Die Warrior Diet: Ist der Mensch ein Krieger?

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Warrior Diet: Ist der Mensch ein Krieger?

Von Daniel Rohde | Benötigte Lesezeit: 9 Minuten |


Über die Philosophie von Ori Hofmekler, dem Autor von „The Warrior Diet“.

Benutzt Mr. Hofmekler diesen reißerisch klingenden Begriff „Krieger“ um Aufmerksamkeit zu er- und somit Buchverkäufe anzuregen oder zieht er für uns lohnenswerte Schlüsse aus seiner Betrachtung des Menschen und seiner ihm eigentlich bestimmten Lebensweise?

Im Folgendem wird ein kurzer Einblick in seine Ansichten und Ideen gegeben: Der Mensch. Was ist das für ein Tier? Wie sieht artgerechtes Leben für diese Spezies aus? Was hält den Menschen gesund und beschert ihm ein langes Leben? Wie kann er am besten über- und lange leben?

Die Warrior Diet: Ist der Mensch ein Krieger?

Mit diesen Fragen beschäftigt sich der Autor Ori Hofmekler, ehemals Mitglied der israelischen Streitkräfte – von daher schon immer mit Fragen des menschlichen Überlebens konfrontiert – in seinen zahlreichen Büchern. Nach verlassen der Armee ging Ori in die USA, um dort die Humanwissenschaften, insbesondere Humanbiologie, zu studieren. Er stützt seine oft verblüffend einleuchtenden Erkenntnisse zum Teil auf neueste amerikanische Forschungsergebnisse. Auch ist er in der Sportszene rund um den RKC (Russian Kettlebell Club) tätig.

Ist der Mensch ein Krieger?

Ori Hofmekler, ehemaliger israelische Soldat und mit “The Warrior Diet” Pionier einer Intermittent Fasting orientierten Ernährung (BIldquelle: Mercola.com)

Ori entwirft ein Bild von der Umwelt vor dem Zeitalter der Zivilisation. Von einer Zeit, in die der Mensch als Art hineingeboren wurde. Er war konzipiert für die damalige Umwelt, sie war sein natürlicher Lebensraum. Endlose Savannen, Hunger, Feinde, wilde Tiere, täglicher Kampf ums Überleben. Der aufrechte Gang ermöglichte unseren Ahnen im Grasland den Überblick zu behalten, das bemerkenswert fähige Gehirn verschiedenste Problemstellungen zu lösen, der den Fingern entgegen gestellte Daumen ermöglicht das Greifen von Gegenständen. Dies alles ließ unsere Spezies überleben und zu einer hoch technisierten und in weiten Teilen – im Gegensatz zu damals – sehr bequemen und auch verweichlichten Gesellschaft heranzuwachsen. Einer Gesellschaft, bei der Spaß und Befriedigung von Konsum und anderen Gelüsten an erster Stelle steht. Einer reichen Gesellschaft, in der körperliche Anstrengung immer mehr vermieden werden kann und trotzdem ein „gutes“ Überleben möglich ist.

Aber ist die Gesellschaft gesund und glücklich? Gibt es nicht neue Seuchen, die sogenannten Wohlstandskrankheiten? Muss Altern wie eine Krankheit angesehen werden? Gibt es nicht körpereigene Mechanismen, Verhaltensweisen und Instinkte, die nur wiedererweckt und gepflegt werden müssen, um Kraft und Gesundheit zu schaffen und zu erhalten?

Ori sagt in seinen Büchern: „Ja, es gibt diese Kraft im Menschen. Um sie zu aktivieren, muss nur dem eigentlichem menschlichem Wesen genüge getan werden“, und führt uns auf eine interessante, nicht amerikanische Art durch seine Gedankengänge und zeigt uns wie seiner Meinung nach diese Kräfte wiederbelebt werden können. Leider gibt es seine Bücher bisher nur in englischer Sprache, doch das alte Schulenglisch zu polieren und dabei ab und zu ein gutes Wörterbuch zu stemmen, kann schon als erste Trainingseinheit gezählt werden.

Der Tag ist zum arbeiten da…

Er befasst sich mit Fragen der sinnvollen Ernährung, dem Ess- und Trainingsverhalten und dessen Einfluss auf unseren Hormonhaushalt, unserem Hebel zur Steuerung aller Stoffwechselvorgänge. So weist er besonders auf den Wert der Beachtung unseres Nervensystems, gesteuert von Sympathikus und Parasympathikus, hin. Der Sympathikus steuert die aktive Phase des Tages, die Zeit der Aktivität, Nahrungsbeschaffung, Arbeiten, Spielen, Tanzen. Der Parasympathikus die passive Phase, Nahrungsaufnahme und Ruhe.

Diese beiden Aggregatzustände können beeinflusst werden durch das Essverhalten. (Intermittierendes) Fasten schaltet den Sympathikus ein. Damit ist nicht wochenlanges Hungern gemeint, sondern einfach über Tag keine großartigen Mahlzeiten zu sich zu nehmen. Denn isst der Mensch genug um satt zu sein, schaltet er damit den Parasympathikus ein, das Ruhe- und Verdauungsprogramm. Er wird träge und möchte sich ausruhen, entspannen. Diese zwei Zustände sollten in einem gesunden Gleichgewicht zueinander stehen. Denn blockieren sie sich oder ein Zustand überwiegt, gerät der Stoffwechsel durcheinander – und daraus resultieren über kurz oder lang Krankheiten und Schwäche.

Die Warrior Diet: Ist der Mensch ein Krieger?

Die Warrior Diet und der Feeding-Cycle: 20 Stunden “Undereating” gefolgt von 4 Stunden “Overeating”. Die Renegade Diet ist indes eine Weiterentwicklung von Jason Ferruggia, die speziell auf die Bedürfnisse von Kraftsportlern zugeschnitten ist. (Bildquelle: Maximum Muscle, Minimum Fat, S. 11.)

Diesem entgegenzuwirken macht er beispielsweise folgende Vorschläge. In der Zeit der Aktivität, gewöhnlich also über Tag, möge möglichst wenig bis gar nichts gegessen werden. Höchstens kleine Mengen Eiweiß (30gr), Nüsse, Kräuter, Samen, Gemüse, bevorzugt Blattgemüse, und Obstsorten mit niedrigem glykämischem Index können zu sich genommen werden. Doch niemals so viel, um satt zu sein oder eine (starke) Insulinreaktion hervorzurufen. Durch dieses Fasten inklusive dem gelegentlichen Aushalten eines Hungergefühls werden Hormone freigesetzt, die einen wach und konzentriert halten, gleichzeitig werden im Körper selbst Reinigungsarbeiten und Wartungsarbeiten durchgeführt („Autophagozytose“). Abbau von altem Zellmaterial und Versorgung mit Nähr- und Aufbaustoffen findet dann statt. Diese Reinigungs- und Wartungsarbeiten geschehen nicht, wenn der Körper mit Verdauungsarbeit beschäftigt ist.

Somit ist es wichtig Disziplin beim Essverhalten zu zeigen, damit diese geschehen können. Denn sonst altert man schneller als nötig und erreicht auch nicht sein bestmögliches Schaffenspotential, ein energievolles Auftreten voller Kraft und Zuversicht. In Versuchen an Mäusen wurden nach neuesten amerikanischen Forschungen diese innerzellulären Vorgänge und Zusammenhänge nachgewiesen. Und danach auch erfolgreich am Menschen erprobt.

Zyklische, giftfreie und natürliche Ernährung

Ori zur Folge ist der Körper vor Katabolismus während dieser Fastenzeit geschützt, wenn ihm danach ausreichend unbelastete Nahrung und Ruhe geboten wird. Er betont die Wichtigkeit einer giftfreien Ernährung, basierend auf einem natürlichen Angebot. Was hatte der Frühmensch für eine Auswahl an Nahrungsmitteln, welches Werkzeug, diese zu sich zu nehmen, stand ihm dabei zur Verfügung? Letzten Untersuchungen zur Folge hat der Mensch zwar ein Allesfressergebiß, allerdings ist dieses Mahlwerk am besten dazu geeignet Nüsse, Kerne und Samen zu zerkleinern. Eine Nahrungsart, die ihm damals in seiner natürlichen Umgebung auf seinen Streifzügen am ehesten zur Verfügung stand, außergewöhnlich hohen Nährwert hat und trotz oder gerade wegen des hohen Fettgehalts sehr wertvoll für den Menschen ist.

Hauptsächlich war der Mensch ein Sammler, also alles was gepflückt und aufgelesen werden kann, ist gut für ihn. Natürlich ist er auch ein Jäger und das führt uns zum nächsten Hebel hormoneller Steuerungsvorgänge, der körperlichen Aktivität. Sprinten, Springen, Zustoßen, etwas Ziehen, Heben, kurzzeitig hohe Anforderung an Kraft und Kraftausdauer, gepaart mit langen Ausdauereinheiten des Suchens und Verfolgens.

“Not actively surviving is passively dying”

So schlägt er ein Training vor, dass diesen Anforderungen Rechnung trägt. Ein Training auch mit Gewichten, wobei alle drei Kraftarten, also pure Stärke, Schnellkraft und Ausdauer gefordert und somit gefördert werden. So empfiehlt er u.a. ein Training bis zum „virtuell paralism“, also Aktivität bis es einem leicht bunt vor Augen wird. Doch gerade diese Art soll den Signalpfad namens mTOR aktivieren, das für Kraft- und Muskelaufbau besonders effektiv ist. Wenn der Körper dann seine Nahrung bekommt, schaltet er auf Verdauen um, kurbelt die Proteinsynthese vermehrt an und speichert Energie und Vitalstoffe.

Die Warrior Diet: Ist der Mensch ein Krieger?

Anabolic Cycle: Wechsel von intensiver Anstrengung/Training und Ruhe/Entspannung maximiert die hormonelle Reaktion und anabole Hormone. (Bildquelle: Maximum Muscle, Minium Fat, S.76)

Wer von unserer Art benimmt sich noch am ehesten natürlich? Als Beispiel die Kinder. Sie spielen, rennen, tollen herum und machen Faxen bis sie aus der Puste sind, ruhen kurz aus und machen weiter. Danach futtern sie ihrem Hungergefühl nach,  bis sie satt sind. Danach wollen sie ausruhen, schlafen. Und all das unterstützt sie groß und stark zu werden. Dies gilt leider nicht für die Computer- und Fernsehkids, die sich mit zuckerhaltiger und raffinierter Nahrung begnügen.

Gegen Zucker wettert Herr Hofmekler besonders gern, in meinen Augen nicht zu unrecht. Er erklärt warum Kaffee vor einer Trainingseinheit durchaus Nutzen hat, nach dem Sport aber eher dem Erfolg abträglich ist. Warum Heidelbeeren, überhaupt Beerenfrüchte auf dem Speiseplan stehen sollten. Warum? Weil sie viele gute Nährstoffe bei niedrigem GI bieten und weil sie eines der Nahrungsangebote der einstmals natürlichen Umgebung für die ersten Menschen waren. Beeren wuchsen gut erreichbar. Und ab und zu begegnete man dabei einem Bären und es wurde hektisch, es galt zu kämpfen oder zu flüchten.

Um die Eingangs-Frage zu beantworten: Der Mensch ist ein Jäger, ein Krieger, ein Kämpfer für das eigene Wohl und das seiner Mitmenschen, aber hauptsächlich ist er ein Sammler. Dies gilt es auch bei heutigen Lebensumständen zu berücksichtigen. Als möglicher Alleskönner sollte er auch alles berücksichtigen, seien es ernährungstechnisch oder bewegungsbedingte Umstände. Und um alles zu können, muss man auch alles (aus-)üben, in geeigneter Form, mit geeigneten Mitteln.

Über die Werke des Ori Hofmekler

Oris Bücher sind sehr interessant zu lesen, erfährt man doch fast fortlaufend neue Fakten, manch schon Bekanntes wird von ihm bestätigt. Wobei einiges auch wohldosiert wiederholt wird, um es dem Leser einzuprägen. Allerdings nicht auf diese amerikanische Art, bei der man sich fühlt als wäre man bei einem Verkaufssender gelandet oder der Erzähler hält einen für dumm. So betont er z.B. öfter die Rolle der Aminosäuren, insbesondere des Leucins, und in welchem natürlichen Nahrungsmittel diese vorkommt. Soviel sei verraten: In unbehandelten Milchprodukten. Molke wird gelobt. Molke, das ist Whey in flüssig…

Die Warrior Diet: Ist der Mensch ein Krieger?Oder er erinnert an die Rolle des Insulins und wie man ungewollten Insulinausstoß vermeiden kann. Sein Thema ist immer das natürliche Leben und seine Anforderungen und dafür spannt er auch immer wieder den Bogen zu den Anfängen der Menschheit. Und es macht Spaß davon zu lesen. Seine verschiedenen Bücher haben ihre eigenen Schwerpunkte, aber der Grundtenor, seine Botschaft klingt aus allen gleich: Lebe, wie die Natur es für Dich vorgesehen hat!

Unlock Your Muscle Gene

In seinem Buch Unlock Your Muscle Gene bespricht er die vorhandenen Hebel, um auf den eigenen Stoffwechsel Einfluss nehmen zu können. Und dies auf kurzweilige und stellenweise auch unterhaltsame Art, also trotz einigem Wissenschaftsenglisch gut lesbar. Ich empfehle dies Buch jedem Interessierten, der einiges mehr über die biochemischen Vorgänge und deren Beeinflussbarkeit im Körper erfahren möchte. Hauptsächlich geht es um Ernährung und Essverhalten, allerdings gibt es auch kurze dafür hochinteressante Kapitel über sportliche Aktivität und deren Ausführung.

The Warrior Diet

In The Warrior Diet entwirft er einen Diätplan, der Nahrungsangebot und auch sportliche Aktivität ganz im Sinne und Möglichkeit antiker Krieger beinhaltet. Als kleines Beispiel Laufübungen mit Gewichten in der Hand, stellen wir uns vor die Hanteln wären Schwert und Schild. Er stellt auch einen Trainingsplan vor. Auch empfiehlt er Training niemals bis zum Versagen, denn Versagen ist für einen Krieger der Tod. Ein Krieger trainiert Überleben. Denn Überleben ist sein Ziel, so gut wie möglich.

Die Warrior Diet: Ist der Mensch ein Krieger?

Ori Hofmekler empfiehlt im Trainingimmer wiederzukommen“, sprich nach kurzer Pause die Übung immer wieder zu absolvieren und noch einen drauflegen – ähnlich dem Zirkeltraining aus Schulzeiten. Das macht zäh und stark. Und Zähigkeit und Stärke sind die Erfolgsgaranten im täglichen Überlebenskampf, sei es mit den einfallenden Barbaren, dem Säbelzahntiger oder heute z.B. dem Kampf mit der Steuererklärung oder dem Kampf am Grabbeltisch um die letzte günstige Discounterunterhose. Was hilft es da, wenn ein guter Krieger bis zum Umfallen kämpft und danach nie mehr zur Verfügung steht? Nichts! Der Mensch als intelligentes Rudeltier bevorzugt da eine Art Rotationsprinzip, ist Achilles müde, darf Herakles seinen Platz in vorderster Reihe einnehmen.

Die Warrior Diet: Ist der Mensch ein Krieger?Als Höchstarbeitszeit empfiehlt Ori übrigens 45 Minuten vollem Einsatz an vorderster Front. Danach spätestens wird’s ungesund. Testosteronspiegel sinkt. Auch bei guter Schwertführung. Diese Erkenntnisse legt er auf ein Trainingsprinzip um, das durchaus ansprechend ist und auch Arbeit am Eisen beinhaltet. Und das auch gern öfter als nur 2-3mal die Woche.

Maximum Muscle, Minimum Fat

Das Buch Maximum Muscle, Minimum Fat behandelt Muskelaufbau und Fettabbau wie der Titel schon vermuten lässt. (Unser Review zu Maximum Muscle, Minimum Fat findest du im Übrigen hier)

The Anti-Estrogenic Diet

The Anti-Estrogenic Diet befasst sich speziell mit dem Einfluss der Hormone und der Giftstoffe auf den menschlichen Körper und somit auf sein ganzes Leben.

Die Warrior Diet: Ist der Mensch ein Krieger?Ori Hofmekler bemüht sich darum, dem Leser einleuchtend seine Ansichten nahe zu bringen, damit dieser seine eigenen Schlüsse und somit auch eigenen Nutzen daraus ziehen kann. Er macht dem Leser klar, wie wichtig eine vernünftige natürliche Ernährung ist, ebenso wie wichtig es ist, den Bewegungstrieb passend zu befriedigen. Er bietet Auswege. sich aus einem von Wohlstand zermürbtem Zustand zu befreien und sein eigentliches Potential zu entwickeln und auszuleben. Sprich: Er beschreibt wie ein artgerechtes Menschenleben geführt werden kann. Ein Leben in dem man jeden Kampf bestehen und gesund alt werden kann.

       

Mein Fazit zu Ori‘s Werken

Eine vielleicht nicht ganz einfache, aber unbedingt empfehlenswerte Lektüre für den an Gesundheit, Stärke und langem Leben interessierten Menschen!

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Bildquelle Titelbild: Flickr / MCAD Library ; CC Lizenz


 

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1 Kommentare

  1. Das Buch “The Warrior Diet” habe ich auch gelesen und ich finde es ist ein äußerst interessantes Konzept.

    Ich habe auch schon versucht mit intermittent Fasting zu arbeiten. Meine Erfolge damit waren jedoch auch nicht signifikant besser als mit traditionellem Carb-Backloading im Aufbau undLow Carb mit Ladetagen in der Diät.

    Allerdings kenne ich einieg Leute, die absolut auf dieses Ernährungskonzept schwören und so eine gute Story ist auch vielen Leuten eine Menge wert! :D

    Was ich hier lose in dem noch in den Raum stellen möchte ist das Thema der drei Menschentypen Siedler/ Nomaden und Krieger nach Terrance Watts. Sehr spannendes Konzept!

    Viele Grüße
    Jahn

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