu machen. Man schickt das dann ein und bekommt die Ergebnisse online über eine anonyme Nummer/ID zu sehen. Das ist meistens günstiger als beim Arzt.

    Es gibt 2 sehr gute Bücher über D3:

    Gesund in sieben Tagen: Erfolge mit der Vitamin-D-Therapie
    Dr. med. Raimund von Helden
    ISBN-10: 3939865125
    ISBN-13: 978-3939865124

    Hochdosiert: Die wundersamen Auswirkungen extrem hoher Dosen von Vitamin D3
    Jeff T. Bowles
    ISBN-10: 3981409892
    ISBN-13: 978-3981409895

  4. Hallo,
    ich nehme schon seid Wochen 50.000 IE und fahre damit sehr gut. Ich habe keine Probleme und lasse es natürlich von meinem Arzt kontrollieren.
    Die Ärztin meinte ich solle aufhören doch der Wert war mir noch nicht hoch genug.

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